Einziger Sohn des Grafen Konrad II. von Auxerre
aus dem schwäbischen Geschlecht derWELFEN
und der Adelais
Lexikon des Mittelalters: Band VII Spalte 1075
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Rudolf I., König von Hoch-Burgund
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+ wohl 25. Oktober 912
Sohn von Konrad Dux in Transjuranien, aus dem Geschlecht der sogenannten westfränkischen WELFEN (RUDOLFINGER), und einer Waldrada
Er folgte dem Vater vor 878 in Herzogswürde und Laienabbatiat von St-Maurice d'Agaune nach. Nach dem Tode KARLS DES DICKEN ließ sich Rudolf I. in Agaune zum König krönen (Januar 888), kurz darauf in Toul (Frühjahr 888), wodurch er seinen Anspruch auf Lotharingien manifestierte. Der ostfränkische KAROLINGER ARNULF nötigte ihn jedoch, Lotharingien und Elsaß abzutreten und sich als 'fidelis' ARNULFS zu erklären (Regensburg, Oktober 888). Rudolf I. behielt seine transjuranischen Länder sowie die Grafschaften jenseits der Saone (Outre Saone: Portois, Ecuens, Varais) und zog den Erzbischof Theoderich von Besancon als Erzkanzler heran. Seine Schwester hatte sich mit dem Herzog von Burgund, Richard le Justitiar, vermählt. Doch verlieh ARNULF, der den Königstitel des in der Provence herrschenden LUDWIGS 'DES BLINDEN' anerkannt hatte, Lotharingien und Burgund an seinen Sohn Zwentibold (895); Rudolf I. sah damit seinen Herrschaftsbereich reduziert auf die transjuranischen Gebiete (Wallis, Bistümer Genf und Lausanne), was sich im Übergang des Erzkanzleramtes an den Bischof von Sion (Sitten) dokumentierte. Der Tod Zwentibolds und dann ARNULFS ermöglichte Rudolf I. die Rückeroberung des Gebiets von Besancon, und er griff kurz vor seinem Tode nach Basel. Rudolf I. war anerkannter König von Burgund und hinterließ sein Königreich dem Sohn Rudolf II., aus der Verbindung mit seiner Frau Wila (von umstrittener Herkunft; die Ansicht von M. Chaume, dass sie eine Tochter Bosos gewesen sei, bleibt unsicher). Wenn Rudolf I. auch nur einen Teil seiner Herrschaftsziele erreichte, so war er doch Begründer der ersten dauerhaften nicht-karolingischen Dynastie; noch artikulierte er keine Ansprüche auf Italien, sondern beschränkte sich hier auf ein Paktieren mit WIDO VON SPOLETO und LAMBERT.
Quellen:
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Die Urkk. der burg. Rudolfinger, ed. Th. Schieffer, 1977.
Literatur:
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H.E. Mayer, Die Politik der Kg.e v. Hochburgund im Doubsgebiet,
DA 18, 1962.
RUDOLF I. VON HOCHBURGUND
Necr. B 27.10. "Ruodolfus rex", König von Hoch-Burgund 888-911/12, + 27.10.911 oder 25.10.912
Literatur:
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Trog, Rudolf I.; Poupardin, Le royaume de Bourgogne Seite
1-28; Biographisches Wörterbuch 2 Spalte 2391; Die Urkunden der burgundischen
Rudolfinger Seite 3-8; Boehm, Geschichte Burgunds, besonders Seite 100ff.;
Hlawitschka, Die verwandtschaftlichen Verbindungen Seite 28-57; Ders.,
Die Königsherrschaft Seite 444-456; Ders., Lotharingien. Zum Todestag:
Regeste genevois Seite 36 Nr. 117; Dümmler, Geschichte des Ostfränkischen
Reiches 3 Seite 581f. Anmerkung 5; Trog, ebd. Seite 80ff.; Poupardin, ebd.
Seite 365ff.; Genealogisches Handbuch zur Schweizer Geschichte I Seite
74f.
