Margarete von Avesnes               Deutsche Königin
-----------------------------              Römische Kaiserin seit 17.1.1328
1307/10-23.6.1356                      Herzogin von Bayern
             Quesnoy                          Gräfin von Holland-Seeland-Hennegau

Begraben: Minoritenkirche zu Valenciennes
 

Älteste Tochter des Grafen Wilhelm III. der Gute von Holland-Seeland-Hennegau aus dem Hause AVESNES und der Johanna von Valois, Tochter von Graf Karl
 

Thomas Heinz: Seite 269
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in Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997

KAISERIN MARGARETE
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* ca. 1307/10 vermutlich Valenciennes 1
+ 23.6.1356 in Quesnoy

Grabstätte: Franziskanerkirche zu Valenciennes

Eltern:
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Wilhelm I. Graf von Hennegau, Holland, Seeland, Herr zu Friesland² (* ?, + 8.6.1337) und Jeanne von Valois (* nach 1293, + 14.3.1352), Tochter Karls I., Graf von Valois, Anjou etc.³

Geschwister:
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Wilhelm II., Graf von Hennegau, Holland etc. (* 1317, + 26.9.1345)
Philippa, Gemahlin König Eduards III. von England (* Januar 1314, + 15.8.1359)

  oo 25.2.1324 in Köln
      LUDWIG IV., Herzog von Bayern, Pfalzgraf bei Rhein, römisch-deutscher Kaiser, in 2. Ehe
(1. Gemahlin: Beatrix, * ca. 1290, + 24.8.1322, Tochter Herzog Heinrichs III. von Schlesien-Glogau, 6 Kinder aus dieser Ehe)
* ca. 1282, + 11.10.1347 in der Nähe von Puch bei Fürstenfeld

Grabstätte: Liebfrauenkirche München

Eltern:
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Ludwig II. (der Strenge), Herzog von (Ober-)Bayern, Pfalzgraf bei Rhein (* 13.4.1229, + 2.2.1294) und Mechthild von Habsburg (* 1251/53, + Juni 1304)

17.1.1328 Krönung zur römischen Kaiserin in Rom, Peterskirche
15.1.1346 Belehnung mit den vom Reich lehnsrührigen Grafschaften Holland und Seeland sowie dem Land Friesland durch ihren Gemahl in Frankfurt
Frühjahr 1346 Anerkennung Margaretes als Gräfin durch die Stände Hennegaus, Hollands und Seelands
30.7.1351 Verzicht auf König- und Kaisertum
7.12.1355 Verzicht auf die Regierung über Holland, Seeland und Friesland zugunsten ihres Sohnes Wilhelm (III.). Regierung nur noch in der Grafschaft Hennegau.

1  Das bei Rall, Wittelsbacher, vermerkte Geburtsdatum Margaretes ("um 1293") ist unrichtig. Die im Text versuchte Berechnung von Margaretes Geburtsjahr erfolgte auf der Basis der Angaben in Froissarts Chronik sowie in Petits Biographie über Margaretes Vater.

²  Die Reihe der Grafen von Hennegau, Holland, Seeland und Herren von Friesland mit dem Namen Wilhelm wird unterschiedlich gezählt. In diesem Beitrag wird die Zählung bevorzugt, derzufolge Margaretes Vater der erste Träger dieses Namens nach der Vereinigung von Hennegau mit Holland-Seeland war. Bezieht man aber die Grafen von Holland namens Wilhelm in die Zählung ein, dann wäre Margaretes Vater Graf Wilhelm III., ihr Bruder Wilhelm IV. und ihr Sohn Wilhelm V.

³ Das Todesdatum von Margaretes Mutter sowie die Lebensdaten ihres Bruders finden sich in den Recits d'un bourgeois de Valenciennes.



Rall, Hans und Marga: Seite 53
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"Die Wittelsbacher. Von Otto I. bis Elisabeth I."

Kaiser LUDWIG IV. DER BAYER Ludwigsche Linie von 1294 bis 1777
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* Februar/März 1282, + 11.10.1347
München                     bei Kloster Fürstenfeld

Grabstätte: Dom in München

  1. oo um 1308 in Schlesien?
          BEATRIX VON SCHLESIEN-GLOGAU
          * um 1290, + 24.8.1322
            ?               München

Grabstätte: Dom in München

Eltern: Heinrich III., Herzog von Schlesien-Glogau, und Mechthild, Tochter Herzog Albrechts von Braunschweig-Lüneburg

  2. oo 25.2.1324 in Köln
         MARGARETE VON HOLLAND
          * um 1293, + 23.6.1356
            ?               Quesnoy

Grabstätte: Minoritenkirche in Valenciennes

Eltern: Wilhelm III., Graf von Holland, und Johanna, Tochter Graf Karls I. von Valois



