Teutberga                                       Lotharingische Frankenkönigin
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um 835/40-25.11.875
 

Begraben: Metz, St. Glodesindis
 

Tochter des Grafen Boso von Arles
 

Lexikon des Mittelalters: Band VIII Spalte 689
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Theutberga, fränkische Königin
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     + nach 869

Begraben: Metz, St. Glodesindis

Theutberga, aus dem Hause der BOSONIDEN (Schwester des Laienabts Hukbert von St-Maurice d’Agaune, Tante König Bosos von Vienne), heiratete im November 855 König Lothar II. Seit 857 versuchte der König zunächst in einem weltlichen Verfahren, dann seit 860 auf mehreren Synoden, seine Ehescheidung durchzusetzen, und nutzte immer neue Argumente aus dem sich erst formierenden kirchlichen Eherecht (860-863 Synoden in Aachen und Metz, MGH Cap. 2, 463-469). Ziel war die Legitimierung seiner Verbindung mit Walderada und des daraus hervorgegangenen Sohnes Hugo. Gegen die vom Episkopat aus dem ‚regnum Lotharii‘ ausgesprochene Scheidung und gegen die Erhebung Walderadas zur Königin 862 leisteten Erzbischof Hinkmar von Reims (MGH Conc. 4, Suppl. I) sowie die Päpste Nikolaus I. und Hadrian II. energischen Widerstand (Exkommunikation der Erzbischöfe von Köln und Tier 863, erzwungene Wiederaufnahme Theutbergas 865, Zurückweisung ihres Scheidungsbegehrens 867). Der Ehestreit Lothars und Theutbergas von 857 bis 869, Versuch dynastischer Sicherung im ‚regnum Lotharii‘ und Zeugnis für die fallbezogene Behauptung kirchlicher Normen wurde letztlich durch die Opposition von Lothars Oheimen KARL und Ludwig entschieden, die sich nach dem „erbenlosen“ Tod des Neffen 869 seines Reiches bemächtigten.

Literatur:
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Dümmler, 2 - S. Konecny, Die Frauen des karolingischen Königshauses, 1976, 103-117 - Th. Bauer, Rechtliche Implikationen des Ehestreites Lothars II. ZRGKanAbt III, 1994, 41-87.



Brandenburg Erich: Tafel 1 Seite 2,111
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"Die Nachkommen Karls des Großen."

IV. 3 a. LOTHAR II., König von Lotharingien 885
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* (ca. 835), + 869 8. VIII.

Gemahlin:
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a) 855
THEUTBERGE, Tochter des Grafen Boso
           + wohl vor 875 25. XI.

b) 862 (vorher Konkubine)
WALDRADE (kirchlich nicht anerkannt)
           + als Nonne in Remiremont ... 9. IV. nach 868

Anmerkungen: Seite 111
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IV. 3. Lothar II.
Mühlb. 1275b, 1325 e. Parisot, Roy de Lorr., setzt seine Geburt 837-839, wohl etwas zu spät an.

Gemahlin:
Theutberge
Mühlb. 1277a; sie wurde verstoßen 857, Mühlb. 1282a, wieder aufgenommen 858, Mühlb. 1284a, geschieden durch die Aachener Synode 9. I. 860, Mühlb. 1291 a, wurde nochmals wieder aufgenommen 3. VIII. 865, Mühlb. 1307a. Sie überlebte ihren Gemahl und war zuletzt Äbtissin im Kloster der hl. Glodesinde in Metz, siehe Dümmler, Ostfrk. Reich I, 683. Sie war wohl tot 875, 25. XI.; siehe Parisot 324 Anm. 3.

