Ältester Sohn des Königs
Johann von Böhmen aus dem Hause
LUXEMBURG und der Elisabeth von Böhmen,
Tochter von König Wenzel II.
Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 971
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KARL IV. (Karl ist Firmname, Taufname ist Wenzel), röm.-dt.
Kaiser aus dem Hause LUXEMBURG
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* 14. Mai 1316, + 29. November 1378
Prag
Begraben: Prag Veitsdom
Eltern: König Johann von Böhmen, PREMSYLIDIN Elisabeth
Am 11. Juli 1346 in Rhens zum römischen König gewählt, am 26. November 1346 in Bonn gekrönt, seit 2. September 1347 König von Böhmen, am 17. Juni 1349 in Frankfurt am Main zweite Wahl zum römischen König, am 25. Juli 1349 in Aachen zweite Krönung, am 6. Januar 1344 in Mailand Krönung zum König von Italien, am 5. April 1355 Kaiserkrönung in Rom, am 4. Juni 1365 Krönung zum König von Burgund in Arles.
1. oo 1329 Blanca Margarete von Valois
2. oo 1349 Anna von der Pfalz
3. oo 1353 Anna von Schweidnitz
4. oo 1365 Elisabeth von Pommern
Kinder: vgl. Stammtafel Luxemburger
[1] JUGEND, ITALIENAUFENTHALT
Kindheit und Jugend zeugen vom Konflikt dynastischer Traditionen: Der Taufname war premyslidisch, die Erziehung am französischen Königshof (1323-1330) luxemburgisch. 1323 gab König Karl IV. von Frankreich den Firmennamen und verheiratete KARL. Er wurde unter anderem von Pierre Roger (später Clemens VI.) beeinflußt und erhielt eine für Laienfürsten sehr ungewöhnliche Bildung. Der Vater rief KARL 1331 nach Oberitalien, wo er als dessen Statthalter zum selbständig Handelnden heranwuchs. Die Umstände der Abreise nach Böhmen (1333) sind dunkel.
[2] MARKGRAF VON MÄHREN, WEG ZUM KÖNIGTUM
Die Verwurzelung KARLS in Böhmen verbesserte die politische Basis der Dynastie durch zunehmende Identifizierung mit der Territorialherrschaft. Der böhmische Adel erzwang 1333 die Auswechselung des Hofs. Den 1334 vom Vater verliehenen Titel Markgraf von Mähren faßte KARL nicht als Beschränkung auf. Er restituierte die Krondomäne in Böhmen und erstrebte Kontinuität zu den PREMYSLIDEN. Konflikte gab es mit den Baronen und dem Vater vielleicht bis nahe an 1346. KARL wirkte 1336-1337 und 1340-1341 in Tirol für seinen Bruder Johann Heinrich, Gemahl der Margarete Maultasch. Den Umschwung zum Vorwalten KARLS bezeichnen erste selbständige Handlungen nach außen 1338 und die faktische Regierungsübernahme 1342. Mit der Errichtung des Erzbistums Prag 1344 wurde ein premyslidisches Ziel realisiert. Aus der Rivalität um das römische Königtum schied HABSBURG wegen der Krankheit Herzog Albrechts II. aus; infolge der Probleme LUDWIGS DES BAYERN wuchs die Hoffnung der LUXEMBURGER. Nach dem Verlust Tirols an LUDWIG gelang ein Konsens mit HABSBURG (1341,1344). Clemens VI. versöhnte (1342) KARLS Großonkel Kurfürst Balduin von Trier mit der Kurie; gegen große Zugeständnisse wurde dieser zum entscheidenden Förderer KARLS. Nach intensiven Kontakten mit Avignon (1340,1344,1346) und dem neuerlichen Scheitern der Rekonzilation LUDWIGS fand der Wahlaufruf des Papstes bei vier Kurfürsten Gehör; der Mainzer Erzbischof Heinrich von Virneburg war durch Gerlach von Nassau ersetzt worden. So wurde KARL 1346 gewählt und nach päpstlicher Approbation gekrönt. Zuvor hatte er große Zugeständnisse beschworen, besonders für Italien, aber nicht ausdrücklich die Ungültigkeit der Handlungen LUDWIGS in Deutschland zugestanden. Später erwiesen sich die Zusagen großenteils als überholt. Die Anfänge KARLS als König waren sehr mühsam; Vater und Sohn gerieten in die Katastrophe der Franzosen bei Crecy (29. August 1346); KARL entkam verwundet. Da starb LUDWIG am 11. Oktober 1347. Die gebannten WITTELSBACHER versuchten vergebens, König Eduard III. von England und Graf Günther von Schwarzburg als Nachfolger zu präsentieren. Durch ein Heiratsbündnis mit dem Pfalzgrafen spaltete KARL die Gegner im Süden, im Norden spielte er den falschen Woldemar aus. Die HABSBURGER ließen sich 1348 belehnen, mit den WITELSBACHERN gelang 1350 gegen den Widerstand des Papstes eine Aussöhnung. KARL ließ sich abermals wählen und krönen.
