Udalrich III.                                              Graf in den Bodenseegrafschaften
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    -13. oder 14.4. vor 896-900 (Isenburg)
 

Vermutlich muß noch ein Udalrich III. (+ 3.2.855/56/57) eingeschoben werden, so dass Udalrich III. eigentlich Udalrich IV. ist. Die laufende Reihung würde sich ebenfalls nach hinten verschieben.
Sohn oder Neffe des Grafen Gerold
 

Prinz Isenburg:
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"Stammtafeln"

Udalrich III. war 860 Graf im Argengau, 867 dilectus nepos von König Ludwig dem Deutschen, 885/89 Graf am Nordufer des Bodensees, 885-886 Graf im Argengau, 889 Graf im Linzgau.
 
Michael Mitterauer: Seite 21
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"Karolingische Markgrafen im Südosten"

Graf Udalrich, der 860 wiederum die alte Stellung seines Geschlechts in den Bodenseegrafschaften erhielt, könnte ein Sohn oder Neffe des Grafen Gerold gewesen sein. Er ist der Ahnherr der Grafen von Buchhorn und Bregenz, bei denen der Name Udalrich in mehreren Generationen wiederkehrt. Während in der früheren Zeit Gerold der typische Leitname des Geschlechts ist, herrscht also später Udalrich vor.

Roland Rappmann/Alfons Zettler: Seite 476
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"Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft"

UDALRICH (III)

Necr. A/B 3,2. "Odalrih com", im Thurgau, belegt 842/48-854/57, eventuell in der Alaholfsbaar, belegt 841/72, 854,
+ 855/56/57

Literatur:
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BORGOLTE, Grafen Seite 255 ff. und die dort genannte Literatur.

Udalrich kann eindeutig dem zwischen 845 (eventuell auch bereits 842) und 854 für den Thurgau belegten Grafen Udalrich zugewiesen werden, wie oben Seite 456f. nachgewiesen werden konnte; er darf nicht mit dem ab 860 (evebntuell 854/55) belegten /UDALRICH (IV) der Bodenseegrafscghaft verwechselt werden. Es ist aber sehr gut möglich, daß der für 841/72 und den 22.7.854 im Bereich der Alaholfsbaar belegte Graf Udalrich mit Udalrich (III) identisch ist, doch kommt dafür auch noch Graf Udalrich (IV) in Frage. Udalrich (III) wurde zwar mehrfach den UDALRICHINGERN zugeordnet, beispielsweise von SCHULZE, Grafschaftsverfassung Seite 122, jedoch scheint eine Zugehörigkeit zu den HUNFRIDINGERN nicht ausgeschlossen zu sein, wie KNAPP, Buchhorner Urkunde Seite 209f. meint; vgl.auch BORGOLTE Seite 258. Sicher kann jedenfalls sein Tod auf das Jahr 855, 856 oder 857 festgelegt werden. Direkte Beziehungen zur Reichenau sind nicht bekannt. JÄNICHEN, Zur Genealogie Seite 1ff. ud 20ff. versuchte, den zum 3.2. genannten Garfen als Vater Marquards von Veringen und Graf Wolfrats von Treffen, die beide erst in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts gestorben sind, zu erweisen; vgl. dazu auch KERKHOFF, Zur Interpretation Seite 293ff. JÄNICHEN zog dazu den Eintrag im Necrolg B heran, ohne dabei alerdings den Parallelbeleg im älteren Totenbuch zu berücksichtigen. Daß BAUMANN in MGH Necr. 1 Seite 273 den Eintrag zum Anlagebestand rechnete, war ihm wohl bekannt, doch behauptete er anhand der Abbildungen der Necrologseite bei MANSER-BEYERLE, Aus dem liturgischen Leben Seite 412: "Ein genauer Schriftvergleich lehrt jedoch, daß alle am 3. Febraur eingetragenen Namen zu den Nachträgen gehören. Dabei sind zwei Hände zu unterscheiden, wbei die spätere erst nach 1164 geschrieben hat..." (JÄNICHEN, ebd. Seite 20 Anm. 61). Daß diese Worte den paläographischen Befund vollkommen auf den Kopf stellt, zeigt sich nicht nur an der Handschrift - JÄNICHEN stützte sich bei seiner These nur auf eine Photographie - sondern auch am Paralleleintrag im Necrolog A, wonach der Graf vor 856/58 gestorben sein muß; beireits KERKHOFF Zur Interpretation Seite 294 erkannte, daß Necrolog A den Eintrag ins 9. Jahrhundert weist. Doch nicht nur Graf Udalrich läßt sich für das 9. Jahrhundert nachweisen; auch die beiden vor und nach ihm stehenden Reichenauer Mönche gehören zweifellos dem 9. Jahrhundert an: Notcrim mu zwischen 824 und 856/58 gestorben sein, Electus zwischen 856/58 und 896/900.
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Michael Borgolte
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"Die Grafen Alemanniens"

UDALRICH (III, IV, V)
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UDALRICH (III)
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belegt als Graf Thurgau 842/48 II 20, 845 I 5 - 854 II 16, 849/57,
belegt als Verstorbener + 855/56/57 II1 3

UDALRICH (III, IV)
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belegt als Graf Bereich der Alaholfsbaar 841/72, 854 VII 22)

UDALRICH (IV)
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belegt als Graf Grafschaft am Nordufer des Bodensees 854/55/61/62, 860 III 25 - 883 IV 25, 894 IX 25
- Linzgau 854/55/61/62 - 883 IV 25
- Argengau 860 III 25 - 882/83 VI, 894 IX 25
- Alpgau [Allgäu] 860 IX 23 - 868 XII 20
- Rheingau 881 VII 23,
Nibelgau 866 VI 4 [?], ?871 VI 29 [?], 878/9 IV, 884 VIl 9 [?], Thurgau ?867 III 1,
Klettgau 870,

belegt als Verstorbener + vor 896/900, IV 13/14)
 

UDALRICH (IV, V)
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belegt als Graf Grafschaft am Nordufer des Bodensees 885/56 V 1, 889 IV 24, 894 IX 11 [?]
- Argengau 885/56 V 1 - Linzgau 889 IV 24
- ?Alpgau [Allgäu]  894 IX 11 [oder Nibelgau?])
 

UDALRICH (V)
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belegt als Graf Grafschaft am Nordufer des Bodensees 885 VI 30 - 894 IX 27
- Argengau 885 VI 30, 894 IX 27
- Linzgau 891 VIII 30 - Rheingau 891 VIII 30,

belegt als Verstorbener + vor 896/900, V 26

Belege mit comes-Titel:
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W II Nr. 404, W I Nr. 212 (= ThUB I Nr. 29), W II Nrn. 407 (= ThUB I Nr. 77),393 (= ThuB I Nr. 68), 394 (= ThUB I Nr. 70),396 (= ThUB I Nr. 71), 425,398 (= ThUB I Nr. 72), 399,402,428 (= ThUB I Nr. 73),451,441,446, 409,411,412 (= ThUB I Nr. 78),413,418 (= ThUB I Nr. 79),419 (= ThUB I Nr. 81),420 (= ThUB I Nr. 82), W III Anh. Nr. 7, W II Nrn. 423,475,426 (= ThUB I Nr. 85), 430 (= ThUB I Nr. 74), 431 (= ThUB I Nr. 75), D LdD Nr. 69 (= W II Nr. 433), W II Nrn. 438, 439 (= ThUB I Nr. 89), 444      (= ThUB I Nr. 69), D LdD Nr. 83 (= W II Nr. 453), W II Nrn. 516, 505, 525,476,489,552,561,560,517,524, D LdD Nr. 124 (= W II Nr. 527), W II Nr. 542, UB Zürich I Nr. 115 (= Cartular Rheinau Nr. 19), W II Nrn. 554,557,559, D LdD Nr. 71 (= W II Nr. 435),563, 584,580, D LdD Nr. 165 (= W II Nr. 573), W II Nrn. 610,609, Formvlae 419 Nr. 36, W III Anh. Nr. 8, W II Anh. Nr. 9, W II Nrn. 616, 622,629,639,652,649,655 (= ThUB I Nr 130), 668, D Arn Nr. 79, Codice Necrologico-Liturgico Brescia fol. 5v, W II Nrn. 680 (= UB Appenzell I Nr. 9, ThUB I Nr. 142),691 (= ThUB I Nr. 145; CLAVADETSCHER-STAERKLE, Dorsualnotizen 152f. [ohne Titel]); 696, Formvlae 435f. Nr. 4, W II Nr. 697 (= ThUB I Nr. 149; CLAVADETSCHER - STAERKLE, Dorsualnotizen 154 f.), D Arn Nr. 143, Chronik des Gallus Öhem 61, Necrologium Augiae Divitis 273 ad 3.2., 275 ad 14.4., Necrologium monasterii sancti Galli 471 (= St. Galler Todtenbuch 39) ad 13.4., Ekkehardi IV. Casus Sancti Galli 32 cap. 9 (= Ekkeharti IV. Casus sancti Galli 34 cap. 9; MGH SS II 82 cap. 1), KNAPP, Buchhorner Urkunde 240f.

