Ältester Sohn des Königs
Berengar II. von Italien und der Willa
von Tuszien, Tochter von Markgraf
Boso
Lexikon des Mittelalters: Band I Seite 95
********************
Adalbert, König von Italien
------------
* 923/36 + 972/75
Sohn des Berengar Markgraf von Ivrea
Seine gemeinsame Krönung mit dem Vater zum König
von Italien (15. Dezember 950 in S. Michele, Pavia) betrachtete OTTO
I. als Usurpation und beschloß einen Italienzug. Am 23.
September 951 war er in Pavia, das Berengar
und
Adalbert
einen Tag früher
verlassen hatten, um sich auf die Burg S. Marino zurückzuziehen.
Ende des Jahres heiratete OTTO,
nunmehr Rex Italicorum,
Adelheid,
die Witwe König
Lothars und als Consors regni Erbin seiner Rechte.
Trotzdem nannten sich Berengar und
Adalbert
weiterhin
Könige von Italien. Auf dem Reichstag von Augsburg (7. August 952)
belehnte OTTO, noch unschlüssig
über seine Italienpolitik, Berengar und
Adalbert
nach Erhalt eines Treueides mit dem italienischen Königreich. In den
folgenden 10 Jahren versuchte Adalbert gemeinsam
mit seinen Eltern, die Selbständigkeit des Königreiches mit Gewalt
wiederherzustellen. Was Adalbert im
besonderen betrifft, so scheint es, dass die Grafschaft Aosta seiner
direkten Kontrolle unterstellt wurde. 956 trat er in einer Schlacht dem
Sohne OTTOS,
Liudolf,
entgegen (vielleicht bei Reggio), wurde jedoch geschlagen. Von Spoleto
aus, das 959 ein anderer Sohn Berengars,
Wido,
erobert hatte, organisierte Adalbert
eine Reihe von Einfällen in die Sabina. Aber gerade der auf Rom ausgeübte
Druck spitzte die Lage zu, indem er Johannes
XII. zwang, auf die Rückkehr
OTTOS
zu drängen, der auch im August 961 nach Italien zog. Adalbert
versuchte vergebens, ihn an der Klause von Verona aufzuhalten. Im Herbst
962 flüchtete Adalbert zu den
Sarazenen nach Fraxinetum und von dort aus nach Korsika. Dann verbündete
er sich mit Johannes XII., der gegen OTTO
Stellung genommen hatte. Nach der Landung in Centocelle gelangte
er bis Rom, zog sich aber kurz danach, unmittelbar vor dem plötzlichen
Eintreffen des Königs, zusammen mit dem Papst wieder zurück.
Einen folgenden Versuch, Pavia wiederzugewinnen, kam Burchard von Schwaben
zuvor, der Adalbert
zwischen Parma
und Piacenza entgegentrat und in die Flucht schlug. Vergeblich war auch
einer seiner Versuche, eine gemeinsame Aktion mit dem byzantinischen Kaiser
zustande zubringen, das interessiert war, die
ottonische
Politik in S-Italien zu durchkreuzen. Schließlich resignierte er
und zog sich nach Burgund, dem Stammland seiner Gemahlin
Gerberga,
zurück. Bei seinem Tod hinterließ er einen Sohn, Otto
Wilhelm.
Althoff Gerd: Seite 96,101,116,119
***********
"Die Ottonen. Königsherrschaft ohne Staat"
Hier erreichte OTTO
die Nachricht, daß in Italien König
Lothar gestorben sei (22.11.950), Berengar
und
sein Sohn Adalbert die
Königswürde
an sich gerissen hätten und Berengar
die
Witwe Lothars, Adelheid,
überdies in schimpflicher Weise in Gefangenschaft genommen habe.
