Begraben: St. Vincent (St.-Germain-des-Pres)
Einziger Sohn des Franken-Königs Chlothar
I. aus seiner 4. Ehe mit der Arnegunde
Lexikon des Mittelalters: Band II Spalte 1824
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Chilperich I., merowingischer König
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* ca. 537, † 584
Begraben: St. Vincent (St.-Germain-des-Pres)
Nach dem Tod des Gesamt-Königs Chlothar
I. 561 bemächtigte sich der jüngste Sohn Chilperich
I. des königlichen Schatzes und der sedes
Paris, mußte sich dann aber auf Eingreifen seiner drei Brüder
hin zu einer dovisio legitima bereitfinden; dabei erhielt er das
Teilreich von Soissons. Diese an die Teilung von 511 anschließende
Vierteilung wurde bereits 567 durch den Tod König
Chariberts
I. von Paris hinfällig; bei der Aufteilung seines Teilreichs
erhielt Chilperich
die Küstengebiete
von der Somme bis zur Loire; die Königsstadt Paris wurde neutralisiert.
Die komplizierte Teilung von 567 barg von vornherein Konfliktstoff für
die Zukunft; Chilperich I. versuchte
sogleich, eine Verbindung zwischen seinem Kernland und den aquitanischen
Enklaven zu gewinnen (Besetzung von Tours und Poitiers). Im ausbrechenden
Bruderkrieg kämfte Chilperich I.
im Bündnis mit Gunthram
von Orleans gegen
Sigibert
I. von Reims, zunächst erfolgreich, dann aber immer
mehr in die Defensive gedrängt. Der Konflikt mit Sigibert
hatte auch einen familiären Grund: Sigibert
hatte ca. 566 Brunichild,
die Tochter des
Westgoten-Königs
Athanagild
geheiratet; ca. 567 ehelichte Chilperich I. deren
Schwester Galswinth,
ließ sie aber bereits wenig später ermorden und heiratete seine
frühere Geliebte Fredegunde.
Die Ermordung Sigiberts
575 brachte die die große Wende: Chilperich
häufte nun Erfolg auf Erfolg; bald hatte er den gesamten Anteil Sigiberts
aus
dem Charibert-Erbe besetzt. Nach einer
Palastrevolution gegen Brunichild in
Austrien 581 kam es zu einer Verständigung mit den Austriern gegen
Gunthram;
Chilperich
I. nahm auch noch Gunthrams
Anteil aus dem Charibert-Erbe in Besitz
und residierte sogar in dem neutralisierten Paris. Gefahr drohte ihm noch
einmal durch einen neuerlichen Umschwung im Ostreich 583, waorauf er ein
Bündnis mit dem westgotischen König
Leovigild
schloß (Verlöbnis seiner Tochter Rigunth
mit
Leovigilds
Sohn
Rekkared).
Im Herbst 584 wurde Chilperich I.,
der "aktivste und wendigste unter den Söhnen Chlothars
I." (Ewig) ermordet; sein Sohn Chlothar
II. war erst einige Monate alt. Gregor von Tours, der Chilperichs
geistige
und künstlerische Interessen (Schrift über die Trinität,
Dichtungen, Gesetzgebung, Goldschmiedearbeiten, Wiederherstellung der Circusbauten
in Soissons und Paris) nicht verschweigt, zeichnet im ganzen ein
abschreckendes Bild von diesem "Nero und Herodes
unserer Zeit" (VI, 46).
Quellen:
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Edictum Chilperici (MGH Cap. I nr, 4) - Gedicht Ch.s
(MGH PP IV, 455) - Gregor von Tours, Hist. Fr. IV, 22-VI, 46 (MGH SRM I²)
-
Literatur:
-----------
Hoops² IV, 460-462 [R. Wenskus] - E. Ewig, Die frk.
Teilungen und Teilreiche (511-613); 1953, 676-683 (Ders., Spätantikes
und frk. Gallien I, 1976 135-142) - F. Beyerle, Das legislative Werk Ch.s
I., ZRG GermAbt 78,1961, 1-38 - E. Ewig, Stud. zur merow. Dynastie FMASt
8, 1974, 29-36. -
CHILPERICH I.
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†
584 ermordet
Bei der Reichsteilung nach dem Tode seines Vaters erhielt Chilperich I. Neustrien mit der Residenz Soissons. Nach dem Tode seines Bruders Charibert I. besetzte er 567 Paris, womit ständige Bruderkriege begannen. Er besaß die meisten Reichsgutbezirke, wurde zeitweise verjagt und wechselte mehrmals die Fronten. Durch die Ermordung seiner Gemahlin und die Freveltaten seiner Buhlerin Fredegunde trug er die Hauptschuld an den Kriegen zwischen seinen Brüdern, in denen der Adel erstarkte. Er ließ 575 seinen Bruder Sigibert I.ermorden und trieb seinen Sohn Merowech 577 in den Tod. 581 schloß er ein Bündnis mit Byzanz und unterlag 583 in der Schlacht bei Melun seinem Bruder Guntram. Chilperich wurde auf der Jagd auf Anstiften der Fredegunde ermordet.
1. oo AUDOVERA
† 580 ermordet
2. oo GALSWINTHA
†
Tochter des Westgoten-Königs Athanagild
3. oo FREDEGUNDE,
Konkubine
† 597
Erbitterte Gegnerin Brunhildes, deren Schwester sie umbrachte. Sie stand unter Gunthrams Schutz.
Er hatte 10 Kinder.
1. oo Audovera
um 540 † 580 ermordet
2. oo Galsuintha, Tochter des Westgoten-König
Athanagild
um 556 † 567 erdrosselt
3. oo Fredegunde
um 545 † 597
Kinder:
1. Ehe
Theudebert
† 575 gefallen
Merowech Unter-König
† 577 ermordet (von Fredegunde)
Chlodwig Unter-König zu Tours
† 580 ermordet (von Fredegunde)
Basine ab 580 Nonne in der Abtei Poitiers
†
3. Ehe
Rigundis (Rigunth)
†
Theuderich
583 † 583
Chlothar II.
584 † Herbst
629
Literatur:
-----------
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