Belege ohne comes-Titel:
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W II Nrn. 643,645, DD Arn Nrn. 81 (= W II Nr. 675; CLAVADETSCHER-STAERKLE, Dorsualnotizen 150 [mit comes-Titel]), 111 (= W II Nr. 688), Necrologium Augiae Divitis 276 ad 26.5., Codice Necrologico-Liturgico Brescia 62 (fol. 34v), Liber Memoriatis von Remiremont 4rB1 (mit Todestag 26.5.), ? D K III Nr. 57, ? KLÜPPEL, Reichenauer Hagiographie  158 cap. 18 (= Translatio sanguanis Domini 448 cap. 16; Quellen der badischen Landesgeschichte I 73 cap. 18)

Literatur:
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STÄLIN, Geschichte I 243,328f.,331,559 - DÜMMLER-WARTMANN, St. Galler Todtenbuch 69 -- MEYER VON KNONAU, Die angeseheneren Urheber 231f. - DERS., Rheingau - DERS., Thurgau und Zürichgau 209f. - DERS., Geschlechtskunde 74f. - BAUMANN Alpgau 16 bzw. 202 - DERS., Nibelgau 26f. - DERS., Gaugrafschaften 10f.,14,34f., 43,74,78 - DERS, Allgäu I 181 - PUPIKOFER, Thurgau I 146f. - DÜMMLER, Ostfrk. Reich III 341-343 - SCHULZE, Gaugrafschaften 1281f. - ZELLER, Salomo III. 46,50-53,58,82 - KNAPP, Buchhorner Urkunde 206 -214,216-221,227-231,239-241 - ERNST, OAB Tettnane 207ff. - HEDINGER, Landgrafschaften 24f. - BAUER, Gau und Grafschaft 97-99,104-106,109,111-113 - TELLENBACH, Königtum und Stämme 51 Nrn. 28c, d - MEYER-MARTHALER, Rätien 83f. - JÄNICHEN, Baar und Huntari 120f., 123f.,130,138, Tafel: "Die Grafen der Baaren" im Anhang - FLECKENSTEIN, Welfen 124 mit A. 282 - SCHMID, Königtum, Adel und Klöster 264 mit A. 57,268,270,285,308 mit A. 92,330 f. - DERS., Familie, Sippe und Geschlecht 23,39f. - SCHWARZMAIER, Iller und Lech 32f. - MITTERAUER, Markgrafen 21f.,100,204 - MAURER, Land zwischen Schwarzwald und Randen 41f.,45f.,58f.- MEYER-MARTHALER, Aadorf - SCHULZE, Grafschaftsverfassung 83,85f.,90f.,102,105,117,122,132, 138 mit A. 348,140-142,330 A. 145 - BILGERI, Geschichte Vorarlbergs I 71,87-92,270f. A. 149,273 A. 3 - SCHMID, "Eberhardus comes de Potamo" 326-328 - WALTHER, Fiskus Bodman 255,258 - BORST, Pfalz Bodman 199,204-208 - BRUNNER, Oppositionelle Gruppen 155,158 f. - GOETZ, Typus einer Adelsherrschaft - BORGOLTE, Die Geschichte der Grafengewalt im Elsaß 42 - DERS., Gedenkstiftungen 597-599 - DERS., Geschichte der Grafschaften Alemanniens, s. v. - BECHER, Brescia 374f. - RAPPMANN, Die älteren necrologischen Aufzeichnungen, Exkurs

