Einziger und nachgeborener Sohn des Herzogs
Przemyslaw I. von Großpolen aus dem Hause der PIASTEN
und der Elisabeth
von Schlesien, Tochter von Herzog Heinrich II.
Lexikon des Mittelalters: Band VII Spalte 295
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Przemysl (Przemyslaw) II., Herzog von Großpolen,
König von Polen
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* 14. Oktober 1257, + 8. Februar 1296
Posen
Rogozno (Rogasen)
Einziger, postumer Sohn Herzog Przemysls I. von Großpolen und Elisabeths, Tochter Herzog Heinrichs II. des Frommen von Schlesien
1. oo Juli 1273
Liudgard,
Tochter Heinrichs I. des Pilgers von Mecklenburg
(erzogen am Hof Herzog Barnims I. von Stettin; + Dezember 1283)
2. oo 11. Oktober 1285
Rixa,
Tochter König Waldemars von Schweden (+ wahrscheinlich vor 1291)
3. oo 1291-1293
Margarete,
Tochter Markgraf Albrechts III. von Brandenburg
Tochter von 2.:
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Rixa-Elisabeth
* 1. September 1288, + 19. Oktober 1335
1. oo 1303 König Wenzel II. von Böhmen
2. oo 1306 Herzog Rudolf III. von Österreich
Erzogen unter der Vormundschaft seines Onkels Boleslaws des Frommen, Herzog von Großpolen (Gnesen-Kalisch), erzwang Przemysl II. Mitte 1273 die Herausgabe des väterlichen Erbes (Posen). Um 1276 schloß Przemysl II. ein Bündnis mit Herzog Heinrich IV. Probus von Breslau, den er 1277 im Konflikt mit Boleslaw II. von Liegnitz erfolglos unterstützte, mit dem er seit 1281 in Grenzstreitigkeiten geriet. Nach dem Tod seines Onkels (13. April 1279) regierte er selbständig in ganz Großpolen. Am 15. Febr.1282 schloß Przemysl II. in Kepno (Kempen) einen Vertrag mit Herzog Mestwin II. von Pommerellen, in dem Mestwin die Lehnshoheit des großpolnischen Herzogs anerkannte und ihm sein Herzogtum übertrug ('donatio inter vivos'). 1287 gelang es Przemysl II. durch ein Bündnis mit Herzog Bogislaw IV. von Pommern-Wolgast (erneuert 1291), seine Position gegenüber Brandenburg zu stärken. Zwischen 1287-90 einigte sich Przemysl II. mit den Herzögen Heinrich IV. von Breslau und Heinrich I. von Glogau auf gegenseitige Erbfolge. Nach dem Tod Herzog Heinrichs IV. (23. Juni 1290) nahm Przemysl II. Krakau in Besitz, auf das Herzog Wladyslaw I. von Kujavienebenfalls Anspruch erhob, der Sandomir besetzte. Im Januar 1291 verzichtete Przemysl II. zugunsten König Wenzels II. von Böhmen auf Krakau, behielt jedoch die Krönungsinsignien. Anfang 1293 schloß Przemysl II. ein Bündnis mit Wladyslaw I. gegen Wenzel II. Nach dem Tod Mestwins II. (25. Dez. 1294) nahm Przemysl II. Pommerellen in Besitz. Unter dem Einfluß von Erzbischof Jakob von Gnesen (15.J.) verfolgte Przemysl II. die Idee der Vereinigung der polnischen Lande und der Wiedererlangung der Königswürde; am 26. Juni 1295 wurde er in Gnesen zum König gekrönt. Wenig später kam Przemysl II. bei einem Entführungsversuch ums Leben, den die Markgrafen von Brandenburg angestiftet hatten, die Pommerellen und Gebiete nördlich der Netze für sich beanspruchten. Przemysl II. stand in einem einvernehmlichem Verhältnis zur Kirche, unterhielt enge Kontakte zu Stadtbürgern und förderte besonders Posen. 1284 warf er einen Adelsaufstand unter Führung des Geschlechts Zaremba nieder.
S. Gawlas
PREMISLAW II.
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postum 1257, + 1296 ermordet
Herzog zu Posen
Przemyslaw II. folgte seinem Onkel Boleslaw dem Frommen 1279 in Großpolen, griff in die schlesischen Bürgerkriege ein, wurde dort 1281 gefangen und verlor Ruda. Später wurde er von Heinrich IV. von Schlesien-Breslau und Polen-Krakau als Erbe eingesetzt und hatte ab 1290 Erbkriege mit Böhmen und den schlesischen Vettern zu bestehen. Er wurde 1291 aus Krakau verjagt, versuchte von Großpolen aus eine polnische Erneuerung und wurde von Papst Bonifaz VIII. zum König von Polen ernannt und am 26.7.1295 vom Erzbischof Jakub von Gnesen gekrönt. Ab 1294/95 war er auch Herzog von Pomerellen-Danzig, um das er mit dem Deutschen Orden und Brandenburg Erbkriege zu führen hatte. Przemyslaw wurde hinterrücks von Häschern ermordet, die aus der mit der lokalen Opposition im Bunde stehenden Mark Brandenburg entsandt worden waren.
1. oo LUITGARD
VON MECKLENBURG
+ 1283 ermordet
2. oo RICHZA
VON SCHWEDEN
+
Tochter des Königs Waldemar
Geschlossen waren nur Kleinpolen,
dessen Thron durch den Tod Heinrichs IV. von Breslau 1290 wieder
verwaist war, und Großpolen, wo
die Teile Posen und Gnesen-Kalisch seit 1279 unter Przemysl
II. (1257 bzw. 1279-1296) wieder vereint waren. Es lag
nahe, diese beiden Hauptteile wieder zusammenzuschließen, und Przemysl
II. nahm 1290 auch Krakau in Besitz,
verzichtete aber schon 1291 zugunsten König
Wenzels II. von Böhmen, der auf Grund eines Erbvertrages
mit Heinrich IV. Ansprüche anmeldete und dem 1289-1291 drei
der vier oberschlesischen Herzöge huldigten.
