Begraben: Kloster Cluny
Ältester Sohn des Herzogs
Berthold I. der Bärtige von Kärnten und der Richware
von Babenberg-Schwaben, Tochter von Herzog Hermann IV.
Nach Gewin Bruder des Herzogs Berthold I. von Zähringen
Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 2160
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Hermann I. von Baden
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* um 1040, + 26. April 1074
Cluny
Ältester Sohn des ZÄHRINGERS Berthold I. und der Richwara (Abkunft strittig, vielleicht Tochter Herzog Hermanns IV. von Schwaben), seit 1061 belegt, 1064 Graf im Breisgau, vor 1072 Markgraf in der Grenzmark Verona des Herzogtums Kärnten, das sein Vater seit 1061 innehatte.
oo Judith, Tochter des Grafen Adalbert von Calw (Mitstifterin von Hirsau)
Sohn:
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Markgraf Hermann (I., unterschiedliche Zählung)
von Baden.
Hermann I. trat 1073 unter Zurücklassung von Frau und Kind als einfacher Mönch in Cluny ein, wo er nach asketischen Leben starb. Seine Konversion wird in den Quellen als vorbildhaft gerühmt und in Legende und Sage weiter ausgeschmückt; die von Ulrich von Zell verfaßte Vita ist verloren. Von seinen Nachkommen, den Markgrafen von Baden, wird Hermann I. als Spitzenahn festgehalten und als "Seliger" verehrt.
Literatur:
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NDB VIII, 643 [ält. Lit.] - J. Wollasch, H., Mgf.
v. Baden (Die Zähringer, Anstoß und Wirkung, hg. H. Schadek-K.
Schmid, 1986), 184-187 - Ders., Mgf. H. und Bf. Gebhard III. von Konstanz
(Die Zähringer in der Kirche des 11. und 12. Jh., hg. K.S. Frank,
1987), 27-31 - G. Wunder, Die ältesten Mgf.en v. Baden, ZGO 135, 1987,
109.
Aus dem Geschlecht der ZÄHRINGER.
Vater:
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Berthold I. (+ 1078), alemann. Graf, Herzog von Kärnten
Mutter:
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Richwara, Tochter des Herzogs Konrad II. von Kärnten
Brüder:
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Bischof Gebhard von Konstanz (+ 1110), s. NDB IV)
Herzog Berthold II. von Kärnten und Schwaben (+
1111, s. NDB II)
Schwester:
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Liutgard oo Markgraf Diepold von Vohburg, + 1078, s.
NDB III. Art. Diepolginger
oo Judith, Tochter des Grafen Adalbert von Calw
- 1091
Sohn:
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Hermann II. Markgraf von Baden
Hermann ist Ahnherr
der Markgrafen und späteren Großherzöge von Baden.
Nachdem seinem Vater das Herzogtum Kärnten übertragen worden
war (1061), erhielt Hermann den Titel eines Markgrafen der
zum Herzogtum gehörenden Mark Verona, freilich ohne dort jemals
tatsächlich Herrschaftsfunktionen wahrzunehmen; er ist lediglich als
Graf
im Breisgau nachzuweisen. Der Markgrafentitel blieb in der Familie
erblich. Aus dem Gut von Hermanns Gemahlin
Judith stammte wahrscheinlich der Besitz am nördlichen Schwarzwald,
der die territoriale Grundlage der späteren Markgrafschaft Baden bildete.
Noch im jugendlichen Alter verließ Hermann1073
in religiöser Ergriffenheit, wie viele Angehörige des hohen Adels
jener Zeit, Herrschaft und Familie und trat als Mönch in Cluny ein.
