Begraben: Kloster St. Michaelis Lüneburg
Jüngerer Sohn des Herzogs
Hermann I. Billung von Sachsen
Liudger war eine Stütze seines Bruders Bernhard I. und fiel wie der Bruder und die Schwägerin einer Pestseuche zum Opfer.
Schwennicke Detlev: Tafel 11
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"Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"
LIUTGER
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+ 26.II.1011
101 Graf im WESTFALENGAU
Begraben: Lüneburg St. Michaelis
oo EMMA
+ 3.XII.1038
Begraben: Bremen Dom
Tochter von Imad IV. (IMMEDINGER), Schwester von Bischof
Meinwerk
G 18
Lü: 26.2. Liudger com + 1011 BILLUNGER
Der Sohn Hermann Billungs (H 6) und Bruder Herzog
Bernhards I. (H 4) tritt in den Quellen wenig hervor, - er wird
lediglich in einigen Königsurkunden erwähnt -, so dass wir über
seine politische Wirksamkeit nichts wissen.
Verheiratet war er mit Emma (G 177), die nach
dem Zeugnis Adams von Bremen eine Schwester Bischof Meinwerks von Paderborn
(B 52) war, also aus dem Geschlecht der sogenannten
IMMEDINGER
stammte, vgl. Bannasch, Paderborn, S. 46 f.
Zur Heiratspolitik der BILLUNGER s. oben S. 56
ff.
Allgemein vgl. Bork, Billunger, S. 105 f.; Schölkopf,
Die sächsischen Grafen, S. 130 f.
LIUTGER
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+ 1011 (Pest, wie Bruder und Schwägerin)
Graf in Westfalen/Dortmund und in Engern
Stütze des Bruders
oo EMMA, Tochter des Grafen Immed (Haus Widukind)
Schwester des Bischofs Meinwerk von Paderborn
Bereits KONRAD II. hatte das billungische Gut Lesum wegen eines nicht näher bezeichneten Vergehens einer Tochter des Grafen Liudger und seiner Gemahlin Emma konfisziert. Möglicherweise war dieser Güterentzug allein oder in Verbindung mit anderen Vorfällen der Anlaß zu dem Anschlag auf HEINRICH III. in Lesum im Jahre 1048.
Schölkopf Ruth: Seite 130
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"Die sächsischen Grafen 919-1024. Studien und Vorarbeiten
zum Historischen Atlas Niedersachsens 22."
Außer Athela und Glismod hatte Meinwerk eine weitere Schwester, die bei der Aufführung der Kinder Immeds und der Athela nicht erwähnt wurde. Sie trat jedoch an anderer Stelle der Vita [13 Vita Meinw., Kap. 14.] auf, ohne als Schwester des Bischofs gekennzeichnet zu werden. Diese Notiz übernahm der Verfasser der Vita von Adam von Bremen [14 Adam von Bremen II, 80.], der sie Emma, uxor quondam Liutgeri comitis et soror Meginwerci episcopi nannte. Adam berichtete über ihre reiche Güterzuwendung an die Bremer Kirche. Dieser Besitz stammte aus billungischem Eigengut, wie Freytag [15 H.-J. Freytag, Die Herrschaft der Billunger in Sachsen, Seite 65.] nachwies. Ihr Gatte Liudger war ein Bruder Herzog Bernhards von Sachsen. Emma starb am 3. Dezember 1038. Ihr Sohn war vermutlich Immad, der von 1051 bis zum 3. Februar 1076 [1 Necrol. Paderborn. 3. Februar Imadus episcopus ob.] als Bischof von Paderborn amtierte und sororius Meinwerks genannt wurde [2 Vita Meinw., Kap. 160.].
Bork Ruth: Seite 105-107
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"Die Billunger. Mit Beiträgen zur Geschichte des
deutsch-wendischen Grenzraumes im 10. und 11. Jahrhundert."
11. Graf Liudger (+ 1011)
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In dem Chron. S.Michaelis, dessen Anfang man in die erste
Hälfte des 13. Jahrhunderts setzen möchte und das wahrscheinlich
noch auf älteren Urkunden und Quellen fußt, die sich ursprünglich
in Lüneburg befunden haben mögen, sind die Söhne Hermann
Billungs Bernhard und Liudger [1 Der Name Liudger
erscheint in den Quellen in verschiedenen Formen, als Liudger (Ann.