Zwischen ca. 842 und 917 sind aus verschiedenen Teilen Alemanniens zahlreiche urkundliche Belege für einen Grafen Udalrich erhalten geblieben; natürlich können sie sich nicht auf eine einzige Person beziehen. Es ist aber nicht ohne weiteres klar, wieviele verschiedene Grafen desselben Namens in der angegebenen Zeit tätig waren und wo man in chronologischer und regionaler Hinsicht die Grenzen zwischen ihnen ziehen muß. Sicher erscheint, dass ein von 842/48 bzw. 845 bis ca. 854, evtl. 857, belegter Graf im Thurgau von einem gleichnamigen Nachfolger getrennt werden muß, der von 912 bis 917 nachgewiesen ist. Auch im nördlichen Bodenseegebiet dürften mindestens 2 Udalriche amtiert haben; 885 wird hier nämlich in der Grafenformel einer St. Galler Urkunde ein Vadalrichus ausdrücklich als Iunior bezeichnet (W II Nr. 645). Obgleich diesem Udalrich der comes-Titel nicht zugeschrieben wurde, kann er wohl nach dem Ort seiner Nennung in der Urkunde als Graf gelten. Der bisher aus demselben Zeugnis gezogene Schluß, der Iunior müsse um 885 einen gleichnamigen senior abgelöst haben, läßt sich aber nicht halten. Das zeigt ein fast unbeachtetes (vgl. aber SCHULZE 138) und in seiner Bedeutung nicht erkanntes Urkundenformular aus St. Gallen, das ohne Zweifel von einer heute verlorenen carta aus der Zeit Abtbischof Salomons III. abgenommen wurde (Formvlae 435 f., Nr. 4, vgl. Nr. 5; zur Vorlage vgl. W II Nr. 693). Die Quelle - eine Prekarie über Güter im Argengau - ist genau datiert. Haec traditio primum plactia et facta est in illa feria 4, 7. Kal. Octobris, coram N. seniore comite et subscriptis proceribus ac plebiis, adque roborata est in ill. 5. die Kalendarum earundem, feria 6. coram illo comite iunore et multitudine procerum ac popularium, quorum hic pauci admodum sunt adnotati (...). Ego itaque N. notavi supradictos dies, annum N. regis piissimi 7, Oud. comitem. Da nur ARNULF als der ungenannte König in Betracht kommt, stimmen die Zeitrechnungselemente auf den 25. bzw. 27. September 894 zusammen. Am ersten der beiden Tage fand die eigentliche Tradition statt, die kurz darauf bekräftigt wurde. Derartige Doppelhandlungen sind im St. Galler Urkundenbestand, obschon mit anderen Formulierungen, auch sonst bezeugt (BORGOLTE, Chronol. Stud. 96-113). Es gibt also keinen Grund daran zu zweifeln, dass am 25. September ein älterer, am 27.9. ein jüngerer Graf desselben Namens einer Versammlung präsidiert hat. Der im Eschatokollvermerk genannte Grafenname kann trotz der Kürzung ohne weiteres als *Oudalricus identifiziert werden; ebenso haben auch die beiden Gerichtsvorsitzenden geheißen, weil doch wenigstens eine der Handlungen vor dem Grafen im Bereich des Traditums vorgenommen worden sein wird. Der Wirkungskreis des anderen Udalrich kann bei einer Zeitspanne von zwei Tagen zwischen den Akten nicht allzu weit entfernt gewesen sein. Der Thurgau, in dem das Empfängerkloster lag, kommt kaum  in Betracht, hier hatte ADALBERT (III) gerade ADALBERT (II) abgelöst. So muß man damit rechnen, dass der jüngere und der ältere Udalrich in der Gegend am nördlichen Bodensee zwischen 885 und 894 nebeneinander tätig waren.
Sind daher im Thurgau ebenso wie nördlich des Bodensees zwei verschiedene Grafen des Namens Udalrich zu unterscheiden, so fragt es sich, ob der ältere Thurgaugraf (Udalrich III) mit dem älteren Linz- und Argengaugrafen (Udalrich IV) bzw. die jüngeren Grafen beider Landschaften (Udalrich VI bzw. Udalrich V.) nicht identisch gewesen sein könnten. Die Belege für den frühen Thurgaugrafen laufen am 16. Februar 854 oder spätestens im Jahr 857 aus (Nachweise s.u.), diejenigen für den Linz- und Argengaugrafen setzen 854 oder 855, mindestens aber 860 ein. Man könnte einen Wechsel Udalrichs (III) vom Thurgau in die Nordbodenseegaue vermuten; träfe diese Annahme zu, dann wäre freilich kaum glaubhaft, dass der *Oudalricus senior von 895 noch mit dem Thurgaugrafen von 842/48 ff. identisch war. Den Befund der urkundlichen Zeugnisse konnte aber nun RAPPMANN durch seine Analyse der Reichenauer Necrologien in klärender Weise ergänzen. Nach dem Zeugnis beider Reichenauer Totenbücher ist ein Odalrih comes am 3.2. verstorben (Necrologium Augiae Divitis 273); wie RAPPMANN gezeigt hat, muß das Todesjahr des betreffenden Grafen zwischen 824 und 856/58 gelegen haben. Da für Odalrih nur die Identifikation mit dem Thurgaugrafen in Betracht kommt, muß Udalrich (III) nach RAPPMANN am 3. Februar, und zwar der Jahre 855, 856 oder 857, verstorben sein; er dürfte deshalb nicht in den Linz- und Argengau übergewechselt sein. Graf Udalrich (III) vom Thurgau ist von Graf Udalrich (IV) vom Linz- und Argengau zu trennen.
Mit derselben Methode wie bei Udalrich (III) bzw. Udalrich (IV) gelang RAPPMANN die Scheidung der Linz- und Argengaugrafen Udalrich (IV) bzw. Udalrich (V) von dem jüngeren Thurgaugrafen Udalrich (VI). Im jüngeren Reichenauer Necrolog, das RAPPMANN vor 896/ 900 datiert, sind nämlich zum 14.4. ein Odalrih comes (Necrologium Augiae Divitis 275), zum 26.5. ein Vodalrih iunior (ebd. 276) eingetragen; sie können mit Udalrich (VI) nicht identisch sein, da dieser nach 900 im Thurgau (und anderswo) belegt ist. Das Attribut Iunior entspricht ferner offenkundig den beiden urkundlichen Belegen für Udalrich (V), der demnach vor 896/900 an einem 26.5. verstorben sein muß. Der zum 14. April vermerkte Graf Odalrih ist auch im jüngeren Necrolog von St. Gallen, allerdings zum 13.4., eingetragen. Die Notiz lautet: Ob. Odalrici comitis regum nepotis (Necrologium monasterii sancti Galli 471 = St. Galler Todtenbuch 39). Zu der Bezeichnung nepos regum läßt sich mindestens eine Parallele in einem Königsdiplom nachweisen, die sich eindeutig auf Udalrich (IV) bezieht. Am 17. August 867 tut Ludwig der Deutsche kund, dass dilectus nepos noster Odalricus comes et Hildeboldus missus noster ihn von der Bitte gewisser Argengaubewohner (quidam homines de Argengeuue) in Kenntnis gesetzt hätten, er möge ihnen plenam legem, quae vulgo dicitur phaath, sicut ceteri Alamanni, verleihen (D LdD Nr. 124). 15 Jahre später, am 17. Mai 882, könnte der Linz- und Argengaugraf erneut beim Herrscher interveniert haben; ein in Worms ausgestelltes Diplom KARLS III. erwähnt den consultus Uuodelrici fidelissimi nostri nepotis (D K III Nr. 57). Udalrich (IV) ist also am 13. oder 14. 4. vor 896/900 verstorben.