Hermann I., Markgraf "von Baden" (Nrn. 149-150)
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Herimannus marchio,
filius B(ertholdi) ducis führt die Zeugenreihe einer nach 1061
geschriebenen Schaffhauser Urkunde an, die über einen 1050 erfolgten
Tausch zwischen dem Nellenburger Grafen Eberhard und Herzog Bertold
I. zum Zweck, das Allerheiligenkloster in Schaffhausen zu erbauen,
ausgestellt worden ist (Nr. 127). Der Markgrafentitel Hermanns bezog
sich auf die Grenzmark Verona des Herzogtums Kärnten, das HermannsVater
1061 erhalten hatte. Die Nennung Hermanns
als der erste seines Namens und als Markgraf von Baden geschah erst
nachträglich und sollte ihn als den Stammvater der Markgrafen von
Baden kennzeichnen. Vielleicht um 1040 von Richwara, in der
man schon eine Tochter Herzog Konrads II. von Kärnten gesehen hat,
der ersten Frau Herzog Bertolds I., geboren, hatte er als jüngere
Geschwister Gebhard,
den späteren Bischof von Konstanz, Bertold,
später Herzog
Bertold II. von Schwaben und Zähringen, und Liutgart,
die spätere Frau des Markgrafen Diepold von Vohburg. DassMarkgraf
Hermann als
Graf im Breisgau
waltete, erfährt man unter anderem aus einer Urkunde König
HEINRICHS IV. von 1064 aus Straßburg, in der dieser dem
Kloster Ottmarsheim im Elsaß die Gründungsausstattung bestätigte.
Aus der ersten Urkunde, mit welcher der Abtei Cluny im Breisgau Güter
übertragen wurden, nämlich die Schenkung Hessos, des Stammvaters
der Herren von Uesenberg, die zur Einrichtung des Clunianzenserpriorates
Rimsingen-Grüningen-Zell/St. Ulrich führte, geht hervor, dass
Hermann,
Markgraf marchio Veronensis, von Hesso Besitz in Hartheim aufgetragen
erhielt, um ihn der oberhalb Rimsingens gelegenen Eigenkirche Hessos, einer
Nikolauskapelle, zuzuweisen, damit hier eine geistliche Gemeinschaft leben
könnte. Den ganzen Besitz mit der Kirche sollte Hermann
an Cluny übergeben. Dies geschah etwa 1072 und wurde in einer Urkunde
HEINRICHS
IV. von 1072 bestätigt, ebenso Hessos Wunsch, dass Abt
Hugo von Cluny Mönche nach Rimsingen senden möge. Nicht dieses
Eintreten Hermanns für Cluny und
nicht sein Walten als Graf im Breisgau sind in der Geschichtsschreibung
der Zeit beachtet worden. Was diese am Leben des in jungen Jahren verstorbenen
Markgrafen fesselte, war eine einzige Tat Hermanns.
Hermann verließ
1073 seine Frau Judith, Tochter des Grafen Adalbert von Calw, und
seinen einzigen gleichnamigen Sohn, als dieser schon herangewachsen war,
ging nach Cluny und wurde Mönch. Schon knapp ein Jahr darauf starb
er dort. Es muß eine Entscheidung aus einer religiösen Begeisterung
heraus gewesen sein, wie sie damals viele Adlige und Nichtadlige teilten.
Der namenlose Fortsetzer der Reichenauer Kaiserchronik hielt fest, Hermann
habe schon als junger Mann nach der Vollkommenheit eines Lebens nach dem
Evangelium gestrebt, er habe Frau und einzigen Sohn und allen Besitz als
wahrer Nachfolger Christi zurückgelassen, um nackt das nackte Kreuz
zu tragen. Und obwohl schon am 26. April 1074 als Mönch in
Cluny gestorben, sei er durch Weissagungen, die er in häufigen Visionen
vermittelte, noch immer ein Mahner für die Brüder. Der Geschichtsschreiber
Berold übernahm diese Nachricht von Hermann
und schrieb zum Jahr 1074 in seine Chronik, der Markgraf habe aufs Vollkommenste
das engelgleiche Leben (der Mönche) in Cluny ergriffen und sei wahrhaft
als Mönch gestorben (Nr. 149). man darf sicher damit rechnen, dass
Judith die Begeisterung ihres Mannes teilte und seinem Klostereintritt
zustimmte. Als Bernold ihren Tod zum Jahr 1091 mitteilte, nannte er sie
nobilis genere set nobilior in sanctitate, uxor quondam Heremanni
religiosissimi marchionis. Mit ihrem Mann habe sie religiose gelebt, nach
seinem Tod heiligmäßig als Witwe gewirkt und im Gehorsam gegenüber
dem Papst - ihn, Urban II., den ehemaligen Mönch und Prior von Cluny
suchte sie auf -, und in seiner Nähe in Salerno sei sie verstorben.
