Sohn eines namentlich unbekannten AMALERS
und der Amalafrida,
der Schwester von
König
Theoderich
der Große
Lexikon des Mitttelalters:
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Theodahad, König der Ostgoten 534-536
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†
Sohn von Amalafrida, Schwester Theoderichs des Großen; Bruder von Amalaberga
oo Gudeliva, wohl Mutter seiner Kinder Theudegisclus und Theodenantha
Nach dem frühen Tod des von Theoderich als Nachfolger designierten Eutharich war Theodahad der einzige AMALER seiner Generation in Italien, wurde aber dennoch bei der Erbfolgeregelung übergangen. Theodahad besaß große Ländereien in der Toskana und widmete sich als Privatmann philosophischen Studien. Nach dem Tode Theoderichs (526) übernahm dessen Tochter Amalasuintha (Amalasuntha) im Namen ihres Sohnes Athalarich die Herrschaft bis zu dessen Tod (2. Oktober 534). Im November 534 König und Mit-Herrscher Amalasuinthas geworden, bemühte sich Theodahad um die Anerkennung durch Konstantinopel. Ende 534 konfinierte er seine Cousine auf einer Insel des Bolsenasees. Hier wurde Amalasuintha spätestens am 30. April 535 aus Rache ermordet. Dadurch befand sich Theodahad automatisch in einem »Krieg, der jeden Vertragsfrieden ausschließt«, mit Kaiser Justinian I. Theodahad zog dem kaiserlichen Feldherrn Belisar bis Rom entgegen, in dessen Umgebung der Großteil der gotischen Streitmacht konzentriert wurde. Hier kam es Ende November 536 zum Abfall des Heeres. Theodahad versuchte zu fliehen, wurde aber unterwegs von einem persönlichen Feind im Auftrag des neuen Königs Vitigis ermordet.
H. Wolfram
THEODAHAD
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†
537 ermordet
Herzog der Toskana
Theodahad wurde als
geldgierig und feige überliefert und raubte große Ländereien.
Er ließ 535 seine Cousine Amalaswintha
ermorden und wurde König, suchte zuerst Hilfe beim Papst gegen
Byzanz, verbündete sich dann mit Byzanz und trat ihm Süd-Italien
ab. Er wurde abgesetzt und von Witiges
umgebracht.
(hat Nachkommen)
Norwich John Julius: Seite 250
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"Byzanz. Der Aufstieg des oströmischen Reiches."
Nach dem Tod des Königs
Athalarich
(† 2.10.534) ging der Thron an das letzte männliche
Glied der Dynastie Theoderichs, seinen
Neffen Theodahad, über. Der neue
König gab keine sonderlich gute Figur ab; seine Gier nach großen
Landgütern und die Skrupellosigkeit, mit der er sie in seinen Besitz
brachte, hatten ihn bereits zum größten Landeigentümer
des Königreichs gemacht. Aber er zeigte keine Lust zum Herrschen,
sondern zog es vor, als platonischer adeliger Gelehrter in einer
seiner vielen Villen zu leben. Amalasuntha wußte
vermutlich nicht, daß auch er insgeheim mit
Justinian in Kontakt stand, aber als er den Thron bestieg, sah
sie ihre Chance gekommen. Sie schlug ihm vor, die Herrschaft zwischen ihm
und ihr aufzuteilen: auf diese Weise werde Theodahad
in den Genuß aller Freuden und Privilegien eines Königs kommen,
brauche jedoch dessen Verantwortung nicht zu tragen, da sie die Staatsgeschäfte
übernähme. Sie machte deutlich, daß ihr an Heirat nicht
gelegen sei - Theodahad hatte ohnehin
schon eine Frau -, sondern an einem Doppelkönigtum, in dem König
und Königin gut und gleichberechtigt zusammenarbeiteten.
Theodahad ließ
sich darauf ein, und das neue System wurde formell verkündet. Fast
sofort bereute er aber seine Entscheidung und plante den Sturz seiner Cousine.
Amalasuntha hatte immer noch viele Feinde in hohen Positionen,
und manche davon schlossen sich nur zu willig einer Verschwörung gegen
sie an. Im April 535 wurde sie verhaftet, auf einem Schloß auf einer
Insel im Bolsenasee gefangengesetzt und bald darauf im Bad erdrosselt.