Nach den urkundlichen und necrologischen Zeugnissen können also zwischen ca. 842 und 917 tatsächlich 4 Grafen namens Udalrich unterschieden werden (Udalrich III.-VI). Gleichwohl gelingt es nicht, die 4 Personen in 4 einzelnen Grafenartikeln zu behandeln, da nur die Belege für Udalrich (VI) restlos von den Zeugnissen für die anderen Grafen getrennt werden können. Durch 2 Urkunden vom 22. Juli 854 bzw. aus der Zeit von 841 bis 872 ist ein Graf Udalrich im Bereich der Alaholfsbaar nachgewiesen; der Zeitstellung nach könnte der Thurgaugraf Udalrich (III) ebenso wie der Linz- und Argengaugraf Udalrich (IV) gemeint gewesen sein. Deshalb müssen alle für Udalrich (III) und Udalrich (IV) in Betracht kommenden Zeugnisse an demselben Ort behandelt werden. Andererseits haben sich die Amtszeiten Udalrichs (IV) und Udalrichs (V) am Nordufer des Bodensees offenbar zwischen 885 und 894 überschnitten (s.o.), ohne dass man für jeden Beleg dieser Zeit sagen könnte, ob der senior oder der junior gemeint war. So müssen auch die Zeugnisse für Udalrich (V) mit denen für Udalrich (IV) und Udalrich (III) zusammen erörtert werden; das soll in dem vorliegenden Artikel geschehen, während für
UDALRICH (VI) ein eigener Abschnitt vorgesehen werden kann.
Die urkundlichen Nachweise Udalrichs (III) im Thurgau setzen spätestens im Januar 845 ein (W II Nr. 393); allerdings können 2 Urkunden außer in den Jahren 848 bzw. 849 auch bereits 842 ausgestellt worden sein (W II Nrn. 404,407). So betrachtet erscheint es berechtigt, die von WARTMANN auf 814 datierte St. Galler carta 212 in die Anfangszeit Ludwigs des Deutschen zu setzen (BORGOLTFE, Chronol. Stud. 169,175 mit A. 542; vgl. auch BAUER 109 A. 80); 814 gäbe es zu dem in der Grafenformel genannten Udalrich im Thurgau keine Parallele (s. Artt. RIHWIN, UDALRICH I, II), während sich die Urkunde bei einer Datierung um 842 an die genannten Belege für Udalrich (III) anschließen ließe. Vielleicht hat am Beginn der 40-er Jahre neben oder statt Udalrichs (III) zeitweise ADALBERT (I) oder GEROLD (III) amtiert. Im Jahr 849 sind Udalrich und GEROLD (IV) zusammen in der Grafenformel aufgeführt; Udalrich war wohl für Illnau, Gerold für die anderen Tradica in Hinwil und Mönchaltorf zuständig (Nr. 441; s. BORGOLTE, Geschichte der Grafschaften Alemanniens 98). Die Thurgauer Zeugnisse für Udalrich (III) reichen mindestens bis zum 16. Februar 854 (Nr. 426), höchstens bis 857. In D LdD Nr. 83 vom 15. Mai dieses Jahres werden nämlich Bußnang und Uuichrammesuuilare in der Grafschaft ADALHELMs lokalisiert, während die Zeiten Odelrici comitis ausdrücklich als vergangen charakterisiert sind. Ob der in der Zwischenzeit einmal belegte ADALBERT (II) neben oder als Nachfolger Udalrichs amtiert hat, ist ungewiß (Nr. 473). Als letztes Zeugnis für Udalrich kommen außer der genannten St. Galler Urkunde 426 die Nrn. 444 (?855 VII 1),446 (850/6 II 12) oder 451 (849/50/56/57) in Betracht (weitere Belege s. oben S. 255 Nrn. 394-423,430f., 438 f.).
PUPIKOFER (146) und zuletzt wieder SCHULZE (122) haben den Grafen Udalrich (III) vom Thurgau aufgrund seines Namens als UDALRICHINGER betrachtet (vgl. Art. UDALRICH I, II). Demgegenüber wies KNAPP, (Buchhorner Urkunde 209 f.) auf Odalricus hin, der nach der Transtatio sanguinis Domini (KLÜPPEL 158) ein Enkel Hunfrids von Rätien gewesen sein soll. Diese Nachricht wird durch Gedenkbucheinträge aus St. Gallen (pag. 6 = PIPER 15 col. 23,4) und Reichenau (103A1) zumindest insoweit gestützt, als dort im Umkreis des Grafen Hunfrid bereits am Beginn des 9. Jahrhunderts ein Udalrich belegt ist (S. BORGOLTE, Geschichte der Grafschaften Alemanniens, Exkurs, 219-229, mit AA. 71 f.). Auch wenn die Identität Udalrichs mit dem Nachkommen Hunfrids im Translationsbericht und mit der gleichnamigen Person der Gedenkbucheinträge unsicher erscheint, ist die von KNAPP vorgeschlagene Einordnung ins Geschlecht der HUNFRIDINGER doch möglich.
UDALRICH (IV) hat im Argengau mindestens seit 860 (W II Nr. 525) amtiert; die Belege im Linzgau können aber bis 854 oder 855 zurückgehen, wenn man im Gegensatz zu WARTMANN in Betracht zieht, dass die St. Galler Urkunde 475 auch nach der "Indiktionsepoche" Ludwigs des Deutschen von 833 datiert sein kann (vgl. Nrn. 505 und 516). Falls Udalrich wirklich schon 854/55 in der Grafschaft am Nordufer des Bodensees tätig gewesen sein sollte, ergäbe sich ein Zusammenhang mit der Alemannienpolitik Ludwigs des Deutschen (BORGOLTE, Geschichte der Grafschaften Alemanniens 194). Seit 853 hat nämlich der ostfränkische Herrscher durch die Förderung von Klöstern, den Aufbau neuer Königspfalzen und den partiellen Umbau der Grafschaftsverfassung (BORGOLTE 123f.) die Grundlagen seiner Herrschaft erneuert. Bei einer Datierung des ersten Udalrich-Belegs auf 854/55 erschiene auch der Übergang Hugos und Konrads des Jüngeren, der Söhne seines Vorgängers KONRAD (I), zu KARL DEM KAHLEN 858/59 in neuem Licht: Die Ablösung Konrads (I) bzw. seines Verwandten  WELF (II) als Grafen in der Bodenseegegend durch Udalrich (IV) muß nicht die Folge, sie kann die Ursache des Treuebruchs der WELFEN gegenüber Ludwig dem Deutschen gewesen sein (anders FLECKENSTEIN, Welfen 124, SCHMID, Königtum, Adel und Klöster 308). Die gegenseitig chronologisch nicht sicher voneinander zu scheidenden Belege für Udalrich, Konrad und Welf lassen aber auch die Möglichkeit offen, dass Udalrich zeitweise neben den WELFEN amtiert hat (s.a. Art. PABO). In diesem Zusammenhang muß beachtet werden, dass  KONRAD (I) bis zum Jahr 861 und darüber hinaus im Linz- und Argengau über Besitz verfügte, der teilweise aus Königsgut hervorgegangen sein dürfte.
Bis zum Beleg des Vadalrichus iunior von 885 VI 30 (W II Nr. 645) sind aus dem Linz- und Argengau noch 15 St. Galler Urkunden mit dem Namen Udalrichs in der Grafenformel erhalten geblieben (Linzgau - W II Nrn. 517,580, III Anh. Nr. 8, W II Nr. 629; Argengau - W II Nrn. 489,552, 561,554,557,559,584,609, Anh. Nr. 9,622; evt. 652, s.u.). In W III Anh. Nr. 8 vom 1. Mai 879, einer mit Klosterbesitz in Achstetten entlohnten Tradition von Gütern in pago, qui dicitur Linzgauge, steht am Schluß die Formel sub Vadelricho et Adalberto comitibus. Damit ist noch nicht erwiesen, dass  ADALBERT (II) neben Udalrich (IV) im Linzgau amtiert hat, da Adalbert als Hegaugraf, zuständig für Achstetten, genannt sein könnte. Bei dem in der Pfalz Bodman vorgenommenen Rechtsgeschäft sind Udalrich und Adalbert, wie die Zeugenreihe zeigt, neben einem 3. Grafen  HILDEBOLD zugegen gewesen. Aus der Anwesenheit in Bodman darf man sicher nicht auf die Funktion eines Pfalzgrafen für Udalrich (IV) bzw. die anderen comites schließen (BORST 199, WALTHER 255); doch ist es für die Attraktion Bodmans auf die Magnaten der Umgebung bezeichnend, dass die drei Grafen hier zusammenkamen (BORGOLTE, Geschichte der Grafschaften Alemanniens 204). Außer den St. Galler cartae bezeugen 2 Königsdiplome die Grafenrechte Udalrichs (IV) am nördlichen Bodensee. Bereits erwähnt wurde die Urkunde Ludwigs des Deutschen von 867, bei der Graf Odalricus und der missus Hildebold, sicher der Graf von Bodman 879 (HILDEBOLD), für die Argengaubewohner intervenierten. In einem anderen Diplom Ludwigs vom 3. 10.875 wird der pagus Linzgau mit dem Comitat Udalrichs parallel gesetzt (D LdD Nr. 165).
