Sohn des Grafen
Berthold I. im Breisgau
Berthold II. folgte
dem Vater in Besitz und Titeln und war ab 991 auch Graf im Thurgau.
Er war 998-1000 mit Kaiser OTTO III. in
Italien, nahm den Gegenpapst Johann (XVI.) gefangen und ließ ihn
verstümmeln. Er bekam für treue Dienste Markt-, Münz- und
Zollrecht für Villingen, das erste Zentrum der ZÄHRINGER.
Berthold
urkundet 998 - um 1005 (Stammvater der Herzoge von Zähringen,
der Markgrafen von Baden, durch Töchternachkommen der Häuser
GIENGEN-VOHBURG, HABSBURG, URACH-FÜRSTENBERG
u.v.a.); Vorfahr von FRIEDRICH BARBAROSSAS erster,
wieder geschiedener Gattin Adela von Vohburg.
Zunächst gelang es einer Abteilung des Heeres unter
der Führung des Grafen Birichtilo,
den Gegenpapst Johannes in seinem Versteck aufzuspüren. Man verstümmelte
den Gefangenen grausam an Augen, Nase und Zunge und brachte ihn nach Rom.
Neben den vor allem italienischen Quellen, die eine Schuldzuweisung
vornehmen und von Sünden- und Bußbewußtsein der Hauptakteure
sprechen, gibt es jedoch auch Hinweise darauf, dass das grausame Vorgehen
gegen Johannes Philagathos keineswegs Selbstzweifel bei den Beteiligten
ausgelöst hat. Wie schon gesagt, war für die Verstümmelung
des Johannes nach der Gefangennahme mit einiger Sicherheit der Führer
der Abteilung verantwortlich, die des Gegenpapstes habhaft wurde. Es war
der Breisgaugraf Birichtilo (Berthold),
ein Vorfahr der ZÄHRINGER. Gerade er aber taucht in der Folgezeit
in den Quellen zweimal in außergewöhnlicher Weise als Geehrter
und Beschenkter auf, so dass hieraus nur dies abzuleiten ist: Seine Tat
hat ihn nicht in Ungnade fallenlassen, sondern ihm die kaiserliche Huld
in höchstem Ausmaß beschert. Er erhielt am 29. März 999
ein Markt-, Münz- und Zollprivileg für seinen Ort Villingen im
Schwarzwald. Der Marktort sollte den Märkten in Konstanz und Zürich
gleichberechtigt sein. Es handelt sich um das älteste für einen
Laien ausgestellte und erhaltene Marktprivileg, womit die Bedeutung der
Verleihung wohl genügend unterstrichen ist. Doch damit nicht genug:
Birichtilo wurde zur gleichen Zeit auch mit der ehrenvolle Aufgabe
betraut, die Schwester OTTOS III.,
Adelheid, in Vertretung des Kaisers als Äbtissin von Quedlinburg zu
investieren. Er erhielt zu diesem Zweck vom Kaiser einen goldenen Abtstab
als Investitursymbol. Beide 'Ehrungen' deuten stark darauf hin, dass sich
Birichtilo den Dank des Kaisers
in besonderer Weise verdient hatte; von einem herrscherlichen Unwillen
über die dem Johannes Philagathos angetane Behandlung ist jedenfalls
nicht zu spüren.
Heyck Dr. Eduard: Seite 6-10
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"Geschichte der Herzöge von Zähringen"
Von 990 an - das heißt aus den Jahren vorher liegen
keine Quellen vor - erscheint dann wieder ein Birchtilo
als Breisgaugraf. Und nachdem nun noch er - eine andere, später
zu besprechende unwahrscheinliche Möglichkeit vorbehalten - als Sohn
des vorherigen gleichnamigen Grafen vermutet worden ist, verlassen wir
den ringsum schwankenden Boden der älteren Geschichte der zähringischen
Ahnen.
Gegen 993 ist ein Birchtilo
der Urheber der ältesten - wenigstens bekannten - Klostergründung
dieses Hauses geworden. Zu seinem Seelenheil baute er an dem Ort Sulzburg,
den er dabei übrigens nicht ausdrücklich als den seinigen nennt,
an einer Stätte uralten Salzbaus und römischer Ansiedlung, ein
Kloster zu Ehren des heiligen Cyriacus, bestimmte dieses zur Stätte
seiner Ruhe bis zum Tage des jüngsten Gerichts und schenkte ihm zum
Unterhalt, was er an ererbten Gut in Weiler (bei dem jetzigen Badenweiler),
Rinken, Rimsingen, Reuthe, Vörstetten und Buggingen, also an lauter
breisgauischen Orten besaß.
