Begraben: in der von ihm als Hauskloster gestifteten Benediktinerabtei
Bursfelde an der Oberweser
Ältester Sohn des Herzogs
Otto von Bayern aus dem HauseNORTHEIM
und der Richenza
von Schwaben, Tochter von Herzog
Otto II.
Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 2073
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Heinrich der Fette, Graf von Northeim
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+ 1101
Begraben: in der von ihm als Hauskloster gestifteten Benediktiner-Abtei Bursfelde an der Oberweser
Sohn des Grafen Otto von Northeim (+ 1083), konnte Heinrich der Fette durch seine Heirat mit Gertrud von Braunschweig (+ 1117) den northeimischen Besitz um das reiche Erbe der KATLENBURGER und BRUNONEN erweitern. Während er nach der bayerischen Herzogswürde nicht gestrebt zu haben scheint, gelang es ihm, nicht zuletzt durch die königliche Übertragung der in einer Mark zusammengefaßten Grafschaften in Friesland (1099/1100), im sächsisch-norddeutschen Bereich nochmals eine Machtposition ähnlich der seines Vaters einzunehmen. Sie zerbrach, als der Graf bei dem Versuch der Durchsetzung dieser Rechte in Friesland getötet wurde; der katlenburgische und brunonische Besitz kam über Heinrichs des Fetten Tochter Richenza (oo LOTHAR VON SÜPPLINGENBURG) an die WELFEN.
Literatur:
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K.-H. Lange, Die Stellung der Gf.en v. Northeim ... NdsJb
33, 1961, 79-88 - J. Fleckenstein, Die Gründung von Bursfelde und
ihr gesch. Ort, 1983.
XII. 54. GERTRUD
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* ca. 1060 + 1117 9. XII..
Gemahl:
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a)
DIETRICH II. Graf von Katlenburg
+ 1085 21. I.
b) ca. 1086
HEINRICH VON NORTHEIM, Graf von Friesland
+ 1101 vor 10. IV.
c) ca. 1102
HEINRICH VON WETTIN, Markgraf von Meißen 1089 (siehe
XI. 147.)
+ 1103
Anmerkungen: Seite 141
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XII. 54. Gertrud
Posse, Wettiner Tf. 1 und Seite 42. Curschmann 67.
HEINRICH "DER DICKE"
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+ 1101 ermordet
Sohn des Herzogs Otto von Northeim-Bayern
Graf in der Germarmark-Eschwege
mit Boyneburg und im Eichsfeld
Heinrich der Fette
folgte dem Vater 1083 in den alten Hausgrafschaften im Rittigau und im
Eichsfeld. Er war zusammen mit seinem Bruder Kuno,
mit Siegfried
III. und Markgraf
Ekbert II. von Braunschweig-Meißen einflußreichster
sächsischer Fürst, was durch seine Ehe noch verstärkt wurde.
Er war Graf in der Germarmark-Eschwege mit Boyneburg und im Eichsfeld
und
unter anderem Vogt von Helmarshausen und Bursfelde, das er gründete.
Er erbte einen Teil der eventuell mit seinem Haus verwandten Grafen von
Bielstein und war damit alleiniger Herr im Werratal. Er unterstützte
bis 1086 Gegen-König
HERMANN VON SALM, fiel von seinem Schwager ab und hielt
seitdem mit den Brüdern zu HEINRICH
IV. Er baute eine der väterlichen sehr ähnliche
Machtstellung auf und aus. Nach der Ermordung des Markgrafen von Friesland,
des Bischofs Konrad von Utrecht durch die Friesen 1099, erhielt Heinrich
diese
Markgrafschaft durch den Kaiser und wurde auf dem Weg nach Friesland
ermordet.
oo 1086
GERTRUD
VON BRAUNSCHWEIG
+ 1117
Tochter des Markgrafen Ekbert I. von Meißen, Erbin
der brunonischen Güter, Regentin von Meißen und Katlenburg,
Witwe des Grafen Dietrich II. von Stade-Katlenburg
Annalen Hildesheim
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Die Jahre 1100-1103.