Der letzte Beleg Udalrichs (IV) für den Linzgau aus dem hier ins Auge gefaßten Zeitraum (bis 885 VI 30) stammt von 883 (W II Nr. 629); die Zeugnisse im Argengau schließen im Juni 882/83 (Nr. 622) oder am 1. Mai 885, doch könnte die betreffende Urkunde auch erst im folgenden Jahr ausgestellt worden sein und sich auf Udalrich (V) beziehen (W II Nr. 652, zu Nr. 639 s.u.).
Mit dem Linz- und Argengau bildeten der Alpgau (Allgäu) und der Rheingau seinerzeit wohl einen eigenen Comitat, die Grafschaft am Nordufer des Bodensees (BORGOLTE, Geschichte der Grafschaften Alemanniens 194f.). Im Alpgau wurde Udalrich 860 (W II Nr. 476) und 868 (Nr. 542) genannt. Die von BAUMANN (Alpgau 16 bzw. 202, Allgäu 1181; danach SCHULZE 102) außerdem angegebene Jahreszahl 872 bezieht sich auf W II Nr. 560, die ich auf 866 VI 4 datiere (BORGOLTE, Chronol. Stud. 186). Die Güterorte dieser Urkunde könnten außer dem Alpgau auch dem Nibelgau oder - zumindest teilweise - dem Argengau angehört haben (s. BORGOLTE, Kommentar: zu Nr. 560; vgl. KNAPP, Buchhorner Urkunde 206). Aus dem Rheingau stammt ein Beleg vom Jahr 881 (W II Nr. 616; KNAPP, Buchhorner Urkunde 207; MEYER VON KNONAU, Rheingau 212f.).
Die Bezeichnung Udalrichs (IV) als dilectus nepos noster durch Ludwig den Deutschen (s.o. zu D LdD Nr. 124, ferner zu D K III Nr. 57) zeigt, dass der Graf mit den KAROLINGERN verwandt war. Man hält ihn für einen Nachkommen UDALRICHs (I), des Schwagers KARLS DES GROSSEN, also für einen "UDALRICHINGER", ohne jedoch das genaue Filiationsverhältnis zu kennen.
Zwischen 854 und 885 kann ein Graf Udalrich noch in verschiedenen anderen Gegenden Alemanniens nachgewiesen werden. Es ist anzunehmen, dass sich die Belege entweder auf den Amtswalter im Thurgau (Udalrich III) oder den in der Grafschaft am Nordufer des Bodensees bezogen haben (Udalrich IV). Ohne Hinweis auf eine bestimmte Grafschaft wird Odalrichus nach ATO (I) als Adressat eines in der Zeit Abt Grimalds ausgestellten Königsdiploms erwähnt (D LdD Nr. 71). Durch eine andere Urkunde vom 22. Juli 854 verfügte Ludwig der Deutsche, dass St. Gallen dem Bistum Konstanz zur Beilegung der Streitigkeiten u. a. Güter in comitatu Odalrici comitis in pagello Goldineshuntare überlassen sollte (D LdD Nr. 69). Udalrich wird meist mit dem Linz- und Argengaugrafen gleichgesetzt; chronologisch gesehen käme aber auch die andere Zuordnung in Betracht (s.o. S. 257; Vgl. STÄLIN 331; BAUMANN, Gaugrafschaften 78; BAUER 98f.; JÄNICHEN 121, Tafel). Vielleicht derselbe Udalrich wie in der Goldineshuntare war in der Grafenformel einer undatierten St. Galler Tauschurkunde aus der Zeit Abt Grimoalds (841-872) genannt, bei der eines der Objekte in comitatu Uadalrici, lag (W II Nr. 563; WITBERT II). Der vermutlich gemeinte Güterort Bargdorf wird seit BAUMANN der Munthariheshuntare zugewiesen (Gaugrafschaften 74; BAUER 98f.; JÄNICHEN 120, Tafel). Weder die Goldineshuntare noch die Munthariheshuntare, die beide zum Bereich der Alaholfsbaar gehörten) dürfen aber als eigene Grafschaften angesehen werden (s. BORGOLTE, Geschichte der Grafschaften Alemanniens 168f.). Nach JÄNICHEN(130,138)wird der Graf der Goldines- und Munthatiheshuntare noch in einer Urkunde von 868 erwähnt; in dem Dokument ging es um Liegenschaften in pagello, qui dicitur Peractoltespara, die durch den Eschatokollvermerk dem Zuständigkeitsbereich des Vikars Odalrich zugewiesen werden (W II Nr. 581). Da der Titel uicarius den Grafenstellvertreter bezeichnet, kann aber aus chronologischen Gründen der comes von 854 nicht und der von 841/72 kaum gemeint sein. JÄNICHEN hielt den Udalrich aller 3 Urkunden auch für den Vorsteher eines Huntarenverbandes, dessen Existenz aber nicht erwiesen werden konnte (BORGOLTE, Geschichte der Grafschaften Altmanniens 149).
Die Tradita mehrerer Urkunden mit Udalrich in der Grafenformel könnten im Nibelgau gelegen haben, doch erscheint die Gauzugehörigkeit nur bei einem Schriftstück als sicher. Nr. 610 von 878/79 bezieht sich auf Urlau, dessen Umgebung schon in karolingischer Zeit als Nibelgau bezeichnet wird (s. BORGOLTE, Geschichte der Grafschaften Alemanniens 170 f.). Über Nr. 560 wurde schon gesagt, dass die Güterorte dem Alpgau oder dem Nibelgau angehört haben können (s.o. S. 260). Ist das letztere der Fall gewesen, so wäre Udalrich (IV) schon einmal 866, zu Zeiten GOZBERTs (II,III) bzw. WANINGs (III), mit dem Nibelgau in Verbindung gebracht worden. In die Zeit Gozberts (II, III) könnte auch Nr. 554 von ?871 VI 29 gefallen sein, die einen Tausch in Langenargen, Willerazhofen und Herrot festhält; Langenargen war ein Ort des Argengaus, Willerazhofen und Herrot müssen dem Nibelgau zugerechnet werden. BAUMANN hatte ursprünglich die Urkunde mit dem Beleg Udalrichs in der Grafenformel ebenfalls für den Nibelgau in Anspruch genommen (Nibelgau 26f.), dann aber vermutet, dass sich der Grafenvermerk möglicherweise nur auf den zuerst genannten Ort Langenargen bezogen hat. Welches der beiden Urteile richtig war, läßt sich nicht entscheiden. Schließlich können die nicht sicher bestimmten Güterorte der Nr. 639 von 884 VII 9 außer im Nibelgau auch in benachbarten Landschaften gelegen haben (s. BORGOLTE, Kommentar: zu Nr. 639). Die Identität des einmal oder mehrfach bezeugten Nibelgaugrafen Udalrich mit dem Amtswalter in der Grafschaft am Nordufer des Bodensees gilt als sicher.
Im Jahr 870 übertrug Othram an Kloster Rheinau Besitz in pago Chleggouve sub comite Odalrico (UB Zürich I Nr. 115). Anscheinend amtierte also Udalrich (IV) auch im Klettgau, einer Landschaft, für die ein eigener Comitat aber nicht nachweisbar ist (BORGOLTE, Geschichte der Grafschaften Alemanniens 209, auch zur politischen Bedeutung des Zeugnisses für Udalrich im Hinblick auf Kloster Rheinau und seine Stifter). BAUMANN (Nibelgau 27, Gaugrafschaften 35) setzte den Beleg, den er ins Jahr 876 datierte, mit den Zeugnissen aus dem Nibelgau in Beziehung; er nahm an, dass Udalrich 876 die angebliche Klettgaugrafschaft mit der des Nibelgaus vertauscht habe, während gleichzeitig GOZBERT (II,III) aus dem Nibelgau in den Klettgau gewechselt sei (vgl. auch HEDINGER 24f.). SCHMID (Königtum, Adel und Klöster 268) schloß sich dieser These an, sprach aber nur "von einem Wechsel der Wirkungsbereiche". Tatsächlich läßt sich nicht erweisen, dass der im Klettgau begüterte und tätige Graf Gozbert dort auch als "Amtsgraf" gewirkt hat (s. Art. GOZBERT II, III). Außerdem ist unsicher, wann Udalrich die Aufgaben eines Grafen im Klettgau aus der Hand gab (vgl. MAURER 42,45f.; SCHULZE 105) und seine Tätigkeit im Nibelgau aufgenommen hat (oben S. 260). Trotzdem kann der Klettgaugraf von 870 mit dem Nibelgaugrafen von 878/79 personengleich gewesen sein.