Rudolf war der Sohn
Graf
Konrads von Auxerre aus dem Geschlecht der WELFEN
und Großneffe von Judith und
Hemma,
den beiden Gemahlinnen LUDWIGS DES FROMMEN
und Ludwigs des Deutschen; vgl. Tellenbach,
Über die ätesten Welfen Seite 339. Zu Rudolfs
Verhältnis zu Kaiser ARNULF VON KÄRNTEN,
siehe Hlawitschka, Lotharingien Seite 69ff., Seite 154ff.; ebd. Seite 145ff.
wird zu einem Gedenkeintrag mit Rudolf
im Liber memorialis von Remiremont Stellung genommen. Das Todesdatum Rudolfs
ist aufgrund der widersprüchlichen Angaben der Quellen umstritten.
Da sein Tod aber nachweislich auf einen Sonntag fiel, kommen nur der 27.10.911
oder der 25.10.912 in Frage.
1. RUDOLF I., König von Hoch-Burgund
888-912
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872 Rodulfus humilis
comes necnon et monasterii sancti Mauricii Agaunensis abba (Dümmler,
Ostfränk. Reich III² p. 318 Anm. 2), 885 und 886 marchio bzw.
marchius (1. c. p. 319 Anm. 1), Sohn des WELFEN
Konrad,
König von Burgund 888, vgl. Reginonis chronicon SS I 598: Per
idem tempus
Ruodolfus, filius
Chuonradi, nepos Hugonis abbatis ... provoinciam inter Jurum
et Alpes Penninae accupat et apud sanctum Mairitium ..... coronam sibi
imposuit, regemque se appallari iussit; ebenso Annal. Fuldenses SS
I 403; Annal. Vedastini SS I 525; Annal. Flaviniac. et Lauson. SS III 152;
Chronicon Luxoviense SS III 221; Sigeberti chronica (zu 890) SS VI 343;
Annalista Saxo SS VI 587; Hugonis Flaviniac. chron. (zu 892) SS VIII 357;
Annal. Lausann. SS 24, 780. - Ekkehard IV. nennt in seinen casus sancti
Galli, ed. Meyer von Knonau in St. Galler Mitteil. 15, 121 den Abt Hartmuot
von St. Gallen cognatus König Rudolfs,
mit wieviel Recht, muß dahingestellt bleiben. - Das Todesjahr Rudolfs
steht nicht absolut fest. Die Annal. Flaviniac. et Lauson. SS III 152 und
die Ann. Lausann. SS 24, 780 überliefern zu 911: hoc anno obiit
Ruodolfus
rex, die dominicio 8 kal. Novembris, während
die Annales Alamann. SS I 155; Herm. Contract. SS V 112; Ekkeh. chron.
Wirziburg. SS VI 28 als Todesjahr 912 angeben. Aus Gründen
der Diplomatik und Chronologie entscheiden sich Trog, Rudolf I. und Rudolf
II. von Hoch-Burgund, Diss. Basel 1877, Exkurs, und neuestens Morel im
Anz. f. Schw. Gesch. 1901 p. 421 f. für 911, Brunel in dem sub. 2.
cit. Aufsätze für
912. Da der 25. Oktober im Jahre
911 nicht auf einen Sonntag, sondern auf einen Freitag fiel, möchte
Trog vorschlagen, statt VIII kal. XIII kal. zu lesen, was auf Sonntag,
den 20. Oktober 911 führen würde, welche Korrektur jedoch nicht
angenommen werden kann, da das Necrolog von Merseburg (Zeitschrift f. Archivkunde
I 124) den 26. X., das Reichenauer (Necrol. I 280) den 27. X.
als Todestag nennen.
912 war der
25. X. ein Sonntag,
911 der 27. X. - Rudolfs Gattin war
Willa;
Rudolfs
uxor, filii und filiae werden bereits 888 XII 21. genannt (Gallia christiana
XV, Instrum. col. 126).
Schieffer Rudolf:
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"Die Karolinger"
Der WELFE Rudolf,
der den Dukat um den Genfer See beherrschte, faßte bei seiner
in Saint-Maurice d'Agaune erfolgten Königskrönung 888 (Februar?)
die Erneuerung des Lothar-Reiches
ins Auge. Der ostfränkische König
ARNULF war nicht bereit, Rudolfs Ehrgeiz
auf Lotharingien, ausgedrückt in einer Königskrönung während
des Sommers in Toul, hinzunehmen. Durch einen Aufmarsch im Elsaß
nötigte er den WELFEN zum Rückzug
und zum Erscheinen im Oktober in Regensburg, wo er ihm die Königsherrschaft
allein für den westlichen Alpenraum zugestand. Gegen Rudolfs
Reichsbildung fand sich ARNULF nur
mühsam ab und förderte, um deren Expansion vorzubeugen, sogar
die Wiederaufrichtung des burgundisch-provenzalischen Königsreiches
der BOSONIDEN.