Es kommen zwei Personen in Betracht, die zunächst
jede als der Stifter Sulzburgs Birchtilo
angesehen werden könnten. Die eine ist der Breisgaugraf,
die andere ein 1004 genannter Kleriker Becelin, der damals in Angelegenheiten
Sulzburgs erscheint. Aber für den Kleriker spricht nur dieses; gegen
ihn spricht, dass im Jahre 1010 das Stiftungsgut noch einmal erneuernd
geschenkt wird, was von seiner Seite sehr auffällig wäre, bei
dem Sohne des Grafen es aber nicht ist; dann das unklar verbleibende Verhältnis
des Klerikers zu diesem angeblich von ihm gegründeten Nonnenkloster;
ferner, wenn man es noch hinnehmen will, dass der Kleriker Becelin von
1004 in der Stiftungsurkunde noch nicht als Kleriker bezeichnet ist, so
doch das, dass er dann nach 1004, 1010 nicht als Kleriker bezeichnet wird.
Für den Grafen spricht:
1. Überhaupt die Gründung eines durch
die gleichzeitige Bestimmung als Begräbnisstätte und die wahrscheinliche
dortige Besetzung mehrerer Familienangehörigen als Hauskloster erscheinenden
Stifts und seine ansehnliche Ausstattung
2. Die letzte Bestimmung der Urkunde des Stifters,
die viel eher einen seine Erben hinterlassenden weltlichen Herrn voraussetzt
3. Die Erneuerung der Stiftung im Jahre 1010 durch
solche Erben, seine Söhne
4. Der Umstand, dass in der zweiten Urkunde vom
22. Juni 993, der Graf Birchtilo es
ist und zwar er allein, dder für Sulzburg sorgt: er veranlaßt
mit Erfolg
König OTTO III. das
Königsgut in Sulzburg zu Gunsten des dort gegründeten Klosters
aufzugeben.
Auch in den Jahren 994 und 995 wird Birchtilo
bei Erwähnungen des Breisgau als dessen Graf genannt. Außerdem
erscheint er 998 bei einer Erwähnung des Thurgau als Inhaber des dortigen
Grafenamtes, das wohl schon 991 auf ihn übergegangen ist . Er selbst
war im Jahre 998 gar nicht in Deutschland, sondern war mit OTTO
III. auf dessen zweiten Römerzug in Italien. Der Gewaltherr
Roms, Crescentius, hatte gegen Papst Gregor V. einen Gegenpapst in der
Person des Erzbischofs Johannes von Piacenza erhoben. Als OTTO
gegen
Ende Februar 998 vor Rom erschien, warf sich Crescentius in die Engelsburg,
während sich Johannes in einen eine Strecke von Rom entfernten festen
Turm geflüchtet hatte. Die Streifschar, welche der Kaiser entsendete,
um seiner habhaft zu werden, hat der Graf Birchtilo
geführt; sie hat ihre Aufgabe vollbracht und den armen Gegenpapst
nach Rom eingebracht, wo er grausam verstümmelt und das Werk seiner
Erniedrigung im Spott der Gasse vollendet worden ist.
Noch auf dem Romzug hat Graf
Bertold vom Kaiser die Belohnung seiner Dienste erhalten, am
29. März 999 in der Ewigen Stadt selbst. Bertold
hatte die Absicht in dem der Hebung besonders bedürftigen Gebietsteile
seines Eigenbesitzes, auf der weiten Hochebene, die sich von der Höhe
des Schwarzwaldes nach Osten abdacht, eine Stadt zu gründen und dafür
bedurfte er der Verleihung des Marktrechtes durch den Kaiser. Vielleicht
hat OTTO III. selber, der so viele
Stadtgründungen begünstigt hat, den Grafen dazu angeregt.
