Tochter des Burgunder-Königs
N.N.
Schwennicke Detlev: Tafel 1
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"Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"
CHLOTHAR I.
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†
Ende XI/XII 561
511/61 König von Soissons
Begraben: Soissons St-Medard
I. oo um 516
INGUND
† 590
II. oo 524
GUNTHEUCA
†
Witwe von Chlodomer, König der Franken in Orleans
III. oo um 533/34
AR(N)EGUND
†
IV. um 540
RADEGUND
† 3.VIII.587
getrennt, dann geistlich, stiftet Ste-Croix zu Poitiers
Tochter von Berthachar Teil-König der Thüringer
V. oo CHUNSINA
†
VI. oo N.N.
†
VII. oo WALDRADA
†
Witwe von König Theudowald in Reims, Tochter von
Wacho, König der Langobarden
Diese Beobachtung wird aber dadurch relativiert, daß damals auch der mit der Burgunder-Prinzessin Guntheuca vermählte Chlodomer, ein Neffe Theudeberts, seine Söhne Theudobald und Chlodoald nannte.
Schneider, Reinhard: Seite 74
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"Königswahl und Königserhebung im Frühmittelalter"
In einem Feldzug gegen die Burgunder fällt 523/24 König Chlodomer. Die Nachfolgefrage klärt sich überraschend, und zum ersten Mal begegnet hier ein Phänomen in der fränkischen Herrschergeschichte, von dem man noch später und ebenfalls bei anderen Stämmen wiederholt erfahren wird. König Chlothar, der als jüngster Sohn Chlodwigs 511 den relativ kleinsten Gebietsanteil erhalten hatte, nimmt ohne Zögern seines verstorbenen Bruders Witwe Guntheuka zur Frau. Nach Ablauf der Trauerzeit kommen Chlodomers drei minderjährige Söhne zur Großmutter Chrodechilde und bleiben bei ihr. Es ist ganz offensichtlich, daß Chlothars Heirat mit der Königin-Witwe machtpolitisch motiviert ist. Mit einer Einheirat will er sich einen Rechtsanspruch auf des Bruders Reich verschaffen und gleichzeitig das Eintrittsrecht der Bruder-Söhne überspielen. Glückt der letztere Versuch wegen deutlichen Widerstandes der Königin-Witwe Chrodechilde, Chlothars eigener Mutter, einstweilen noch nicht ganz, so schafft Chlothar durch die grausame Ermordung der Söhne Chlodomers später klare Verhältnisse in seinem Sinne.
Zöllner Erich: Seite 81
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"Geschichte der Franken bis zur Mitte des 6. Jahrhunderts."
Mit dem Ende Chlodomers war eine Tragödie seiner Söhne verknüpft. Der gefallene König hinterließ eine Witwe Guntheuka, mit der sich alsbald Chlotachar vermählte, ferner drei unmündige Söhne Theudebald, Gunthar und Chlodowald, die zunächst von ihrer Großmutter Chrodechilde erzogen werden sollten.
Chlotachar 511-561
Gemahlinnen:
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(Reihenfolge unsicher) [2 Guntheuka
(524) und Radegunde
(531) wurden nacheinander Gattinnen Chlothachars;
wenn die Mitteilungen Gregors (III 21; IV 3) richtig sind, dann war Gunthar,
Sohn von der Ingunde
und "senior filius" Chlotachars
532 schon waffenfähig, also ist die Vermählung mit
Ingunde und allenfalls auch mit deren
Schwester Aregunde
noch vor den Ehen mit Guntheuka und
Radegunde
anzusetzen.
Nach Ven. Fort, carm. VI, 2, 53 war Charibert
der
älteste Königs-Sohn - aber hier ist vermutlich nur von den Überlebenden
die Rede; Gunthar,
Childerich
und Chramn waren damals schon tot.
Chramn,
der Sohn der Chusina, tritt c. 555
als Unter-König von Aquitanien und bald darauf als Rebell gegen
den Vater sehr selbständig auf, bei seinem Tode (558) hat er bereits
eine Gattin und zwei Töchter, man wird also auch die Verehelichung
Chlothachars
mit der
Chunsina,
der Mutter Chramns
(Greg. IV 3), nicht
allzu spät ansetzen dürfen. Im übrigen hatte
Chlothachar
auch
gleichzeitig mehrere Gemahlinnen, wie dies Greg. IV 3 gerade von den Schwestern
Ingunde
und Aregunde
berichtet.]:
1. Ingunde
2. Aregunde
3. Chunsina
4. Guntheuka
5. Radegunde
6. Waldrada
Söhne von 1:
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Gunthar, Childerich, Charibert, Gunthchramn, Sigibert
Tochter: Chlodoswintha
Sohn von 2:
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Chilperich
Sohn von 3:
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Chramn
Hartmann Martina: Seite 52,56,123
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"Aufbruch ins Mittelalter. Die Zeit der Merowinger."