[3] HAUSMACHT, ENGERES REICH
KARL war wohl der erfolgreichste Hausmachtpolitiker des deutschen Spätmittelalters. Der Griff nach großen Teilen des Erbes Kaiser LUDWIGS gelang. Im Westen bot die Oberpfälzer Mitgift der zweiten Gemahlin (1349) den Kern für Neuböhmen; den Weg nach Nürnberg und Frankfurt am Main sicherten kleine Rechte in Franken. Im Norden löste KARL 1364 die Nieder-Lausitz ein (Kauf 1367), übernahm die Verwaltung der Mark Brandenburg 1365 und erwarb sie 1373 (Landbuch von 1373). Im Osten wurde der Erwerb Schlesiens mit Hilfe der dritten Ehe KARLS mit der Erb-Nichte Bolkos von Schweidnitz-Jauer vollendet (Erbfall 1368). Nach Süden respektierte KARL HABSBURG. Das 1354 zum Herzogtum erhobene Luxemburg überließ KARL dem Stiefbruder Wenzel. Ererbtes und Erworbenes sicherte KARL durch Inkorporation in die Krone Böhmens, sie sollte Überpersönliches verkörpern und wurde mit dem Wenzelskult verbunden. 1348 errichtete KARL in Prag die erste Universität im Reich nördlich der Alpen und gründete die großzügige Neustadt. Als KARL über die Krondomäne hinausgreifen wollte, scheiterte er, so 1355 mit dem Landrecht (Maiestas Carolina); denn den böhmischen Adel konnte KARL nicht bezwungen. Doch wurde Prag zur Hauptstadt in einem bisher im Reich unbekannten Maß. Böhmen war fester eingefügt denn je, etwa ein Viertel des engeren Reichsgebietes war 1378 luxemburgisch. Außerhalb der Krondomäne und Hausmacht war KARL mehr auf Politik als auf Regierung verwiesen. Der Schwund des Reichsguts setzte sich fort. In den königsnahen Landschaften fand er die besten Helfer. KARL, erstmals als König selbst Kurfürst, verstand es, seine Interessen mit denen der Kurfürsten zu parallelisieren; dies führte unter anderem zur Goldenen Bulle (1356). Es gelang, den Schwiegersohn Herzog Rudolf IV. von Habsburg (Privilegium maius) abzufangen (Erbeinung 1364). - Die Städtepolitik KARLS war fiskalisch. Lange Zeit hat er ständische einheitliche Bünde hintangehalten. Führende Reichsstädte waren Partner, besonders Nürnberg mit deutlichen Hauptstadtfunktionen. Der Schwäbische Städtebund (1376) konnte nicht mehr gebändigt werden. Auch mit Hilfe des Vikariats (Balduin von Trier, Wenzel von Luxemburg) war die Distanz zum Westen des Reiches nicht auszugleichen, die Grenze konnte gerade noch gehalten werden. Das königsferne nördliche Drittel des Reiches erreichte KARL besser als irgendein anderer König (Besuch in Lübeck 1375).
[4] PÄPSTE, KAISERTUM, DYNASTISCHE UND ÄUSSERE POLITIK
Als erster König seit langem war
KARL den Päpsten gewachsen, wobei ihm deren Schwäche
(und die Krise des französischen Königtums) zugute kam. An grundsätzlichen
Übereinstimmungen hielt er fest. So wurde die Kaiserkrönung auf
dem ersten Italienzug (1354-1355) erreicht. Auf dem zweiten (1368-1369)
gab es ein gemeinsames Handeln des Kaisers und des nach Rom zurückgekehrten
Papstes. Weder von diesem noch von Petrarca und Cola di Rienzo ließ
sich KARL davon abbringen, nur minimalen
Einsatz in Italien zu wagen. Er errichte gleichwohl Anerkennung wie kaum
ein anderer deutscher Herrscher, auch in Mailand (Krönung) und Florenz.