Auf jeden Fall nach dem Ende der Belegreihe für Udalrich (III) im Thurgau, vielleicht im Jahr 867, wurde noch einmal eine St. Galler Urkunde mit Traditionsgut in Niederheifenschwil ausgestellt, in der ein Udalrich im Grafenvermerk steht (W II Nr. 524). Dieser könnte mit dem gleichnamigen Grafen in der Grafschaft am Nordufer des Bodensees, im Nibelgau, Klettgau oder in der Baar identisch gewesen sein und im Thurgau die Amtsführung ADALBERTs (II) unterbrochen haben. KNAPP (Buchhorner Urkunde 211) hielt den Thurgauer Udalrich von ?867 für einen Nachkommen Hunfrids. Aus einem Formular der von Notker Balbulus zusammengestellten Sammlung von Briefmustern geht hervor, dass der Bischof von Konstanz, zweifellos Salomon II. (875-889), in Begleitung des Grafen Oadalrih und des mit Namen nicht genannten Abtes der Reichenau eine Reise unternehmen wollte, die ihn zu Bischof Regenhard von Straßburg (875-888) führen sollte (Formvlae 419 Nr. 36). Nach ZEUMER (Ueber die alemannischen Formelsammlungen 527; vgl. VON DEN STEINEN, Notkers Formelbuch 463-470) dürfte die Vorlage in die Jahre 876/78 zurückgehen, so dass mit dem Oadalrih Udalrich (IV) gemeint sein wird (vgl. DÜMMLER, Formelbuch 134).
In einem Diplom Ludwigs des Deutschen für Fulda von 876 wird unter zahlreichen Magnaten eines Placitums auch ein Vodalrich comes aufgeführt (D LdD Nr. 170, vgl. die Fälschung D LdD Nr. 185). Es gibt vorderhand keine Möglichkeit festzustellen, ob der Graf nach der in Ingelheim tagenden Versammlung aus Alemannien gekommen war; MITTERAUER(100) erwog die Identifizierung mit einem gleichzeitigen pannonischen Grafen (vgl. ebd. 204).
In dem Dezennium von 885 bis 894 hat im Norden des Bodensees der ältere Udalrich (IV) neben dem jüngeren Udalrich (V) amtiert. Bei einer Gruppe von Zeugnissen aus dieser Zeit, die sich auf die Geschichte des Klosters Aadorf bezieht, ist zunächst unklar, ob in ihr Udalrich (IV) oder Udalrich (V) gemeint war (vgl. MEYER-MARTHALER, Aadorf, mit der älteren Literatur; GOETZ, dazu aber bereits die Diskussionsvoten im 241. Protokoll des Konstanzer Arbeitskreises vom 15.11.1980; BORGOLTE, Gedenkstiftungen).
Am 30. Juli 886 liehen die Äbtissinnen Irmindrud und Perchdrud der Engilbiric Güter im Thur- und im Zürichgau, die diese der von beiden innegehabten Kirche (ad ipsam nostram ecclesiam) tradiert hatte (W II Nr. 655). Der fällige Zins sollte in natale sancti Alexandri martyris ad ipsam ecclesiam sancti Alexandri gezahlt werden, die nach dem Handlungsvermerk in Aadorf bei Eigg (also im Thurgau) lag. Danach dürften Irmindrud und Perchdrud der Alexanderkirche von Aadorf vorgestanden haben. Auffällig ist, dass sie das Rechtsgeschäft cum consensu amicorum nostrorum vornahmen; vielleicht waren sie also Herrinnen einer aus Männern bestehenden Gemeinschaft in Aadorf. Die beiden Frauen bezeichnen sich eingangs als filie Vodelrici comitis ei Perehheide; der Graf und seine Gemahlin sowie ein Sohn Keroldus sind in der Zeugenliste genannt, ohne dass ihnen ein bestimmender Einfluß auf das Rechtsgeschäft zugeschrieben würde.
Einige Zeit später, etwa im Januar 894, tradierte Graf Vodalricus ad monasterium, quod est in Ahadorf, und näherhin illis fratribus, qui ibi Deo die noctuque deserviunt, bestimmte Güter im Thurgau und im Alpgau et quicquidad illud altare pertinet, excepto auro et argento et sericis palliis et alia vestimenta serica, que ad altaria pertinent (W II Nr. 691, vgl. BORGOLTE, Gedenkstiftungen 597). Er verfügte also über die Ausstattung der Kirche von Aadorf und konnte so auch bestimmte Mobilien, besonders Liturgica, von der Tradition ausnehmen. Als Bedingung der Güterübertragung setzte er fest, ut (...) ipsi fratres, qui in ipso loco Dea deserviunt, cottidie decantent ibi III missas pro defunctis ei unam pro salute vivorum, similiter singulis ebdomadibus tria psalteria pro defunctis. Adressat einer zweiten Verfügung des Grafen in derselben Urkunde war das Kloster St. Gallen. Vodalricus tradierte dem Steinachkloster Aadorf mit seinem Besitz für den Todesfall (vgl. SCHMID, Königtum, Adel und Klöster 330 f. mit A. 79, und MAURER 58 f. mit Hinweis auf W II Nr. 643); dafür verlangte er, ut si aliqua persona aut abbas, quod absit, aut aliquis quislibet ipsas res, quas tradidi fratribus, qui sunt in Ahadorf, inde auferre voluerit aut alicui in beneficium dare voluerit, res superius nominate (...) ad propinquos meos, qui mihi proximiores esse videntur, revertantur. Der Graf versuchte offenbar, die wirtschaftliche Lebensfähigkeit und die geistliche Leistungskraft der Brüdergemeinschaft auch beim Übergang an St. Gallen zu wahren. Dass der Aussteller mit dem Zeugen von 886 personengleich war, geht aus der Zeugenreihe hervor, in der die Tochter Udalrichs, Hirmandruda, an 2. Stelle steht. Von Perehdrud, Kerold und Udalrichs Gattin Perehei ist nicht mehr die Rede.
Schon im folgenden oder übernächsten Jahr bestätigte Abtbischof Salmon III. conventionem inter nos atque Odalrichum serenum comitem de suis nostrisque rebus utrimque confirmatam (W II Nr. 697 von ?895 III 30). Er geht darauf ein, dass serenissimus comes um notitiam firmitatis cautioerem von seiten St. Gallens gebeten habe, de loco, qui dicitur Ahadorf, et de omnibus, quae ipse gratia divini servitii ad ipsum locum condixit. Solange Udalrich und seine wieder genannte Tochter Irmindruda lebten, sollten sie ein Nutzniessungsrecht an Aadorf behalten. Des weiteren war vereinbart, victualia clericorum ibidem Deo famulantium zu sichern und alles zu erhalten, das pro se suaque contuge cunctaque sobole ibidem quiescente bestimmt war. Ausdrücklich verpflichtet sich Salomon mit seiner Mönchsgemeinschaft, das von Udalrich Aadorf überlassene Geld nicht abzuziehen und nur bei äußerer Gefahr oder einer Notlage der Reichsabtel in St. Gallen zu bergen (zur Tradition Aadorfs durch Udalrich vgl. auch die Erzählung Ekkehards IV., 32 cap. 9).
Als Udalrich sich darum mühte, die Zukunft seiner Familiengrablege zu sichern, hatte er den Gipfelpunkt seiner öffentlichen Bedeutung bereits überschritten. Aus einem Diplom König ARNULFS, wohl aus dem Herbst des Jahres 890, geht hervor, dass Odalricus zusammen mit seiner Gemahlin Perehtheda gegen den Herrscher konspiriert hatte und dafür mit dem Entzug aller Eigengüter in Alemannien und im Elsaß bestraft worden war (D Arn Nr. 81; zum elsässischen Besitz s. D K III Nr. 2, vgl. jetzt BORGOLTE, Die Geschichte der Grafengewalt im Elsaß 42). Das Verbrechen, das man dem Grafen zur Last legte, wird seit langem und zweifellos zurecht in der Teilnahme am Aufstand Bernhards, des Sohnes KARLS III., gesehen (zuletzt BORST 204f., WALTHER 258, BRUNNER 158f., BORGOLTE, Gedenkstiftungen. Eine andere Auffassung bei GOETZ 146-149, der annimmt, Udalrich habe sich nicht an dem Aufstand des KARLS-Sohnes beteiligt, sondern die Teilnahme Abt Bernhards von St. Gallen an der Revolte dazu genutzt, im Rheingau gegen den Besitz St. Gallens vorzugehen [dazu s.u.]; dafür sei Udalrich bei König ARNULF des Hochverrats angeklagt worden und seiner Güter und Ämter verlustig gegangen. Diese Interpretation ist unannehmbar, da eine Aktion Udalrichs gegen St. Gallen kaum als Hochverrat gelten und zum Entzug aller Rechte