Jüngerer Sohn des Herzogs
Drogo
von der Champagne aus dem Hause der ARNULFINGER
und der
Anstrud,
Tochter oder Witwe des Hausmeiers Berchar
Schwennicke Detlev: Tafel 3
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"Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"
GOTTFRIED
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†
715
39 Gottfried - Pippin
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Durch das in Nr. 37 wiedergegebene
Zitat aus den älteren karolingischen
Annalen zum Jahre 723 und durch die Tatsache, daß Erzbischof Hugo
von Rouen erst 730 verstarb (BM² 29a), steht fest, daß
Herzog
Arnulf neben Hugo mindestens noch einen Bruder hatte. Da
es nun in einer Urkunde Hugos und Arnulfs vom Jahre 715,
die lange Zeit als Fälschung angesehen wurde, von E. Mühlbacher
aber für "formell und inhaltlich echt" (BM² 27) bestimmt worden
ist, heißt:
nos in Dei nomine Hugo sacerdos et germanus
meus, illuster vir Arnulfus dux, nec non Pippinus et
Godefridus,
dum contigit ut genitor noster, illuster vir Drogo quondam, de hac
luce migraret, nostra fuit petitio ... (MG. DD. Merow., Nr. 7, Seite
214; auch in Jahrbuch für lothringische Geschichte 1, 1888/89, Seite
43, Nr. 6), wird man - da außerdem Gottfried noch in zwei
mittelalterlichen Metzer Fälschungen als Sohn Drogos erscheint
(BM² 30 und 30a) - Pippin und
Gottfried, die neben den
in erster Linie handelnden Brüdern Hugo und Arnulf stehen,
da zwei weitere Söhne Drogos betrachten dürfen.
Vgl. zu diesem Problem auch E.
Mühlbacher, Zur Genealogie der älteren Karolinger (Forschungen
zur Deutschen Geschichte 19, 1879), Seite 455ff.
Bei der Frage nach der Identität
von Adelas
Verwandter
Plektrud
mit der Gattin Pippins
II. galt als ein derartiges Argument von erheblicher Beweiskraft
lange Zeit die Beobachtung, daß Pippins II. Enkel Arnulf
und
Pippin der Jüngere in Bitburg bzw. in Besslingen begütert
gewesen seien.
Zu den Söhnen seines Halbbruders
Drogo,
den Enkeln Pippins II. und Plektruds, hatte
Karl ein
zwiespältiges Verhältnis: Während er den 713/15 zum Kleriker
geweihten Hugo durch Übertragung einer Reihe von Bistümern
und wichtiger Abteien in den nordwestlichen Reichsteilen nach 718 zum Garanten
seiner Herrschaft in Neustrien machte, ließ er den dux Arnulf
und einen weiteren, namentlich nicht bekannten Sohn Drogos 723
in Haft nehmen und wohl auch beseitigen [Vgl. ebd. Seite 34 und Hlawitschka;
Studien Seite 51f. Über die Ereignisse berichten in knappen Worten
die sog. kleinen früh-karolingischen
Annalen, vgl. etwa Annales Nazariani a. 723 SS 1 Seite 25. Neuausgabe bei
W. Lendi, Untersuchungen zur frühalemannischen Annalistik. Die Murbacher
Ananlen (= Scrinium Friburgense 1, 1971) Seite 149: duo filio drogonis
ligati. arnoldus et unus mortuus; ähnlich die Annales Alamannici
a. 723, ebd. Seite 148, und die Annales Mosellani a. 723 SS 16 Seite 494.
Neben Hugo und
Arnulf
sind
mit einiger Wahrscheinlichkeit auch ein Gottfried
und ein
Pippin
als Söhne Drogos zu erschließen, von denen wohl einer
der 723 erwähnte war, die aber beide gleichfalls nicht mehr in der
Überleiferung auftauchen, vgl. Hlawitschka, Vorfahren Seite 80 Anm.
29 und Dens., Studien Seite 52.