Und Anfang August des Jahres 952 in Augsburg gelang der
Ausgleich: Berengar und sein Sohn Adalbert
leisteten OTTO einen Vasalleneid und
erhielten von ihm Italien als Lehen. Allerdings wurden die Marken Verona
und Aquileja Herzog
Heinrich von Bayern zugeschlagen.
Der Papst Johannes XII. empfing im Frühjahr
963 Berengars Sohn Adalbert
in Rom und schloß mit ihm ein Bündnis gegen den Kaiser. Überall
sollen Johannes und Adalbert um Hilfe
gegen OTTO nachgesucht haben: der Papst
in Byzanz und sogar bei den Ungarn, die er angeblich veranlassen wollte,
noch einmal ins Reich einzufallen, um OTTO
so zur Rückkehr zu zwingen; Adalbert dagegen
bei den Sarazenen und auf Korsika. Zum Kampf kam es jedoch nicht, vielmehr
flohen Johannes und Adalbert.
Adalbert, der Sohn
Berengars,
kämpfte erneut um die Königskrone Italiens, so daß OTTO
den Herzog
Burkhard von Schwaben gegen ihn entsenden mußte, eine Aufgabe,
die dieser erfolgreich erledigte.
Holtzmann Robert: Seite 140,146,149,163,183,188,193-196,202-206,208-210
****************
"Geschichte der sächsischen Kaiserzeit"
Und schließlich starb, unvermutet und vor der Zeit,
am 22. November 950 in Turin auch König Lothar.
Hierdurch war für Berengar
der
Weg zum Throne freigemacht. Er erreichte sogar gleichzeitig die Sicherung
der Nachfolge, indem seine Anhänger ihn und seinen ältesten Sohn
Adalbert
am 15. Dezember 950 in San Michele zu Pavia zum König der Langobarden
wählten und krönten.
Der angesagte Reichstag fand um den 7. August 952 auf
dem Lechfeld südlich von Augsburg statt. Auch Liudolf
war anwesend, und aus Italien erschienen Berengar
und Adalbert, die man wohl schwerlich
ganz ohne Bewachung gelassen hatte. Sehr zahlreich war die oberitalienische
Geistlichkeit vertreten, die der deutschen Sache offenbar wohlwollend gegenüberstand.
Berengar
und
Adalbert
leisteten hier in OTTOS Hände
einen Vasalleneid und empfingen von ihm das Königreich Italien durch
das Zeichen eines goldenen Szepters. Damit war die Oberherrschaft
OTTOS
anerkannt, Italien ein Unterkönigreich in der Hand Berengars
und seines Sohnes. Mit dieser Tatsache hatte sich Berengar
wohl
von vornherein abgefunden. Sehr schlimm aber war es für ihn, daß
er das ganze östliche Drittel seines Königreiches abtreten mußte.
In Italien schließlich haben sich Berengar
und
Adalbert
natürlich
sofort den Aufständischen angeschlossen und auch wirklich die Marken
Verona und Aquileja wieder an sich gebracht.
Im Herbst 956 zog Liudolf mit
einem ansehnlichen Heer über einen der Bündner Pässe nach
Italien und nahm mit großem Erfolg den Kampf gegen Berengar
und
Adalbert
auf.
Er hielt seinen Einzug in Pavia,
Berengar
wurde in einer Schlacht geschlagen, ganz Oberitalien unterworfen.
Nur Italien verharrte in offener Feindschaft gegen den
deutschen König. Denn hier ist nach dem Tod Liudolfs
die
deutsche Herrschaft zum zweitenmal zusammengebrochen, Berengar
und
Adalbert
regierten wieder in Pavia.
