2. Sohn des Grafen
Heribert II. von Vermandois und der Adela
von Neustrien, Tochter von Herzog Robert
I.
Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 2154
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Heribert III., Graf von Vermandois
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+ 980/84
Während 946 Albert I. die Grafschaft Vermandois und Robert (+ 967) die Grafschaft Meaux erhielten, ist ihr Bruder Heribert III. zunächst nur als Laienabt von St-Medard sowie als Gatte der Königs-Witwe Edgiva und damit in Bindung zum karolingischen Haus zu belegen. Robert vermehrte sein Erbe um die Grafschaft Troyes, die er 967 Heribert III. hinterließ, der die Grafschaften Meaux und Troyes mit eigenen Gütern im Soissonais und um Chateau-Thierry vereinte. König Lothar ernannte den Mann seiner Großmutter 967 zum Pfalzgrafen, der sich in Analogie zum robertinischen Herzogstitel (dux Francorum) fortan “comes Francorum” nannte. Heribert III. gab einem Raum in der östlichen Francia erste Konturen, den sein gleichnamiger Neffe und dessen Sohn Stephan I. weiter formten: als Grafschaft Champagne(-Brie) spielte dieser Besitz, der als Erbe an Odo II. von Blois überging, eine herausragende Rolle in der mittelalterlichen Geschichte Frankreichs.
Literatur:
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HEG I, 737ff. – K. F. Werner, Untersuchungen zur Frühzeit
des frz. Fürstentums (9.-10. Jh.), WaG 20, 1960, 87-119 - W. Kienast,
Comes Francorum und Pfgf. von Frankreich (Festg. P. Kirn, 1961), 80-92
- G. Schneider, Ebf. Fulco von Reims und das Frankenreich, 1973 – W. Kienast,
Dtl. und Frankreich in der Kaiserzeit (900-1270), 1,3, 1974/75 - B. Schneidmüller,
Karolingische Tradition und frühes frz. Königtum, 1979 - K. F.
Werner, Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000, 1989, 483ff.
VII. Generation
6.
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Heribert der Alte, Graf von Troyes
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* ca. 920, + nach 980, vor 984
Gemahlin: a) N.
b) 951 Edgiva, Tochter König Eduards von England, Witwe Karls des Einfältigen (V, 26)
Anmerkungen: Seite 120
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VII. 6 Heribert II.
Rodulfus (sic!) Glaber, S. S. 7, 61,65. Vgl. die Untersuchung
von Lot, Dern. Carol 370f. über Heribert
den Alten und seinen Neffen Heribert
den Jungen; comes et abbas (Laienabt) von St. Medard in Soissons
in Soissons 963 26. III., Arbois de Jubainville.1, 433.
Er bemächtigte sich der Grafschaft Troyes nach dem
Tode seines Bruders Robert, und starb
nach 980 (Cartul. du dioc. de Troyes 4, p. 142f.) vor 984 (da sich
nach Gerbert epist. ed. Havet n. 17 damals
Heribert
III. im Besitz von Troyes befand, vgl. Lot, Der. Carol. 373)
ohne Kinder zu hinterlassen, Richer 3, 100 (S.S. 3, 628).
Gemahlinnen:
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Die Heirat mit Edgiva
(Flodoard 951, S. S. 3, 401 und Mirac. S. Gregorii Bouquet 9, 126A.) ist
nicht zu bezweifeln; da Edgiva, die
um 900 geboren sein muß (siehe V 26), damals wohl zu alt war, um
noch Kinder zu haben, muß der Sohn Odo
(VIII 8) wohl aus einer früheren, sonst unbekannten Ehe sein.
[VII 4]
Ergänzung (Werner):
Heribert (wetulus)
946 Abt von St. Medar und Graf in mehreren Grafschaften, 967 Graf
von Meaux und Troyes, Pfalzgraf
VII. Generation
4
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Die Erwähnung bei Flodoard kennzeichnen Heribert
als den älteren der Söhne Heriberts
II. nach Odo,
während Hugo,
dem Heribert II.
das Erzbistum Reims verschaffen wollte, und den er 925 als 5-jähriges
Kind zum Erzbischof erheben ließ, der jüngere Bruder war. Bei
Brandenburg rangiert Hugo vor Albert,
Robert
und Heribert, weil Brandenburg
das Geburtsjahr irrig um oder nach 920 sucht, während es jeweils um
910/15 anzusetzen ist.
