Adalbert I.                                      Markgraf von Tuszien (846-884)
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um 820/25- nach 27.5.884
 

Sohn des Grafen Bonifaz II. von Lucca
 

Lexikon des Mittelalters: Band I Seite 96
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Adalbert I., Markgraf von Tuszien
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     + nach dem 27. Mai 884

Sohn Graf Bonifaz II. von Lucca

Markgraf von Tuszien 846-884 und tutor von Korsika. Adalbert I. gehörten zudem reiche Besitzungen in der Provence.

  1. oo Anonsuara

  2. oo (vor dem 25. April 875) Rothilde, Schwester Markgraf Lamberts von Spoleto

Diese Heirat begründete die enge Verbindung der beiden Häuser. Adalbert I. bewährte sich im Kampf gegen die Sarazenen und trat als Gesandter Kaiser LUDWIGS II. beim Streit um die Nachfolge Papst Leos IV. (+ 885) hervor. 878 versuchte er zusammen mit Lambert von Spoleto, die Anerkennung Karlmanns seitens des Papstes durchzusetzen, den sie in der Leostadt gefangenhielten. Unter KARL III. DEM DICKEN trat Adalbert politisch nicht mehr hervor.


Dümmler Ernst: Band II Seite 17,74-76,78,93
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"Geschichte des Ostfränkischen Reiches"

Auf ihn folgte jener Bonifacius, der, da er zur Zurückführung der Kaiserin Judith aus ihrer Haft zu Tortona mitwirkte, von LOTHAR als Anhänger LUDWIGS DES FROMMEN seiner Lehen beraubt wurde. Dennoch finden wir später, zum erstenmale im Jahre 847 die tuscische Mark unter der Leitung seines Sohnes, des sehr erlauchten Herzogs Adalbert, wie er sich urkundlich nennt. Durch seine zweite Vermählung mit Rotilde, der Tochter des Herzogs Wido I. von Spoleto trat dieser in enge Verbindungen  mit dessen Hause und wir sehen daher ihn und seine Nachkommen ihre politische Rolle zunächst als Anhänger der Spoletiner spielen.
Da kam dem Papst zu Anfang des Jahres 878 die äußerst beunruhigende Nachricht zu, die Herzoge Lambert und Adalbert beabsichtigten mit seinen gebannten und vertriebenen Gegnern nach Rom zu ziehen und sie mit oder wider Willen des Papstes in die ihnen entrissenen Güter und Lehen wieder einzusetzen. Johann wies dieses frevelhafte Vorhaben mit Entschiedenheit zurück, suchte jedoch Lambert durch Erinnerung an ihr früheres Verhältnis mit guten Worten zu besänftigen, während er sich den Besuch Adalberts als eines offenen Feindes durchaus verbat. Eines Tages - es mochte im Februar oder März sein - erschien nun wirklich Lambert mit seinem Schwager Adalbert an der Spitze eines großen Heerhaufens vor Rom, und wurde, da man ihm den Eintritt nicht versagen konnte, in dem Palast bei St. Peter vom Papst als Freund empfangen. Ungehindert kehrten die Gebannten im Gefolge Lamberts nach Rom zurück, die römischen Großen aber wurden genötigt, dem König Karlmann als Schirmherrn der Kirche den Eid der Treue zu leisten, denn in seinem Auftrag behaupteten Lambert und Adalbert zu handeln. 30 Tage lang wurde der Papst in der Leostadt wie ein Gefangener von seinen Gegnern eingeschlossen, in deren Händen sich zugleich die ganze Umgebung Roms mit ihren Landgütern befand, endlich zogen sie mit Drohungen ab.
In einer Versammlung der in Rom anwesenden Bischöfe in der Peterskriche schloß er die Herzoge Lambert und Adalbert mit allen ihren Anhängern wegen der gegen die Kirche verübten Verbrechen von der Gemeinschaft der Christen aus und ließ den Bannspruch mit Aufzählung aller Gründe in der Kirche anschlagen, wie er ihn zugleich auch der ganzen Christenheit bekannt machte.
Die Verhältnisse des mittleren Italien müssen sich um diese Zeit gründlich geändert haben. In der Tat finden wir einige Monate später den Papst mit dem "ruhmvollen Markgrafen Adalbert" und seiner Gemahlin Rotilde, die er früher eine Buhlerin gescholten, vollständig ausgesöhnt, da er sich bei dem Herzog Boso sehr nachdrücklich dafür verwendet, daß derselbe ihnen ihre Besitzungen in der Provence unvershert bewahre.

Riche Pierre: Seite 217,250,262
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"Die Karolinger. Eine Familie formt Europa."

Weiter im Süden betrachteten sich die Herzöge von Tuszien und Spoleto als Vasallen des Königs. Adalbert I., der einem bayerischen Adelsgeschlecht entstammte, führte die Markgrafschaft Tuszien von 847 bis ungefähr 884, sein Einfluß erstreckte sich auch über Ligurien und Korsika.
Papst Johannes VIII. befand sich in einer sehr bedrängten Lage. Gefahr drohte ihm von den Sarazenen, die in der römischen Campania raubten, von den Anhängern des Erzbischof Formosus innerhalb der Geistlichkeit, schließlich auch von Lambert von Spoleto und dessen Schwager Adalbert von Tuszien.
Weiter im Süden verfügte eine Familie bayerischer Herkunft über die Markgrafschaft Tuszien: Adalbert I., Sohn des Grafen Bonifaz II. von Lucca, hatte eine Schwester des Markgrafen Lambert von Spoleto geheiratet; sein Sohn Adalbert II. mit dem Beinamen dives wurde Nachfolger.