Bertold
hatte für seine Absicht den ihm gehörigen Ort Villingen
in der Baar, in der Grafschaft Hildebalds ausgesucht. Herzog Hermann von
Schwaben selbst hieß sie als Intervenient des kaiserlichen Privilegs
gut. Dieses verlieh an Bertold die
zur Anlage eines Marktes nötigen und sonst noch wünschenswerten
Regalien, nämlich Münze, Zoll, Marktgerichtsbarkeit und Marktfrieden.
Fünf Jahre nach dieser Rechtserteilung für
die älteste bekannte Stadtgründung der zähringischen
Vorfahren ging man daran, auch dem Hauskloster der Familie, Sulzburg im
Breisgau einen Marktort zu begründen. Graf
Bertold selber hatte daran keinen
unmittelbaren Anteil mehr, denn da man einen Ort auswählte, der dem
Kloster schon gehörte, konnte das Weitere durch einen Kleriker
Becelin und die Anteilnahme des Baseler
Bischofs Adalbero geschehen. Ob der Kleriker
Becelin zu den Ahnherrn der ZÄHRINGER zählt
oder nur durch ein mehr untergeordnetes Verhältnis zu ihnen zu seinem
Namen und jener Vorsorge für Sulzburg gekommen ist, muß dahingestellt
bleiben. Als Ort der Markterrichtung war das bei der Stiftung von Graf
Bertold geschenkte Rinken ausgesucht worden, ein Ort, der durch
besonders geeignet erscheinen mußte, weil er (bei Steinenstadt) an
der Stelle lag, wo das Gebirge und der Strom sich eng aneinander drängen
und die Landzügler wie die Rheinfahrer zum Aufenthalt veranlaßt
sein mochten. Trotzdem ist der Ort zu keiner Blüte gelangt und wenn
er nicht etwa selbst in Steinenstadt übergegangen ist, verschwunden.
Als König HEINRICH II.
am 25. Juni 1004 an den Oberrhein nach Straßburg kam,
trug ihm Bischof Adalbero die Bitte Becelins
vor und erwirkte die Erlaubnis für das St. Cyriacuskloster, in Rinken
"einen Markt oder ein Emporium" mit Zoll, Marktgericht und mit dem Marktfriedensschutz
für die Kaufleute zu errichten.
Zur Zeit der Erteilung dieses Privilegs lebte Graf
Bertold noch, er wird darin als der Breisgaugraf genannt. Am
14. Juli 1006 aber erscheint ein anderer Graf im Breisgau und Bertolds
Hinterlassenschaft an Gütern findet sich in jüngeren Händen.
Er ist also in der Zwischenzeit gestorben; ich werde der Bequemlichkeit
wegen hinfort sagen: "ca. 1005".
Ein Zufall läßt uns Namen und Geschlecht der
Gemahlin dieses
Grafen Bertold wissen.
1153 ließ sich Kaiser FRIEDRICH I. von
seiner vohburgischen Gemahlin scheiden. Damals wurde, um den Scheidungsgrund
der zu nahen Verwandtschaft zu begründen, eine Übersicht aufgestellt,
aus der man erfährt, dass Berta,
die Schwester eines direkten staufischen Ahnen
die Mutter Bezelins
von Villingen und Großmutter Herzog
Bertolds I. gewesen ist. Das heißt, sie war die Gemahlin
des ca. 1005 verstorbenen Grafen Bertold.
Graf Bertold, der
den 982 noch im rüstigen Kriegsalter stehenden gleichnamigen Grafen
nur um 23 Jahre überlebt hat, ist somit - wenn anders jener in Kalabrien
gefallene sein Vater war - in mittleren Mannesjahren gestorben. Dem entspricht
es denn auch, wenn seine Söhne und Erben erst um 1010 in den Quellen
erscheinen und inzwischen ein anderer Graf im Breisgau, Adalbero,
auftritt.
um 985/90
oo Bertha von Büren (aus der Familie der
STAUFER), Tochter des Grafen Sieghard
IV.
um 970- nach etwa
1000
Kinder:
Berthold III.
um 985-15.7.1024
Gebhard
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Literatur:
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Althoff, Gerd: Otto III., Primus Verlag, Darmstadt
1997, Seite 101,104,133 - Die Zähringer. Schweizer Vorträge
und neue Forschungen. Hg. von Karl Schmid; Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen
1990, Seite 98,271 -