Heribert IV. der Junge                              Graf von Meaux und Troyes (983-995)
---------------------------
950-28.1.995
 

Sohn des Grafen Robert von Troyes und Meaux und der Adelheid von Burgund, Tochter von Herzog Giselbert
 

Brandenburg Erich: Tafel 2
****************
"Die Nachkommen Karls des Großen"

VIII. Generation
5.
---
Heribert (der Junge), Graf von Troyes und Meaux ca. 984
-------------------------
     + nach 994 23.IV., vor 996 29.II. (vielleicht 995 28.I.)

Anmerkungen: Seite 124
------------------
VIII. 5. Heribert der Junge (iuvenis)

S. über ihn Lot, Dern. Carol. 370f., und Hugues Capet 397f.
Er weist unzweifelhaft nach, daß dieser Heribert von seinem Onkel (VII 6), dem er als Graf von Troyes und Meaux nachfolgte, zu unterscheiden ist und daß Graf Robert (VII 5) einen Sohn namens Heribert hatte, der in einer seiner Urkunden (Duchesne Vergy pr. p. 36) als Zeuge erscheint. Die Vermutung Arbois de Jubainville 1, 142, daß dieser früh gestorben sei, ist durch nichts gerechtfertigt. Es erscheint mir zweifellos, daß dieser Heribert eben der hier in Rede stehende Heribert der Junge ist, zumal da er die väterlichen Grafschaften innehatte, die nach dem Tode seines Vaters, vielleicht weil er noch minderjährig war, von seinem Oheim in Besitz genommen waren. [VIII 1]


Werner Karl Ferdinand: Seite 474
*******************
Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)