Schwennicke Detlev: Tafel 91
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"Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

LUDWIG IV. DER BAYER
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* II/III 1282, + Puch bei Fürstenfeldbruck 11. X 1347

Begraben: München

1292 (/1302 min.) HERZOG VON BAYERN IN OBERBAYERN
1294/1329 PFALZGRAF BEI RHEIN (seither nur noch Titel)
1340 auch in NIEDERBAYERN
Frankfurt/Main 20. X 1314 KÖNIG gewählt
Aachen 25. XI 1314 gekrönt
Mailand 31. V 1327 KÖNIG VON ITALIEN gekrönt
Rom 17. I 1328 KAISER

  1. oo nach 14. X 138/1311
           BEATRIX VON SCHWEIDNITZ (PIASTEN)
           * (1290), + München 24. VIII 1322

Begraben: ibid

Tochter von Bolko I. Herzog von Jauer und Schweidnitz

  2. oo Köln 25. II 1324
         MARGARETA VON HENNEGAU (AVESNES)
                     + Le Quesnoy 23. VI 1356

Begraben: Valenciennes

1345/54 GRÄFIN VON HENNEGAU
1345/54 GRÄFIN VON HOLLAND UND SEELAND
verzichtet 7. XII 1354

Tochter von Wilhelm VII. (I.) Graf von Holland, Seeland und Hennegau



Margarete war die Erbin von Holland-Hennegau-Seeland und Friesland. Sie geriet in erbarmungslose Erbkriege gegen ihren ältesten Sohn Wilhelm und blieb letztlich nur Gräfin von Hennegau.

Margarete von Avesnes wurde 1346 von ihrem Mann, Kaiser LUDWIG IV. DEM BAYERN, mit der Grafschaft Holland belehnt, womit erbitterte und leidenschaftliche Bürgerkriege gegen den Sohn begannen, wobei sich die Parteien "Kabeljaus" (städtisches Bürgertum) und "Hoeks" gegenüberstanden. Im Frieden von 1354 bekam sie Hennegau und wurde dort Gräfin.

Benker Gertrud: Seite 111,215,254
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„Ludwig der Bayer“

Der einflussreichste Fürst im Nordsee-Küstenbereich war Graf Wilhelm III. von Holland, mit dem LUDWIG in ein lockeres Verhältnis wohlwollender Anerkennung trat, das dann 1324 durch die Vermählung mit Wilhelms Tochter Margarete gefestigt wurde.
Papst Benedikt warf nun Kaiser LUDWIG franzosenfeindliche Machenschaften vor, wogegen sich dieser höflich verwehrte: Man sei bereit, mit dem französischen König und dem Herzog von Burgund den Fall zu klären. Auch Kaiserin Margarete, die eine Nichte Philipps VI. war (die Gattin ihres Vaters, Gräfin Johanna, war die Schwester König Philipps) suchte in einem persönlich gehaltenen Brief bei ihrem Onkel zu vermitteln.
Der letzte Graf aus dem Hause AVESNES, Wilhelm IV., wurde 1345 bei einem Aufstand von den Friesen erschlagen. Nun war die Gemahlin Kaiser LUDWIGS, Margarete, Erbin der Grafschaft Hennegau. Die gleichzeitig vakant werdenden Grafschaften Holland, Seeland und die Herrschaft Friesland übernahm der Kaiser in eigener Hand bzw. übergab sie seinem Sohn Wilhelm zur Verwaltung. Er setzte sich somit über Ansprüche der jüngeren Schwester Margaretes, die mit Eduard III. von England vermählt war, hinweg, und ebenso über die Erbrechte des Grafen von Jülich.

Veldtrup Dieter: Seite 292
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„Zwischen Eherecht und Familienpolitik“

Es ist nicht auszuschließen, dass KARL inzwischen davon Kenntnis erhalten hatte, dass die WITTELSBACHER nach der Absage Eduards III. nun einen anderen Thronkandidaten in Aussicht genommen hatten: Es war derselbe Friedrich II. von Meißen, dessen Sohn KARLS Tochter Catharina 1344 zur Ehe versprochen worden war. Die Söhne DES BAYERN hatten ihm zugleich die Hand der Kaiserin-Witwe Margaretha angetragen, so dass Friedrich, wäre dieser Plan verwirklicht worden, in zweiter Ehe die Stiefmutter seiner ersten Frau geheiratet hätte.