In der 7. Indiction, 1100, harter Winter und große
Hungersnoth. Markgraf Udo griff mit Mehreren von den Sachsen die Barbaren
an, welche auch Liutizen hießen, und hat ruhmvoll gesiegt. Markgräfin
Athela starb auf dem Wege nach Rom. Herzog Godefrid
starb in Jerusalem [und liegt nicht weit vom heiligen Grabe bestattet];
für ihn, der das Heer der Christen leitete, wird sein Bruder [Baldewin]
eingesetzt.
In der 8. Indiction, 1101, feierte der Kaiser Weihnachten
in Mainz. Dort kamen viele Fürsten zusammen und gaben dem Kaiser den
Rath, daß er Boten nach Rom wegen der Einigung der Kirche schicken
und einen Papst nach der Wahl der Römer und aller Kirchen einsetzen
sollte. Graf Heinrich gewann des Kaisers Gnade und der Kaiser selbst
übertrug ihm die Mark der Friesen. Er zog sogleich mit seiner Gattin
dorthin, wurde aber selbst getödtet, und sie ist kaum entronnen.
Chronik von St. Peter zu Erfurt
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Die Jahre 1100-1104.
1100. Giselbert, Abt zu Erfurt, führte seinen schon
längst gehegten Wunsch einer Pilgerschaft aus Liebe zum Herrn aus,
ging nach Jerusalem und nachdem er den Platz angebetet hatte, wo die Füße
des Herrn gestanden, unterwarf er sich aus Liebe zu dessen heiligster Mutter
derselben im Thale Josaphat zu regelmäßiger Lebensart und Dienstleistung;
und nachdem er ein Jahr daselbst in treuem Dienste zugebracht und noch
am Tage seiner Auflösung das heilige Meßopfer gefeiert hatte,
wanderte er am
1. October glücklich zum Herrn.
Im Jahre des Herrn 1101 erlangte Graf Heinrich,
welcher fett war, die Gnade des Kaisers und der Kaiser selbst übergab
ihm die Mark der Friesen. Als er sich nun sofort mit seiner Gemahlin
dahin begab, wurde er selbst mit einer Lanze durchstochen und aus dem Schiffe
geworfen und so getödtet, sie aber entkam mit Noth.
Der Kaiser feierte Ostern zu Lüttich. Sein jüngerer
Sohn empfing das Schwert.
Ekkehardi Chronica: Seite 184,224
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"Die Chronik des Ekkehards von Aura"
Im Jahr des Herrn 1103. Als Kaiser
Heinrich das Geburtsfest des Herrn in Mainz feierte und mit
den Fürsten einige dringende Angelegenheiten bezüglich des Zustandes
des Reiches verhandelte, wurde plötzlich und ohne erkennbaren Anlaß
das Gerücht verbreitet, der Kaiser wolle seinen Sohn Heinrich
die volle und höchste Gewalt übertragen und das Grab des Herrn
besuchen, um Christus für seine Sünden Genugtuung zu leisten.
Daher bereiteten sich einige unter größter Zustimmung darauf
vor, ihn zu begleiten.
Konrad, der Sohn Herzogs Otto, einer der
großen Fürsten, der mit allem, was dem Menschen zur Würde
gereicht, ausgezeichnet war, durch Geburt, Bildung, Tapferkeit und Reichtum
hervorragend, durch vornehems Wesen und Beredsamkeit allen Rechtschaffenen
liebenswert und angenehm, wurde bei Nacht von einigen verbrecherischen
Menschen, die sich verschworen hatten, unterwegs überfallen und erschlagen;
er hinterließ bei allen Vornehmen des reiches größte Trauer
und zugleich Argwohn, da sich die niedrigsten Leute solche Verbrechen gegen
die höchsten herausnahmen.
