Jüngerer Sohn des Grafen
Theotbald von Arles und der Berta,
illegitime Tochter von
König
Lothar II. von Lothringen
Brandenburg Erich: Tafel 1 Seite 2
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"Die Nachkommen Karls des Großen"
VI. 8 a. BOSO,
Graf von
Avignon 911-931, Graf von Arles 926-931,
------------------- Markgraf
von Toscana vor 931 17. X., abgesetzt 936
* (ca. 885)
Gemahlin:
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Willa, vielleicht Tochter Rudolfs
I. von Hoch-Burgund
Anmerkungen: Seite 117
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VI. 8. Boso
Geburtszeit nur schätzungsweise
bestimmbar. Über ihn Hofmeister, M. I. Ö. G. Ergb. 7, 405f.:
Eine Stelle bei Liudprand (3, 47): Boso denique es eodem patre
regis
Hugonis frater
könnte die Annahme nahelegen, daß nicht die KAROLINGERIN
Bertha, sondern eine andere, sonst gänzlich
unbekannte Mutter gewesen sei. Indessen fordert die Stelle diese Deutung
nicht, wie Poupardin, Provence 207, Anmerkung 5, und Hofmeister Seite 392,
Anm. 4 mit Recht betont haben. Auch spricht für die Abstammung von
Bertha
der Umstand, daß eine seiner Töchter Bertha
hieß.
Ältere Angaben, wonach Boso
später
Graf von Provence geworden sein soll, entbehren jeder
Begründung; die späteren Grafen und Markgrafen von Provence stammten
jedenfalls nicht von ihm ab. Nach Poupardin Seite 240, Anmerkung 2 soll
Boso
vor 940 gestorben sein; es wird aber keine Quelle dafür angegeben.
Er wird noch 938 oder 939 31. V., Schiaparelli n. 49, erwähnt und
nicht als verstorben bezeichnet.
Gemahlin:
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Willa
Über ihre Abkunft steht durch
Liudprand: Antap. 4, 11, nur fest, daß sie 936 verbannt wurde "in
Burgundiam, de qua oriunda fuerat". Da Rudolfs
I. von Burgund Gemahlin ebenfalls
Willa
hieß und beide bereits 888 mehrere Söhne und Töchter hatten
(Genealogisches Handbuch 1, Seite 75), so erscheint die schon von Duchesne
aufgestellte Vermutung, sie sei dessen Tochter gewesen, als naheliegend,
wenn auch nicht völlig gesichert. Auch Poupardin, Provence Seite 392,
nimmt diese Herkunft der Willa
an. [VI a 16]
VII. Generation
33-36
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Die vier Töchter aus der Ehe von König
Hugos Bruder
Boso mit Willa
nennt Liudprand, Ant. IV, 11, ed. Becker 109f.
Zur älteren
Berta, begnügt Brandenburg
sich, außerdem Liutprand, Ant. V, 31 (Becker 149) zu zitieren und
nach den dort gemachten Angaben den ersten Gemahl der
Bertha auf
der Tafel als "Boso, Graf von Provence, + 935" zu bezeichnen. Es wird dadurch
nicht deutlich, daß dieser Boso der Bruder König
Rudolfs (Raoul) von W-Franken (923-936) ist. Besitz und politische
Aktivität Bosos lagen vor allem in Lothringen, wo er König
HEINRICH I. lange erhebliche Schwierigkeiten machte (vgl.
Flodoard, Ann., Register der Ausgabe von Lauer) ehe er 935, nach dem 13.
September (zu welcher Zeit er noch urkundlich bei seinem Bruder, König
Rudolf, nachweisbar ist, Flodoard, ed. Lauer 62, Anmerkung 3)
starb. - Berthas zweiten Gatten nennt
Brandenburg "Raimund Graf von Rouergue, + vor 965 (961?)". Raimund hat
aber außerdem das regnum Septimaniae bzw. regnum Gothiae,
das später Herzogtum Narbonne genannte einst westgotische Gebiet S-Galliens
an sich gebracht und nannte sich comes et marchio; 936 trat er als
dux Aquitaniae auf und vereinigte in seiner Person, wenigstens den Anspruch
nach, zeitweise die Herrschaft über zwei fränkische regna,
Aquitanien und Septimanien. Entsprechend erscheint er bei Flodoard, Ann.
944 als Gothorum princeps, bei Liudprand, Ant. V, 31 als Aquetanorum
princeps. König Ludwig IV.
hat offensichtlich die Ansprüche Raimunds anerkannt, ihn in einem
Diplom 939 IV 4 nmarchio (die offizielle Kennzeichnung des höchsten
Ranges der weltlichen Hierarchie in den karolingischen
Diplomen seit Ende 9. Jh., vgl. künftig Werner, Die Entstehung des
Fürstentums, 2 Bände, München, Wilhelm-Fink-Verlag) und
941 XII 5 princeps Aquitanorum genannt. (Die beiden Diplome Receuil
des actes de Louis IV, ed. Ph. Lauer, nr. 11 und 17).
Die Daten der beiden Eheschließungen Berthas
sind
nicht leicht zu bestimmen. Hiestand 161 setzt die Ehe der Nichte König
Hugos mit einem Bruder König Rudolfs
von W-Franken sehr einleuchtend zu 928, als sich Hugo
und Rudolf Ende Oktober trafen und
sich das mit dem Tode König
LUDWIGS III. vakant gewordene Reich unter Ausschluß
von LUDWIGS Sohn Karl
Konstantin teilten: Vienne/Lyon, der große Dukat im N,
kam unter westfränkische Lehnshoheit, der Rest wurde von König
Hugo regiert, ohne daß er einen eigenen Königstitel
für die Provence angenommen hätte (so auch A. Hofmeister, Deutschland
und Burgund im frühen Mittelalter, 1914, 56ff.). Das paßt auch
zu dem zu erschließenden Geburtsjahr der Bertha, das um 915
liegen dürfte (Berthas Vater Boso
* 885).
