Gunthar                                                     Merowinger-Prinz
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      524 oder 531 ermordet
 

Sohn des Franken-Königs Chlodomer
 

Thiele, Andreas: Tafel 3
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1"

GUNTHAR
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    † 530 ermordet



Zöllner Erich: Seite 81
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"Geschichte der Franken bis zur Mitte des 6. Jahrhunderts."

Der gefallene König hinterließ eine Witwe Guntheuka, mit der sich alsbald Chlotachar vermählte, ferner drei unmündige Söhne Theudebald, Gunthar und Chlodowald, die zunächst von ihrer Großmutter Chrodechilde erzogen werden sollten. Theudebald und Gunthar wurden aber (offenbar wenig später) auf Anstiften Childeberts von Chlotachar, dessen grenzenlose Brutalität in ihrer Kraßheit in Erscheinung trat, eigenhändig niedergemacht. Man fürchtete offensichtlich ihren berechtigten Erbanspruch auf das Teilreich des Vaters.

Hartmann Martina: Seite 44,50-52
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"Aufbruch ins Mittelalter. Die Zeit der Merowinger."

So soll sie 523 ihre Söhne zu dem Burgunder-Feldzug aufgehetzt haben aus Blutrache für ihre ermordeten Eltern, und im Jahre darauf, als ihre beiden Söhne Childebert I. und Chlothar I. die Kinder ihres im Kampf gefallenen Sohnes Chlodomer, für die Chrodechilde die Regentschaft übernommen hatte, töten wollten, um deren Erbe an sich zu bringen, soll sie gesagt haben, sie sähe ihre Enkel liebber tot als ohne Herrschaft.
Sein Tod besiegelte das Schicksal des Teilreiches von Orleans und das seiner Kinder, obwohl, wie bereits erwähnt, die Großmutter Chrodechilde († 544) für die Erbansprüche ihrer Enkel eintrat (siehe oben Seite 44). Entweder bald nach Chlodomers Schlachtentod oder aber erst 531/32, wie der Erzählzusammenhang bei Gregor von Tours nahe legt, teilten sich die jüngeren Brüder Childebert I. und Chlothar I. das Reich ihres Bruders und übergingen die Ansprüche ihrer Neffen Theudoald, Gunthar und Chlodoald auf brutale Weise: Unter dem Vorwand, die Knaben krönen zu wollen, holten sie sie aus Chrodechildes Obhut zu sich und schritten zur grausamen Tat:

   Sogleich ergriff Chlothar den älteren Knaben am
   Arm, warf ihn auf die Erde, stieß ihm ein Messer in
   die Schulter und tötete ihn grausam. Und als der
   Knabe laut schrie, stürzte sich sein Bruder zu Füßen
   Childeberts, umfasste seine Knie und rief unter Tränen:
   "Hilf mir, teuerster Onkel, dass nicht auch ich
   umkomme wie mein Bruder." Da sprach Childebert,
   und Tränen rannen über sein Gesicht: "Ich bitte
   dich, liebster Bruder, sei  freigebig, schenk mir das
   Leben dieses Knaben, ich will dir für sein Leben
   geben, was du verlangst, nur töte ihn nicht." Aber
   jeber ging auf ihn mit Schähungen los und
   sprach: "Stoß ihn von dir oder stirb statt seiner. Du
   selbst bist der Anstifter dieser Sache und lässt nun
   so schnell von der Treue ab." Da jener dies hörte,
   stieß er den Knaben von sich und warf ihn dem
   Bruder zu; der aber fing ihn auf, stieß ihm das Messer
   in die Seite und tötete ihn, wie er den Bruder zuvor
   getötet hatte; danach brachten sie auch die Diener
   und Erzieher der Knaben um.
         (Gregor von Tours, Historien III, 18 = I Seite 174)

Ob sich die Szene genauso abgespielt hat, wie Gregor von Tours sie mit großem dramatischen Geschick schildert, vermögen wir mangels anderer Quellen nicht zu sagen, aber dass die jüngeren Brüder Chlodomers sich der beiden wohl damals zehn und sieben Jahre alten Neffen entledigt haben, dürfte wahr sein.
 
 
 
 

Literatur:
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Hartmann Martina: Aufbruch ins Mittelalter. Die Zeit der Merowinger. Primus Verlag 2003 Seite 44, 50-52 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 Tafel 3 - Zöllner Erich: Geschichte der Franken bis zur Mitte des 6. Jahrhunderts. Verlag C. H. Beck München 1970, Seite 81,107 -