Johanna von Brabant                     Herzogin von Brabant-Limburg (1383-1406)
--------------------------
24.6.1322-1.12.1406
Brüssel       Brüssel
 

Älteste Tochter und Erbin des Herzogs Johann III. der Prächtige von Brabant und der Maria von Evreux, Tochter von Graf Ludwig
 

Lexikon des Mittelalters: Band V Seite 526
********************
Johanna, Herzogin von Brabant seit 1356
------------
* 24. Juni 1322, + 1. Dezember 1406

Ältere Tochter von Herzog Johann III.

    1334
  1. oo Wilhelm Graf von Holland und Hennegau
                  -   1345

  2. oo Wenzel Herzog von Luxemburg
                   -   1383

Beim Tode ihres Vaters war die Erbfolge nicht geregelt. Das Land war bereit, Johanna als Herzogin anzuerkennen, sofern sie die Joyeuse Entree anzunehmen bereit war, was sie am 3. Januar 1356 zusagte. Nachdem Ende Februar 1356 der Status ihres Gemahls Wenzel geregelt worden war (Ausschluss der Erbfolge der LUXEMBURGER, wenn Johanna kinderlos sterben sollte, fanden die Beisetzung ihres Vaters, die Huldigung des neuen Herzogspaares und die Besiegelung der Joyeuse Entree statt. Doch wurde von Ludwig von Male, dem Grafen von Flandern und Gemahl von Margaretha, der jüngeren Schwester der Herzogin, die Erbfolge der Johanna im Brabanter Erbfolgekrieg angefochten. Der Konflikt wurde am 4. Juni 1357 mit dem Vertrag von Ath, durch den Antwerpen und Mecheln an den Grafen von Flandern fielen, beendet. Da beide Ehen Johannas kinderlos geblieben waren, konnte Herzog Philipp der Kühne von Burgund, verheiratet mit Margaretha von Male, Gräfin von Flandern, seinen zweiten Sohn Antoine als Nachfolger in Brabant durchsetzen, eine wichtige Etappe auf dem Wege des burgundischen Vordringens in den Niederlanden.



Thiele, Andreas: Tafel 21
*************
"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa"

JOHANNA
---------------
* 1322,  + 1406

Johanna war die Erst-Erbin und wurde 1383 Herzogin von Brabant-Limburg. Sie trat zuletzt alles aus Dankbarkeit an ihre Nichte Margarete von Flandern und deren Mann, Philipp den Kühnen von Burgund, ab.

  1. oo 1334
           WILHELM IV. D'AVESNES, Graf von Holland-Seeland
                    + 1345 gefallen

  2. oo 1354
           WENZEL VON LUXEMBURG, Herzog von Brabant-Limburg und Luxemburg
                     + 1383



Thiele, Andreas: Tafel 22
*************
"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa"

WENZEL VON LUXEMBURG
----------------------------------------
* 1337, + 1383

Sohn des Königs Johann von Böhmen, Halbbruder Kaiser KARLS IV.

  oo 1354
       JOHANNA VON BRABANT-LIMBURG
       * 1322, + 1406

Tochter und Erbin Herzog Johanns III., Witwe Graf Wilhelms IV. von Holland

1383 Herzogin von Brabant-Limburg und Erbkriege gegen Geldern; dort zeitweise gefangen, 1388 von König Karl VI. von Frankreich auf Veranlassung von Herzog Philipp II. von Burgund befreit; setzt ihn aus Dank als Erben ein zusammen mit seiner Frau.