Zur politischen Laufbahn Heriberts
Werner, Unters. 113,115. Die Literatur nennt ihn zuweilen Heribert
III., was zwar dynastisch zutrifft, sich jedoch nicht auf eine
bestimmte Grafschaft beziehen darf: Vermandois hat er nie besessen, das
sein Vater und Großvater innehatte. In Troyes folgte Heribert
auf seinen Bruder Robert, der diese
Grafschaft durch Ehe gewonnen hatte, als erster Graf von Troyes dieses
Namens. Sein Vater, Heribert II., war
entgegen der früheren Auffassung nur Graf von Troyes. Seine Ehe mit
Edgiva/Otgiva, der Witwe König
Karls III.: Flodoard, Ann. 951.
Brandenburg VII, 6 gibt Heribert
eine frühere Gemahlin N, von der er einen Sohn "Odo,
erwähnt 980, + wohl vor 984" gehabt habe. Den Tod vor 984 vermutet
Brandenburg, weil um diese Zeit in den Grafschaften Troyes und Meaux auf
Heribert
nicht
jener von Brandenburg vermutete Sohn folgte, sondern der Neffe Heribert
der Jüngere, ein Sohn von Robert
von Meaux und Troyes. Es bleibt also nur jene einzige Erwähnung,
eine Urkunde von 980 XI/XII, die Heribert
für Montierender ausstellen ließ. Im Druck bei Arbois,
Champagne 1, 459-461 liest man, an erster Stelle hinter Signum domni
Heriberti, incliti Francorum comitis (Heribert
war
im Diensts König Lothars Pfalzgraf
geworden), S. domini Odonis comitis
filii sui. Ich habe die Urkunde im Chartular von Montierender (Archives
Haute-Marne 7 H 1, fol. 28 verso-30, 11. Jahrhundert), unserer einzigen
Überlieferung, eingesehen. Dort steht nur: S. domni Odonis comitis
sui. Das "filius" beruht also auf bloßer Ergänzung durch
spätere Interpreten. Bedenkt man, daß das ausdrücklich
den Namen vorgesetzt domnus auf einen regierenden Grafen hindeutet,
so bleibt kein Zweifel daran, daß es sich hier um den allen anderen
Großen vorangestellten Graf Odo I. von Blois-Charttres handelt, den
wir genau um diese Zeit in den erzählenden Quellen ständig mit
Heribert
zusammen antreffen, so daß man beide irrig für Brüder gehalten
hat. Odo I. von Blois ist der Sohn von Heriberts
Schwester Ledgard,
das zu ergänzende Wort (wenn überhaupt!) lautet also nepotis.
Einen Sohn Heriberts namens Odo
hat es demnach nie gegeben, und es entfällt jeder Anlaß, eine
sonst nicht bezeugte Ehe Heriberts
vor seiner Verbindung mit der Königin-Witwe anzunehmen. Heribert,
der selbst keine Kinder hatte, war in Troyes, mit ausdrücklicher Zustimmung
König
Lothars, als "Platzhalter" auf Robert
und für dessen Sohn Heribert den Jüngeren
gefolgt (nach 967 VIII, Tod seines Bruders, vor 968 I 17, Datum der ersten
erhaltenene Urkunde, die ihn als Graf von Troyes handelnd zeigt, Arbois
1, 454f.).
Heribert III. der Alte war Graf von Chartres und Madrie und unter den Brüdern der bedeutendste. Als wichtige Stütze des königlichen Vetters Lothar von Frankreich bekam er St. Medard und Soissons zurück und erbte 967 Troyes und Meaux. Heribert beherrschte die gesamte Champagne, führte zeitweise den Titel "Pfalzgraf von Lothringen" und "Graf der Franken" und war der mächtigste französische Kronvasall.
Werner Karl Ferdinand: Seite 520
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"Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000"
Das war ein Wendepunkt in der Geschichte W-Frankens mit
entscheidender Bedeutung für das Schicksal der
KAROLINGER. Die Reimser Kirche war bisher ein Pfeiler des karolingischen
Königtums gewesen. Sie konnte aber nicht auf Dauer und zum Nachteil
ihrer eigenen Vasallen die Vergünstigungen hinnehmen, die Lothar
bereitwillig den HERIBERTINERN zugestand.
