Ewig Eugen:
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„Die Merowinger und das Frankenreich“

Childebert residierte nach der Reichsteilung von 511 in Paris. Chlodomer und Childebert teilten sich die westliche und südliche Francia, wobei Childebert die Gebiete von der Somme bis zur Bretagne erhielt. Außerdem teilte er sich die aquitanischen Gebiete südlich des Poitou und des Limousin mit seinem Bruder Chlothar.
Gemeinsam mit seinem Bruder Chlothar zog er 523 unter der Führung Chlodomers zur Eroberung des Burgunder-Reiches aus. Sie schlugen König Sigismund, der dann durch Verrat in ihre Hände fiel und auf Geheiß Chlodomers samt seiner Familie getötet wurde. In der Schlacht bei Vezeronce, in der Chlodomer fiel, wurden die Franken 524 von Sigismunds Bruder Godomar geschlagen und Childebert und Chlothar gaben daraufhin den Kampf auf.
Während Theuderich 531 im Kampf mit den Thüringern lag, bereitete Childebert von Paris einen Feldzug gegen die Westgoten vor. Als sich ein Gerücht verbreitete, Theuderich sei gefallen, schlugen ihm auvergnatische Senatoren vor, sich auch in den Besitz der Auvergne zu setzen. Childebert ging darauf ein, gab das Unternehmen aber auf, als sich das Gerücht als falsch erwies, und zog weiter gegen die Westgoten. Er schlug den König Amalarich, der (um 526?) eine Schwester der MEROWINGER geheiratet hatte, bei Narbonne und dehnte die Grenze seiner aquitanischen Enklave in der Novempopulana (Gascogne) bis zu den Pyrenäen aus.
Nach der Rückkehr aus dem Westgotenkrieg nahm Childebert Verbindung mit seinem Bruder Chlothar auf, um mit ihm das Erbe Chlodomers von Orleans zu teilen. Chlodomer hatte drei unmündige Söhne hinterlassen, deren sich die Großmutter angenommen hatte. Chlothar erschlug die beiden älteren mit eigener Hand, während der Jüngste von den Seinen gerettet und zum Kleriker gemacht wurde. Die Oheime teilten sich - wohl im Frühjahr 532 - das Erbe Chlodomers. Childebert erhielt, soweit erkennbar, den Löwenanteil mit Orleans, Chartres, Angers, Nantes und Bourges.
Nach der Teilung des Chlodomer-Reiches nahmen die beiden Brüder noch im Jahre 532 den Krieg gegen die Burgunder wieder auf. Ihr Sieg über Godomar bei Autun besiegelte den Untergang des Burgunder-Reiches, wenn auch letzte Kämpfe noch andauerten.
Nach dem Tode ihres Bruders Theuderich versuchten Childebert und Chlothar die Hand auch auf den Reichsteil von Reims zu legen. Aber Theudebert, der wohl gleichaltrig mit Chlothar war, zeigte sich ihnen gewachsen und behauptete das Erbe mit Hilfe der Großen seines Vaters. Childebert, der selbst keine Söhne hatte, vollzog bald eine Schwenkung auf die Seite des Neffen, den er 534 an der Aufteilung des Burgunder-Reiches beteiligte und schließlich sogar als seinen Erben adoptierte.
Bei der Teilung Burgunds fiel die Mitte mit den Metropolen Lyon und Vienne an Childebert. Der König von Soissons Chlothar wurde offenbar benachteiligt. Spannungen zwischen ihm und den beiden anderen MEROWINGERN führten bald darauf zum offenen Konflikt. Chlothar zog sich gegen die Übermacht Childeberts und Theudeberts in die Foret de la Brotonne bei Rouen zurück. Zu seiner Ausschaltung kam es jedoch nicht. Vermutlich trug die Krise des Ostgoten-Reiches, die den Franken neue Möglichkeiten der Expansion eröffnete, zur Wiederherstellung des Friedens im merowingischen Königshaus bei.
Nach dem Tode des Ostgoten-Königs Athalarich († 2.10.534) und der Ermordung der Regentin Amalaswintha am 30. April 535 schloß Kaiser Justinian mit dem MEROWINGERN ein Bündnis, die ihrerseits vom Ostgoten-König Theodahad einen hohen Blutpreis für die Regentin, ihre Cousine, forderten. Theodahad ging darauf ein und schlug seinerseits den MEROWINGERN ein Bündnis gegen Zession der Provence vor, in die die Franken 536 einmarschierten. Der Vertrag wurde nach der Ermordung Theodahads von dessen Nachfolger Witiges im Frühjahr 537 abgeschlossen. Die MEROWINGER sicherten den Goten nichtfränkische Hilfstruppen zu, da sie fränkische Kontingente nicht einsetzen konnten, ohne das Gesicht gegenüber dem Kaiser gänzlich zu verlieren. Witiges zedierte ihnen außer der Provence auch Churrätien und das Protektorat über alemannische Gebiete. Die Provence, anfangs anscheinend als condominium behandelt, fiel schließlich an Childebert. Der Kaiser sanktionierte die Zession im Jahre 540, vielleicht 545.
Die gemeinsame Politik der MEROWINGER gegenüber dem Kaiser und den Goten nahm damit ein Ende. Chlothar von Soissons war an ihr ohnehin wenig interessiert. Childebert, dessen Politik ausschließlich auf Gallien gerichtet war, nahm 541 den Krieg gegen die Westgoten wieder auf, in den er auch Chlothar hineinzog. Zum Kaiserhof unterhielt er gute Beziehungen, die erst 549 durch den Dreikapitelstreit getrübt wurden.