Calmette Joseph: Seite 67-69,133
**************
„Die großen Herzöge von Burgund“

Herzog Wenzeslaus von Brabant aus der Familie der LUXEMBURGER war tot. Seine Witwe Johanna, die ihm Brabant eingebracht hatte, hatte zur natürlichen Erbin ihre Nichte Margarete von Flandern, Herzogin von Burgund. Eine Anwartschaft auf das Herzogtum, die Wenzeslaus dem Hause LUXEMBURG gewährt hatte, barg die Gefahr in sich, zugleich das Erbrecht, die Absichten Johannas und die Interessen Margaretes zu durchkreuzen. Um die Erbfolge hinsichtlich ihrer Besitzungen besser zu sichern, legte es die Herzogin-Witwe im Einverständnis mit Philipp darauf an, Schutz gewährende Heiraten zu stiften. Es ging darum, die Kinder des Herzogs Albrecht I. von Bayern mit den Kindern des Herzogs von Burgund zu verbinden. Graf Johann von Nevers, der älteste Sohn und Erbe des Herzogs von Burgund sollte sich mit Margarete von Bayern vermählen, Wilhelm von Bayern mit Margarete von Burgund.
Die Herzogin-Witwe stellte sich entschlossen unter die burgundische Schutzherrschaft, ohne sich um die von ihrem leichtsinnigen Gemahl hinterlassenen Verträge zu kümmern, die den LUXEMBURGERN zugute gekommen wären. Mit dem Vertrag vom 28. September 1390 überließ sie ihre Landesherrschaft Philipp zu bloßem Eigen, indem sie sich selbst nur für die Dauer ihres Lebens die Regierungsgewalt vorbehält.
Um die Brabanter nicht zu kränken, schlug Philipp 1393 vor, dass das Erbe Johannas nicht auf Margarete von Flandern, sondern auf seinen zweiten Sohn Anton übergehe. Johanna stimmte zu. 1396 reiste sie nach Paris, denn sie wollte, wie sie sagte, noch vor ihrem Tode die „princes des Fleurs de Lis“ sehen. Dann bat sie Philipp, Anton zu ihr zu schicken, damit sie ihn besser kennenlerne. Auf ihrer Reise hatte die alte Herzogin Limburg an Philipp als Schenkung überlassen. Alle burgundisch-brabantischen Abkommen wurden 1403 von den Ständen Brabants gebilligt.

Erbe Michael:  Seite 45,48,61
************
"Belgien, Niederlande, Luxemburg. Geschichte des niederländischen Raumes."

Jedoch schon vorher hatte die ständische Bewegung anläßlich der Thronbesteigung von Johanns III. Tochter Johanna einen weiteren Erfolg verbuchen können. Um sich gegen eine mögliche Fremdherrschaft ihres Mannes Wenzel von Luxemburg, dem Bruder Kaiser KARLS IV., abzusichern, ertrotzten die Brabanter Stände am 3. Januar 1356 die sogenannte Blijde Inkomste (frz. Joyeuse Entree), ein Privileg, das künftig von den Landesherren vor dem feierlichen Einzug zu ihrem Regierungsantritt beschworen werden mußte. Es garantierte das Mitspracherecht der Stände und legte außerdem fest, daß nur Einheimische Ämter in Brabant bekleiden durften.
Seit der Vereinigung Limburgs mit Brabant wuchs die Bedeutung der Städte. 1356, beim Regierungsantritt Johannas von Brabant und ihres Mannes Wenzel von Luxemburg treten sowohl Vertreter des Adels als auch der Städte und der freien Bauernschaften - diese als geschlossener Stand - dem Herrscherpaar entgegen.
Im Zuge der burgundischen Ausdehnungspolitik in den Niederlanden gelang es Philipp dem Kühnen 1396, seinem jüngeren Sohn Anton die Anwartschaft auf Brabant und Limburg zu verschaffen, deren seit 1383 verwitwete Landesherrin Johanna auf die Hilfe des mit ihr verwandtzen Burgunder-Herzogs im Konflikt mit Wilhelm I. von Geldern um Besitzungen in Nord-Brabant angewiesen war. 1406 - nach Johannas Tod - trat Anton die Regierung in beiden Herzogtümern an.

Schnith Karl: Seite 282,289
***********
"Frauen des Mittelalters in Lebensbildern."

Der Schwanenritter repräsentiert in diesem Epos als sozusagen allegorische Figur Margaretes Muttersippe. Und der "Plot" des Romans, die Heirat des Schwanriters mit der Erbin des Herzogtums Brabant, spiegelte eine ganz reale Eheschließung des Jahres 1331: Margaretes Bruder Wilhelm II. wurde damals mit Johanna, der Tochter Herzog Johanns III. von Brabant, vermählt.
Am 26.9.1345 hatte Margaretes Bruder, Graf Wilhelm II., bei Staveren seine Ritterschaft in eine Schlacht gegen die seit jeher obstinaten, diesmal mit dem Bischof von Utrecht verbündeten Friesen geführt und war zusamemn mit etwa 1.800 seiner Leute erschlagen worden. Da sein Sohn Wilhelm, das wohl einzige Kinde aus der Ehe mit Johanna von Brabant, schon früh gestorben war, konnten seine vier Schwestern Ansprüche auf das Erbe geltend machen machen: die Kaiserin Margarete, Königin Philippa von England, die Markgräfin Johanna von Jülich und Isabella von Namur.

