Begraben: Köln, St. Pantaleon
Tochter des Konstantin Skleros und der Sophia
Phokas; Nichte des Kaisers Johannes I. Tzimiskes
Lexikon des Mittelalters: Band VIII Spalte 664
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Theophanu, Kaiserin
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* ca. 960, + 15. Juni 991
Nimwegen
Begraben: Köln, St. Pantaleon
Nichte des byzantinischen Kaisers Johannes I. Tzimiskes
Anstelle der Porphyrogenneta Anna, wie nach der Brautwerbung Erzbischof Geros von Köln erwartet, heiratete sie am 14. April 972 in Rom den Sohn OTTOS I. und Mit-Kaiser OTTO II. und wurde zur Kaiserin gekrönt. Eine Prachturkunde besiegelte die reiche Morgengabe, die Fürstentümer Capua und Benevent (seinerzeit der Tochter Hugos von Arles an Byzanz mitgegeben) brachte sie als Mitgift ein.
Kinder:
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Sophia (* 975)
Adelheid (* 977)
Mathilde (+ 978)
ungenannt (+ 979)
OTTO III. (* 980)
Bis zum Tode OTTOS II.
(7. Dezember 983) trat sie nur als "consors regni" bzw.
"coimperatrix"
an der Seite ihres Gatten in Erscheinung, anhand ihrer wachsenden Interventionen
in den Diplomen ist allerdings eine wohl nicht von ihr betriebene, langsame
Verdrängung der SchwiegermutterAdelheidvom
Hof zu beobachten. Ohne Wissen vom Tod OTTOS II.
wurde
am Weihnachtsfest 983 OTTO III.in Aachen
gekrönt; Theophanu und
Adelheid
hielten
sich bis Ende April 984 in Pavia auf und trafen erst Mitte Juni in Deutschland
ein. Während dieser Zeit suchte der Herzog
von Bayern, Heinrich der Zänker, gestützt auf sein
Recht als Vormund und wohl noch auf rudimentäre Mitherrschaftsansprüche,
das Königtum dem geschäftsunfähigen Kind streitig zu machen.
Erzbischof Willigis von Mainz setzte noch 984/85 die
Regentschaft
Theophanus
für
ihren Sohn, die höchstens auf einer vagen Rechtsbasis beruhte, durch.
Die bereitwillige Unterstützung durch Willigis (Erzkanzler) und Bischof
Hildebold von Worms (Kanzler) leitete ein institutionalisiert enges Verhältnis
des Reichsepiskopat zur Königsherrschaft ein. Indem Theophanu
ihre Schwiegermutter schrittweise aus dem Regentschaftsrat verdrängte,
ihr 987 das Wittum uneingeschränkt bestätigte, vollendete sie
die Individualsukzession. Indem sie ferner 984 den Abt Unger von Memleben
zum gleichzeitigen Bischof von Posen einsetzte, bahnte sie die spätere
Ostpolitik ihres Sohnes an zum Nachteil der sächsischen Adelsopposition,
die zusammen mit
Heinrich den Zänker
dem Böhmen-Herzog zuneigte. Und durch schnelle Anerkennung Hugos
Capet als König Frankreichs festigte sie die immer noch
unsichere Zuordnung Lotharingiens dem Reich. Obwohl nach ihrem Tod die
Regentschaft für drei Jahre auf
Adelheid
überging,
ließ sich der von Theophanu eingeschlagene
Weg nicht mehr ändern.
Literatur:
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JDG O II., Bd. 1, 1902, 1967 [K. Uhlirz] und O. III.,
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1994, 546-581 [J. Fried] - G. Althoff, Otto III, 1966, 37-72.
K 21
Me: 15.6. Theophanu imp(eratrix) ODDONIS II. + 91 Gemahlin OTTOS II.
(Es.) Im Merseburger Necrolog war Theophanu
bereits
vor der Einschreibung der Ergänzunsschicht verzeichnet.