So förderte Heribert III., der
967 in Troyes und Meaux seinem Bruder Robert
nachfolgte, dann Heribert
IV., den Sohn Roberts von Meaux,
der um 980 bis 983 in allen Grafschaften seines Onkels
Heribert
III.
die Nachfolge antrat, und schließlich Odo I., der
974 oder 975 seinen Vater Tedbald I. beerbte.
Trotz kurzfristiger Vorteile wurde dieses Bündnis
mit den HERIBERTINERN verhängnisvoll
für die letzten noch herrschenden Nachkommen
KARLS DES GROSSEN. Denn Reims suchte, wenn auch zunächst
kaum merklich, eine Annäherung an den Herzog der Franken. Noch schwerwiegender
war es, daß die Erzbischöfe, eng verbündet mit den OTTONEN,
dem KAROLINGER die Unterstützung
des Imperiums entzogen und gleichzeitig dessen Annäherung an die ROBERTINER
förderten. Diese Neuorientierung erklärt auch, warum König
Lothar eine zunehmend ottonen-feindliche
Politik betrieb. Er hoffte, in Lotharingien das zu erreichen, was sein
Vater nicht hatte durchsetzen können. Auf diese Weise würde es
ihm möglich sein, seine wertvollen Verbündetenaus dem Hause
VERMANDOIS zu belohnen, deren Ziele genau in diesen Gebieten
lagen, die ihren eigenen Ländern benachbart waren.
Schwager Helmut: Seite 268,320,381-383,387/88,396/97,399,402-404
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“Heribert II.”
Nachdem sich Hugo der Große
von Franzien auf Druck OTTOS I. König
Ludwig IV. unterworfen hatte, blieb aber Graf
Heribert II., der seit dem Jahre 937 engstens mit seinem
robertinischen Schwager kooperiert hatte, nichts anderes übrig,
als ebenfalls zu huldigen bzw. sich zu unterwerfen, ein Akt, den sich sein
nunmehr ältester Sohn Graf Heribert der Alte
(+ 980/84) mitvollzogen hat.
Am 26. Dezember 940 hielt er beispielweise einen Hoftag
zu Paris ab, auf dem er den Kanonikern von Saint-Martin in Tours großzügige
Güterrestitutionen gewährte, wobei Erzbischof Theotilo von Tours,
die Bischöfe Walther von Paris (+ 941), Ermentheus von Orleans (+
972) und Wido von Soissons (+ 972) sowie die gesamte heribertinische
Familie mit Graf Heribert II. an der
Spitze, gefolgt von seinen Söhnen Graf Heriberts
dem Alten (+ 980/84), der nach der Ächtung Graf
Odos an dessen Stelle in der Familie getreten war, und Erzbischof
Hugo von Reims (+ 962) sowie Heriberts
Vetter Graf Bernhard von Senlis (+ nach 945) anwesend
waren.
Graf Heribert der Alte von Omois
(+ 980/84) folgte 948 mit der Restaurierung des Klosters Notre-Dame
zu Homblieres und 970 mit der Reform des Klosters Saint-Medard bei
Soissons und ließ 972 sogar einen regulären Abt zu.
Bei Graf Heribert dem Alten
handelte es sich um einen weiteren Sohn Graf Heriberts
II., der allerdings vor dem Jahre 940 nicht in den Quellen auftauchte.
Offensichtlich rückte er erst durch das Ausscheiden Graf
Odos, der in Ungnade gefallen war, an dessen Stelle. Jedenfalls
wurde er erstmals urkundlich erwähnt anläßlich eines Hoftages
Herzog
Hugos des Großen von Franzien
Ende Dezember 940 in Paris, an welchem Graf Heribert
der Alte an der Seite seines Vaters Heribert
II. und seines Bruders Erzbischof Hugo
von Reims teilnahm. Hier, wie auch bei dem Treffen mit dem
westfränkischen
König Ludwig IV. im Jahre 942, bei dem sich die HERIBERTINER
dem Karolinger unterwarfen, blieb der Grafensohn jedoch stets eng
im Gefolge seines Vaters. Offensichtlich ließ Graf
Heribert II. nach den negativen Erfahrungen mit dem ältesten
Sohn Graf Odo bis zu seinem Tode im
Jahre 943 keinem Familienmitglied mehr die Chance zur Eigenständigkeit.