Man hat es als Verhängnis bezeichnet, dass 561 beim
Tod Chlothars I. nur noch seine Söhne
als Nachfolger vorhanden waren, wurde doch der jüngste Chlodwig-Sohn
und König des Teilreichs von Soissons von Gregor von Tours
als besonders brutal und dekadent beurteilt, obwohl ja auch seinem
Vater Chlodwig und seinen Brüdern
durchaus Züge von Gewaltbereitschaft und Skrupellosigkeit zu attestieren
sind. Ob es allerdings berechtigt ist, die verheerenden merowingischen
Bruderkämpfe des weiteren 6. und 7. Jahrhunderts allein darauf zurückzuführen,
dass das Königshaus "nur in den männlichen Nachkommen
Chlothars weiterherrschen sollte, in deren allmählicher
Dekadenz wohl nicht zuletzt die Folgen der Ausschweifungen und Verbrechen
dieses Königs zutage treten" (Erich Zöllner), kann hier nicht
erörtert werden. Die Ermorung der Chlodomer-Söhne
hat er, wie erwähnt, nach Gregor von Tours maßgeblich zu verantworten
und brutal erledigt. Sodann heiratete er die Witwe Chlodomers,
Guntheuca,
deren Kinder er umgebracht bzw. ins Kloster gedrängt hatte.
Es mutet nicht wie ein Zufall an, dass gerade Chlothars
Ehen mit den "erbeuteten" Königinnnen Guntheuca
und Waldrada
bzw. der Prinzessin
Radegunde kinderlos
geblieben sind. Ingunde dagegen gebar
Chlothar jeweils drei Kinder, fünf Söhne und eine
Tochter, und Arnegunde einen Sohn namens
Chilperich,
der zusammen mit den überlebenden drei Söhnen Ingundes
nach Chlothars Tod die erneute
Vierteilung des Franken-Reiches vornahm.
Angesichts seiner vielen "Frauengeschichten" könnte
man Chlothars militärische Unternehmungen
fast vergessen, doch bestand zwischen beiden oft ein Zusammenhang: Nicht
nur die Ehen mit Guntheuca und Radegunde
hingen mit Eroberungen von Ländern bzw. Teilreichen zusammen, auch
die letzte Frau, die Chlothar zur Ehe
nahm, war eine "Eroberung": Waldrada,
die Witwe seines Großneffen Theudowald
von Reims († 555),
dessen Reich
Chlothar
damit
übernahm. Sie war Langobardin, und Chlothar
strebte zu diesem Zeitpunkt ein Bündnis mit den Langobarden an, denen
in Italien (nach 568) die Zukunft gehören sollte, weshalb er auch
seine Tochter Chlodoswinth
(† vor 568) dem langobardischen
Königs-Sohn
Alboin
(560/65-572/73)
zur Frau gab.
Als einziges Ehehindernis begegnet
bei Gregor von Tours das der Verwandtschaft: König Chlothar
I. (511-561) konnte zwischen 524
und 531 noch straflos Guntheuca,
die Witwe seines Bruders Chlodomer
(511-524), heiraten, doch als er 555
Waldrada,
die Witwe seines Großneffen Theudowald
(547/48-555) heiraten wollte, drohte
die Kirche mit Exkommunikation.
1. oo Chlodomer König der Franken
495 † 21.6.524
524
2. oo 1. Chlothar I. König der Franken
x
um 500 † Nov./Dez. 561
Kinder:
1. Ehe
Gunthar
†
531
ermordet
Theodobald
†
531
ermordet
Chlodowald
†
um 560 ermordet
Er war Geistlicher.
Literatur:
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Dahn Felix: Die Franken. Emil Vollmer Verlag 1899
- Ewig Eugen: Die fränkischen Teilungen und Teilreiche (511-613).
Verlag der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz 1952
- Hartmann Martina: Aufbruch ins Mittelalter. Die Zeit der Merowinger.
Primus Verlag 2003 Seite 52, 56,123 - Jarnut, Jörg: Agilolfingerstudien,
Seite 39,126 - Schneider, Reinhard: Königswahl und Königserhebung
im Frühmittelalter. Anton Hirsemann Stuttgart 1972, Seite 74 -
Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I.
1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 1 - Thiele,
Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen
Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993
Tafel 2 - Zöllner Erich: Geschichte der Franken bis zur Mitte
des 6. Jahrhunderts. Verlag C. H. Beck München 1970, Seite 81,107
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