Zöllner Erich: Seite 83
***********
"Geschichte der Franken bis zur Mitte des 6. Jahrhunderts."

Ein Opfer seiner kriegerischen Ostpolitik wurde zu Beginn der Dreißiger Jahre das früher so mächtige Reich der Thüringer [4 Vgl. die ausführliche Darstellung des Thüringerkrieges bei Schmidt, Westgermanen² II 1 Seite 108ff. (mit Kritk der zum Teil höchst problematischen Quellen).]. Nach einem ersten fränkischen Vorstoß, etwa um 529, bei dem es zu einer Schlacht kam, in welcher der thüringische Teil-König Berthachar den Tod fand, das Land aber unbezwungen blieb, unternahm Theuderich im Jahre 531, unterstützt durch ein Aufgebot seines Bruders Chlothachar und durch die Sachsen [1 Über die gelegentlich bezweifelte Teilnahme der Sachsen vgl. Lintzel, Sachsen und Anhalt 13 (1937) Seite 51ff.], einen ernneuten Angriffsstoß. Die Thüringer hatten seit dem Tode Theoderichs ihren ostgotischen Verbündeten verloren und wurden auch von den benachbarten Langobarden des Königs Wacho im Stich gelassen, obwohl dieser mit dem thüringischen Herrscherhaus verschwägert war; der Langobarde verhielt sich offenbar abwartend und verlobte seine Tochter Wisigarde, nachdem die Franken in einer Schlacht an der Unstrut den Sieg errungen hatten, mit Theuderichs Sohn Theudebert [2 Greg. Tur. III 20; Paulus Diac. Hist. Langob. I 21. Vgl. Schmidt, Ostgermanen² Seite 535.]. Das thüringische Land wurde, wie wir aus Venantius Fortunatus erfahren, furchtbar verheert; die Franken machten bei der Erstürmung des Königssitzes große Beute; um den Besitz der Prinzessin Radegunde wäre zwischen Theuderich und Chlothachar fast ein Krieg entbrannt, ein Anschlag Theuderichs gegen des Bruders Leben schlug fehl, Radegunde wurde später für eine Zeitlang Chlothachars Gemahlin. Es ist in Erwägung zu ziehen, daß die vollständige Unterwerfung Thüringens durch einen (neuerlichen?) Versuch Childeberts, seinem Bruder die Auvergne zu entreißen, verzögert wurde [4 Gregor Tur. III 9,10.]; doch gelang es Theuderich, den Thüringer-König Herminafried, der sich in einem weniger leicht zugänglichen Gebiet des Landes noch gehalten haben dürfte, im Jahre 534 unter trügerischen Sicherheitszusagen nach Zülpich zu locken und zu beseitigen [5 Greg. Tur. III 8. Vgl. Schmidt, Westgermanen² 1 Seite 111, Fredegar III 32 bezeichnet Theuderichs Sohn Theudebert als Täter, doch scheint die Irinsage die Mitwirkung eines thüringischen Verräters nahezulegen; wie weit in ihrem Bericht über das durch Gregor Bekannte hinaus historische Ereignisse vermittelt werden, bleibe dahin gestellt. Vgl. Baesecke a.a.O. Seite 397ff.]. Damit war das Ende der thüringischen Unabhängigkeit besiegelt.