Schieffer Rudolf: Seite 172
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"Die Karolinger"

Dazu kam die gespannte Lage in Italien und die Erwartungen, die der Papst in seiner Bedrängnis durch Sarazenen, innerrömische Gegner sowie die Markgrafen Lambert von Spoleto und Adalbert von Tuszien trotz allem in den Erben KARLS DES KAHLEN setzte.

Hlawitschka, Eduard: Seite 60,63,100,148
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"Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962)"

Lamberts Schwager, der Markgraf Adalbert von Tuszien betrieb keine andere Politik, doch hielt er sich etwas vorsichtiger zurück. An Lamberts Einfällen in das Kirchenstaatsgebiet beteiligte er sich erst nach dem Tode Kaiser LUDWIGS II. Dann aber stand er Lambert in nichts nach, und Papst Johann VIII. hatte in ähnlicher Heftigkeit über beide zu klagen.
Der Markgraf Adalbert von Tuszien hatte noch lebhafte Beziehungen nach der Provence. Papst Johann VIII. bat im April 879 Boso von der Provence, er möge beachten, daß Markgraf Adalbert und seine Gemahlin Rotilda ihre comitata in Provincia posita, sicut jam tempore longo tenuerunt, ita deinceps pro nostro amore securiter habeant. Dabei bleibt es allerdings ungewiß, welcher Zeitraum mit dem jam tempore longo gemeint ist und wie diese Familie in den Besitz der comitata in Provincia posita gelangte. Daß sie aus dem Erbe jenes Bonifaz stammten, der wegen der Befreiung der Kaiserin Judith aus ihrer Haft in Tortona nicht mehr nach Italien zurückkehren konnte, dann in der Provence tätig war und sie somit von LUDWIG DEM FROMMEN als Entschädigung erhalten haben könnte, ist wohl wahrscheinlich, wenn auch nicht exakt zu beweisen [Vgl. dazu A. Hofmeister, Markgrafen Seite 343f. - Die Beziehungen dieser Familie erhellen sich aber auch noch daraus, daß der Sohn Adelberts und Rotildes, Adalbert der Reiche von Tuszien, sich in Berta, einer Tochter Lothars II. und Witwe des Grafen Thiebald von Arles, seine Frau aus der Provence holte (E. Brandenburg, Nachkommen Karls des Großen Seite 3 und Seite 87). Mit Graf Berard war dazu ein weiteres Mitglied dieser Familie in der Provence tätig.].
[Schiaparelli, I dipl. di Lodovico III Seite 51, nr. 18 - Der Adalbertus inclytus marchio, der am 11. März 901 mit dem Pfalzgrafen Sigefred bei LUDWIG in Pavia intervenierte (Seite 26, nr. 9), dürfte dagegen eher mit dem Adalbertus illustris Tusciae marchio, der mit Sigefred und Adelelm von Valence am 12. Oktober 900 schon einmal in Pavia war (Seite 5, nr. 2), zu identifizieren sein. Ob das gleiche auch für den Adelbertus eines verfälschten Diploms LUDWIGS vom 11. Februar 902 gilt (Seite 76, nr. + IV - ricorse ad un diploma autentico di Lodovico III), oder ob hier in der von Adalberto ac etiam Sigefredo ducibus für das Kloster Nonantola erbetenen Urkunde der Markgraf Adalbert von Ivrea gemeint ist, muß offen bleiben.]
[Der kurz vorher (v. 93) genannte Bonifaz dürfte Berards Neffe, welcher 884 im Testament seines Vaters Adelbert I. von Tuszien und 894 unter den primores marchenses Italici regni neben seinem Bruder Adelbert II. von Tuszien genannt wird (Muratori, Antichita Estense I Seite 54 und Ann. Fuldens. ad. 894; Seite 124), gewesen sein.]
 
 
 
 

  1. oo Anonsuara
                   -

vor 25.4.875
  2. oo Rothilde, Tochter des Herzogs Wido I. von Spoleto
                 -
 
 
 
 

Kinder:

  Adalbert II. der Reiche
          -17.8.915

  Bonifaz
        -
 
 
 
 

Literatur:
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Dümmler Ernst: Geschichte des Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865 Band II Seite 17,74-76,78,85,93 - Hlawitschka, Eduard: Franken, Alemannen, Bayern und Burgunder in Oberitalien (774-962), in Forschungen zur Oberrheinischen Landesgeschichte Band VIII Eberhard Albert Verlag Freiburg im Breisgau 1960 Seite 60,63,65,70,100,148,194 - Hlawitschka Eduard: Stirps Regia. Forschungen zum Königtum und Führungsschichten im frühen Mittelalter. Ausgewählte Aufsätze. Festgabe zu seinem 60. Geburtstag. Verlag Peter Lang Frankfurt am Main - Bern - New York - Paris Seite 162,202,206-210,236,240,244 - Jahrbücher von Fulda. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band VII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1969 Seite 106 - Jahrbücher von St. Bertin. Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band VI Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1972 Seite 260,262 - Liudprands von Cremona: Werke in: Quellen zur Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Band VIII Wissenschaftliche Buchgesellschaft Darmstadt 1977 Seite 248,278,286,290,294,296,324,326,336,364,370 - Pauler Roland: Das Regnum Italiae in ottonischer Zeit. Max Niemeyer Verlag Tübingen 1982 Seite 100 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 217,250,262 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 172,181 -