VIII. Generation
1-2
-----
Im Gegensatz zu Brandenburg waren die Kinder des Grafen Robert von Meaux, dann auch von Troyes, vor den Kindern des Grafen Albert von Vermandois zu behandeln. Man hielt früher die ganze Familie Heriberts II. für das "Haus VERMANDOIS", stellte sich darum Albert, der bei der Teilung von 946 Vermandois, den vermeintlichen Stammbesitz des Hauses, erhielt, als den Ältesten vor, obgleich man zum Beispiel wußte, daß Odo älter war als Albert (Vgl. zur Reihenfolge der Heribert-Söhne oben VII, 2-7, zum Problem "Vermandois" Werner, Unters. 88ff. - Unsere Nummern VIII, 1 und 2 entsprechen den Nummern Brandenburg VIII, 5-7).
Außer Heribert, dem Sohn Roberts von Meaux/Troyes, und seiner Schwester Adela (Brandenburg "Adelheid") führt Brandenburg auf "Archambaud", * ..., Erzbischof von Sens 958. 27.VI., + 967 29.VIII." Er stützt sich dabei auf Lot, Derniers Carolingiens 28,59, 335-340. Von Archambalds Vater heißt es im Chronicon S. Petri Vivi (Sainte-Pierre-le-Vif, Diöz. Sens), vgl. Lot, Dern. Carol. 28, Anm. 3, ... Rotbertus ... vir nobilis et dives valde. Daraus macht Lot, wie vor ihm andere, eine Identifizierung mit dem Grafen Robert von Troyes, gestützt, außer auf die Namensgleichheit, eigentlich nur auf den Umstand, daß Archambalds Vater im August starb, was auch für den Grafen von Troyes gilt. Man hat übersehen, daß der Name Archambald dem Hause Heriberts II. und dem der von ihm abstammenden Grafen von Meaux und Troyes fremd ist, daß hingegen eine Adelshaus existiert, in dem die Leitnamen Robert und Archambald alternierend vorkommen. Diesem Haus, dem auch die Familie der Herren von Sully angehört, und das unter den Loirevasallen der ROBERTINER anzutreffen ist, hat Archambald, der Erzbischof von Sens, angehört - denn durch den Einfluß der ROBERTINER, die ja Sens dem burgundsichen Machtbereich entrissen hatten, wurde er dort Bischof, nicht durch den Einfluß des Hauses MEAUX-TROYES. (Vgl. zu den ROBERTINER-Vasallen Robert/Archambaldus vorläufig Werner, Unters. 179) Lots Irrtum ebd. 60, Robert von Troyes habe außer seinem (angeblichen) Sohn Archambald keinen anderen männlichen Sproß gehabt, wurde von ihm selbst in Hugues Capet 401f. berichtigt. Bemerken wir abschließend, daß der Graf von Meaux und Troyes, einer der mächtigsten Fürsten der Francia, in der herangezogenen Quelle nicht als bloßer vir nobilis et dives valde apostrophiert worden wäre. Erzbischof Archambald ist für unsere Nachkommensliste zu streichen.
Heribert wurde c 950 geboren, jedenfalls vor 959 VIII 6, seiner ersten urkundlichen Erwähnung, die Brandenburg übersah: S. Rotberti, gloriossimi comitis. S. Adelais comitisse. S. Erberti, filii eorum (Fragment, abgedruckt bei Lot, Dern. Carol. 224, Anm. 2). Graf  von Meaux und Troyes wurde Heribert als Nachfolger seines Onkels Heribert, siehe VII, 4. Wir dürfen annehmen, daß er dem Onkel auch in der Würde des Pfalzgrafen folgte, die dieser als Anhänger König Lothars erhalten hatte. Heribert "der Jüngere", wie man ihn zur Unterscheidung von seinem Onkel nennt, restaurierte die Abtei Lagny bei Meaux und starb 995 I 28, vgl. außer den von Brandenburg seinerzeit schon gegebenen Daten W.-M. Newman, Catalogue des actes de Robert II, roi de France, Paris 1937, 64, Anm. 6.
Das Todesdatum der Adela, Schwester Heriberts und Gattin Graf Geoffroi Grisegonelle von Anjou, gibt Brandenburg mit "nach 975 12. III., vor 978" an. Das "Testamnet" der Adela, eine Schenkung, die sie unmittelbar vor ihrem Tode an die Abtei S-Aubin d'Angers machte, erlaubt bei richtiger Auflösung der in der Urkunde enthaltenen Elemente eine genauere Datierung. Es handelt sich um eine im Original erhaltene große Notiz zu einem Placitum von 977 III, in der der Wortlaut der Schenkung Adelas von 974 III 6 (und nicht 975 III 12, wie Brandenburg meinte) nebst den dazugehörigen Zeugen (die der Herausgeber der Urkunde irrig davon abtrennt) inseriert sind (ed. Bertrand de Broussillon, Cartulaire de S-Aubin d'Angers 1, 1986, 7-10, nr. 3): Adela starb also 974, und zwar bald nach III 6. Adelas Ehe muß c 965 geschlossen wordens ein, wie sich aus ihren annähernden Geburtsjahr und der Geburtszeit ihres Sohnes Fulco Nerra Graf von Anjou, ergibt.


Thiele Andreas: Band II, Teilband 1 Tafel 32
*************
"Erzählende genealogische Stammtafeln"

Heribert IV. der Junge folgte 983/84 dem Onkel und Vormund als Graf von Troyes-Champagne und Meaux. Er war die wichtigste Stütze König Lothars, dessen Lothringenpolitik erst durch Heriberts kraftvolle Politik ermöglicht wurde. Er behauptete Ansehen und Macht des Hauses, dessen Herkunft von KARL DEM GROSSEN bewußt wachgehalten wurde und trieb mit seiner engen Bindung an die französische Krone den Erbfeind des Hauses, Erzbischof Adalbero I. von Reims, in die Hände der KAPETINGER, was für den Thronwechsel von 987 von ausschlaggebender Bedeutung war.

Schwager Helmut: Seite 371
***************
“Heribert II.”

Erst unter Heriberts II. Enkel Graf Heribert III. dem Jungen (nach 966-994/95) und dessen Sohn Graf Stephan I. (994/95-1019) entstand daraus die burgundischen Grafschaft Champagne, die nach 1019/23 den Grafen von Chartres-Tours, also den THEOBALDINERN ("Haus BLOIS"), zufiel.

