Ältester Sohn des Ostgoten-Königs Wandalar
Dahn Felix: Seite 46,47
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"Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische Frühgeschichte
Europas."
Nach langer Unterbrechung der Königsreihe besteigt
nun Walamer, der älteste Sohn
Wandalars,
des Sohnes Winithars,
nachdem er waffenreif geworden, den Thron. Zwei jüngere Brüder,
Theodemer
und
Widemer,
führen zwar nicht den Königsnamen, solange Walamer
lebt, aber sie helfen dem König regieren, indem sie wahrscheinlich
eigene Landschaften und Volksteile im Namen und Auftrag des älttesten
Bruders mit gewisser Selbständigkeit beherrschen. Aber zunächst
dauert die strenge Unterwerfung unter das hunnische Joch fort. Als
Attila
seinen großen Heerszug gegen die Römer und Westgoten
in Gallien unternimmt, müssen die Ostgoten gegen diese ihre eigenen
nächsten Stammesbrüder unverzüglich Heeresfolge leisten,
und der König
der Westgoten fällt in der Schlacht auf den Katalaunischen
Feldern (451) durch den Speer des Ostgoten Andages. Erst nach
dem Tod Attila (453) gelingt es auch
den Ostgoten, sich von dem zerfallenden Hunnen-Reich
loszureißen.
Walamer nahm seinen
Sitz zwischen Saritza (Scarniunga) und Raab (aqua nigra), Theodemer
am See Pelsodis (Neusiedler See), Widemer in
der Mitte zwischen beiden iim land zwischen Drave und Save. Den Königstitel
führt immer noch Walamer allein,
aber die gebiete sind so entlegen, daß die Hunnen versuchen könnten,
Walamer anzugreifen, ohne daß ihm die Brüder Hilfe
zu bringen vermögen. Dieser Versuch der Söhne
Attilas, die Goten "wie entlaufene Knechte" in ihre Gewalt zurückzuzwingen,
war der letzte. Walamer erwehrte sich
allein des Angriffs, und am Tag, da die Nachricht des Sieges in der Halle
Theodemers
eintraf, wurde diesem von seiner Buhle Ereliva,
ein Knabe geboren, der spätere Theoderich
der Große (etwa 454).
Die günstigen Verhältnisse in Byzanz wurden
etwa sieben Jahre später getrübt durch die Nebenbuhlerschaft
eines anderen gotischen Häuptlings, Theoderich
des Schielers (Strabo), den Sohn von Triarius, der
für sich und seinen Anhang nun die jährlichen Spenden von Geld
und Getreide gewann, die Byzanz vertragsgemäß den AMALERN
schuldete. Er verfolgte wieder einmal die alte römische Staatskunst,
sich einer Germanen-Gruppe durch die andere zu erwehren. Durch kriegerischen
Angriff auf Illyricum nötigten die AMALER
den Kaiser, den Vertrag zu erfüllen, das Geschuldete nachzuzahlen,
jährlich 300 Pfund Gold waren zu entrichten. Dafür verpflichteten
sich die Brüder, diese Grenze zu verteidigen, und Theodemer
stellte,
zwar sehr ungern, dem dringenden Wunsch König
Walamers
nachgebend,
den etwa achtjährigen
Theoderich
als
Geisel in Byzanz (etwa 462), der alsbald die hohe Gunst
Kaiser Leos
gewann, "weil er ein feiner Knabe war".
Als Walamer im Kampf
gegen die Skiren fiel, tritt Theodemer,
"die Abzeichen des Königtums anlegend", an seine Stelle, Widemer
bleibt
untergeordnet.
Literatur:
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Dahn Felix: Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische
Frühgeschichte Europas. Verlag Hans Kaiser Klagenfurt 1977 Seite 46,47,175,176
- Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger
im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 73,74,77,88,123,
132,294 - Schreiber Hermann: Auf den Spuren der Goten. List Verlag
München 1977 Seite 202 - Schreiber Hermann: Die Hunnen. Attila
probt den Weltuntergang. Econ Verlag Wien-Düsseldorf 1990 Seite 205,222,250,267,297,311,319,322
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