Das Datum der zweiten Ehe ist uns nur bei Liudprand Ant.
V, 31 überliefert, und selbst da handelt es sich um eine höchst
undurchsichtige Angabe. Liudprand schreibt, König
Hugo habe sich, nicht lange vor seinem Tode (um den Druck Berengars
II. in Italien auszuweichen, der ihn dort entmachtet hatte)
in die Provence begeben, omni cum pecunia ... Quo audito Raimundus Aquitanorum
princeps eum adiit, und wird gegen hohe Geldzahlungen sein Vasall,
mit dem Versprechen, ihm in Italien militärisch behilflich zu sein.
Aus den Plänen sei aber nichts geworden, denn Hugo
sei gestorben (in Wahrheit war er an den italienischen Hof zurückgekehrt),
und habe sein Geld seiner Nichte Bertha - eben der, von der wir
hier sprechen - vermacht: Berthae neti suae,
Bosoni
Arelatensis comitis viduae, pecunia derelicta. Quam etiam brevi
spatio intercedente memoratus Raimundus, inpurissimae gentis princeips
inpurior, sibi maritam effecerat ... Hier hat allein das Plusquamperfekt
des letzten Wortes Brandenburg (und vor ihm andere) dazu veranlaßt,
die Eheschließung
brevi spatio nach dem Eintritt der Witwenschaft
(935), also "ca. 936", anzunehmen. Es muß aber doch auffallen, daß
Liudprand zum Zeitpunkt von
König Hugos
Testament und Tod (948) Bertha nicht Gattin Raimunds nennt, sondern
Witwe (Bosos), was sie doch nach der Annahme von Brandenburg seit 12 Jahren
nicht mehr war. Das brevi spatio intercedenta könnte sich also
auch auf Tod und Testament König Hugos
beziehen, die Ehe Raimunds der Erbin nicht nur von Hugos
Geld, sondern auch umfangreicher Domänen (vgl. Hofmeister 45) gegolten
haben.
BOSO III.
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+ nach 936
Graf von Avignon, Arles und Vaisin
Boso wurde 932 Markgraf von Tuszien und 936 von seinem Bruder, König Hugo, aus Mißtrauen abgesetzt.
oo WILLA VON BURGUND
+
Tochter des WELFEN-Königs Rudolf I. von Arelat
Wenn man die Nachricht des Constantinos Porphyrogenitos
trauen darf, hatte BERENGAR
aus der Provence noch einen Einfall abzuwehren. Von dort her versuchte
in dieser Krisenzeit Markgraf Hugo
- wie schon 907 - sein Glück in Italien. Bis Pavia sei er zusammen
mit seinem Bruder Boso und einem Hugo
Taliapherni sowie einem kleinen Heer vorgedrungen. Dann aber habe
BERENGAR den Eindringlingen die Zufuhr abschneiden können.
Als diese sich ergeben und geschworen hätten, nicht wieder nach Italien
zu kommen, habe BERENGAR sie den Rückzuig
antreten lassen.
Darüber hinaus zog Hugo
eine
große Menge Verwandter nach sich. Noch vor 931 erschien
Hugos
Bruder
Boso, der früher schon
Hugos
Italienpläne
kräftig unterstützt hatte und 926 in
Hugos
provencalische Stellung nachgefolgt war [Er erhielt nach der Absetzung
Lamberts,
eines Halbbruders Hugos, die Mark
Tuszien.
Boso ist ab 931 in Italien
nachweisbar.].
Die Mark Tuszien, in der ihn Liudprand erwähnt,
erhielt er immerhin erst 936 nach der Absetzung und Inhaftierung Bosos
[Zu Boso von Tuszien vgl. A. Hofmeister,
Markgrafen Seite 405ff. Das Datum der Absetzung Bosos
wird
gesichert durch Flodoard, Annales ad 936, Seite 64ff.], des 931 aus der
Provence gekommenen Bruders König Hugos.
oo Willa von Burgund, Tochter des Königs Rudolf
I.
- nach 936
Kinder:
Berta
910/15-18.8.965
928
1. oo Boso von Burgund Graf von Provence
-13.9.935
936
2. oo Raimund Markgraf von Septimanien
- 961/65
Willa
um 910/15- nach 966
936
oo Berengar II. König von Italien
900-4.8.966
Richilde
-
Gisla
-
Literatur:
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Brandenburg Erich: Die Nachkommen Karls des Großen
Verlag Degener & Co Neustadt an der Aisch 1998 Tafel 1 Seite 2,117
- Hlawitschka, Eduard: Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder
in Oberitalien (774-962), in Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte
Band VIII Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1960 Seite 82,84,86,163,202
- Liudprands von Cremona: Werke in:
Quellen zur Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Band VIII Wissenschaftliche
Buchgesellschaft Darmstadt 1977 Seite 356,394,400,412 - Thiele,
Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen
Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische Kaiser-, Königs- und
Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa, R.G. Fischer
Verlag 1994 Tafel 390 - Werner Karl Ferdinand: Die Nachkommen Karls
des Großen bis um das Jahr 1000 (1.-8. Generation) Band IV in: Braunfels
Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben. Verlag L. Schwann
Düsseldorf Seite 466 -