Drei Jahre zuvor wurde Heinrich der Fette, der
ältere Bruder dieses Konrad, als er sich auf dem Zug in die
ihm unterstehenden friesische Mark befand, um dort einige Angelegenheiten
zu erledigen, von einigen Friesen aus dem gemeinen Volk, die das Joch seiner
Herrschaft beschwerte, hinterhältig umzingelt, während er Gehorsam
erwartete; als er seine Lage erkannte und zum Meer floh, wurde er von Seeleuten
verwundet und dann erdrosselt. Der Tod dieses Mannes, der als zweiter nach
dem König über ganz Sachsen herrschte, wurde vom ganzen deutschen
Reich als schwer empfunden, und dieser Schmerz wurde nun, wie gesagt, durch
den Mord an seinem Bruder Konrad verdoppelt.
Markgraf Heinrich von Eilenburg, der mächtuigste
Mann seiner Zeit in Sachsen, verstarb.
Jäkel Hugo: Seite 130
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"Die mittelfriesischen Grafen"
Wie die Hildesheimer Annalen berichten, erlangte Graf
Heinrich der Fette, der älteste Sohn Ottos von Northeim,
im Jahr 1101 die Gnade des Kaisers. Dieser übertrug ihm die Mark
Friesland. Der Graf begab sich nun sofort mit seiner Gemahlin in diese
Mark, wurde aber dort getötet, während seine Gemahlin zur Not
entkam. Ekkehard von Aura erzählt den Hergang etwas ausführlicher.
Nach ihm wurde Heinrich der Fette,
als er die Mark Friesland
betrat, um hier seine Rechte als Gebieter auszuüben, von gemeinen
Friesen, denen das Joch seiner Herrschaft lästig war, während
sie vor ihm Gehorsam zur Schau trugen, mit Hinterlist umgarnt und, als
er dies merkte und nach dem Meere floh, von Schiffern verwundet und ertränkt.
Der ganze Hergang hat sich also in der Nähe des Meeres abgespielt,
und zwar ist Heinrich, wie aus den
beiden Berichten hervorgeht, bald nachdem er in Friesland angelangt war
und daselbst Grafenrechte auszuüben begonnen hatte, getötet worden.
Der sächsische Annalist, der jene beiden Berichte benutzt und zu einem
großen Teil wörtlich ausgeschrieben hat, fügt noch einige
wertvolle Angaben hinzu. So erwähnt er die kaiserliche Lehnsurkunde,
durch die Heinrich
der Fette die Mark Friesland erhielt,
sodann dass die Grafschaften in dieser Mark, d.i. die der gräflichen
Verwaltung als Grundlage dienenden Gaue der Grafschaft Mittelfriesland,
früher dem Utrechter Bistum gehört hätten, ferner dass das
Komplott gegen Heinrichvon Ministerialen
des Utrechter Bischofs und von gemeinen Friesen geschmiedet wurde, endlich
dass Heinrich der Fette Gertrud, die
Schwester des Markgrafen Ekbert II. zur Gemahlin hatte. Ekbert
starb 1090 unvermählt und hinterließ nur eine Schwester Gertrud,
die oben erwähnt Gemahlin Heinrichs des Fetten.
Auf sie und durch sie auf ihren Gemahl und ihre Kinder hätte die Grafschaft
Mittelfriesland nach Erbrecht übergehen müssen. Erst im Jahre
1101 erlangte Heinrich von Northeim
durch die Gnade des Kaisers jene große friesische Grafschaft, die
seinem Schwager gehört hatte. Es war unvermeidlich, dass er dadurch
in Streit mit dem Utrechter Bischof geriet, der damals die Grafschaft kraft
kaiserlicher Schenkung besaß und sie durch seine Ministerialen verwalten
ließ. Diese Ministerialen mußte Heinrich
erst beseitigen, bevor er seine eigene Herrschaft im Lande aufrichten
konnte.
