Aus der Sächsischen Weltchronik (Forschungsbibliotheklk Gotha, Memb. I 90):
Blatt 4 recto
König Irminfrid von Thüringen, der sich den Reichsansprüchen seines fränkischen Schwagers Theuderich widersetzt hatte, kämpfte gegen ihn in Runiberg und wurde am dritten Tage von Theuderich besiegt (531). Er rettete sich auf die Burg Scheidungen an der Unstrut. Im Bild erreicht er gerade das offene Tor.
Blatt 5 recto
Die Sachsen, die der Franke Theuderich zu Hilfe gerufen hatte, stürmten die Burg Scheidungen. Als die Thüringer sahen, daß sie die Festung nicht mehr halten konnten, stellten sie sich den Angreifern und kämpften um Land und Leben. Doch die Sachsen kämpüften um die Ehre und in der Hoffnung, weiteres Land zu erobern. Von den Thüringern wurden viele erschlagen und verwundet. Auch die Sachsen verloren 6.000 Mann. Da sandte König Irminfrid den Ritter Iring mit seinem ganzen Schatz zu Theuderich und bat um Friede und Gnade.
Blatt 6 recto
Als die Sachsen erfuhren, daß Franken und Thüringer
einen Frieden geschlossen hatten und sich nun möglicherweise zusammen
gegen sie wenden würden, befolgten sie den Rat eines alten Ritters
und überfielen die Thüringer in ihrer Burg. Die Thüringer,
aus dem Schlaf gerissen, liefen schläfrig durch die Straßen
hin und her und wußten nicht, wie ihnen geschah. Da wurden die Alten
erschlagen und die Jungen gefangengenommen. König Irminfrid
entkam knapp mit wenigen Mannen und seiner Familie.
Theuderich lud König
Irminfrid
zu
sich und versprach dem Thüringer Iring Geld und Macht, wenn
er seinen Herrn töte. Als Irminfrid
vor
Theuderich trat, schlug Iring
ihn nieder. Sogleich sprach der Franken-König zu ihm: "Weil du deinen
Herrn erschlagen hast, soll dich zu Recht die ganze Welt hassen. Weg von
hier! Wir wollen mit deiner Bosheit nichts zu tun haben."
Die erstmalige Erwähnung der "Thoringia" als Bezeichnung
für das Thüringer Königreich erfolgte in einem Sendschreiben
Theoderichs
des Großen, des Königs der Ostgoten, an
Herminafrid, den
König der
Thüringer, nach 500/01. Dieses enthielt die Eheempfehlung
Theoderichs an Herminafrid
für
seine Niche Amalaberga,
Tochter seiner
Schwester Amalafrid
und des Vandalen-Königs
Thrasamund.
Verbürgt sind die letzten Könige der Thüringer:
Basinus
(Besinus,
Bisin)
und seine Söhne Herminafrid (Hermenefred,
Irminfrid), Berthachar
und
Baderich. Eine Tochter
von König
Basinus namens Radegunde
wurde mit einem Langobarden-König verheiratet.
Für den Ostgoten-König Theoderich
den Großen war das Königreich der Thüringer
der wichtigste Bündnispartner nördlich der Alpen und östlich
des Rheins - gegenüber den Expansionsbestrebungen des Franken-Reiches.
Die Heirat König Herminafrieds mit
Theoderichs
Nichte Amalaberga um, wohl eher
vor 510 war der sinnfälligste Ausdruck des engen thüringisch-ostgotischen
Verhältnisses.
Das Königreich der Thüringer wurde im Jahre
531 vom fränkischen König Theuderich,
dem Sohn Chlodwigs
I., erobert. Der Untergang des Königreiches der Thüringer
entschied sich in der Schlacht bei Burgscheidungen an der Unstrut am 1.
Oktober 531 und mit der Ermordung des Thüringer-Königs
Herminafried
534.
Nach ersten Angriffen auf das Thüringer Großreich
529/30 gelang es den christlich-katholischen Franken unter dem MEROWINGER-König
Theuderich I. (511-534)
- im Bunde mit seinem Bruder Chlothar
I. (511-561)
- 531 in
der Schlacht an der Unstrut, dem Heer des Thüringer-Königs
Herminafried
eine vernichtende Niederlage beizubringen. Unterstützt wurden die
Franken von den Sachsen, die dadurch den nördlichen Teil des ehemeligen
Thüringer Königreiches oin Besitz nehmen konnten. Auch wenn sich
der überlebende Herminafried noch
einige Jahre halten konnte und ihm zunächst die Königswürde
belassen wurde, bis er ins linksrheinische Zülpich gelockt und dort
534 umgebracht wurde, indem man ihn hinterhältig von einer Mauer
stürzte, war mit den Ereignissen von 531 die politische Selbständigkeit
Thüringens und die eigenständige Entwicklung vorerst vollendet.
Amalaberga, Königs-Witwe
und
Arianerin, floh nach dem Tode ihres Gatten Herminafried
534 mit ihren Kindern nach Ravenna zu ihrem Bruder
Theodahad,
dem Ostgoten-König, und später nach Byzanz, wo ihr Sohn
Amalafrid
zum Heerführer aufstieg.
Die Kinder von Herminafrids
Bruder Berthachar wurden schon 531 von
den Franken gefangengenommen. Es war sicher ein Akt der Staatsraison, daß
der Franken-König Chlothar
(† 561) Radegunde, die Tochter
Berthachars und Nichte Herminafrieds,
heiratete; sie trug den gleichen Namen wie ihre Tante, die Langobarden-Königin.