Hoensch, Jörg K.: Seite 138,205,240
***************
"Die Luxemburger. Eine spätmittelalterliche Dynastie gesamteuropäischer Bedeutung 1308-1437."

KARL reagierte mit dieser Bevorzugung auf die inzwischen geschlossene Ehe des neuen Herzogs, die wahrscheinlich dessen Mutter Beatrix von Bourbon gestiftet hatte, mit Johanna, der ältesten Tochter des Herzogs Johann III. von Brabant und Witwe des Grafen von Hennegau-Holland, die erster Anwärter auf das Erbe der Herzogtümer Brabant und Limburg war. Zwar hatte eine jüngere Schwester Johannas den Grafen Ludwig von Flandern geheiratet, aber mit Hilfe der königlichen Autorität bestanden berechtigte Aussichten, im Nordwesten einen großen luxemburgischen Hausmachtkomplex bilden zu können, die Chancen boten, den bedrohlichen Vorstoß der WITTELSBACHER nach Hennegau, Holland und Seeland zu neutralisieren. Der Erbfall trat schon im Dezember 1355 ein. Aus Verärgerung über die Testamentsanfechtung durch die brabantische Verwandtschaft setzten Wenzel und Johanna, deren Ehe kinderlos blieb, auf Initiative des Kaisers 1357 KARL IV. und seine Nachkommen vertraglich auch als Erben in Brabant und Limburg ein.
Am 8. Dezember 1383 war Herzog Wenzel erbenlos gestorben, wodurch Luxemburg entsprechend dem noch von KARL IV. vereinbarten Erbvertrag an den König und die Krone Böhmens fiel, während Brabant und Limburg seiner Witwe Johanna verblieben, die sich ihrerseits immer stärker Philipp dem Kühnen von Burgund annäherte.
So vertrat SIGISMUND nachdrücklich die Auffassung, die Inbesitznahme von Brabant und Limburg, durch Anton, den Gemahl seiner Nichte Elisabeth von Görlitz, nach dem Tod ihrer aller Tante Johanna 1406, der Witwe Herzog Wenzels von Luxemburg, sei unrechtmäßig erfolgt und die Herzogtümer seien als erledigte Lehn an das Reich heimgefallen.
 
 
 
 

    1334
  1. oo Wilhelm IV. Graf von Holland
            um 1307-26.9.1345

     1354
   2. oo Wenzel I. Herzog von Luxemburg
       x   25.2.1337-7.12.1383
 
 
 
 

Kinder:
1. Ehe

  Wilhelm
         - jung
 
 
 
 

Literatur:
-----------
Calmette, Joseph: Die großen Herzöge von Burgund. Eugen Diederichs Verlag München 1996 Seite 67-69,133 - Erbe Michael: Belgien, Niederlande, Luxemburg. Geschichte des niederländischen Raumes. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1993 Seite 45,48,61 - Hoensch, Jörg K.: Die Luxemburger. Eine spätmittelalterliche Dynastie gesamteuropäischer Bedeutung 1308-1437. Verlag W. Kohlhammer 2000 Seite 138,205,240 - Hoensch, Jörg K.: Kaiser Sigismund. Herrscher an der Schwelle zur Neuzeit 1368-1437. Verlag C.H. Beck München 1996 Seite 177 - Leo Heinrich Dr.: Zwölf Bücher niederländischer Geschichten. Eduard Anton Verlag Halle 1832 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 282,289 - Seibt Ferdinand: Karl IV. Ein Kaiser in Europa 1346 bis 1378 Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH&Co. KG München 1994 Seite 230,286,346 -  Stoob Heinz: Kaiser Karl IV. und seine Zeit. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 165,269,394 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa, R.G. Fischer Verlag 1993 Tafel 21/22 - Westmitteleuropa - Ostmitteleuropa. Vergleiche und Beziehungen. Festschrift für Ferdinand Seibt zum 65. Geburtstag, hg. von Winfried Eberhard, Hans Lemberg, Heinz-Dieter Heimann und Robert Luft, R. Oldenbourg Verlag München 1992, Seite 144-145 -