Jetzt glaubte Berengar,
nachdem er seine Herrschaft in Oberitalien wieder befestigt und seine Widersacher,
wie den Erzbischof Walpert von Mailand, den Bischof Waldo von Como und
den Markgrafen Otbert, den Stammvater des Hauses ESTE, vertrieben hatte,
die Zeit gekommen zu einem Krieg gegen das Herzogtum Spoleto, dessen starke
Selbständigkeit es zu brechen galt, ja sogar gegen Rom und den Kirchenstaat,
den schon die alten Langobarden-Könige Liudprand,
Aistulf
und
Desiderius
hatten
erobern wollen. Während er selbst von Ravenna aus im Jahre 959 gegen
den Herzog Theobald von Spoelto zog, rückte sein Sohn Adalbert
in den Kirchenstaat ein. In dieser Lage rief Johannes XII. den deutschen
König zu Hilfe. OTTO wußte,
daß es an Schwierigkeiten nicht fehlen werde. Berengar
und
Adalbert
hatten
ihre Stellung ausgebaut und stützten sich auf einen starken Anhang.
In Oberitalien fand man wenig Widerstand; Berengar
floh mit den Seinen auf einige feste Burgen im Apennin und bei
den oberitalienischen Seen. Aber die Belagerungen zogen sich lange hin,
und dem König Adalbert gelang
es, nach Korsika zu entkommen, von wo er mit den Sarazenen in Fraxinetum
und mit Papst Johannes XII. in Verhandlungen trat. Dadurch erwuchsen
dem Kaiser eine bedrohliche Lage und eine neue Aufgabe.
Als OTTO Anfang November
963 vor Rom erschien, flohen Johannes und Adalbert
in
die benachbarte Campagna, von wo Adalbert
nach Korsika zurückkehrte, während der Papst sich der trügerischen
Hoffnung hingab, die Gnade des Kaisers wiedererlangen zu können.
In den letzten Tagen des Jahres 963 gerieten Berengar,
Willa
und ihre Töchter in Gefangenschaft. Die drei Söhne Berengars,
König
Adalbert, Markgraf Wido und
Konrad,
waren in der Fremde.
Früher als er gedacht, riefen die italienischen
Angelegenheiten den Kaiser wieder nach dem Süden. In Italien hatte
etwa zwei Monate nach OTTOS Weggang
eine Anzahl langobardischer Herrn, darunter Graf Bernhard von Pavia, sich
gegen die deutsche Herrschaft erhoben und den flüchtigen König
Adalbert zurückgerufen. Sogar zwei Bischöfe waren
im Einvernehmen: Wido von Modena, den OTTO
962 das Erzkanzleramt für Italien, das er unter Berengarinnegehabt,
belassen und Sigolf von Piacenza. Der Kaiser schickte den Herzog Burchard
von Schwaben gegen die Aufständischen, Burchard errang am 25. Juni
965 einen Sieg, Adalbert floh wieder
ins Gebirge, sein Bruder, Markgraf Wido
ist gefallen.
OTTO fand auf seinem
dritten Italienzug (966-972) keinen Widerstand. Adalbert
floh außer Landes, die Römer riefen den Papst zurück in
der vegeblichen Hoffnung, dadurch die Gnade des erzürnten Kaisers
zu gewinnen.
Ein halbes Jahr lang, vom November 968 bis in den Mai
969, weilte OTTO mit Truppen in Calabrien
und Apulien. Und wenn er sich auch nirgends festsetzen konnte, so hatte
er doch den wichtigen Erfolg, den Prätendenten
Adalbert endgültig zu vertreiben. Der ehemalige Langobarden-König
irrte einige Jahre in der Fremde umher, bis er schließlich durch
Herzog
Heinrich von Burgund, einen Bruder des Herzogs
Hugo Capet von Franzien, in Autun Aufnahme fand und nach wenigen
Jahren starb.
oo Gerberga von Macon, Tochter des Grafen Leotald
II.
um 940-
986/91
Kinder:
Otto Wilhelm Graf von Macon
958/59-21.9.1026
Gisela
-
oo Anselm I. Markgraf von Montferrat
- um 1020
Literatur:
-----------
Adalberts Fortsetzung des Regino. in: Ausgewählte
Quellen zur Deutschen Geschichte Band VIII Wissenschaftliche Buchgesellschaft
Darmstadt 1977 Seite 206,216-228 - Adelheid Kaiserin und Heilige
931 bis 999 Info Verlag Karlsruhe 1999 - Althoff Gerd: Die Ottonen.