Quedl. III, Seite 80 und im Necr. S. Mich. Lun. Wedekind Not. III, Seite
15) oder Liutger (Adam II, Seite 80), Ludiger (Annalista
Saxo SS. VI, Seite 661), Liudiger (Tab. gen. Bill. SS. XIII, 344)
und Luderus (Chron. S. Mich. SS. XXIII, Seite 391ff.). Nach Förstemann,
Altdeutsches Namenbuch Seite 1047 ist die Stammsilbe liud.-, bzw. urgermanisch
leud (=Volk) allen den genannten Namensformen gemeinsam, während
die Nachsilben -ger und -der verschiedenen Grundformen angehören,
doch handelt es sich wohl in diesem Falle ähnlich wie bei Bernhard/Benno
nur mehr um eine vereinfachende Zusammenziehung.] wiederholt zusammen genannt.
Beachtung verdient vor allem folgende Stelle: "...ei (Hermannus)
successit filius ejus Bernhardus in ducatu et frater Luderus
comes..." [2 Chron.S. Mich. Lun. SS. XXIII, Seite 391ff.].
Hirsch meinte, wenn diese Worte Liudger auch Leben und Walten des
Bruders teilen lassen, so hätten wir doch zu wenig Kenntnis von den
wahren Verhältnissen, um dem folgen zu können [3 Hirsch,
Jbb.Heinrichs II. Band II Seite 305 Anmerkung 2.]. Das ist richtig, aber
ich glaube, daß wir immerhin mit Bestimmtheit annehmen können,
daß
Liudger
wenigstens keine unbedeutende Stelle neben seinem
Bruder einnahm. Überhaupt traten auch in der Folge bei den BILLUNGERN
die jüngeren Brüder neben den älteren bemerkenswert hervor,
so Thietmar
neben Bernhard
II. und Hermann neben Ordulf
und seinem Neffen Magnus
[4 Adam III, 43 (42) Seite 185 "...Post cuius (Bernhard II.)
obitum filii eius Ordolf et Hermannus
hereditatem patrie
acceperunt male anime..." oder Adam II, 76 Seite 135 "...Alebrandus...a
Bernarde
duce (Bernhard II.) ac germano ducis Thiadmare ... valde
honoratus est."].
Bernhard I. war als dem vermutlich älteren
Bruder zwar der Herzogstitel, damit aber durchaus nicht der ganze Besitz
zugefallen. Auch Liudger begegnet uns in den Quellen mehrfach als
ein begüterter Graf. In einer Urkunde vom 27. April 1001 [5 DO.
III. 401, Seite 834 "...in comitatu ipsius Liutgeri comitis et
in pago Westfalen sitam..."], die ihn als Grafen im Westfalengau
zeigt, wird ihm durch den Kaiser auf Bitten des Herzogs Bernhard der
Hof Stipel (Regierungsbezirk Arnsberg, Stadtkreis Bochum) verliehen. Nach
Liudgers Tode wurde die Besitzung von der Gräfin Emma,
seiner Witwe, der Bremer Kirche vermacht [6 Adam II, 80 (67) Seite
138.], die bei aller sonst waltenden Feindschaft gegen das billungische
Haus mit Lobworten gegenüber dieser mildtätigen Frau natürlich
nicht geizte [7 Adam II, 46 (44) Seite 106, II, 67 (65) Seite 126f.
und Schol. 47 (48) und II, 80 (76) Seite 138.].
In einer anderen Urkunde OTTOS
III. vom 9. September 991 [1 DO. III., 73 Seite 480.]
sehen wir Liudger und seinen Bruder Bernhard gemeinsam die
Einwilligung geben zur Verleihung des Wildbannes in einem Gebiet Ostengerns
[2 Nach Wedekind Not. II, 82 müßte Liudger dort
oder am rechten Ufer der Weser, nordwestlich von Hameln Mitbesitzer gewesen
sein. Es handelt sich dabei um den Wildbann im Süntelwald.], so daß
wir auch auf dortige Besitzungen schließen müssen.