Die Krönung in Burgund hat den Schwund der königlichen Positionen
kaum aufhalten können. Savoyen und Genf wurden 1361 zum deutschen
Regnum geschlagen, 1348 war Avignon aus der Lehnshoheit entlassen worden.
1349 hatte KARL die Grafschaft Vienne
(Dauphine) dem französischen Thronfolger übertragen; der
Übergang der Vikariatsrechte über Restburgund an diesen (1378)
war wohl Teil des dynastischen Geschäfts am Lebensabend.
Die luxemburgische
Tradition, die auf das französische Königtum verwies, wurde nicht
vernachlässigt; entscheidend war aber das Kräftespiel zwischen
Böhmen, Polen, Ungarn und Österreich. KARL
erstrebte
ein altes PREMYSLIDEN-Ziel, den Erwerb
Polens. 1372 schien durch die Verlobung seines Sohnes SIEGMUND
mit der Erb-Tochter
König Ludwigs der
Erfolg nahe. Die Voraussetzungen dafür wurden 1377-1378 auf der letzten
großen Reise in Paris geregelt. Da aber die älteste Tochter
Ludwigs
starb, wurde SIEGMUND auf Ungarn umgelenkt.
KARLS ältester Sohn WENZEL,
seit 1363 König von Böhmen, wurde erstmals seit der STAUFER-Zeit
zu Lebzeiten des Vaters zum römischen König gewählt (10.
Juni 1376) und gekrönt. Kurfürsten und Papst hatte
KARL willfährig gemacht. 1378 brach das Abendländische
Schisma aus. KARL traf, vielleicht
ungenügend unterrichtet, eine Entscheidung zugunsten des römischen
Papstes.
[5] RELIGIÖSES, KULTUR, REGIERUNG, VERWALTUNG
KARL war von tiefer
Frömmigkeit erfüllt, die sich nach außen besonders in Stiftungen,
Heiligenverehrungen und Reliquienkult kundtat. Besonders verpflichtet fühlte
er sich dem heiligen Wenzel, dem eigentlichen Herrn Böhmens, und KARL
DEM GROSSEN. Seine hohen Würden trug er im Bewußtsein,
von Gott geführt zu sein, und verband damit viel Sinn für herrscherlich-dynastische
Repräsentation. KARL, der tschechisch,
deutsch, französisch, italienisch und lateinisch sprach, dürfte
kein natürliches Bewußtsein im modernen Sinn besessen haben;
in Böhmen wirkt er sprachlich ausgleichend. Er war ein Freund und
Förderer von Kultur und Kunst. Das geistige Leben am Hofe, besser
Vorhumanismus denn Frühhumanismus, war inselhaft und ohne wirklich
selbständige Begründung in der Antike, aber für deutsche
Verhältnisse fruchtbar als literarisch-gelehrte Lebenshaltung. Die
Rolle der Kanzlei für die Sprachgeschichte ist stark überschätzt
worden. Baukunst, Plastik und Malerei in Prag (Burgneubau seit den 30-er
Jahren, Veitsdom seit 1344, Karlsbrücke seit 1357), in Karlstein und
Nürnberg führen KARLS Welt
vor Augen. Prag wurde zum ausstrahlenden Mittelpunkt.
KARL führte
die deutsche Zentralgewalt im Spätmittelalter auf den Höhepunkt.
An KARLS
Regierungsapparat, praktisch
identisch mit dem Hofstaat, wurden relativ am gleichmäßigsten
Mitarbeiter aus dem ganzen Reich gebunden. Organisation und Arbeitsqualität
verbesserten sich beträchtlich. Hierbei wirkten Anregungen aus W-Europa
und von der Kurie und langfristige Prozesse (Verschriftlichung). Die Kanzlei
war vom Großbürgertum beherrscht, das fast alle Kanzler KARLS
und WENZELS (1332-1396), auch Johann
von Neumarkt (1354-1371/74), stellte. Politik und Wirtschaft konvergierten
deutlicher als bei jedem Vorgänger; doch ist ökonomisch Langfristiges
nicht leicht mit der Ereignisgeschichte zu verbinden, auch nicht mit der
Großen Pest (1347) und der Krise seit etwa 1350 oder in Böhmen
seit etwa 1370. Bei fast allen Aktionen
KARLS
ist
auf das Geld zu achten. Auch insofern bestand ein Zusammenhalt von Hausmacht
und den Kernländern des reiches, besonders (wie beim Itinerar) eine
Querachse von Frankfurt am Main bis Breslau.