führen konnte, zumal es doch der geschädigte Abt Bernhard war, der den Aufstand gegen ARNULF unterstützt hatte!). Während ein anderer Verschwörer, Abt Bernhard von St. Gallen, sein Amt zugunsten Salomons III. aufgeben mußte, fiel die Strafe Udalrichs offenbar milder aus. Freilich ist umstritten, ob Udalrich außer seinem Besitz auch seine Grafenrechte retten konnte, die man vor allem im Linz- und Argengau vermutet. Einer älteren Forschungsrichtung folgend (KRÜGER, Werdenberg-Heiligenberg 114 A. 2; LADEWIG, Salomo III. 277; ERNST 207,284) hat unlängst BILGERI (87-91) behauptet, an Udalrichs Stelle habe bereits am 17. Februar 890 ein Graf Walah amtiert (zustimmend SCHMID, "Eberhardus comes de Potarno" 328). Dabei stützte er sich auf eine Fuldaer Urkunde vom selben Tag, nach der der Priester Ratheri der Bonifatiusabtei Besitz in comitatu Uualahes, in Cruftero marcu, et in Fisgobach tradierte (Codex diplomaticus Fuldensis Nr. 635). Diese carta war 1849 auch in das Wirtembergische Urkundenbuch aufgenommen worden (WUB I Nr. 167), weil die Herausgeber die Güter in der Mark von Kluftern (Karte bei BORGOLTE, Kommentar: Q 15) und in Fischbach (ebd.) vermuteten. Tatsächlich dürften die Ortschaften aber mit Kriftel und Fischbach im Niddagau identisch gewesen sein, wo bereits am Ende des 9. Jahrhunderts Fulda Besitz erworben hatte (Urkundenbuch des Klosters Fulda I Nr. 509). Aufgrund der Urkunde von 890 wird Walaho demnach auch als Graf im Niddagau angesehen (KROPAT, Wetterau 46; SCHULZE 191,202,212). Diese Zuordnung paßt gut zu etwa gleichzeitigen Belegen für einen oder mehrere Grafen Walah im Wormsgau (D LdJ Nr. 20: [881] IX 22; D Arn Nr. 40.- 888 XI 8; D Arn Nr. 153. 897 VI 8; CL I Nr. 53 von ?897 V 20; SCHULZE l91,212; GLÖCKNER, Lorsch und Lothringen 346-348; DÜMMLER 454f.), im Speyergau (D LdK Nr. 13.; 902 II 5, vgl. D LdK Nr. 5: 900 X 8; SCHULZE 192,212)    und im Enzgau (CL I Nr.56: 902 II 25; vgl. SCHULZE 191; SCHMID, Kloster Hirsau 123; WAGNER, Comitate zwischen Rhein, Main und Neckar 32; STÄLIN 332. Vgl. ferner: D LdK Nr. 20 von 903 VI 24: Purchart filius Vualabonis; weitere Quellen bei GLÖCKNER 347f., DÜMMLER 518 A 1; s.a.. WENSKUS, Sächsischer Stammesadel 284, MITTERAUER 210f.). Walah muß also wohl aus der Grafenliste des Linzgaus gestrichen werden.
Eine gräfliche Stellung Udalrichs haben dagegen bereits KNAPP (Buchhorner Urkunde 207f.,227f.) und ZELLER (51 A. 1; vgl. auch STÄLIN 328) aus der St. Galler Urkunde 680 abgeleitet. Diese in der Überlieferung TSCHUDIS auf 891 VIII 30 datierte Notitia betrifft eine Auseinandersetzung zwischen St. Gallen und Graf Vodalricus im Rheingau und die Festsetzung der Grenze zwischen Rheingau und Thurgau. In der Quelle wird berichtet: Nachdem König ARNULF Vodalrico cuidam comiti de Linzgeuue in (...) pago Ringeuue curtem Lustenowam in ius proprietatis gegeben hätte, habe dieser dem Kloster den Genuß seiner Rheingauer Güter streitig gemacht. Unter anderem sei das Wohnhaus Udalrichs in Lustenau mit Dachziegeln gedeckt worden, die für die Kirche des heiligen Gallus bestimmt gewesen seien. Nun aber habe Salomon, der Abt von St. Gallen und Bischof, zur Vermeidung künftiger Streitigkeiten omnes principes de tribus comitatibus id est de Durgeuue, de Linzgeuue et de Rhaetia Curiensi, unter ihnen Bischof Thiotolf von Chur und Graf Vodalricus, zusammengerufen, um an einem ungenannten Ort am Rheineinfluß die Ansprüche St. Gallens zu prüfen. Alle Primaten aus den 3 Comitaten bestätigten unter Eid die vom Kloster beanspruchten Rechte. Dieselbe Versammlung legte anschließend die Grenze zwischen dem Thur- und dem Rheingau fest.
Ausdrücklich wird Udalrich an 4 Stellen der Urkunde als comes bezeichnet, einmal sogar als comes de Linzgeuue tituliert. Es besteht kein Anlaß, ihm den Grafenrang für den gegebenen Zeitpunkt abzusprechen. Eine andere Frage ist es, ob Udalrich mit dem Grafen "von Aadorf" identisch war. Im Unterschied zum Diplom ARNULFS von 890 fehlt in der St. Galler Notitia eine Verwandtschaftsangabe, die die Verbindung herstellen könnte. Wenn man sich aber vergegenwärtigt, wie demütigend die von Salomon einberufene Versammlung Udalrich behandelte, wird der Schluß auf die Personengleichheit mit dem Rebellen wohl unausweichlich. König ARNULF, der Udalrich einst selbst den von KARL III. besuchten Königshof übergeben hatte, konnte dem Grafen wohl Amt und Besitz nicht ganz vorenthalten, doch verstand er es offenbar, dessen Stellung entscheidend zu schwächen. In diesem Zusammenhang darf man daran erinnern, dass Udalrich sogar seine Familiengrablege Aadorf keinem seiner Verwandten, sondern St. Gallen unter Salomon III. übergeben hat und doch gleichzeitig um den Bestand der geistlichen Stiftung mit unverhülltem Mißtrauen fürchtete.
Nach der St. Galler Urkunde von 891 ist Udalrich nicht nur als Graf im Linzgau, sondern wohl auch im Rheingau zu betrachten. Dafür spricht die ihm offenbar weiter zugestandene, wenn auch beschnittene Verfügung über Lustenau mit dessen Umland, besonders aber die Teilnahme von Großen de Linzgeuue an der Grenzmarkierung zwischen Thurgau und Rheingau; mit diesen waren nämlich offenkundig vor allem nicht eigens genannte Bewohner aus dem Rheingau gemeint (SCHULZE 85f.; BAUER 104-106; KNAPP, Buchhorner Urkunde 206ff.,227ff.; BORGOLTE, Geschichte der Grafschaften Alemanniens 195; anders MEYER VON KNONAU, Rheingau 214).
Ist Udalrich "von Aadorf" nun mit dem älteren Udalrich (IV) oder dem jüngeren Udalrich (V) identisch gewesen? Eine schlüssige Antwort ermöglichen Memorialnotizen und Urkunden, wenn man sie abermals im Zusammenhang interpretiert. Unter den Orten mit Grundbesitz des Aadorfer Klosterherrn befand sich auch Gurtweil im Schwarzwälder Alpgau (W II Nr. 691). Die Güter hatte Udalrich offenbar von einem Recccho vor 885 im Tausch erworben (s. bereits GOETZ 140 A. 44). Aus einer Urkunde, die Reccho am 24. April dieses Jahres für St. Gallen ausstellte (W II Nr. 643) geht nämlich hervor, dass er einem Oadalrich seinen Besitz in Gurtweil und Araberge gegeben und von diesem Liegenschaften im alpgauischen Kuchelbach erhalten hatte. Oadalrich war also schon vorher im Alpgau begütert gewesen. Die Rechtshandlung von 885 fand in Gurtweil, und zwar im Gericht des Grafen ADALBERT (II) statt. Dieser Adalbert hatte aber seinerseits 873/74 (UB Zürich I Nr. 121) an Rheinau Besitz in Gurtweil tradiert und war dabei abermals in Gurtweil zugegen. Die Besitzlage Oadalrichs und Graf Adalberts (II) spricht für Verbindungen zwischen den beiden Männern, vielleicht sogar für Versippung. Dem urkundlichen Befund treten in dieser Hinsicht zwei Einträge im Liber Memorialis von Remiremont (4rB1) und im Liber vitae von Brescia (Codice Necrologico-Liturgico Brescia 62 = fol. 34v) zur Seite (ADALBERT II). In ihnen werden unter weitgehend identischen Männer- und Frauennamen *Adalbertus/ Adelbertus bzw. Odelricus genannt; in Brescia stehen beide Namen nacheinander an der Spitze, wobei Adelbertus zusätzlich als comes bezeichnet wird. Ohne Zweifel sind in beiden Einträgen dieselben Personen gemeint. Im Memorialbuch von Remirernont sind den Namen die Todestage zugeschrieben. Da Odelricus am 26.5. verstorben ist, muß er mit dem im jüngeren Reichenauer Necrolog zum selben Tag vermerkten Vodalrich iunior identisch, also Udalrich (V) sein (s. o.). Unter Beziehung weiterer Quellen kann deshalb der zum 8.1. eingetragene Adalbert mit ADALBERT (II) gleichgesetzt werden. Das Ergebnis der Eintragsanalyse, dass Adalbert (II) und Udalrich (V) zweimal in einer ähnlichen Personengruppe - wohl von Verwandten (RAPPMANN) - stehen, entspricht dem Befund der Urkunden, dass Adalbert (II) Besitznachbar eines Oadalrich war. Oadalrich kann deshalb mit Udalrich (V) identifiziert werden; nimmt man hinzu, dass Udalrich "von Aadorf" am selben Ort wie Oadalrich Besitz hatte, folgt weiter, dass er Udalrich (V), "der Jüngere", war.