In Ostengern lag weiterhin Lesmona [3 Lesmona
ist nach Schmeidlers Angabe das heutige Lesum an der Wümme, nordwestlich
Bremen, auf der rechten Seite der Weser. Es wurde früher Lesmonia
bzw. Liastmona genannt, was dort ehemals als Name eines größeren
Gebietes gegolten haben muß, wie aus der Vita S. Willehardi des Bremer
Bischofs Anskar (SS. II, Seite 389) hervorgeht.], wohl eine von Liudgers
bedeutendsten Besitzungen, die nach Adam von Bremen [4 Adam III,
44 Seite 188, vgl. Brem. Reg. 270 Seite 65.] 700 Hufen und die Küstenstriche
von Hadeln, sowie wichtige Gebiete in der Umgegend von Bremen umfaßte,
und außerdem den Forst und den königlichen Bann in dem zwischen
Weser und Elbe gelegenen Bigmodigau [5 Meyer von Knonau, Jbb. Heinrichs
IV. Band I Seite 335f.]. Später ist das Ganze vom König auf Bitten
des Erzbischofs Adalbert, in Anerkennung seiner Verdienste, die er wohl
im rechten Augenblick geltend zu machen wußte, der Bremer Kirche
zugeschrieben worden [6 DH. IV. 103, Seite 135 vom 27. Juni 1063.],
nachdem es vorübergehend zum Königsgut gehört hatte. Die
Kaiserin
Agnes, die es als Mitgift eine Zeit lang besaß, gab
es zu diesem Zwecke gegen eine Abfindung von 9 Pfund Gold heraus [7
Adam III, 45 Seite 188.]. Aus einer kurzen Notiz Adams erfahren wir
über die besitzmäßigen Zusamemnhänge nur, daß
KONRAD II. das Gut wegen eines Vergehens
der Tochter Emmas, deren Name uns dabei aber nicht genannt wird,
eingezogen habe [8 Adam II, 76 Seite 138. Die späte Bremer
Chronik von Heinrich Wolter (Meibom. Script. II. Seite 34) gibt an, daß
die Gräfin Emma den Besitz dem Kaiser geschenkt habe. Weitere
Aussagen finden sich in den Quellen nicht.]. In der Urkunde vom 27. Juni
1063 ist die Besitzung in aller Ausführlichkeit beschrieben [9
Siehe Anmerkung 6.]
Wie Liudger zu jenem Besitz gekommen war, - ob
es sich dabei etwa um ein Erbgut oder Lehen seiner Gemahlin gehandelt haben
könnte, läßt sich leider nicht feststellen.
Am 26. Februar 1011 starb Liudger [1
Necr.
S. Mich. Lun. Wedekind Not. III, Seite 15 gibt den Todestag, die Ann. Quedlinburg.
SS. III, 80, Annalista Saxo SS. VI, Seite 661 und die Vita Meinwerci c.
14 Seite 25 bringen das Todesjahr. In den Quedlinburger Annalen III, 80
zu 1011 heißt es "18. die moriens secutus est Liudgerus comes,
frater suus. Pestilentia et mortalitas, inaudita tempestate ubique gentium
monasteria, castella et oppida devastantes, desaeviunt."], wie schon
erwähnt wenige Wochen nach dem Tode seines Bruders Bernhard,
um ebenso wie dieser in S. Michaelis in Lüneburg beigesetzt zu werden
[2 Chron. S. Mich. Lun. SS. XXIII, Seite 391f.].
oo Emma, Tochter des Grafen Immed
um 975/80-3.12.1038
Schwester Meinwerks von Paderborn
Kinder:
1 Tochter unbekannten Namens
Immed Bischof von Paderborn (1051-1076)
um 1000/05-3.2.1076
Literatur:
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Adam von Bremen: Hamburger Kirchengeschichte -
Althoff
Gerd: Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung.
Studien zum Totengedenken der Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag
München 1984, Seite 390 G 18 - Annalen von Quedlinburg II,
80 a. 1011 - Annalista Saxo: Reichschronik SS. VI, Seite 661 - Black-Veldtrup
Mechthild: Kaiserin Agnes (1043-1077) Quellenkritische Studien. Böhlau
Verlag Köln Weimar Wien 1995 Seite 129 - Bork Ruth: Die Billunger.
Mit Beiträgen zur Geschichte des deutsch-wendischen Grenzraumes im
10. und 11. Jahrhundert. Dissertation Greifswald 1951 Seite 105-107 - Die
Salier und das Reich. Gesellschaftlicher und ideengeschichtlicher Wandel
im Reich der Salier. (Hg.) Stefan Weinfurter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen
1991 Band I Seite 320/Band II Seite 93 - Freytag, Hans-Joachim:
Die Herrschaft der Billunger in Sachsen, Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen
1951 Seite 65 - Hirsch, Siegfried: Jahrbücher des Deutschen
Reiches unter Heinrich II., Verlag von Duncker & Humblot Berlin 1864
Band II Seite 305 Anmerkung 2 - Meyer von Knonau, Gerold: Jahrbücher
des Deutschen Reiches unter Heinrich IV. und Heinrich V., Verlag von Duncker
& Humblot Leipzig 1890 Band I Seite 335f. - Schölkopf Ruth:
Die sächsischen Grafen 919-1024. Studien und Vorarbeiten zum Historischen
Atlas Niedersachsens 22. Göttingen 1957 Seite 130 - Schwennicke
Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann
GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 11 - Thiele, Andreas: Erzählende
genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband
1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 155 -