KARL IV. ist die
größte Herrscherfigur des deutschen Spätmittelalters, wohl
auch der erste unter den großen europäischen Königen des
späten 14. Jh. Er hat die Herrscherpflichten ernst genommen; Realismus
und Beweglichkeit, ja Unbedenklichkeit suchten lange Zeit beharrlich verfolgte
Ziele erreichen.
KARLSgroßes,
kaum auf das Schwert, viel mehr auf Politik gegründetes Werk wurde
bald vielfach pervertiert und kam in den Grundzügen zuletzt den HABSBURGERN
zugute. Brüchig hinterließ KARL IV.
die
Basis der Dynastie, die Stellung in Böhmen, so dass sein System hier
nur kurzen Bestand hatte. Doch blieb der Länderkomplex der LUXEMBURGER
im großen und ganzen beisammen, so dass das Reich als Pertinenz einer
starken Hausmacht weiterhin regierbar war; auch die Verlagerung des Königtums
im Osten des Reiches erhielt sich. Wenngleich sich die Basis des Königtums
wieder deutlich verengte, blieben die Grundlagen karolischer Stabilisierung
(Goldene Bulle) erhalten.
Quellen:
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RI VIII, 1877, Additamentum, 1889 RTA 1, 1867.
Erzählende:
--------------
Font. Rer. Bohem., Bd. 4, 1884 Reg. Diplomatica nec
non epistolaria Bohemiae et Moraviae, hg. J. Emler u.a., Bd. 3-7, 1890-1963
Monumenta Vaticana res gestas Bohemicas illustrantia, hg. I. Klicman
u.a., Bd. 1-4, 1093-1954 MGH Const. VIII, 1910-1926; IX-XI, 1974ff.
Karoli IV Imp. Ro. Vita ab eo ipso conscripta, hg. K. Pfisterer-W. Bulst,
1950 Bulla aurea Karoli IV. imperatoris anno MCCCLVI promulgata, bearb.
W. D. Fritz (MGH Fontes XI, 1972).
Literatur:
-----------
E. Werunsky, Gesch. Ks. K.s IV. und seiner Zeit, Bd.
1-3, 1880-1892 - J. Susta, Karel IV. Otec a syn 1333-1346, 1946 - Ders.,
Karel IV. Za cisarskouz korunou 1346-1355, 1948 [= Ceske dejiny II, 3,4]
Z. Fiala, Pfedhusitske Cechy, 1978 - Der dt. Territorialstaat im 14.
Jh., hg. H. Patze, Bd. 1-2 (VuF 13,14, 1970-1971) - W. v. Stromer, Obdt.
Hochfinanz 1350-1450 (Beih. VSWG 55-57, 1970) H. Thomas, Zw. Regnum und
Imperium, 1973 F. Seibt, K. IV., 1978 - Ks. K. IV., Staatsmann und Mäzen,
hg. F. Seibt, 1978 - Ks. K. IV. 1316-1378, Politik, Gesellschaft, Geschichtsschreibung
(Gießener Festg. Für F. Graus, 1982), 224-318 K. IV., hg.
E. Enge, 1982 - Karolus Quartus, 1984 - F. Kavka, Am Hofe K.s IV., 1990.
WENZEL
--------------
* Prag 14. V 1316, + Prag 29. XI 1376
Begraben: Prag Veitsdom
1323 KARL IV.
1334 MARKGRAF VON MÄHREN
Rhens 11. VII 1346 zum KÖNIG gewählt
Bonn 26. XI 1346 gekrönt2. IX 1347 KÖNIG VON
BÖHMEN
Frankfurt 17. VI 1349 2. Wahl
Aachen 25. VII 1349 Krönung als KÖNIG
Mailand 6. I 1355 gekrönt als KÖNIG VON ITALIEN
Rom 5. IV 1355 gekrönt als KAISER
Arles 4. VI 1365 KÖNIG VON BURGUND
1. oo Prag 8. I 1329
BLANCHE (MARGUERITE) DE VALOIS (CAPET)
* 1317, + Prag 1. VIII 1348
Begraben: Prag Veitsdom
Tochter von Charles I. von Frankreich Comte de Valois
2. oo (Kontrakt Babarach III 1349)
ANNA PFALZGRÄFIN, HERZOGIN IN BAYERN
* 26. IX 1329, + Prag 2. II 1353
Begraben: Prag Veitsdom
26.VII 1349 gekrönt
Tochter von Pfalzgraf Rudolf II.
