Das Geschlecht der lothringischen Pfalzgrafen der EZZONEN
war mit Hezelins Enkel Pfalzgraf Hermann II. 1085 oder 1086 im Mannesstamm
erloschen, und Hezelins Linie war damit überhaupt ausgestorben. Die
nun folgenden rheinischen Pfalzgrafen oder ihre Ehefrauen hatten freilich
durch weibliche Vermittlung immer noch Blutsbeziehungen zur Linie des Pfalzgrafen
Ezzo, gehörten aber mit Ausnahme des befehdeten Rheineckers Otto
sämtlich
Fürstenhäusern an, die ursprünglich außerhalb Lothringens
begütert waren.
Die Ansicht, die LUXEMBURGER
seien nach dem Erlöschen der EZZONEN in deren pfalzgräfliche
Stellung gerückt, untermauert man gern mit einer Nachricht der gefärbten
Pöhlder Annalen, nach welcher der Gegen-König
HERMANN vor "seinem Schloß Kochem" gefallen sei. Jene
Nachricht ist jedoch falsch, denn die weit zuverlässigeren "Gesta"
(Taten) der Magdeburger Erzbischöfe geben "Lyntburg", also Limburg
als Todesstätte HERMANNS an. Überdies
kann Kochem niemals dem Gegen-König HERMANN
gehört haben, da es 1051 von Ezzos Tochter, der Polen-Königin
Richeza, ihrem Vetter, dem Pfalzgrafen Heinrich I. oder seinen
Erben und, wenn solche fehlren, Richezas
Erben übertragen wurde. Nach dessen Tod muß es also an dessen
Sohn, den Pfalzgrafen Hermann II., gefallen sein, den die Pöhlder
Annalen vielleicht mit dem Gegen-König HERMANN
verwechselt hatten.
Als sehr bedeutsam sehen die Verfechter der Luxemburger
Theorie nun an, daß bei dem 1082 verstorbenen Marianus Scotus zu
lesen steht, die Schwaben hätten nach dem Tod des Gegen-Königs
RUDOLF VON RHEINFELDEN "Cuonradi fratrem Herimannum,
Heinrici
de Lacha filium", also einen Bruder Konrads
von Luxemburg, den Sohn eines Bruders Heinrichs von Laach,
zum König gewählt.
Noch wichtiger hält man die gefälschte Stiftungsurkunde
des Klosters Laach von 1093, in der die zwei Zeugen "Heinricus dux de Lembergh",
der übrigens erst später Herzog von Limburg wurde und damals
noch Graf war, und "Wilhelmus
comes de Lutzelenburg" (1096-1129), ein Sohn Graf
Konrads von Luxemburg, als "cognati mei", also als Verwandte
Heinrichs von Laach bezeichnet werden. Eine Verwandtschaft
Heinrichs
von Laach mit den LUXEMBURGERN
braucht nun keineswegs bezweifelt zu werden, und Besitzverhältnisse
in dem ostfränkischen Ort Creglingen und dem hessischen Wieseckerwald
machen sie dazu glaubhaft. Aber gerade das Wort "cognatus", das
nur für Verwandtschaft durch weibliche Vermittlung gebraucht wird,
erweist eindeutig, daß Heinrich weder ein LUXEMBURGER
noch Gleiberger noch ein sonstiger Agnat dieser Häuser war,
sondern lediglich von einer ihnen zugehörigen Fürstin abstammte.
Auch der letzte Versuch, die Luxemburger
Zugehörigkeit
Heinrichs
von Laach durch die Behauptung zu erweisen, sein Nachfolger Pfalzgraf
Heinrich III. sei Heinrich von Limburg, ist zum Scheiterm verdammt. Denn
Heinrich von Limburg wäre von seinem Gegner Kaiser
HEINRICH IV. damals nie zum Pfalzgrafen gemacht worden. Der
echte Pfalzgraf Heinrich III. war vielmehr der zuweilen wegen seines großen
Ansehens als "dux" bezeichnete sächsische Graf und friesische Markgraf
Heinrich der Fette von Northeim. Denn dieser Heinrich der Fette war ein
Enkel des ezzonischen Pfalzgrafen Otto durch die nach Ottos Schwester,
der Polen-Königin Richeza, benannte
Tochter Richenza,
zugleich auch der Vater jener Gertrud
von Northeim, deren Ehe mit Siegfried von Ballenstedt-Orlamünde
und Otto
von Rheineck diesen erst Ansprüche auf die rheinische Pfalzgrafschaft
vermittelte.
Wer aber war nun Heinrich von Laach in Wirklichkeit?
Über seine Person ist nur wenig bekannt. 1075 erscheint er, damals
noch kein Pfalzgraf, als Zeuge in einer Trierer Urkunde, 1080 war er in
der Schlacht an der Elster ein Befehlshaber Kaiser
HEINRICHS IV., 1088 beschenkte er das ostfränkische Kloster
Comburg mit Anteilen von Creglingen, 1093 stiftete er das Kloster am Laacher
See, das seinen Namen mehr als alles andere verewigte, und um 1095 segnete
er das Zeitliche. Vermählt war er mit Adelheid
von Meissen, der Witwe seines Vorgängers Hermanns II., aus
deren erster Ehe mit Adalbert
von Ballenstedt der spätere Pfalzgraf
Siegfried stammte, welcher als Erbe von Heinrichs Amt und
Gütern, wie er ausdrücklich hervorhebt, die Laacher Gründung
1112 erst zur Tat werden ließ. Die Spuren von Heinrichs abgebrocher
Burg sind heute noch auf der Landzunge am Südostufer des Sees zu erkennen.
Daß Richenza nicht Ottos einzige Tochter war, war
mir schon immer bewußt, wobei ich früher in anderen Richtungen
forschte. Nunmehr ist Ottos zweite Tochter in der Mutter Heinrichs von
Laach und seiner Geschwister deutlich festgestellt. Daß Heinrich
kein Nachkomme Hezelins war, dessen Linie mit Pfalzgraf Hermann II. erlosch,
sondern dem Ast Ezzos entsproßte, ermöglicht auch, seine nicht
ganz den Vorschriften entsprechende Nahehe mit der Witwe seines Vorgängers
ohne größere Zerwürfnisse hinzunehmen.