Somit konnte Graf Heribert der Alte erst
danach Profil entwickeln und schließlich zum fähigsten Sohn
und Nachfolger seines Vaters (unter anderem Erringung des Pfalzgrafen-Titels:
"comes Francorum") aufschwingen.
Schieffer Rudolf: Seite 210,214
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"Die Karolinger"
Die Rückgewinnung von Laon, längst der wichtigsten
Bastion für die KAROLINGER, glückte
Ludwig IV. erst 949 durch nächtliche Überrumpelung,
bei der freilich die Zitadelle der Stadt unbezwungen blieb. Zu den Folgen
gehörte eine neue Verständigung mit dem Hause
VERMANDOIS: Albert, der
sich unter den Söhnen Heriberts II.
als Erbe der eigentlichen Grafschaft durchgesetzt hatte, huldigte dem
König, und bekam bald darauf Gerbergas
gleichnamige Tochter aus deren erster Ehe mit Giselbert von Lothringen
zur Frau, wärend sein Bruder Heribert III.,
Laienabt von Saint-Medard in Soissons, 951 die Königin-Mutter
Eadgifu heiratete. Endgültig fallengelassen wurde dabei
der weitere Bruder Hugo, der in Ingelheim verurteilte Erzbischo, der jahrelang
Reims den KAROLINGERN vorenthalten
hatte.
So konnte Lothar bereits
962 den möächtigen Grafen Tedbald von Blois, der einst seinen
Vater Ludwig IV. im Auftrag Hugos
des Großen inhaftiert hatte, auf seine Seite ziehen und
aus dem Hause VERMANDOIS außer
Graf
Albert auch dessen Bruder
Heribert
III.
gewinnen, der 967 die Grafschaften Meaux und Troyes
erbte und vom König mit dem titel eines comes Francorum (in Analogie
zum dux Francorum) geschmückt wurde.
Ehlers Joachim: Seite 25,31
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"Die Kapetinger"
Die Vorteile solcher Seitenwechsel zeigt der Anschluß
des Hauses VERMANDOIS an den König,
der den Grafen Heribert III. in Analogie
zum robertinischen dux Francorum
mit dem Titel eines comes Francorum auszeichnete.
Kampfbereit waren dagegen die Grafen
Heribert von Troyes und Odo von Blois, als sie sich 988 mit
Karl
von Nieder-Lothringen
verbündeten,
und gefährlich war auch die Gegnerschaft Erzbischof Seguins von Sens.
Ehlers Joachim: Seite 46
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"Geschichte Frankreichs im Mittelalter"
Aber auch die Grafen von Vermandois gingen auf die
karolingische Seite über; Heribert
III. legte damals den Grund zum Güterkomplex der späteren
Grafschaft Champagne-Brie. Von Lothar
erhöht, durfte er sich comes Francorum nennen, die Konkurrenz zum
robertinischen
dux Francorum betonend.
Das war ein Irrtum, gefährlich in dem Augenblick,
als die bisherige französische Haltung sich änderte und Lothar
einen neuen Ansatz karolingischer Revisionspolitik
meinte wagen zu dürfen, weil einstige ROBERTINER-Vasallen
ihn stützten. Heribert III. von Vermandois
und Odo, der Sohn Tedbalds von Blois, drängten ihren König zur
Expansion nach Lothringen, denn sie selbst hofften dort auf Gewinne.
951
oo 2. Aethgiva von England, Tochter des Königs
Eduard I.
x 905-26.12.956
919
1. oo 2. Karl III. der Einfältige
König von Frankreich
17.9.879-7.10.929
Kinder: Richtig wohl kinderlos
Odo
-
Adelheid
-
976
oo Karl Herzog von Nieder-Lothringen
Sommer 953-22.6.992
Literatur:
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Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer
GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 25,31 - Ehlers Joachim/Müller
Heribert/ Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige
des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München
1996 Seite 23,58,63 - Ehlers Joachim: Geschichte Frankreichs im
Mittelalter. W. Kohlhammer GmbH 1987 Seite 46 - Schieffer Rudolf:
Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite
210,214,220 - Schwager, Helmut: Graf Heribert II. von Soissons.
Verlag Michael Lassleben Kallmünz/Opf. 1994 Seite 6/7,225,268,274,
320,381 Anm.1323,383,387/88,396/97,399,402-404 - Werner Karl
Ferdinand: Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8.
Generation) Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk
und Nachleben. Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 462 - Werner
Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher
Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1995 Seite 495,520 -