Sohn des Fürsten
Mundzuk
Lexikon des Mittelalters:
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Attila, Herrscher des hunnischen Großreiches 434-453
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†
Als Sohn Mundzucs,
Neffe des Rua,
vollendete Attila zusammen mit seinem
Bruder Bleda,
nach dessen Ermordung um 444 allein, die von Rua
begonnene politische Einigung. Das Reich umfaßte ein Gefüge
hunnischer, iranischer und germanischer Stämme vom Kaukasus bis zum
Rhein in Form einer rigoros zusammengehaltenen Föderation. Damit verbunden
scheint eine gezielte Seßhaftmachung bisher nomadisierender Gruppen
(die Residenz Attilas in der Theißebene
ist aus den Gesandtschaftsberichten des Priscus von 448 bekannt).
Attilas Verhältnis zu Byzanz wie
zu Rom ist vornehmlich von der Absicht bestimmt, materielle Mittel für
diesen Prozeß zu gewinnen. Kriege (besonders 434,441/45,447/48) dienen
offenkundig dazu, sich Beute und Tribut zu verschaffen, Handelsmärkte
zu kontrollieren und günstige diplomatische Positionen einzunehmen
(Attila als römischer
Magister
militum). Die Behauptung, Attila
sei lediglich ein Räuber und seine Kriege Plünderungszüge,
ist eine Rekapitulation zweifellos berechtigter Lamentationen unserer Quellenautoren,
wird aber seiner Rolle und Zielsetzung nicht gerecht. Politische oder materielle
Zerstörung des Imperiums kann nicht beabsichtigt gewesen sein; ihm
war zweifellos klar, daß nur in Anlehnung an das Imperium dauerhafte
Sicherung und Ausbau seiner Herrschaft denkbar waren. Gesandtschaften
an seinen Hof sind zahlreich (Orestes,
Priscus). Nach guten Beziehungen zu Aetius
(428 Abtretung von Teilen Pannoniens an die Hunnen)
veranlaßten die Aufkündigung der Tribute durch
Marcianus 450 und ein heimliches Heiratsangebot der Augusta
Iusta Grat Honoria (Schwester Valentinians
III.), auf das Attila mit
der Forderung reagierte, sie ihm mitsamt einem Teile des Westreiches zu
übergeben, eine Offensive nach dem Westen und die Gewinnung neuer
Interessengebiete. Verschiedene Versuche, Westgoten
und Wandalen auf seine Seite zu ziehen,
schlugen fehl. Nach Zerstörung von Metz und Belagerung von Orleans
durch die Hunnen, gelang Aetius der entscheidende Sieg auf den Katalaunischen
Feldern (August 451) mit Hilfe einer römisch-gotisch-brgundisch-fränkischen
Koalition. Obwohl Attila bei seinem
Einfall in Italien 452 Aquileia, Mailand, Verona, Vivenza und Bergamo eroberte,
konnte Aetius die Bedrohung Roms abwenden; auch die erfolgreiche
Gesandtschaft Leos I. zu Attila wird
historisch sein, wobei die Konzessionen an den Papst sicher als Politikum
zu verstehen sind. Bereits 453 starb Attila
bei seiner Hochzeit mit der Gotin Ildico
am Blutsturz. Seine Absichten wurden nicht weiter verfolgt; die
Machtkoalition zerfiel schnell. Die Konzeption eines Großstaates
barbarischer Stämme über weite Räume zeigt, wie Attila
sich einerseits römischer Imperiumspolitik zum Vorbild
nahm, andererseits das Hunnen-Reich als Vorläufer mittelalterlicher
Steppenreiche anzusehen ist. Über letztere hinaus weist indes die
Ansätzen erkennbare Zivilisierungsabsicht durch bewußte Anlehnung
an den Mittelmeerraum und das damit allein zu verbindende Ziel der Stabilisierung
in allen Bereichen.
oo Erka (Helche, Herkia)
†
oo Rika
†
oo Ecska
†-
oo Ildico
†
Kinder:
Dengesich
† -
468
Ernach
†
Mundo
†
Emnedzar
†
Gheism
†
Literatur:
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148,157,165,168,176,181,203,218,236,250,286,308,357,360,378 -