Da auch ein Teil der kleinpolnischen Ritterschaft sich
auf Wenzels Seite stellte, konnte dieser
Krakau in Besitz nehmen. In Sandomir hielt
sich zunächst Leszek
des Schwarzen jüngerer Bruder Wladyslaw
Lokietek (Ellenlang)
von Sieradz, mußte
sich aber 1292 nach der Einnahme von Sieradz unterwerfen, und Kleinpolen
blieb fest in der Hand des böhmischen Königs, der es durch Statthalter,
die Starosten, verwaltete.
Während die Einheit Polens
so besonders gefährdet erschien, erneuerte
Przemysl II. überraschend das Königtum, indem er sich
am 26. Juni 1295 von Erzbischof Jakob Swinka in Gnesen zum König
krönen ließ. Mit dieser Krönung war zwar kein
Herrschaftsanspruch über die übrigen Teilgebiete verbunden, aber
in Anknüpfung an frühere Traditionen konnte das kleine Königreich
doch zu einem neuen Kristallisationspunkt werden. Da Przemysl
unmittelbar
vorher den größten Teil Pommerellens
in Besitz genommen
hatte, erstreckte sich die Herrschaft des Königs über mehr als
ein Teilgebiet.
Der sich somit abzeichnende und in den nächsten
Jahrhunderten immer wieder auftauchende Konflikt um Pommerellen kam aber
zunächst nicht zum Ausbruch, da Przemysl
II. schon knapp 8 Monate nach der Krönung im Februar 1296
von Angehörigen zweier oppositioneller Adelsgeschlechter (den Zaremba
und Nalecz) in Rogasen ermordet wurde, wobei angeblich die Markgrafen
von Brandenburg die Hand im Spiele hatten, obwohl er zweifach mit ihnen
verschwägert war [18
Seine Schwester Konstanze
war mit
Konrad
I. von Brandenburg verheiratet, seine dritte Frau Margaretewar
die Tochter des Markgrafen
Albrecht. Möglich ist, daß
König
Wenzel II. von Böhmen im Hintergrund stand und daß
ursprünglich eine Entführung geplant war, um den Gefangenen zu
Konzessionen zu zwingen.]. Da er nur eine TochterRixa
Elisabeth hinterließ, begann eine lebhafte Auseinandersetzung
um die Nachfolge zwischen Wladyslaw
Lokietek von Sieradz, Herzog Heinrich III. von Glogau
und König Wenzel II. von Böhmen,
aus der der letztere als Sieger hervorging, obwohl Przemysl
einen
Erbvertrag mit dem Glogauer hatte, und Lokietek
sich zunächst (1297) mit Hilfe des großpolnischen Adels hatte
durchsetzen könnnen. Unterstützt von der Geistlichkeit konnte
Wenzel
II. Großpolen und Pomerellen im Jahre 1300 in Besitz nehmen.
Zur Sicherung seiner Herrschaft verlobte er sich mit Przemysls
Tochter Rixa und ließ sich von
Jakob Swinka in Gnesen zum König von Polen krönen.
Großpolen fiel nach Wenzels
III. Tode 1306 ohne Schwierigkeiten an den früheren, von
Przemyslaw
II. zum Erben bestimmten
Prätendenten Heinrich III.
von Glogau, und Lokietek machte
kaum Versuche, es zu gewinnen.
1275
1. oo Luitgard von Mecklenburg, Tochter des Herzogs
Heinrich I.
um 1260- Dez. 1283 ermordet
2. oo Richza von Schweden, Tochter des Königs
Waldemar
um 1265- vor 1291
1291-1293
3. oo 1. Margarete von Brandenburg, Tochter des
Markgrafen Albrechts III.
um 1275- 1315
Kinder:
2. Ehe
Elisabeth-Richza
1.9.1288-18.10.1335
Lemberg Brünn
26.5.1303
1. oo 2. Wenzel II. König von Böhmen
1271-21.6.1305
16.10.1306
2. oo 2. Rudolf III. Graf von Habsburg
um 1282-4.7.1307
Literatur:
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DIE BEGEGNUNG DES WESTEN MIT DEM OSTEN. Kongreßakten
des 4. Symposiums des Mediävistenverbandes in Köln 1991 aus Anlaß
des 1000. Todesjahres der Kaiserin Theophanu.Hg. Odoilo Engels und Peter
Schreiber, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1993 Seite 210,212 - Hoensch,
Jörg K.: Premysl Otakar II. von Böhmen. Der goldene König.
Verlag Styria Graz Wien Köln 1989 Seite 259 - Rhode Gotthold:
Kleine Geschichte Polens. Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt
1965 Seite 60,61,63,89 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische
Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 2 Europäische
Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser II Nord-, Ost- und Südeuropa,
R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 335 -
Veldtrup, Dieter: Frauen um
Herzog Ladislaus (+ 1401). Oppelner Herzoginnen in der dynastischen Politik
zwischen Ungarn, Polen und dem Reich. Fahlbusch Verlag 1999 Seite 270 -
Westmitteleuropa - Ostmitteleuropa. Vergleiche und Beziehungen.
Festschrift für Ferdinand Seibt zum 65. Geburtstag, hg. von Winfried
Eberhard, Hans Lemberg, Heinz-Dieter Heimann und Robert Luft, R. Oldenbourg
Verlag München 1992, Seite 303-305 -