Aus Hirsau hört man, dass die neue Klosterkirche, die 1091 geweiht
wurde, zum großen Teil aus Judiths Schenkungen erbaut werden
konnte (Nr. 98.1), obgleich Judith - durch uns unbekannte Dinge
verletzt - dem Bau, als er noch unvollendet war, den Rücken gekehrt
hatte. Von dem zum Mönch gewordenen Markgrafen war Bernold so überwältigt,
dass er in den seiner Chronik vorgestellten Kalender, den er mit dieser
zusammen führte, zum 26. April eingetragen hat: Heremannus
ex
marchio manochus obiit. Den Markgrafen mag er auch im Sinn gehabt haben,
als er zum Jahr 1083 von der Begeisterung der Laien schrieb, die sich dem
Leben der Mönche zuwandten, und schrieb, dass einstige Grafen und
Markgrafen jetzt nichts sehnlicher wünschten, als den Mönchen
in Küche, Bäckerei und als Schweinehirten zu dienen.
Wie sehr die Zeitgenossen vom Abschied des jungen Markgrafen
von seiner Frau und seinem Besitz gefesselt waren, zeigt sich daran, wie
das Ereignis, während es weitererzählt wurde, legendäre
Ausschmückung erfuhr. Dies geschah nicht etwa durch den Konvent von
Cluny, in den Hermann aufgenommen worden
war - eine Lebensbeschreibung und ein Epitaph aus der Feder Ulrichs, der
dem Cluniazenserpriorat in Zell im Möhlintal den Namen gegeben hat,
sind verloren -, sondern in Hirsau, wo HermannsGattin
als Wohltäterin verehrt, seine Eltern durch einen Gedenkstein verewigt
(Nr. 99), der Vater begraben worden sind. In der Historia Hirsaugiensis
monasterii verkündete man den Mönchen, Hermann
sei aus Liebe zum Hirten Christus den Seinen heimlich (clam) entflohen
(!) und zum Viehhirten der Mönche Clunys geworden (Nr. 98.1); ein
Nachklang zu Bernolds Bemerkung von den zu Köchen, Bäckern und
Schweinehirten der Mönche gewordenen Grafen und Markgrafen? Und in
den Annalen von Pöhlde ist im ausgehenden 12. Jahrhundert von Markgraf
Hermann, der irrtümlich in die Zeit Kaiser
HEINRICHS V. eingeordnet und auf der Burg Baden in der
Ortenau lokalisiert und mit dem zum Mönch gewordenen fränkischen
Hausmeier Karlmann, dem Onkel KARLS DES GROSSEN,
verglichen wurde, erzählt worden: Er sei mit einem Begleiter nach
Cluny gereist. Dieser hätte, obwohl mit seinem Ansinnen von Hermann
zurückgewiesen, fünf Schillinge in 60 Münzen ohne HermannsWissen
mitgenommen. Als dieser es bemerkt hätte, hätte das Geld in einen
Fluß geworfen werden müssen. Hermann
habe sich, um unerkannt zu bleiben, vor Cluny von seinem Begleiter getrennt.