Werner Karl Ferdinand: Seite 520,525
*******************
"Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000"

Das war ein Wendepunkt in der Geschichte W-Frankens mit entscheidender Bedeutung für das Schicksal der KAROLINGER. Die Reimser Kirche war bisher ein Pfeiler des karolingischen Königtums gewesen. Sie konnte aber nicht auf Dauer und zum Nachteil ihrer eigenen Vasallen die Vergünstigungen hinnehmen, die Lothar bereitwillig den HERIBERTINERN zugestand. So förderte Heribert III., der 967 in Troyes und Meaux seinem Bruder Robert nachfolgte, dann Heribert IV., den Sohn Roberts von Meaux, der um 980 bis 983 in allen Grafschaften seines Onkels Heribert III. die Nachfolge antrat, und schließlich Odo I., der 974 oder 975 seinen Vater Tedbald I. beerbte.
Trotz kurzfristiger Vorteile wurde dieses Bündnis mit den HERIBERTINERN verhängnisvoll für die letzten noch herrschenden Nachkommen KARLS DES GROSSEN. Denn Reims suchte, wenn auch zunächst kaum merklich, eine Annäherung an den Herzog der Franken. Noch schwerwiegender war es, daß die Erzbischöfe, eng verbündet mit den OTTONEN, dem KAROLINGER die Unterstützung des Imperiums entzogen und gleichzeitig dessen Annäherung an die ROBERTINER förderten. Diese Neuorientierung erklärt auch, warum König Lothar eine zunehmend ottonen-feindliche Politik betrieb. Er hoffte, in Lotharingien das zu erreichen, was sein Vater nicht hatte durchsetzen können. Auf diese Weise würde es ihm möglich sein, seine wertvollen Verbündetenaus dem Hause VERMANDOIS zu belohnen, deren Ziele genau in diesen Gebieten lagen, die ihren eigenen Ländern benachbart waren.
Für die KAROLINGER hatte sich so die denkbar nachteiligste Lage ergeben, nämlich ein enges Bündnis zwischen dem Kaiserreich und Hugo Capet. Vermittler dabei war Erzbischof Adalbero von Reims, der Lothar besonders feindlich gesonnen war, weil sein Bruder Gottfried bei dem Versuch, Verdun gegen die Angriffe der Truppen des Königs, Odos von Blois und Heriberts IV. zu verteidigen, in Gefangenschaft geraten war.

Holtzmann Robert: Seite 297-299
****************
"Geschichte der sächsischen Kaiserzeit"

Hugo Capet verzichtete feierlich auf Lothringen und gab dem Reiche Verdun wieder heraus, wo nun endlich der gewählte und inzwischen auch geweihte Bischof Adalbero, der Neffe des Erzbischofs, einziehen konnte, und er ordnete auch an, daß der Graf von Verdun, der gefangene Markgraf Gottfried, Vater des Bischofs und Feind Karls, nun endlich die Freiheit wieder erhielt. Freilich die beiden Vettern Heribert von Troyes und Odo von Chartres, denen Gottfried anvertraut war, zwei Gegner Hugos, ließen sich erst die Abtretung einiger Ortschaften, die dem Bistum Verdun gehörten, versprechen, um sie gegen das Deutsche Reich zu befestigen; und als Theophanu die Erfüllung dieser Zusage verbot, machten sie sogar einen Anschlag gegen die Kaiserin, um sie in ihre Gewalt zu bringen. Die Wachsamkeit des Erzbischofs von Reims hat das verhindert.
Mit der Sache Karls ging es indes weiter bergauf. Er gelangte auch in den Besitz von Soissons, dessen Bischof fliehen mußte, und die beiden alten Gegner Hugos, Heribert von Troyes und Odo von Chartres, traten auf seine Seite, so daß Hugo in Franzien von Feiden umgeben war.
 
 
 
 

  oo N.N.
              -
 
 
 
 

Kinder:

  Stephan (Etienne) Graf von Meaux und Troyes
         -1.6.1019
 
 
 
 

Literatur:
-----------
Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 2, Seite 124 - Eickhoff, Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996 Seite 110 - Glocker Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln Wien 1989 Seite 285 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 297-299 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 217,222 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons. Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 371 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 474 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 520,525 -
 
 
 
 
 


Copyright 2002 Karl-Heinz Schreiber - http://www.genealogie-mittelalter.de