Auch das weitere Schicksal Arnulfs
ist nicht bekannt. Es ist zu vermuten, daß er, wenn er nicht ebenfalls
in der Haft verstarb, so zuletzt Hlawitschka Seite 51, sein Leben hinter
Klostermauern verbrachte, zumindest aber keinen politischen Einfluß
mehr erlangte. Arnulf ist 716/17 als
dux und als Schenker
an Echternach bezeugt, Wampach 1,2 Nr. 25 und 29 Seite 62,70. Karl
Martell
beließ ihn also nach seinem Herrschaftsantritt 717/18
zunächst in seiner Stellung als dux - wobei es möglicherweise
zu einer zeitweiligen Annäherung kam, vgl. Semmler Seite 20, der hierfür
allerdings von einer unzutreffenden Datierung der Urkunden Wampach 1,2
Nr. 27 und 29 ausgeht -, entmachtet ihn aber zu einem Zeitpunkt, als seine
eigenen Söhne offensichtlich das Mündigkeitsalter erlangt hatten,
vgl. Semmler Seite 331 mit Anm. 243. Nicht aufrechtzuerhalten ist die von
Breysig (wie Anm. 322) Seite 45f und neuerdings wieder von Eckhardt, Studia
Seite 128ff vertretene Annhame, daß der von Pippin II. 714
zum Hausmeier bestellte Sohn seines jüngeren Sohnes
Grimoald,
Theudoald,
nach 717/18 in nähere Verbindung zu Karl Martell getreten sei.
Sie beruht auf einer verfehlten Deutung der Zeugnisliste von D Arnulf 11
Seite 99 = Gysseling/Koch Nr. 173 Seite 305f.
Theudoald
starb offensichtlich bald nach seiner am 26.9.715 bei Compiegne erlittenen
Niederlage gegen die Neustrier vgl. Semmler Seite 6 mit Anm. 40 und Hlawitschka
Seite 54f.
Schließt man aus dem unten
unter Anm. zitierten Passus der Urkunde
Pippins II. und
Plektruds
von 714 auf noch weitere Söhne Grimoalds,
sind deren Namen und Schicksal unbekannnt; vgl. dazu Hlawitschka, Vorfahren
Seite 78 Anm. 394. Eine andere Deutung schlägt Jarnut Seite 350f.
vor. Ausgehend von der Annahme, Adelas Schwester Regentrud
habe aus erster Ehe Pilitrud, die Tante von Karl Martells
Gemahlin
Swanahild,
zur Tochter gehabt und sei in zweiter Ehe mit dem Bayern-Herzog Theodebert
verheiratet gewesen, nimmt er an, daß auch "Swanahild zur
Sippe Irminas von Oeren gehörte". Da Karl Martell Swanahild nach
seinem Sieg über Plektrud und ihre Enkel heiratet, hält
es Jarnut, gestützt darauf, "daß sowohl
Karl Martell
als auch sein Sohn,
König Pippin,
Nachkommen Hugberts
und Irminas
heirateten" (Seite 351), für durchaus wahrscheinlich, daß Karl
durch
seine Heirat mit
Swanhild "die Unterstützung jener Familie
erreichen wollte, deren überragende Bedeutung für die fränkische
Geschichte eben diese Heiraten unterstützten. Erscheint es an sich
bereits als historisch wenig wahrscheinlich, daß
Karl, nachdem
er die nicht in den geistlichen Stand eingetretenen Enkel Plektruds
beseitigt bzw. entmachtet hatte, diesen Schritt mit der Heirat einer Enkelin
von
Plektruds nach Bayern verheirateter Schwester Regentrud
gleichsam wieder wettmachen wollen, so beruht die von Jarnut vorgeschlagene
Deutung, wie der Gang der vorherigen Untersuchung zeigt, vor allem auf
zahlreichen nicht näher begründeten, sich gegenseitig wiederum
bedingenden Hypothesen. Daß Swanhild eine Verwandte Karl
Martells über
Plektrud war, läßt sich, geht
man von den sicheren personengeschichtlichen Zeugnissen zu Plektrud
und Swanhild aus, weder im einzelnen absichern noch auch nur annähernd
wahrscheinlich machen, siehe oben Seite 226ff mit Anm. 230 und 234.].
Literatur:
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Hlawitschka Eduard: Die Vorfahren Karls des Großen.
in: Braunfels Wolfgang: Karl der Große Lebenswerk und Nachleben.
Verlag L. Schwann Düsseldorf Band I Seite 80
- Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge
Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 3 - Werner
Matthias: Adelsfamilien im Umkreis der frühen Karolinger. Jan Thorbecke
Verlag Sigmaringen 1982, Seite 250-253,263-265 -