3. oo 27. V 1353
ANNA VON SCHLESIEN
* 1339, + 11. VII 1362
Begraben: Prag Veitsdom
ERBIN VON SCHWEIDNITZ UND JAUER
4. oo V 1363
ELISABETH VON POMMERN
* 1347, + 15. IV 1393
Begraben: Prag Veitsdom
Tochter von Herzog Bogislaw V. in Hinter-Pommern
Hoensch Jörg K.: Seite 14-17,32-44
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"Kaiser Sigismund. Herrscher an der Schwelle zur Neuzeit
1368-1437."
Stets darauf bedacht, durch Heiratsprojekte die Vorherrschaft
des luxemburgischen Hauses weiter auszubauen,
vereinbarte KARL IV. nach der Geburt
SIGISMUNDS
unverzüglich eine Eheverbindung des Säuglings mit Katharina,
der Tochter seines Gastgebers, des Burggrafen Friedrich V. von Zollern.
Da der in zweiten Ehe mit Anna
von der Pfalz im Jahre 1350 geborene Sohn Wenzelnoch
als Kleinkind starb, musste KARL bis
zum 26. Februar 1361 auf die Geburt eines Thronfolgers warten, der wieder
auf den Namen des Landespatrons Wenzel (Vaclav) getauft wurde. 1362
nach den Tod der Anna von Schweidnitz
zum dritten Mal verwitwet, hat sich der damals 47 Jahre alte KARL
am 21. Mai 1363 in Krakau der gerade 16-jährigen Elisabeth
von Pommern-Wolgast, einer Enkelin des söhnelosen Königs
Kasimir III. Wielki von Polen ehelich verbunden, die 6 von den
11 Kindern des Kaisers zur Welt brachte.
Anthropologische Untersuchung
1976
KARL IV. war, wie
die 1976 durchgeführten anthropologischen Untersuchungen ergaben,
mit 175 cm für die Zeit von beachtlicher Körpergröße,
aber durch mehrere schwere Krankheiten, durch die Gicht und eine im Turnier
erlittene Verletzung gezeichnet.
Der hochgebildete, polygotte KARL
IV. beherrschte fünf Sprachen in Wort und Schrift und war
lebhaft an Mathematik, Astronomie und Medizin interessiert. Obgleich er
in seiner Jugend ein leidenschaftlicher Turnierkämpfer gewesen war,
der sich sogar incognito unter falschem Banner am Lanzenbrechen beteiligt
hatte, hegte KARL IV. nach einem um
1350 erlittenen schweren Unfall Vorbehalte gegen diese ritterlichen Wettkämpfe,
denn er hatte sich dabei ernsthafte Verletzungen an Brust- und Halswirbelsäule
zugezogen, die zu einer teilweisen Lähmung führten und ihn für
den Rest seines Lebens zu einer gekrümmten Körperhaltung mit
nach links geneigtem Kopf zwangen.
KARL hielt es am
Jahreswechsel 1377/78 für erforderlich eine beschwerliche Reise nach
Frankreich zu unternehmen, um die Interessensphären abzustecken. Für
die Zusage, den Anspruch SIGISMUNDS auf
die polnische Krone nicht zu konterkarieren, trat der Kaiser die Verwaltung
des zum Reich gehörenden Königtum Arelat an seinen Neffen Karl
IV. von Frankreich ab.
1329
1. oo Blanka von Valois, Tochter des Herzogs Karl
1317-1.4.1348
4.3.1349
2. oo Anna von der Pfalz, Tochter des Herzogs
Rudolf II.
26.9.1329-2.2.1353
27.5.1353
3. oo Anna von Schweidnitz-Jauer, Tochter des
Herzog Heinrich II.
um 1339-11.7.1362
21.5.1363
4. oo Elisabeth von Pommern, Tochter des Herzogs
Boguslaw V. und der Elisabeth von Polen
1348-14.2.1393
Sie wuchs am
polnischen Hof in Krakau auf.