Nach seiner Aufnahme als Mönch in Cluny sei er, seinem Wunsch entsprechend,
zur Viehweide zugeteilt worden. Bei dieser Tätigkeit hätten ihn
nach S. Gilles pilgernde Landsleute entdeckt und den Mönchen in Cluny
klargemacht, wen sie hier erniedrigt hätten. Hermann
habe das Einschreiten der Landsleute als unnütz bezeichnet, sie hätten
ihm die tägliche Zuteilung eines Mönches, die er sich wie keine
andere gewünscht hätte, weggenommen. Nachdem ihn die Mönche
mit Entschuldigungen von der Weide genommen hätten, wäre er mit
unbekanntem Ziel von Cluny weggegangen, um sein Leben der Demut unerkannt
irgendwo zu Ende zu führen.
Man versteht, was den Mönchen des 12. Jahrhunderts
mit Darstellungen dieser Art für die Ernsthaftigkeit ihres Lebens
nahegebracht werden sollte. Aber die Darstellung überwucherte die
tätsächlichen Ereignisse. Markgraf Hermann
ist nach kurzer Zugehörigkeit zum Konvent der Abtei Cluny dor als
Mönch gestorben. Zum 26. April, seinem Todestag, steht sein
Name an 11. Stelle der Tageseinträge in den cluniazensischen Totenbüchern
unter den verstorbenen Mönchen Clunys.
Literatur:
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O. G. Oexele, Art. "Hermann I., Mgf. von Verona ("von
Baden"), im NDB 8, 1969, S. 463f., mit Angaben zu immer noch wichtigen
älteren Literatur; zuletzt R. Kuithan und J. Wollasch, Der Kalender
des Chronisten Bernold, in: DA 40 (1984), S. 478-531, hier bes. S. 484f.
und 503 mit Anm. 58, zu den Burgundbeziehungen der Zähringer insgesamt
Heinemann, Burgund.
1064-1074 (+). C. 1064. März 1. Erscheint in einer Urkunde König HEINRICHS IV., in der der König zum Teil dem Breisgau zugehörige Schenkungen bestätigt, als Graf im Breisgau.
Note:
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Hermann, der angeblich
1073 ins Kloster Cluny eintrat und als Markgraf von Verona bezeichnet ist,
starb am 26. April 1074 zu Cluny.
In der Literatur wird allgemein angenommen, dass Hermann
ein Sohn des Grafen Berthold E. I. 17. war. Wie wir unserer Übersicht
auseinandersetzten, meinen wir diese Annahme auf gutem Grund bestreiten
zu können.
Übersicht:
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In der 7. Generation erscheint zuerst der Name Hermann.
Nach der einschlägigen Literatur wird dieser Hermann
E. I. 18. als Sohn Bertholds E. I. 17. bezeichnet (siehe
Neue Deutsche Biographie Bd. II., Berlin 1955). Dieser Graf Berthold
ist urkundlich 1055-1078 erwähnt. Hermann
war bereits 1064 Graf im Breisgau, trat ins Kloster Cluny ein, wo er am
26.
April 1074 starb. Da schon 1089 wieder ein Hermann
E. I. 23., offenbar sein Sohn, erscheint, muß der Vater bereits
um 1030 geboren sein.
Aus Bertholds (E. I. 17.) Ehe mit Richwara
sind erst um 1050 zwei Söhne: Berthold E. I. 21 und Gebhard E. I.
22., die resp. 1111 und 1110 starben, geboren. Schon des Alters wegen trifft
es unseres Erachtens nicht zu, Hermann E. I. 18.
für einen Sohn Bertholds E. I. 17. zu halten.
Wenn man die Lebensperioden der ZÄHRINGER
genau
betrachtet, so fällt es auf, dass zwischen
Berthold
E. I. 10., der 999-1024 und Berthold E. I. 17., der 1055-1078
(+) urkundlich erwähnt ist, eine Geschlechterfolge fehlen muß.
Wir meinen das Verbindungsglied in einem Berthold E. I. 13. gefunden zu
haben, der 1037 Vertrauer Kaiser KONRADS II.
genannt wurde.