Vom Schreiber der Ergänzungsschicht wurde ihrem
Namen angefügt:
Oddonis imp. II. Das
beweist, daß Theophanu
auch in
der Vorlage der Ergänzungsschicht gestanden hat
Allg. vgl. Hofmeister, Studien zu Theophanu,
S. 223-262; Kirchner, Kaiserinnen, S. 20ff.; Biogr. Wörterbuch 3,
Sp. 1868ff.; FW K 42.
Black-Veldtrup Mechthild: Seite 159-161,165,167-169
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"Kaiserin Agnes"
Die Provinzen Capua und Benevent, die Theophanu
mit in die Ehe brachte, waren Grenzprovinzen zwischen dem byzantinischen
und dem römischen Kaiserreich. Benevent - und das war mit Sicherheit
kein Zufall - war denn auch der Ort, an dem Theophanu
von
Bischof Theoderich von Metz empfangen und zur Hochzeit nach Rom geleitet
wurde. Theophanu erhielt bereits in
der aus dem Jahre 972 datierenden Heiratsurkunde in Italien die Provinz
Istrien, diesseits der Alpen die Provinzen Walcheren und Wichelen mit der
Abtei Nivelles sowie die Höfe Boppard, Thiel, Herford, Tilleda und
Nordhausen, von denen mindestens letzterer vorher der Königin
Mathilde gehört hatte. Aber das war noch nicht alles: Im
Jahre 974 erhielt sie eine Urkunde, in der ihr Eschwege, Frieda, Mühlhausen,
Tutinsoda und Schlotheim zugesprochen wurden; für 978 und 979 sind
weitere Schenkungen in Pöhlde und Belecke überliefert.
Anlaß für eine Aufstockung des Dotalgutes
der Königin schien unter anderem Schwangerschaften und Geburten gewesen
zu sein. Eine der für Theophanu
nach 972 ausgestellten Schenkungsurkunden OTTOS
II. kann in Verbindung mit der Geburt ihrer dritten Tochter
gebracht werden: Am 17. März 978 schenkte OTTO
seiner
Frau Pöhlde, am 25. März stellte er eine Schenkungsurkunde für
das Damenstift Meschede aus, in der Theophanu
intervenierte und die Mathilde Uhlirz in Zusammenhang mit der bevorstehenden
Geburt ihrer dritten Tochter des Paares, Mathilde,
gebracht hat. Ihren Forschungen zufolge intervenierte die Kaiserin in fünf
weiteren Diplomen für Nonnenklöster, und dies jeweils anläßlich
einer Schwangerschaft oder einer ihrer Geburten. Nur in dem genannten Fall
allerdings ist in einem solchen Zusammenhang auch eine Schenkung an Theophanu
ergangen bzw. überliefert. Ein weiterer Anlaß zur Erhöhung
des Dotalgutes einer Königin war das bevorstehende Ausscheiden einer
Tochter aus dem Familienverband. In diesen Zusammenhang ist wohl auch eine
Schenkung OTTOS II. an Theophanu
einzuordnen: Am 27. Oktober 979 erhielt die Kaiserin den Ort Belecke verbrieft;
am selben Tag stellte OTTO II. auf
Theophanus
Intervention dem Stift Gandersheim eine Schenkungsurkunde aus, die ausdrücklich
als Anlaß für diese Schenkung die Übergabe einer Tochter
des Kaiserpaares, Sophia, an das Stift
zur Erziehung nennt.
14.4.972
oo OTTO II. König des Deutschen
Reiches
955-7.12.983
Kinder:
Sophie Äbtissin von Gandersheim und Essen
Herbst 975-27.1.1039
Adelheid Äbtissin von Quedlinburg (999-1045)
ca 5.977-14.1.1043
Mathilde
Sommer 978-4.11.1025
991
oo Ezzo Pfalzgraf von Lothringen
955-21.5.1034
Tochter
Sommer 979- vor 8.10.980
OTTO III.
Ende 6./Anfang 7.980-23.1.1002
Literatur:
-----------
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