Kinder:
1. Ehe
Margarete
24.5.1335- 1349
1338
oo Ludwig I. König von Ungarn
5.3.1326-11.9.1382
Katharina
August 1342-26.4.1395
13.7.1357
1. oo Rudolf IV. Herzog von Österreich
1.11.1339-27.7.1365
1366
2. oo Otto V. Markgraf von Brandenburg
1340/42-15.11.1379
2. Ehe
Wenzel
17.1.1350-30.12.1351
3. Ehe
Elisabeth
19.3.1358-19.9.1373
19.3.1366
oo 1. Albrecht III. Herzog von Österreich
9.9.1348-29.8.1395
WENZEL
26.2.1361-16.8.1419
4. Ehe
Anna
11.7.1366-7.6.1394
Schloß Sheen
1382
oo Richard II. König von England
7.1.1367-14.2.1400
SIGISMUND
15.2.1368-9.12.1437
Johann Herzog von Görlitz
22.6.1370-2.3.1396
Karl
13.3.1372-24.7.1373
Margarete
29.9.1373-4.6.1410
1381
oo Johann III. Burggraf von Nürnberg
1369-11.6.1420
Literatur:
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Benker Gertrud: Ludwig der Bayer. Ein Wittelsbacher
auf dem Kaiserthron. Eugen Diederichs Verlag München 1997 Seite 11,97,127,192,195,238,250,265,270,273
- Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin
Köln 2000 Seite 238 - Ehlers Joachim: Geschichte Frankreichs
im Mittelalter. W. Kohlhammer GmbH 1987 Seite 220,223,229,248,270,277 -
Ehlers
Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die
französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII.
888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 246,268,274,285-289,297-302
- Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994,
Seite 208-209,270 - Favier, Jean: Frankreich im Zeitalter der Landesherrschaft
1000-1515. Deutsche Verlagsanstalt Stuttgart 1989 Seite 310,324, 345,361
- Hoensch, Jörg K.: Kaiser Sigismund. Herrscher an der Schwelle
zur Neuzeit 1368-1437. Verlag C.H. Beck München 1996 Seite 14-604
- Höfer, Manfred: Die Kaiser und Könige der Deutschen,
Bechtle Verlag Esslingen 1994, Seite 140-144 - Hoensch, Jörg
K.: Die Luxemburger. Eine spätmittelalterliche Dynastie gesamteuropäischer
Bedeutung 1308-1437. Verlag W. Kohlhammer 2000 Seite 39-315 - Hoensch,
Jörg K.: Premysl Otakar II. von Böhmen. Der goldene König.
Verlag Styria Graz Wien Köln 1989 Seite 10,73,187,197,248, 263 - Hundt,
Barbara: Ludwig der Bayer. Der Kaiser aus dem Hause Wittelsbach Bechtle
Verlag Esslingen München 1989 Seite 37,218,255,302,309,312, 318,320,331,339,341,343
- Jaeckel, Gerhard: Die deutschen Kaiser. Die Lebensgeschichten
sämtlicher Monarchen von Karl dem Großen bis Wilhelm II., Weltbild
Verlag Augsburg, Seite 125-126 - KAISER KARL IV. Katalog
zur Ausstellung 15. Juni-15. Oktober 1978 Prestel Verlag München -
Kaiser
Karl IV. und die Kultur und Kunst seiner Zeit. Artia Verlag Prag 1978 -Kuthan,
Jiri: Premysl Ottokar II. König, Bauherr und Mäzen. Höfische
Kunst im 13. Jahrhundert, Böhlau Verlag Weimar 1996 Seite 85, 87,134,141,258,369
- Müller-Mertens Eckhard: Karl IV., in Deutsche Könige
und Kaiser des Mittelalters, Urania-Verlag 1988, Seite 305-323 -
Schwennicke
Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann
GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 82 - Seibt Ferdinand: Karl IV.
Ein Kaiser in Europa 1346 bis 1378 Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH &
Co. KG, München 1994 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische
Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G.
Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 - Veldtrup,
Dieter: Zwischen Eherecht und Familienpolitik. Studien zu den dynastischen
Heiratsprojekten Karls IV., Studien zu den Luxemburgern und ihrer Zeit.
Verlag Fahlbusch/ Hölscher/Rieger Warendorf 1988 -