Heinrich von Northeim
muß also, wie sieben Jahre später Heinrich
von Zutphen in oder bei Staveren sein Amt angetreten haben, und
allem Anschein nach handelte es sich auch 1101 um den comitatu contra
Nagelam, d.i. um die Summe, welche die friesischen Schiffer und speziell
die Staverner Kaufleute für diesen comitatus zahlen sollten. Ebenso
mögen die Sonderrechte, welche die Stadt von Ekbert II. erhalten
hatte, Gegenstand des Streites gewesen sein. Nach dem Bericht Ekkehards
zu schließen scheint Heinrich der Fette
die Ansprüche und Forderungen der Friesen nicht anerkannt
und dadurch diese angetrieben zu haben, sich insgeheim mit den Utrechter
Ministerialen, die in Staveren, Nagel usw. vom Bischof eingesetzt waren
und sich in ihrer Stellung durch das Erscheinen Heinrichs
bedroht sahen, gegen den NORTHEIMER zu verbünden und
so seinen Untergang herbeizuführen.
Der klägliche Fall des mächtigen NORTHEIMER
rief in ganz Deutschland Aufsehen und Bedauern hervor.
1086
oo 2. Gertrud von Braunschweig, Tochter des Markgrafen
Ekbert I.
um 1060-9.12.1117
Gertrud war die Erbin der brunonischen Güter, Regentin von Meißen und Katlenburg.
1. oo Dietrich II. Graf von Katlenburg
-21.1.1085
Kinder:
Otto III.
1086/88- 1117
Richenza Erbin von Braunschweig-Northeim
1086/87-10.6.1141
um 1100
oo LOTHAR III. Graf von Supplinburg
1075-4.12.1137
Gertrud Erbin von Bentheim und Rheineck
um 1090- vor 1165
1. oo Siegfried I. Graf von Orlamünde
um 1075-9.3.1113
2. oo Otto I. Graf von Rheineck
- 1150
Literatur:
-----------
Annalen von Hildesheim ad a.1100-1103 - Annalista
Saxo: Reichschronik Seite 89,111 - Brüsch, Tania: Die Brunonen,
ihre Grafschaften und die sächsische Geschichte. Herrschaftsbildung
und Adelsbewußtsein im 11. Jahrhundert. Matthiesen Verlag Husum 2000
Seite 37,40,53,64,78, 85,104, 130,138,144-146,148,218,229,252 - Chronik
des Albert von Stade ad a. 1105,113 - Chronik von St. Peter
zu Erfurt ad a. 1100-1104 - Die Salier und das Reich, hg. Stefan
Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I Seite 301,346/Band II Seite
488/Band III Seite 311,512 - Ekkehardi Chronica: Die
Chronik des Ekkehards von Aura Seite 310 - Fenske,
Lutz: Adelsopposition und kirchliche Reformbewegung im östlichen Sachsen.
Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 1977, Seite 112,143,148, 155,179
A. 415,343,348 - Giese, Wolfgang: Der Stamm der Sachsen und das
Reich in ottonischer und salischer Zeit. Franz Steiner Verlag Wiesbaden
1979, Seite 183 - Jaekel, Hugo: Die Grafen von Mittelfriesland aus
dem Geschlechte König Ratbods. Gotha 1895 Seite 130 - Kölner
Königschronik a. 1115 - Lange, Karl-Heinz:
Die Grafen von Northeim (950-1144). Politische Stellung, Genealogie und
Herrschaftsbereich. Beiträge zur Geschichte des sächsischen
Adels im Hochmittelalter Dissertation Kiel 1958 Seite 109-118 - Lange,
Karl-Heinz: Die Stellung der Grafen von Northeim in der Reichsgeschichte,
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Meyer von Knonau, Gerold: Jahrbücher des Deutschen Reiches
unter Heinrich IV. und Heinrich V. 1. - 7. Band, Verlag von Duncker &
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Partenheimer Lutz: Albrecht der Bär. Gründer
der Mark Brandenburg und des Fürstentums Anhalt. Böhlau Verlag
Köln Weimar Wien 2001 Seite 28,176,209,214,218,237,249 - Pätzold,
Stefan: Die frühen Wettiner. Adelsfamilie und Hausüberlieferung
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Sächsische Weltchronik - Schaab Meinrad: Geschichte
der Kurpfalz. Verlag W. Kohlhammer 1988 Seite 221 - Schnith Karl
Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern
zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 252 - Thiele,
Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen
Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993
Tafel 171 -