Jüngere Tochter des Grafen
Wilhelms III. von Holland-Seeland-Hennegauaus dem Hause AVESNES
und
der Johanna
von Valois, Tochter von
Graf Karl
Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 2079
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Philippa von Hennegau, Königin von England
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* um 1314, + 15. August 1369
Begraben: Westminster Abbey
Tochter von Wilhelm, Graf von Hennegau, und Jeanne, Tochter von Karl von Valois
Gemahlin Eduards III.
Die politische Heirat mit Eduard
betrieb die englische Königin
Isabella in Mons am 27. August 1326, sie verhalf ihr zur Finanzierung
ihrer Invasion in England, die einen Monat später erfolgte. Wegen
zu naher Verwandtschaft gewährte Johannes XXII. widerstrebend
am 30. August 1327 in Avignon einen Dispens. Prokura-Vermählung und
Übergabe der Mitgift erfolgten am 28. Oktober 1327 in Valenciennes.
Am 22. Dezember traf Philippa von Hennegau
in London ein. Die Hochzeit fand am 24. (25.?) Januar 1328 in York statt.
Philippa
von Hennegau
wurde erst im Februar (18.?)1330 gekrönt.
Ihr politischer Einfluß war gering, doch ist ihre Intervention 1347
zugunsten der Bürger von Calais belegt.
PHILIPPA
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* um 1312, + 1369
oo 1328
EDUARD III. VON
ANJOU, König von England
+ 1377
Baker Timothy: Seite 56
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"Die Plantagenet" in: Die großen Dynastien
Die gesamte Familie war der Königin, der molligen und freundlichen Philippa von Hennegau, deren Fürbitte die Bürger von Calais gerettet hatte, zu großem Dank verpflichtet. Ihr heißblütiger Gatte hätte sich wahrscheinlich aufgrund seiner unglücklichen Jugend zu einem unausgeglichenem Menschen entwickelt, wenn sie nicht sein Temperament gezügelt hätte. Obwohl er oftmals untreu war, hielt seine Liebe zu ihr dennoch 40 Jahre lang; nach ihrem Tode verschlechterte sich der physische und psychische Zustand des Königs zusehends.
Ennen, Edith: Seite 99-100,209
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"Frauen im Mittelalter."
Der aufsehenerregende Fall der Johanna
Plantagenet, Tochter von Edmund Graf
von Kent, einem Sohn König Eduards
I. von England aus seiner zweiten Ehe mit Margareta,
Tochter König Philipps III. von Frankreich,
die schließlich Eduard, Prinz
von England heiratete und Mutter Richards
II. wurde, vorher aber schon zweimal heimlich verheiratet war,
gehört zwar erst dem 14. Jahrhundert an, soll aber hier Erwähnung
finden. Johanna wurde 1328 geboren.
Ihr Vater wurde wegen seiner Beteiligung an einer gegen König
Eduard III. gerichteten Verschwörung hingerichtet. Die
junge Königin Philippa, Tochter
des Grafen Wilhelm III. von Hennegau, adoptierte Johanna,
die am Königshof aufwuchs unter dem Regime von Sir William und Lady
Elisabeth von Montague. Sir William wurde 1337 Graf von Salisbury, sein
Sohn William Montague galt als Johannas
künftiger Gatte. Im Jahr 1340 begann aber Thomas Holland, Sohn des
Sir Robert Holland, Johanna zu umwerben.
Im Frühling 1340 entschloß sie sich - 12 Jahre alt -, ihn zu
heiraten. Sie versprach damals schon sehr schön zu werden. Die Heirat
wurde heimlich nur vor Laienzeugen vollzogen.
Johannas Pflegeeltern
war das Interesse Hollands nicht entgangen, sie wollten seine Abwesenheit
benutzen, Johanna gut zu verheiraten,
und ersahen als Ehegatten für sie den gleichaltrigen William Montague,
Sohn und Erben des Grafen von Salisbury. Verschwieg Johanna
aus Angst ihre Ehe mit Holland? Oder wurde sie überredet, die Ehe
sei ungültig, ihre Zustimmung sei nur unter Druck Hollands gegeben
worden? Auf jeden Fall wurde sie im Winter 1340/41 William Montague feierlich
vermählt; die schönste und liebenswürdigste Dame Englands,
wie Froissart schreibt.
Holland kam 1341/42 aus dem Preußenland heim und
machte seine Rechte auf Johanna geltend.
Er fand bei Johanna kein Gehör
und wandte sich an den Papst in Avignon - aber nicht sofort; es fehlten
ihm die dafür erforderlichen beträchtlichen Geldmittel. 1347
war es endlich soweit.
Erstrebt wurde die Annullierung der Ehe Johannas
mit Salibury; Holland wußte wohl, daß König
Eduard III. und Königin Philippa
die Ehe seiner Frau mit Salisbury befürwortet hatten. Der Papst erklärtze,
daß dieser Fall nicht notwendig vor die Kurie gehöre und bestellte
den Kardinal Adhemar Robert zum Richter.
Kardinal d'Albi, Kardinalbischof von Porto entschied,
daß die Verbindung von Johanna
mit Sir Thomas Holland eine rechtsgültige Ehe sei, daß
Johanna unverzüglich Holland wiederzugeben, ihre Ehe öffentlich
zu weihen und die de facto Ehe mit dem Grafen von Salisbury null und nichtig
sei. Eine pästliche Bulle vom 13. November 1349 verkündete Albis
Urteil und beauftragte die Bischöfe, Sorge zu tragen, daß die
öffentliche Ehe nun öffentlich geweiht werde. So geschah es.
