Renn, Heinz: Seite 57,61,65-67,78
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"Das erste Luxemburger Grafenhaus"

Sigfrid ist als Sohn Wigerichs spätestens 919 geboren, während seine Kinder im allgemeinen erst 100-120 Jahre später aus dem Leben geschieden sind.
Parisot nimmt nun diesen jüngeren Sigfrid als Erben und Stammhalter auf der Luxemburg an und weist ihm die oben angeführten Kinder zu. Nach ihm sind also Adalbero und seine Geschwister nicht die Enkel, sondern die Urenkel Wigerichs. Seine Ansicht hat in der Folge sehr viel Anklang gefunden und wird auch heute noch durchweg vertreten.
Damit fällt auch das Rätselraten um die Familie des älteren Sigfrid weg; ihm und nicht Sigfrid dem Jüngeren sind also Hedwig als Gemahlin und Adalbero und seine Geschwister, darunter Sigfrid, als Kinder zuzuweisen.
Sigfrid ist als hochbetagter Greis von ungefähr 80 Jahren gestorben. Seine letzte Erwähnung bringt eine Urkunde vom 26.10.997. Vielleicht weilt er zwei Tage später schon nicht mehr unter den Lebenden, wahrscheinlich aber ist der Tag seines Todes der 28. Oktober 998; denn dieses Jahr nehmen auch einige Nekrologien als wahrscheinliches Sterbejahr an. Die meisten Quellen fügen dem Namen hinzu: "pater Chunigundis imperatricis." Das Grab Sigfrids und seiner Gemahlin in der Abtei St. Maximin ist im Jahre 1608 geöffnet worden. Die Grabinschrift lesen wir bei Hontheim.
Um 950, nach dem Tode Herzog Hermanns von Schwaben, erhält Graf Sigfrid von OTTO I. die reich begüterte Abtei Echternach als Reichslehen und wird dann auch ihr Vogt [42 Vergleiche neben obiger Nr. 161 die Nummern 182 und 204. Der Kaiser nennt den Grafen Sigfrid ausdrücklich "monasterii advocatus"; siehe bei Wampach, Echternach, I, 1., Seite 253, Anm. 1.].
Wenn Graf Sigfrid sogar zum Beschützer der bedeutenden Reichsabtei Echternach eingesetzt wird, muß er um die Mitte des 10. Jahrhunderts schon eine gewisse Machtstellung innegehabt haben. Diese hat er auch im Sinne OTTOS zum Besten der Abtei eingesetzt. Sigfrid und dessen Gemahlin Hedwig schenken um 966 dem Kloster Echternach ihr Erbgut Monnerich im Kanton Esch. Später, 992, fügen sie einen Weinberg diesseits der Sauer in der Nähe des Klosters hinzu, sowie die Mühle in einem Ort Enge, dann den Zehnten zu Cruchten und Wolfsfeld, im heutigen Landkreis Bitburg, und zu Girst und Bech, die im Kanton Echternach liegen.
Graf Sigfrid müßte kein Bruder des großen Bischofs Adalbero von Metz sein, wenn er sich nicht auch für die Kirchenreform in seinem Machtbereich eingesetzt hätte. Auf seine Bitten hin führt Kaiser OTTO die Reformideen in Echternach ein. "Die darüber ausgestellte Urkunde vom 15.3.973 hat gleichsam zur zweiten Stiftung Echternachs geführt. Auf Sigfrids Drängen hin wird den Mönchen sogar das Recht der freien Abtswahl zugesichert und dieses Privileg auch von Kaiser OTTO II. am 1. Juni 980 neuerdings bestätigt. Im Jahre 992 vermittelt Graf Sigfrid der Abtei von OTTO III. sogar das Recht, Münzen zu schlagen und trägt somit gewaltig zum Aufblühen von Echternach bei. Auf Grund dieser Verdienste kann Wampach den Ausspruch tun: "Die Abtei verdankt alles diesem mächtigen Fürsprecher."
981 wird Graf Sigfrid unter den Zeugen einer Schenkungsurkunde als Obervogt von St. Maximin genannt.
Nach zweimaliger Belagerung der Stadt Verdun werden die Hauptverfechter der Reichsidee gefangengenommen und in französische Haft abgeführt. Es sind Sigfrid von Luxemburg mit seinem Neffen Godfrid von Verdun, Theoderich von Ober-Lothringen, Bardo und Gozelo von Bastnach. Der Kaiserin Theophanu kann Gerbert berichten, daß es Sigfrid und seinem Neffen Godfrid nicht so schwer sei, die Gefangenschaft erdulden zu müssen, als ihr vielmehr nicht dienen zu können. Nach mehreren Monaten Haft wird Sigfrid der Ältere aus der Haft entlassen. Unter welchen Bedingungen er frei gekommen ist, wissen wir nicht. Vielleicht hat man auch Rücksicht auf sein Alter genommen; denn Sigfrid zählt 985 bereit über 65 Jahre. Dennoch scheint sein gleichnamiger Sohn vor ihm gestorben zu sein. Wir hören seitdem jedenfalls nichts mehr von ihm.