Hundt Barbara: Seite 163,325,329,331
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"Ludwig der Bayer"

Die schwärmerischen Worte Konrad von Megenbergs aus dem Jahre 1337 sprechen von Margarete von Holland-Hennegau (ca. 1296-1356), die der Witwer LUDWIG am 26. Februar 1324 heiratete - eine vitale Frau, und wie sich nach LUDWIGSTod herausstellte, auch eine höchst energische und kriegerische Dame! Die Ehe wurde geschlossen, um LUDWIGSPosition im Nordwesten des Reichs zu stärken. Margaretes Vater, Graf Wilhelm III., zu dessen Besitz Holland, der Hennegau; Seeland und Frieslands gehörten, war eindeutig der mächtigste und einflußreichste Fürst im Nordwesten. Durch ihre Mutter, Johanna von Valois, war Margarete mit dem französischen Königshaus verwandt. Ihre Schwester Philippa heiratete den englischen König Eduard III., ihre Schwester Johanna den Grafen von Jülich - eine weitere wichtige Verschwägerung für König LUDWIG. Eine politische Ehe also mit einer Dynastentochter aus hohem und kultiviertem Haus! Aber es wurde ganz offensichtlich weit mehr. Zehn Kindern schenkte Margarete das Leben - das letzte kurz vor LUDWIGS Tod im Jahre 1347 geboren.
Die in Köln ausgerichtete Hochzeit kostete LUDWIG über 70.000 Dukaten.
Aber Johann konnte nichts verhindern. Der Hennegau ging als Frauenlehen ohne Wenn und Aber an Kaiserin Margarete als der ältesten der Schwestern Wilhelms über. Holland, Friesland  und Seeland fielen nach dem kinderlosen Tod des Grafen an das Reich zurück. Die Stände der vier Länder erklärten entschlossen, daß sie nicht geteilt werden wollten. LUDWIG vergewisserte sich der Zustimmung der Großen des Reiches und belehnte am 16. Januar 1346 Kaiserin Margarete und später noch seinen vierten Sohn, Herzog Wilhelm, mit dem nordwestdeutschen Besitz.
Kaiserin Margarete reiste nach der Belehnung in die Niederlande, um ihre Länder in Besitz zu nehmen und sich huldigen zu lassen. Sie kam erst im September 1346 nach Deutschland zurück und traf in Frankfurt mit dem Kaiser zusammen.
Kaiserin Margarete hatte die Nachricht von KARLS Königswahl in Holland erhalten. Sie sandte dem Kaiser eine Botschaft, sie könnte mit ihren Untertanen eine genügend große Streitmacht aufstellen, um KARLS Krönung in Aachen zu verhindern. Aber dazu bestand keine Notwendigkeit.
 
 
 
 

 25.2.1324
    oo 2. LUDWIG IV. DER BAYER
             1282-11.10.1347
 
 
 
 

Kinder:

  Margarete
  1325-   1374
          München

    Januar 1351
  1. oo Stephan von Anjou-Ungarn Herzog von Kroatien
           26.12.1332-   1353/54

    1358
  2. oo Gerlach Graf von Hohenlohe
                 - nach 16.10.1387

  Anna
  um 1326-3.6.1361

18.2.1339
   oo Johann I. Herzog von Nieder-Bayern
        29.11.1329-20.12.1340

  Ludwig VI. der Römer
  7.5.1328-17.5.1365

  Elisabeth
  1329-2.8.1402
          Stuttgart

 22.11.1350
  1. oo Cangrande II. della Scala Fürst von Verona
          8.6.1332-14.12.1359

    1362
  2. oo Ulrich Herzog von Württemberg
           1342-23.8.1388

  Wilhelm I.
  12.5.1333-15.4.1389

  Albrecht I.
  25.7.1336-13.12.1404

  Otto V. der Faule
  1340/42-15.11.1379

  Beatrix
  1344-25.12.1359

 1356
  oo Erich XII. König von Schweden
       1337-21.6.1359

  Agnes II.
  1345-11.11.1352
  München München

  Ludwig
  Anfang Oktober 1347-   1348
  München                 München
 
 
 
 

Literatur:
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Benker Gertrud: Ludwig der Bayer. Ein Wittelsbacher auf dem Kaiserthron. Eugen Diederichs Verlag München 1997 Seite 111,215,249,254 - Hoensch, Jörg K.: Die Luxemburger. Eine spätmittelalterliche Dynastie gesamteuropäischer Bedeutung 1308-1437. Verlag W. Kohlhammer 2000 Seite 115 - Hundt, Barbara: Ludwig der Bayer. Der Kaiser aus dem Hause Wittelsbach Bechtle Verlag Esslingen München 1989 Seite 39,163,180,191,215,242,260,278,281,298,325,329 - Rall, Hans und Marga: Die Wittelsbacher. Von Otto I. bis Elisabeth I., Verlag Styria Graz/Wien/Köln 1986 Seite 53 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 269-298,371-375 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 91 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 - Veldtrup, Dieter: Zwischen Eherecht und Familienpolitik. Studien zu den dynastischen Heiratsprojekten Karls IV., Studien zu den Luxemburgern und ihrer Zeit. Verlag Fahlbusch/ Hölscher/Rieger Warendorf 1988 -