Waldrade
Konkubine Lothars schon vor 855, Mühlb. 1277a, vielleicht schon 851, Parisot Roy de Lorr. 78, zur Königin gekrönt 862, Mühlb. 1297a, von Lothar getrennt und nach italien gebracht 865, Mühlb. 1307c, exkommuniziert 2. II. 866, Mühlb. 1309a, absolviert 12. II. 868 Mühlb. 1317a; wurde zuletzt Nonne im Kloster Remiremont und starb an einem 9. IV., Mühlb. 1325e. [IVa 10]



Thiele, Andreas: Tafel 390
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa"

THEUTBERGA
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    + als Äbtissin von St. Glossinde bei Metz 875

  oo um 855-862
       LOTHAR II KÖNIG VON LOTHRINGEN
                + 869



Hlawitschka Eduard: Seite 17-19
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"Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte"

Lothar II. hatte noch zu Lebzeiten seines Vaters mit einer virgo nobilis namens Waldrada eine Friedelehe geschlossen, das heißt Waldrada hatte sich ihm freiwillig verbunden und war nicht in seine Munt übergeben worden. Bald nach seines Vaters Tode war Lothar II. noch eine Muntehe mit einer edlen Dame aus dem Geschlecht der BOSONIDEN, Theutberga, eingegangen; diese blieb aber, wie er wohl schon 857 erkennen mußte, kinderlos [38 Die Frage der Unfruchtbarkeit Theutbergas muß - trotz oftmals geäußerter gegenteiliger Ansicht - gleich 857 eine Rolle gespielt haben. Inzest mit ihrem Bruder und Abtreibung (mit Folge der dauernden Unfruchtbarkeit) war doch damals schon der Anklagepunkt; vgl. E. Dümmler, Gesch. d. ostfränk. Reiches II² Seite 6f, besonders Seite 7 mit Anmerkung 1.]. Politische Spannungen mit Theutbergas Bruder Hucbert kamen hinzu. Sein Bemühen war fortan, die Scheidung von Theutberga und die Erhebung der Friedelehe mit Waldrada zur rechtsgültigen Muntehe zu erwirken - samt aller kirchlichen und weltlichen Folgen für seinen und Waldradas Sohn Hugo. Die Frage der Vollbürtigkeit und Erbberechtigung Hugos - auch hinsichtlich der väterlichen Herrschaft - war nunmehr das Kardinalproblem, an dessen Lösung die Weiterexistenz des regnum Lotharii sich entschied. Diesem Bemühen Lothars II.war kein Erfolg beschieden.

Mühlbacher Engelbert: Band II Seite 304
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"Deutsche Geschichte unter den Karolingern"

Theutberga war noch von ihrem Gemahl, um auf ihr Zeugnis hin die Lösung der Ehe leichter erwirken zu können, nach Italien berufen worden; wie es scheint, kam sie dahin und besuchte die Grabstätte ihres Gatten, der sie so tief gehaßt hatte; wenigstens stiftete sie zwei Güter an das Kloster St. Antonin, damit dort fleißig für seine Seelenruhe gebetet werde. Sie zog sich in das Kloster St. Glossonde in Metz zurück; wenige Jahre später ist sie dort als Äbtissin gestorben.
 
 
 
 

 855
  oo Lothar II. Frankenkönig
  x   825-8.8.869
 
 
 
 

Literatur:
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Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen. Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 1 Seite 2,111 - Dümmler Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen Buchhandlung Leipzig Seite13,16-19,22,24-27,29,30,33 - Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band I Seite 447-458,461,476, 505,551,570,572,574,579,586,590,595,597,599-602,605,611-614,666,677,683,724 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 60 - Hlawitschka Eduard: Die Anfänge des Hauses Habsburg-Lothringen. Genealogische Untersuchungen zur Geschichte Lothringens und des Reiches im 9., 10. und 11. Jahrhundert. Kommissionsverlag: Minerva-Verlag Thinnes  Nolte OHG Saarbrücken 1969, Seite 171 - Hlawitschka, Eduard: Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962), in Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte Band VIII Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1960 Seite 61,159-161 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite 17-19 - Jahrbücher von St. Bertin. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band VI Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1972 Seite 96,102,104,114,118-122,136,140-150,158,162,166,172,188, 204 - Jahrbücher von Fulda. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band VII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1969 Seite 68,70 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses. Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität Wien 1976 Seite 103-117 - Mühlbacher Engelbert: Deutsche Geschichte unter den Karolingern. Phaidon Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion, Band II Seite 304 - Regino Chronik. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band VII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1969 Seite 188,194,196, 200-210,214 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 153,159-163,176 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 66 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 390 - Xantener Jahrbücher. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band VI Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1972 Seite 352,356,362,364 -