Der lästige WELFE Rudolf
wurde
durch die Siege WIDOS VONS POLETO
in
Italien spürbar gestärkt, weshalb König
ARNULF nach seinem Italienzug 894 auf dem Umweg einer Strafexpedition
durch Rudolfs hoch-burgundisches Kernland
heimkehrte. Gegen den schwer zu packenden WELFEN
waren ein erneuter Feldzug Zwentibolds
und eine Zusammenkunft ARNULFS mit
LUDWIG
VON DER PROVENCE im Sommer 894 gerichtet, zu einem guten Teil
aber auch ARNULFS
Plan, den Erstgeborenen,
der seit der Geburt Ludwigs des Kindes
sein Thronfolgerecht in O-Franken eingebüßt hatte, mit einem
gesonderten Regnum auszustatten, dass außer dem eigentlichen Lotharingien
auch Burgund umfassen sollte.
Büttner Heinrich:
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"Geschichte des Elsaß I" 1991
Rudolf, der Sohn Konrads
und Enkel des Abtes Hugo von St. Maurice, welch letzterer bereits
zu Lothars II. Zeiten die Gebiete zwischen
Alpen und Jura beherrscht hatte, ließ sich sofort nach der Absetzung
KARLS
III. zum König dieses Gebietes erklären. Aber
er spannte seine Ziele sofort weiter; durch seine Boten ließ er in
dem ganzen ehemals lothringischen Gebiet für sich werben, und tatsächlich
gelang es ihm, in raschem Zug nach Toul vorzustoßen, wo der Bischof
dieser Stadt ihn zum König krönte. Vom Elsaß aus schickte
ARNULF
VON KÄRNTEN ein alamannisches Heer gegenRudolf.
Dieser Einfall zwang
Rudolf,
die lothringischen Eroberungen herauszugeben. Der Feldzug vom Spätsommer
888 brachte keinen entscheidenden Erfolg gegen Rudolf,
dem die geographischen Gegebenheiten sehr zustatten kamen. Im Oktober/November
888 erschien Rudolfin Regensburg, aber
ARNULF mußte das Bestehen des
burgundischen Reiches anerkennen und sich mit einer nur formellen Oberhoheit
begnügen. Im Jahre 891 konnte ARNULF
noch einen weiteren Erfolg gegen Rudolf von Burgund
buchen.
Dem burgundischen Reich blieben nach dem abgeschlagenen Versuch von 888
nur die Gegenden von St. Maurice nach Lausanne-Genf hin.
Kaiser
ARNULF kehrte im Frühjahr 894 aus Italien mit großen
Schwierigkeiten durch das Aostatal und über den Großen St. Bernhard
zurück. Rudolf hatte sich zwar
vor den Truppen ARNULFS ins Gebirge
zurückziehen müssen, aber beizukommen war ihm hier nicht. Der
Zug Zwentibolds mit alamannischen Truppen
gegen König Rudolf
endete im Sommer
894 erneut als Mißerfolg.
Im Jahre 912 glaubte er die Zeit gekommen für einen
Angriff auf Basel, das ihm als Endpunkt der Jurastraße und als Schlüsselstellung
am Rhein sehr wichtig und erstrebenswert sein mußte. Wahrscheinlich
bewog das Erscheinen KONRADS I. im
Elsaß Rudolf zum Rückzug.
oo 1. Willa von Nieder-Burgund, Tochter des Königs
Boso
-
912
2. oo 1. Hugo König von
Italien
880-10.4.948
Kinder:
Judith
-
Rudolf II. König von Hoch-Burgund
-11.7.937
Adelheid
-
18.1.914
oo 2. LUDWIG III. König von Nieder-Burgund
um 880-5.6.928
Willa
-
oo Boso III. von Arles, Markgraf von Tuszien
-
Waldrada
-
oo Bonifaz Markgraf von Spoleto
- 954
Ludwig Graf im Thurgau 922-928
-
Literatur:
------------
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Weinfurter, Jan Thorbecke Verlag 1991, Band I, Seite 208 - Dümmler
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