Die St. Galler Urkunde Nr. 680 (v. 891, s.o.) mit dem Beleg Udalrichs "von Aadorf" für den Linz- und den Rheingau kann demnach mit Sicherheit auf Udalrich (V) bezogen werden. Sie tritt so neben die beiden schon erwähnten Zeugnisse für Udalrich "den Jüngeren" (s.o. S. 256f.). Wie der Beleg vom 27.9.894 im St. Galler Urkundenformular (Formvlae 436 Nr. 4) darf auch W II Nr. 645 von 885 VI 30 mit Vadalrichus iunior in der Grafenformel auf den Argengau bezogen werden; der in der carta genannte Güterort Lindenberg ist nämlich dem Argengau (STÄLIN 328, s. BORGOLTE, Geschichte der Grafschaften Alemanniens 188), und nicht dem Alpgau (Allgäu) zuzuordnen (BAUMANN 47; KNAPP, Buchhorner Urkunde 206; ERNST 208 A. 7).
Für Udalrich (IV) oder Udalrich (V) kommen die St. Galler Urkunden W II Nrn. 649,668,696 und 652 in Betracht. Die erstgenannte carta betrifft einen Tausch Abt Bernhards von St. Gallen in Marbach und Höchst, der 886/87 in Friedrichshafen vor den gräflichen Zeugen Odalrichus, ARNULF und HILDEBOLD vorgenommen wurde. Aufgrund des Actumortes hat man UDALRICH (IV, V) als Amtswalter im Linzgau, nach den Tauschobjekten als Graf im Rheingau betrachtet (KNAPP, Buchhorner Urkunde 207; BILGERI 87). Beide Annahmen sind nicht ganz zwingend, zumal in der Urkunde noch andere Zeugen im Grafenrang notiert wurden. Nr. 652 kann vor oder nach den Belegen des Vadalrichus iunior eingeordnet werden (s.o. S. 259). Urkunde 668 vom 24. April 889 schließt mit dem Vermerk Notavi (...) comitem vero Uadelrichum; Bermatingen als Güterort läßt auf eine Grafenstellung Udalrichs (IV, V) im Linzgau schließen (KNAPP, Buchhorner Urkunde 206; ERNST 207). Der in der Grafenformel von Nr. 696 vom 11.9.894 genannte Odalricvs gilt in der Forschung als Amtswalter im Alpgau (Allgäu); Waldo hatte Abtbischof Salomon und den Brüdern von St. Gallen im Zuge eines Tauschgeschäftes seinen Besitz in loco qui vocatur Perehkeres und die Hälfte seiner Güter zu Waltrams übergeben (vgl. SCHULZE 102; KNAPP, Buchhorner Urkunde 206; BAUMANN, Alpgau, und DERS., Allgäu). Die Liegenschaften könnten außer zum Alpgau aber auch zum Nibelgau gehört haben (vgl. oben S. 260 zu Nr. 560 und BORGOLTE, Geschichte der Grafschaften Alemanniens 189).
Nach einem Diplom König ARNULFS vom 26. Juni 890 hat der Graf Iring dem Herrscher die Urkunde über einen Tausch vorgelegt, den die Mönche von Ottobeuren cum licentia et consensu Odalrici comitis nostri et senioris eorum mit einem Hekisheri vorgenommen hatten (D Arn Nr. 79). SCHWARZMAIER, der Udalrich als Laienabt von Ottobeuren betrachtet hat, identifizierte den Grafen vermutungsweise mit dem LINZ- und ARGENGAU-Grafen, dem Mitverschwörer Bernhards. Sollte dieses Urteil zutreffen, hätte Udalrich (V) seinen Tätigkeitsbereich bis in die Grenzlandschaft Alemanniens zwischen Iller und Lech ausgedehnt (vgl. BORGOLTE, Geschichte der Grafschaften Alemanniens, Kap. VII). Allerdings geht aus der Urkunde nicht hervor, dass Udalrich dort auch eine Grafschaft verwaltet hat. Eine Schwierigkeit bei der Identifizierung des seniors von Ottobeuren mit Udalrich "von Aadorf", die bereits SCHWARZMAIER sah (33), liegt in der ausdrücklichen Bezeichnung comes noster, die ARNULF schon im Juni 890 für den aufständischen Grafen gebraucht hätte. An Udalrich (IV, V), einen der Grafen am Nordufer des Bodensees, hat sich wohl etwa im Januar 893 König ARNULF gewandt, als er den Primaten Alemanniens die Rechte St. Gallens einschärfte (D Arn Nr. 111; vgl. SCHULZE 330). In der Inscriptio des Diploms wird Vodalricus als 4. namentlich genannter Großer nach ADALBERT (II), BERTOLD (IV) und BURCHARD aufgeführt. Ein Graf Odaricus wird auch in einer gefälschten Reichenauer Königsurkunde von 896 genannt (D Arn Nr. 143; danach Chronik des Gallus Öhem 61). Obwohl das Zeugnis suspekt ist, erscheint die Charakteristik des Grafen: qui Potamis in nostro castro residet bemerkenswert; eine angebliche Residenz in Bodman erinnert nämlich an die Aktivitäten Udalrichs (von Aadorf) in Lustenau (vgl. BORST 206; SCHMID, "Eberhardus comes de Potamo" 326-328; BORGOLTE, Geschichte der Grafschaften Alemanniens 204 f.). Als - freilich kaum weniger dubioses - Seitenstück zu dem Falsifikat wurde im Kloster Hofen bei Buchhorn eine Nachricht überliefert, im Jahr 889 hätten die Grafen ihren Wohnsitz auf dem kayserlichen Schloß Bodma(n) verlassen und sei Ulrich wegen den Streyfereyen der Hunnen gen Buchhorn gezogen (KNAPP, Buchhorner Urkunde 240f.). SCHMID, "Eberhardus comes de Potamo" 327f.; ablehnend WALTHER, Flskus Bodman 258 A. 129, vgl. BORST, Pfalz Bodman 207f.) hat im Hinblick auf diese Überlieferungen erwogen, der Ort Tiuffen im Besitz Udalrichs (V) (D Arn Nr.81, vgl. D LdK Nr.37) könne im Bereich Bodmans gelegen haben. Auch wenn die Hinweise auf Rechte Udalrichs (V) in oder bei Bodman nicht zutreffend sein sollten, lassen sich bei dem Grafen starke Tendenzen zur Errichtung von Herrschaftsmittelpunkten fassen. Indem Udalrich (V) Kloster Aadorf im Thurgau errichtete, Lustenau im Rheingau erwarb und im Linz- und Argengau nördlich des Bodensees Grafenrechte ausübte, setzte er zu einer seeübergreifenden Machtstellung an (s. SCHMID, Bodensee 544,554 f.).
Wie Udalrich (IV), der nepos regum, gilt Udalrich (V) als Angehöriger des Geschlechts der "UDALRICHINGER". Für diese Annahme spricht die Parallelregierung der beiden Grafen im Comitat am Nordufer des Bodensees, zu der die älteren "UDALRICHINGER" (RUADBERT I; UDALRICH I, II; RUADBERT II) und die WELFEN (KONRAD I; WELF II) Analogien bieten. Gleichwohl sei auf die mögliche Verwandtschaft mit  ADALBERT (II) und mit den "HUNFRIDINGERN" hingewiesen, die besonders aus den Einträgen von Remiremont und Brescia hervorgehen konnte (s.o. S. 264f; dazu KELLER, Einsiedeln 22f; ZOTZ, Breisgau 87; RAPPMANN).
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Kinder:

  Udalrich IV.
          -27.9.894/26.5.896-900 (Isenburg)