Königsherrschaft ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln
2000 Seite 96,101,116,119 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag
W. Kohlhammer Stuttgart Berlin Köln, Seite 67,71,84,94-96,100,109,169
- Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls
des Großen. Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998
Tafel 4 Seite 8,122 - Brunhofer, Ursula: Arduin von Ivrea. Untersuchungen
zum letzten italienischen Königtum des Mittelalters. Arethousa Verlag
Augsburg 1999 Seite 47-49,52,53,73,81,93, 111,118,119,126,140,149,152,156,158-160,163-165,170,193,229,286,291,299,315,324,339,380
- Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck München
1994, Seite 63 - Giesebrecht Wilhelm von: Geschichte der deutschen
Kaiserzeit. Band 1- Band 6, Mundus Verlag 2000 - Glocker Winfrid:
Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau
Verlag Köln Wien 1989 Seite 87,89 - Hermann von Reichenau:
Chronicon. in: Ausgewählte Quellen zur Deutschen Geschichte des Mittelalters
Band XI Seite 642,644 - Hlawitschka, Eduard: Franken, Alemannen,
Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962), in: Forschungen zur Oberrheinischen
Landesgeschichte Band VIII Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau
1960 Seite 74,91,118,139, 172,188,216,231,233,283 - Hlawitschka
Eduard: Stirps Regia. Forschungen zum Königtum und Führungsschichten
im frühen Mittelalter. Ausgewählte Aufsätze. Festgabe zu
seinem 60. Geburtstag. Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New
York - Paris Seite 267,461 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen
Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 140,146,
149,163,183,188,193-196,202-206,208-210,434 - Köpke, Rudolf/Dümmler
Ernst: Kaiser Otto der Große, Wissenschaftliche Buchgesellschaft
Darmstadt 1962 - Laudage, Johannes: Otto der Große. Eine Biographie.
Verlag Friedrich Pustet Regensburg 2001 - Liudprands von Cremona:
Werke in: Quellen zur Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Band
VIII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1977 Seite 496,498,500,504,514-518,528,530,548,550
- OTTO DER GROSSE. Magdeburg und Europa. Essays. Verlag Philipp
von Zabern Mainz 2001 - Pauler Roland: Das Regnum Italiae in ottonischer
Zeit. Max Niemeyer Verlag Tübingen 1982 Seite 6,19 - Riche
Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch
Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 314,317 -
Schieffer
Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992
Seite 195 - Schneidmüller Bernd/Weinfurter Stefan (Hrsg.):
Ottonische Neuanfänge. Symposium zur Ausstellung "Otto der Große,
Magdeburg und Europa" Verlag Philipp von Zabern Mainz 2001 Seite 198,270
- Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag
Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 36, 39-42 - Schnith Karl Rudolf:
Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den
Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 136, 140 -
Schulze
Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und
Salier. Siedler Verlag, Seite 188-190,197-200,202, 214 - SCHWABEN
UND ITALIEN IM HOCHMITTELALTER. Vorträge und Forschungen Band LII
Jan Thorbecke Verlag Stuttgart 2001 Seite 32,89,97,99,102,259 - Thiele,
Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen
Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und
Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa, R.G. Fischer
Verlag 1994 Tafel 392 - Werner Karl Ferdinand:
Die Nachkommen Karls des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation)
Band IV in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben.
Verlag L. Schwann Düsseldorf Seite 468 - Widukind von Corvey:
Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co., Stuttgart 1981
Seite 134,166 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen
1989, Seite 130-245 - Zimmermann, Harald: Otto der Große,
Wissenschaftliche Buchgemeinschaft Darmstadt 1976 -