Als Zeitgenosse Herzog Bertholds E. I. 17. erscheint
dann der Graf im Breisgau Hermann
E. I. 18. (1064-1074), in dem wir dessen Bruder erblicken. Der
Gedanke liegt nun nahe, dass der 1037 als Vertrauter Kaiser
KONRADS II. bezeichnete Berthold E. I. 13., eine Tochter Herzog
Hermanns II. von Schwaben heiratete, wodurch der Name Hermann
als
Hausname in die Linie der Grafen im Breisgau eintrat.
Kaiser KONRAD II. Gemahlin Gisela
war bekanntlich eine Tochter Herzog Hermanns II. von Schwaben (+ 1003).
Sie war die Witwe des 1015 gestorbenen Herzogs Ernst von Schwaben E. II.
8 dessen Sohn E. II. 12. ebenfalls den Namen Hermann trug.
Black-Veldtrup Mechthild: Seite 303,305,307,312,385
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"Kaiserin Agnes"
Die Teilnahme Hermanns von Baden
bei der Übertragung des Kirche Rüeggisberg an das Kloster Cluny
ist ausdrücklich bezeugt. Bei der Übertragung, die wahrscheinlich
früher im Jahr 1072 stattgefunden hatte, hatte Hesso sich der Hilfe
des Markgrafen Hermann von Baden versichert,
der gleichfalls als Intervenient in der gefälschten Urkunde HEINRICHS
IV. für Rüeggisberg genannt ist und am 26. April 1074,
etwa ein Jahr nach seinem Eintritt ins Kloster, als Mönch in Cluny
starb.
An den Gründungen von Rüeggisberg und Rimsingen/St.
Ulrich war der zähringische Markgraf
Hermann von Baden beteiligt,
der zusammen mit RUDOLF VON RHEINFELDEN
wegen seiner Haltung in der Kirchenreform mit
HEINRICH
IV. in Konflikt geraten war.
Markgraf Hermann von Baden,
verließ 1073 seine Familie, um in Cluny Mönch zu werden. Er
gehörte wie sein Vater, Herzog Berthold von Kärnten, zu
dem Kreis der Reformer, der auf dem Hoftag in Worms 1072 anwesend war.
Dr. Eduard Heyck: Seite 99-107
1891
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"Geschichte der Herzöge von Zähringen"
Markgraf Hermann,
der Stammvater der Markgrafen von Baden ist
Herzog Bertolds I.
ältester Sohn. Denn als er 1073 ins Kloster ging, hinterließ
er schon einen Sohn, der dann 1089 als Zeuge in Urkunden aufzutreten vermochte
und den wir zu dieser Zeit auch mit einer Testamentsvollstreckung betraut
finden, die er 1090 vollzieht. Schon dieser Daten wegen könnte dieses
Hermann
II. Vater, Hermann I.,
nicht wohl nach 1050 geboren sein; indessen er muß noch einige Jahre
älter sein und seiner Geburt nach den 40-er Jahren angehören.
Dazu führt die oben besprochene Urkunde des Schaffhausener Gütertausches,
die wenn sie auch später, am Anfang der 60-er Jahre erst aufgesetzt
ist und deshalb die Titel ändert, doch eben Hermann
ausdrücklich
unter den Anwesenden der Handlung, bei dem Aktum von 1050 nennt.
Hermann kann aber, als er an der
Hand des Vaters der Zusammenkunft am Fuße des Hohentwiel beiwohnte,
erst ein Knabe gewesen sein; denn ihn als schon damals mündig zu betrachten
und seine Geburt in die 30-er Jahre hinaufzurücken, verbieten die
Altersverhältnisse, wenn nicht des Vaters, so doch der Brüder
und daneben auch der von Hermann selber später gegründeten Familie.
Als Bertold Herzog von Kärnten wurde, erhielt
dieser älteste seiner Söhne, der Träger mütterlicher
Erbbeziehungen zum Herzogtum einen (ebenfalls leer gebliebenen) Amtstitel;
er wurde zum Markgrafen des an Marken so reichen Herzogtums ernannt und
tritt mit dieser Bezeichnung schon bei der Beurkundung des eben erwähnten
Tauschaktes auf, der, wie gesagt, schon bald nach 1061 geschehen sein muß.