Thomas erklomm weitere Stufen auf seiner militärischen Laufbahn und
wurde 1359 Generalkapitän aller englischen Besitzungen in Frankreich
und der Normandie. 1360 starb er als Graf von Kent. Johanna
hatte ihm drei Söhne und drei Töchter geboren.
Damals war der Prinz Eduard
von Wales 30 Jahre alt und noch unvermählt. Eduard
III. wollte ihn mit der reichen Erbin Margarete von Falndern
verheiraten, aber er liebte seine verwitwete Verwandte Johanna,
und 1361 schloß Johanna mit ihm
ihre zweite heimliche Ehe. Diese Ehe war allerdings wegen zu naher Bluts-
und wegen geistlicher Verwandtschaft von vorneherein ungültig, Braut
und Bräutigam stammten beide von Eduard I.
ab; er war Urgroßvater des Prinzen von Wales und Großvater
Johannas, außerdem war der Prinz Pate von
Johannas ältestem Sohn. Eduard
unterrichtete den Papst und bat um Dispens für die Vermählten,
damit sie öffentlich heiraten könnten. Der Papst kam der Bitte
nach.
Sein Sohn Wilhelm von Hennegau-Holland verheiratete
seine Tochter Margarete mit dem deutschen
Kaiser LUDWIG VON BAYERN, seine Tochter
Johanna
mit Wilhelm V. Herzog von Jülich und seine Tochter
Philippine
mit König Eduard III. von England.
Er selbst heiratete eine Tochter des Herzogs von Brabant.
Berg Dieter: Seite 212,218,232,247,249
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"Die Anjou-Plantagenets. Die englischen Könige im
Europa des Mittelalters."
So begab sich die Königin
Isabella auf Betreiben des Grafen von Valois an den Hof des
Grafen Wilhelm III. von Holland, Hennegau und Seeland, der
mit Johanna - der Schwester Philipps
von Valois - verheiratet war, eine geschickte Heiratspolitik
betrieb und eine Ehe seiner zweiten Tochter Philippa
mit dem Prinzen von Wales anzustreben schien. Die dyanstische Verbindung
zum Hause PLANTAGENET gelang schließlich
durch die Verlobung Eduards III. mit
Philippa, wobei deren Mitgift zum Teil
zur Finanzierung des Invasionsheeres herangezogen wurde.
Der gewaltsame Tod Eduards II.
zwang die neuen Machthaben zu umgehenden Maßnahmen der
Herrschaftssicherung, so daß trotz der Krönung Eduards
III. am 1. Februar 1327 durch den Erzbischof von Canterbury
und der Heirat des Monarchen mit Philippa von
Hennegau am 24. Janaur 1328 in York die Herrschaftsgewalt im
Lande bei einem Regentschaftsrat blieb.
Die Belagerung endete erst am 4. August 1347 mit der
Kapitulation der Bürger, deren Hinrichtung lediglich durch die Opferbereitschaft
der berühmten und literarisch vielfach verherrlichten "sechs Bürger
von Calais" unter Führung von Eustache de St.-Pierre sowie durch die
Intervention der Königin Philippa
abgewendet wurde.
Die Entwicklungen auf dem Kontinnent führten seit
Beginn der 70-er Jahre zu wachsender Unzufriedenheit im Inselreich, zumal
Eduard III. nach dem Tode von
Köigin Philipa (+
15. August 1369) zunehmend unter den Einfluß von
höfischen Beratern sowie seiner Geliebten, Alice Perrers, zu geraten
schien und auch die Söhne des Monarchen miteinander rivalisierten.
Entgegen der gängigen These von den notorischen
Familienzwisten der PLANTAGENETS ist
für Eduard zu konstantieren, daß
er mit seiner Gattin und den zwölf Kindern dank geschickter appanage
policy und Heiratspolitik weitgehend harmonisch zusammenlebte.
25.1.1328
oo Eduard III. König von England
13.11.1312-21.6.1377
Kinder:
Eduard der Schwarze Prinz
15.6.1330-8.7.1376
Isabella
16.6.1332- 1379
27.7.1365
oo Enguerrand VII. Graf von Coucy
- 1397
Wilheln
- jung
Johanna
1335-2.9.1348
Lionel Herzog von Clarence
29.11.1338-7.10.1368
Johann Herzog von Lancaster
3.1340-3.2.1399
Edmund Herzog von York
5.6.1341-1.8.1402
Marie
10.10.1344- nach 25.12.1362
1355
oo Johann V. Herzog der Bretagne
1339-2.11.1399
Margarete
20.7.1346- 1361
1359
oo Johann I. Hastings Graf von Pembroke
1347-
1375
Thomas Herzog von Gloucester
7.1.1355- 9.1397 hingerichtet
Literatur:
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Baker Timothy: Die Plantagenet. in: Die großen
Dynastien, Karl Müller Verlag 1996 Seite 56 - Berg Dieter:
Die Anjou-Plantagenets. Die englischen Könige im Europa des Mittelalters.
Verlag W. Kohlhammer 2003 Seite 212,218,226,232,247,249 - Ennen,
Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München 1994, Seite
99-100,209 - Hundt, Barbara: Ludwig der Bayer. Der Kaiser aus dem
Hause Wittelsbach Bechtle Verlag Esslingen München 1989 Seite 163,278,326
- Leo Heinrich Dr.: Zwölf Bücher niederländischer
Geschichten. Eduard Anton Verlag Halle 1832 - Schnith Karl: Frauen
des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997
Seite 270,273,279,285-287,
289-293 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische
Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische
Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa, R.G. Fischer
Verlag 1993 Tafel 11 - Tuchmann Barbara: Der ferne Spiegel. Deutscher
Taschenbuch Verlag München 1995 Seite 94,193,409 -