So vehement Theodahad jegliche Beteiligung
an dem Verbrechen auch bestritt, war die reichhaltige Belohnung, die er
den Mordbuben zukommen ließ, doch für die meisten seiner Untertanen
mehr als Beweis genug für das Gegenteil.
Laut Prokop ließ Justinian,
als er von Amalasunthas Einkerkerung
hörte, Theodahad durch den Gesandten
Patrikios Peter mitteilen, falls die Königin nicht umgehend
wieder auf den Thron gelange, sehe er sich zum Eingreifen gezwungen. Gleichzeitig
sei jedoch eine zweite Botschaft von Theodora
eingetroffen,
mit der Versicherung, ihr Gatte habe dies nicht wirklich vor; Theodahad
könne daher mit seiner Gefangenen verfahren, wie es ihm tunlich erscheine.
Tatsache ist, daß Theodahad
durch die Ermordung seiner Cousine Byzanz direkt in die Hände
spielte und dem Kaiser genau den Kriegsvorwand lieferte, dessen er bedurfte.
Erst im Frühjahr des Jahres 536 sah sich das byzantinische Heer schließlich
imstande, den Boden Italien zu betreten. Dazwischen hatte Theodahad,
der auf die Nachricht vom byzantinischen Feldzug hin zunächst in Panik
geraten war, mit Justinian einen Geheimvertrag
ausgehandelt, in dem er die Herrschaft über Italien gegen 1.200
Pfund Gold pro Jahr und eine hohe Stellung in Konstantinopel vollumfänglich
abzutreten versprach. Nun aber widerrief er diese Vereinbarung und ordnete
in einer für ihn untypischen Anwandlung von Kühnheit die Prägung
neuer Münzen an, auf denen er allein, angetan mit den kaiserlichen
Insignien, abgebildet war.
Die Einnahme und Verwüstung Neapels durch das byzantinische
Heer versetzte der Moral der Goten einen schweren Schlag, und sie schoben
die Schuld an der Niederlage, ohne zu zögern, Theodahad
zu. Seine Untertanen verabscheuten ihn ohnehin schon seit langer Zeit,
weil er so unsäglich habsüchtig war und Wuchergeschäfte
trieb, und neuerdings hatten die ständigen Gerüchte über
seine Geheimkontakte mit dem Feind noch mehr unterhöhlt. Daß
er keinen einzigen Soldaten zur Unterstützung Neapels entsandt hatte,
schien diesen Gerüchten recht zu geben; derart offensichtliche Gleichgültigkeit
konnte ja nur bedeuten, daß er sich von Justinian
hatte bestechen lassen, damit er sein Volk verrate. Deshalb erklärten
ihn die Gotenführer auf einer großen Zusammenkunft in der Nähe
von Terracina für abgesetzt und ernannten, da kein Nachkomme
von Theoderich mehr lebte, den schon
recht alten und nicht sonderlich profilierten Heerführer Witiges
zu seinen Nachfolger. Der erste Befehl des neuen Goten-Königs
war der zur Hinrichtung des alten: Theodahad
war nach Norden geflohen, wurde jedoch in der Nähe von Ravenna gefangengenommen
und auf der Stelle getötet.
oo Gothelindis
†
Kinder:
Theudegisklos (Westgoten-König Theudegisel???)
†
Theodenantha
†
Literatur:
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Browning Robert: Justinian und Theodora. Herrscher
in Byzanz. Manfred Pawlak Verlagsgesellschaft mbH, Herrsching 1988 Seite
125,128,145,207 - Dahn Felix: Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische
Frühgeschichte Europas. Verlag Hans Kaiser Klagenfurt 1977 Seite 60,176,
375 - Ensslin Wilhelm: Theoderich der Große. F. Bruckmann
KG München 1959 Seite 156,195,209, 211,238,264,308,320,328,369 - Gregor
von Tours: Fränkische Geschichte. Phaidon Verlag, Essen und Stuttgart
1988 Buch V Kapitel 31 - Norwich John Julius: Byzanz. Der Aufstieg
des oströmischen Reiches. Econ Verlag GmbH, Düsseldorf und München
1993 Seite 250 - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum
Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover
2001 Seite 79,81,84-87,89 -
Riehl Hans: Die Völkerwanderung.
Der längste Marsch der Weltgeschichte. W. Ludwig Verlag 1988 Seite
267-269 - Schreiber Hermann: Auf den Spuren der Goten. List Verlag
München 1977 Seite 246,250 - Thiele, Andreas: Erzählende
genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische
Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband,
R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 220 -