Am Anfang der 70-er Jahre erscheint sodann Hermann
mit dem vollständigen Titel eines marchio marchie Veronensis, und
wenn auch sein Sohn andere Zusätze wählte, so hat doch
Hermann
III. im späteren 12. Jahrhundert durch seinen Titel
Markgraf von Verona neben dem des "Markgrafen von Baden" die Erinnerung
an das Reichsamt seiner Ahnen in bestimmter Weise festzuhalten gesucht.
Dass Hermann I.
tatsächlich die Veroneser Mark verwaltet hat, läßt
sich nirgends erkennen und ist schon nach dem, was über seines Vaters
Herzogtum zu sagen war, entschieden mit in Abrede zu stellen. Eben darum
konnte Hermann, der noch lange Zeit
unter den Söhnen Bertolds der einzige neben dem Vater öffentlich
hervortretende bleibt, auf anderen Gebieten dessen Stütze werden.
So erscheint er denn schon bald nach der Erhebung Bertolds zum Herzog,
die diesen veranlaßte die bisher verwalteten schwäbischen Grafschaften
abzugeben, als Graf des für das ZÄHRINGER-Haus am meisten
wichtigen Breisgaus und daher kommt es auch, dass ihm neben dem Titel des
marchio zuweilen auch nur dem tatsächlichen mehr entsprechende des
comes in den zeitgenössischen Aufzeichnungen beigelegt wird.
Als Graf und zwar alleiniger Graf im Breisgau erscheint
Hermann
in der Urkunde vom 1. März 1064, in der König
HEINRICH zu Straßburg die zum Teil dem Breisgau zugehörigen
Schenkungen bestätigt, mit denen der Grüner Ottmarsheims diese
seine Stiftung begabt hatte. Mitteilungsreicher über Hermanns
Grafenamt im Breisgau und diesem Gau selbst sind zwei undatierte Urkunden,
von denen die eine, längst bekannt, zu mannigfachen Erörterungen
Anlaß gegeben hat und nun durch die zweite, erst ganz neuerdings
gedruckte ihre Ergänzung findet.
Am 27. Juli 1072 bestätigte HEINRICH
IV. die Schenkung eines Hesso und seine Urkunde gibt zugleich
an, dass Mönche von Cluny für die Rimsinger Kapelle berufen werden
sollten und somit durch Hesso und durch Hermanns
Mitwirkung
eine neue Pflegestätte cluniazensischen Geistes im Gebiet zähringischen
Waltens sich im Entstehen befand.
Hermann hat sich
des Auftrages entledigt, denn beide zuletzt genannten Urkunden gelangten
in der Tat in das Klosterarchiv von Cluny. Wenn Hesso sich mönchischem
Leben widmete, so folgte ihm bald genug der Markgraf selber nach. Zwar
war er jung und besaß eine junge Gemahlin, Judith, die man
mit Wahrscheinlichkeit für die Tochter Graf Adalberts von Calw erklärt
hat. Sie wäre es denn gewesen, die Hermann
die
Besitzungen am nördlichen Schwarzwald zugebracht hat, aus denen dann
später die eigentliche Markgrafschaft Baden erwachsen sollte, und
hat wohl mit Hermann zusammen die Pancratius-Pfarrkirche
zu Backnang ausgestattet, die später der Sohn beider, Hermann II.,
zu einem Augustinerkanonikat umwandelte. Jedenfalls besaß Judith
den Sinn des Calwschen Grafenhauses, die Hinneigung zu den kirchlich-strengen
Tendenzen, den geistlichen Übungen und dem vertrauten Seelenverkehr
mit geistlichen Personen, in denen die Kaiserin
Agnes, die Gräfin Mathilde und andere berühmte und
bewunderte Frauen dieser Zeit so völlig aufgingen. Und darin fand
sie einen ähnlichen Sinn auch bei ihrem Manne; Hermann
und Judith führten schon in ihrer Ehe gemeinsam ein Leben,
dessen weltabgewandte Frömmigkeit eine Bertold von Reichenau, der
strenge gregorianische Mönch preist, und auch das Lächeln ihres
Kindes, das das einzige blieb, rief das im Empfindungskreise des Übersinnlichen
lebende Paar nicht wieder in die weltliche Sündigkeit zurück.
