Sohn des N.N.
Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 1159
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Athanagild, westgotischer König 555-567
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†
Aus vornehmen Geschlecht stammend, gehörte Athanagild
zu einer wohl mit der katholischen Kirche verbundenen Verschwörergruppe
gegen Agila
und wurde nach Abfall von diesem (wohl 551) von Byzanz gefördert.
Nach Hilfsvertrag und Landung des Liberius (522), die Byzanz Territorialgewinne
in Spanien brachte, wurde Athanagild
bei der Ermordung Agilas 555 zum
König ausgerufen (offizielle Herrschaftsdatierung auf 551). Er
wandte sich aber jetzt gegen die als Bedrohung empfundenen Bundesgenossen,
deren Machtbereich nach jahrelangen, im einzelnen unklaren Auseinandersetzungen
und Kämpfen (Eroberung Sevillas, vergebliche Angriffe auf Cordoba)
zuletzt, wohl 565, vertraglich abgegrenzt wurde. Ein Übertritt Athanagilds
zum katholischen Glauben ist nicht zu beweisen. Doch gelang 566 die Verheiratung
seiner Töchter Brunichild
mit
Sigebert
von Austrasien und Galsvintha
mit dessem Bruder Chilperich
von Soissons. Nach seinem Tode leitete seine Gattin Goisvintha
in einem fünfmonatigen Interregnum den Staat und heiratete später
Leovigild.
ATHANAGILD
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†
567
Herzog Athanagild wurde 551 durch die katholisch-römische Opposition Gegen-König gegen Agila I. und rief Byzanz zu Hilfe, das damit nochmals in Andalusien und Algarve Fuß faßten. Er wurde nach der Ermordung Agilas 555 König und führte ohne großen Erfolg Krieg gegen Byzanz um die verlorenen Gebiete.
oo GUNSWINTHE (Arianerin)
†
(2. Ehe siehe unten)
Norwich John Julius: Band I Seite 300
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"Byzanz. Der Aufstieg des oströmischen Reiches."
Dann, im Jahre 551, sah sich Theodis'
zweiter Nachfolger, König Agila,
gleich mit zwei Aufständen konfrontiert: einem römischen in Cordoba
und einem weit größeren und gefährlicheren seines Verwandten
Athanagild.
Er setzte sich entschlossen zur Wehr, und es dauerte nicht lange, bis Athanagild
den Kaiser um Hilfe bat. Genau dies war eine Gelegenheit, wie sie Justinian
erwartet hatte. Trotz der Erfordernisse des Italienfeldzugs und trotz des
chronischen Mangels an einsatzfähigen Leuten befahl er, eine kleine
Streitmacht, höchstens ein-, zweitausend Mann, von Narses'
Armee freizustellen und unter Liberios zur Unterstützung von
Athanagild
und zum Schutz der römischen Aufständischen nach Spanien abzukommandieren.
Die Landung erfolgte an der Südostküste und stieß auf wenig
Widerstand, denn die westgotische Armee war bereits hoffnungslos gespalten
in das Lager der Agila-Treuen und derer,
die sich dem Aufstand angeschlossen hatten. Es dauerte daher nicht lange,
bis Liberius das gesamte Gebiet südlich einer Linie von Valencia
nach Cadiz unter Kontrolle brachte, darunter auch Cordoba. 555 wurde
Agila
von seinen eigenen Truppen ermordet, und Athanagild
bestieg den Thron ohne Widerstand.
Hätte der neue König eingewilligt, als kaiserlicher
Vasall zu regieren, wäre alles in Ordnung gewesen. Das war jedoch
nie seine Absicht gewesen. Er machte Liberios rasch klar, daß
er von ihm und seiner Armee den raschestmöglichen Abzug erwartete.
Der alte Mann, ein offensichtlich ebenso guter Diplomat wie Feldherr, willigte
im Prinzip ein, überredete Athanagild
jedoch nach und nach zu Verhandlungen. Schließlich wurde eine Vereinbarung
getroffen, wonach ein Großteil des eroberten Gebiets beim Reich verbleiben
sollte. Es gab jedoch nur wenige Soldaten, und die Kommunikationswege waren
gefährlich lang. Justinian mußte
daher einsehen, daß sieben Achtel der Halbinsel seiner Macht entzogen
blieben. Er behielt die Balearen, die ihm zusammen mit Korsika und
Sardinien (die Belisar
und Narses zurückerobert hatten) eine feste Basis im westlichen
Mittelmeer boten, und konnnte sich damit brüsten, daß sich das
Reich einmal mehr vom Schwarzen Meer bis zum Atlantik erstreckte. Der Feldzug
hatte sich also, wenn auch nicht gerade als ein voller Erfolg, gewiß
nicht als Fehlschlag erwiesen.
oo 1. Godiswintha (Godiswinthe)
†
Kinder:
Galsuintha
† 567 ermordet
oo Chilperich I. König von Neustrien
† 584
Brunhilde
555 † 613
567
oo Sigibert I. König von Austrasien
† 575
Literatur:
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Dahn Felix: Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische
Frühgeschichte Europas. Verlag Hans Kaiser Klagenfurt 1977 Seite 120,121,176,396
- Gregor von Tours: Fränkische
Geschichte. Phaidon Verlag, Essen und Stuttgart 1988 Buch IV Kapitel
27,38; Buch V Kapitel 38; Buch IX Kapitel 24 - Hartmann Martina:
Aufbruch ins Mittelalter. Die Zeit der Merowinger. Primus Verlag 2003 Seite
59, 60,62 - Norwich John Julius: Byzanz. Der Aufstieg des oströmischen
Reiches. Econ Verlag GmbH, Düsseldorf und München 1993 Band I
Seite 300 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln
zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs-
und Fürstenhäuser Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag 1994
Tafel 218 - Thiess Frank: Die griechischen Kaiser. Die Geburt Europas.
Paul ZsolnayVerlag Gesellschaft mbH Hamburg/Wien 1959 Seite 208 -