Jahrbücher von Fulda: Seite 106
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in: Quellen zur karolingischen Reichsgeschichte Band VII
 

Das Jahr 878.

Im Monat Januar brach der König von Aachen auf und kam nach Frankonofurt und hatte daselbst im folgenden Monat mit den Seinigen eine Unterredung. Karlmann gab den Theil von Hlothars Reich, welchen er im vorigen Jahre von den Brüdern zu seinem Besitz empfangen, an Hludowich zurück. König Hludowich verweilte von dem Tage der Fasten bis zum Monat Mai in dem Königshof, welcher Salz heißt, und von da zog er hinüber und hielt einen Reichstag in Frankonofurt; er sandte Boten an seinen Bruder Karl ab und theilte mit ihm den Theil von Hlothars Reich, welchen er von Karlmann empfangen hatte. Lantbert, Witos Sohn, und Adalbert, Bonifacius Sohn, drangen mit starker Mannschaft in Rom ein, nahmen den römischen Pontifex Johannes in Gewahrsam, und zwangen die Edlen der Römer, Karlmann eidlich Treue zu geloben. Nach ihrem Abzug begab sich derselbe Pontifex in das Haus des heiligen Petrus, schaffte alle Schätze, welche er daselbst fand, nach Lateranis (dem Lateran), verhüllte den Altar des heiligen Petrus mit einer härenen Decke, schloß alle Eingänge dieser Kirche, und kein zum Gottesdienst gehöriges Amt wurde daselbst mehrere Tage hindurch abgehalten, auch - was frevelhaft zu sagen ist - allen von überall her dorthin zum Gebet kommenden wurde der Eingang versagt, und es war daselbst alles in Verwirrung. Der erwähnte Pontifex aber stieg zu Schiffe und begab sich durch das tyrrenische Meer in das Reich Karls, und verweilte daselbst fast ein ganzes Jahr. Endlich, nachdem er Graf Buoso zu sich genommen, welcher nach Vergiftung der eigenen Gattin, die Tochter Kaiser Hludowichs aus Italien gewaltsam geraubt hatte, kehrte er mit hohen Plänen nach Italien zurück und suchte mit ihm auszusinnen, wie er das Italische Reich der Gewalt Karlmanns entziehen und den Schutz desselben ihm übertragen könnte. König Hludowich zog im Monat October nach Aachen und hatte mit dem ihm gleichbenannten Sohn Königs Karl nicht fern von da eine Unterredung. Eine Mondfinsterniß trat am 15. desselben Monats ein, in der letzten Stunde der Nacht; auch die Sonne war am 29. October nach der neunten Stunde eine halbe Stunde lang so verdunkelt, daß die Sterne am Himmel sichtbar waren, und alle glaubten, die Nacht bräche herein. Eine Rinderpest wüthete aufs Fürchterlichste in Germanien, besonders an dem Rhein, auf welches Unglück eine nicht geringe Sterblichkeit der Menschen folgte. Ein Flecken liegt im Wormser Gau nicht fern von der Pfalz Ingalenheim, genannt Walahesheim, wo ein wunderbares Ereigniß sich zutrug: nämlich während täglich todte Thierleiber aus den Häusern auf die Aecker geschleppt wurden, zerrissen diese und fraßen sie nach ihrer Weise die Hunde, welche in diesem Flecken waren; eines Tages sammelten sich aber beinah alle an einem Ort und zogen von dort ab, so daß keiner von ihnen nachher weder lebend noch todt konnte gefunden werden.