Schon in jungen Jahren strebte Hermann
zur evangelischen Vollendung, wie Bertold von Reichenau sagt; ihr hat er
dann auch das Letzte geopfert. Gerade Hermann
I. ist eine der charakteristischsten Persönlichkeiten dieser
späteren Zeit des 11. Jahrhunderts, deren Denken und Leben sich so
fast ausschließlich in den geistlichen Bahnen vollzog.
Bertolds I. Sohn nahm das alles, nahm die Mienen
und Gespräche der Kleriker, die in des Vaters Hause ein- und ausgingen,
die Besuche in den befreundeten Klöstern der hildebrandischen Richtung
bis in die tiefste Seele gefangen. In seiner weiblichen und wie es scheint,
kränklichen Natur lebt nur schon diese jüngere Zeit in ihrer
ganzen Geringschätzung, ihrer wegwerfenden Verachtung aller und jeglicher
säkulären Dinge, mit ihrer Kasteiung und Selbstabtötung
in schwermütiger Freudigkeit des Glaubens und des mit dem ruhelosen
Taumel der Ekstase.
Im Jahre 1073 tat Hugo von Burgund
sein Herzogtum von sich ab und wurde Mönch zu Cluny. Und noch am Anfang
desselben Jahres entfloh - wie vor oder nach ihm jener Herzog - auch Hermann
der
Verführung weltlichen Denkens und Tuns, die ihm in seinem Amte, in
seinem aufwachsenden Sohne, in seinem mit ihm ringenden und büßenden
Weibe noch zu umgarnen schien; auch er suchte denselben sichersten Hafen,
die Klosterzelle zu Cluny. Die Kirche Gregors hätte keinen treueren
Jünger unter den Laien für ihre weltlichen Zwecke finden können,
als ihn. In Cluny ist Mönch Hermann
nach etwas mahr als einem Jahre, am 25. April 1074 gestorben. Er
hatte als ein vollkommenes Muster in der Ordensregel unter den Genossen
seine Tage geführt; in gleicher Hingabe schloß er sie nun und
mahnte noch im Tode zu strengerer Zucht.
Judith,
Hermanns
Gemahlin, lebte noch bis zum Jahre 1091 in frommsten Witwenstand.
Hirsau verdankte ihr reiche Unterstützung; sie war es, die das "größere"
oder "neue Kloster" errichten ließ und wenn sie auch schließlich
durch irgend etwas beleidigt das Werk liegen ließ, so reichten doch
die schon von ihr zur Verfügung gestellten Mittel fast ganz aus, um
den Bau abzuschließen. Zuletzt trieb es die Markgräfin in die
Nähe des großem Erben Gregors VII., des Papste Urban, der als
früherer clunianzensischer Mönch wohl persönlich den Markgrafen
im Kloster gesehen und gekannt hatte; sie traf den flüchtig in Unteritalien
umherirrenden Papst, dem Rom durch die Partei Wiberts verschlossen war,
in Salerno und ist dann dort sehr bald, am 27. September 1091 verstorben.
oo Judith von Calw, Tochter des Grafen Adalbert
-27.9.1091
Salerno
Kinder:
Hermann II.
um 1070-7.10.1130
Literatur:
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Black-Veldtrup, Mechthild: Kaiserin Agnes (1043-1077)
Quellenkritische Studien, Böhlau Verlag Köln 1995, Seite 303,305,307,312,385
- Die Zähringer. Schweizer Vorträge und neue Forschungen.
Hg. von Karl Schmid; Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1990, Seite 99, 276,279,378
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