Sohn des Franken-Königs Chlodomer
Thiele, Andreas: Tafel 3
**************
"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen
Geschichte Band I, Teilband 1"
GUNTHAR
----------------
†
530 ermordet
Der gefallene König hinterließ eine Witwe Guntheuka, mit der sich alsbald Chlotachar vermählte, ferner drei unmündige Söhne Theudebald, Gunthar und Chlodowald, die zunächst von ihrer Großmutter Chrodechilde erzogen werden sollten. Theudebald und Gunthar wurden aber (offenbar wenig später) auf Anstiften Childeberts von Chlotachar, dessen grenzenlose Brutalität in ihrer Kraßheit in Erscheinung trat, eigenhändig niedergemacht. Man fürchtete offensichtlich ihren berechtigten Erbanspruch auf das Teilreich des Vaters.
Hartmann Martina: Seite 44,50-52
****************
"Aufbruch ins Mittelalter. Die Zeit der Merowinger."
So soll sie 523 ihre Söhne zu dem Burgunder-Feldzug
aufgehetzt haben aus Blutrache für ihre ermordeten Eltern, und im
Jahre darauf, als ihre beiden Söhne Childebert
I. und Chlothar I. die Kinder
ihres im Kampf gefallenen Sohnes Chlodomer,
für die Chrodechilde die Regentschaft
übernommen hatte, töten wollten, um deren Erbe an sich zu bringen,
soll sie gesagt haben, sie sähe ihre Enkel liebber tot als ohne Herrschaft.
Sein Tod besiegelte das Schicksal des Teilreiches
von Orleans
und das seiner Kinder, obwohl, wie bereits erwähnt,
die Großmutter
Chrodechilde († 544)
für die Erbansprüche ihrer Enkel eintrat (siehe oben Seite 44).
Entweder bald nach Chlodomers Schlachtentod
oder
aber erst 531/32, wie der Erzählzusammenhang bei Gregor von Tours
nahe legt, teilten sich die jüngeren Brüder Childebert
I. und Chlothar I. das Reich
ihres Bruders und übergingen die Ansprüche ihrer Neffen Theudoald,
Gunthar
und
Chlodoald
auf brutale Weise: Unter dem Vorwand, die Knaben krönen zu wollen,
holten sie sie aus Chrodechildes Obhut
zu sich und schritten zur grausamen Tat:
Sogleich ergriff Chlothar
den älteren Knaben am
Arm, warf ihn auf die Erde, stieß
ihm ein Messer in
die Schulter und tötete ihn grausam.
Und als der
Knabe laut schrie, stürzte sich
sein Bruder zu Füßen
Childeberts,
umfasste seine Knie und rief unter Tränen:
"Hilf mir, teuerster Onkel, dass nicht
auch ich
umkomme wie mein Bruder." Da sprach Childebert,
und Tränen rannen über sein
Gesicht: "Ich bitte
dich, liebster Bruder, sei freigebig,
schenk mir das
Leben dieses Knaben, ich will dir für
sein Leben
geben, was du verlangst, nur töte
ihn nicht." Aber
jeber ging auf ihn mit Schähungen
los und
sprach: "Stoß ihn von dir oder
stirb statt seiner. Du
selbst bist der Anstifter dieser Sache
und lässt nun
so schnell von der Treue ab." Da jener
dies hörte,
stieß er den Knaben von sich und
warf ihn dem
Bruder zu; der aber fing ihn auf, stieß
ihm das Messer
in die Seite und tötete ihn, wie
er den Bruder zuvor
getötet hatte; danach brachten sie
auch die Diener
und Erzieher der Knaben um.
(Gregor
von Tours, Historien III, 18 = I Seite 174)
Ob sich die Szene genauso abgespielt hat, wie Gregor von
Tours sie mit großem dramatischen Geschick schildert, vermögen
wir mangels anderer Quellen nicht zu sagen, aber dass die jüngeren
Brüder Chlodomers sich der beiden
wohl damals zehn und sieben Jahre alten Neffen entledigt haben, dürfte
wahr sein.
Literatur:
-----------
Hartmann Martina: Aufbruch ins Mittelalter. Die
Zeit der Merowinger. Primus Verlag 2003 Seite 44, 50-52 - Thiele,
Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen
Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993
Tafel 3 - Zöllner Erich: Geschichte der Franken bis zur Mitte
des 6. Jahrhunderts. Verlag C. H. Beck München 1970, Seite 81,107
-