Ältester Sohn des Grafen
Hermann I. von Winzenburg und der Hedwig
von Assel-Woltingerode, Tochter von Graf
Thiele Andreas: Tafel 172
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen
Geschichte"
Band I, Teilband 1 Deutsche Kaiser-, Königs-, Herzogs-
und Grafenhäuser I
HERMANN II.
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* um 1100, + 1152 ermordet
Hermann II. folgte 1122 seinem Vater als Graf
von Winzenburg, wurde 1123 Markgraf
von Meißen und 1124 Landgraf von
Thüringen, ohne jedoch die beherrschende Stellung seiner Nachfolger
zu haben. Er war jahrelang im engsten Gefolge von Erzbischof Adalbert I.
von Saarbrücken-Mainz, zeigte sich jahrelang als haltloser Fehdetyp
und ließ 1130 den Grafen Burchard von Locchum-Friesland, einen engen
Vertrauten Kaiser
LOTHARS III., von seinen Leuten erschlagen. Deshalb wurde
er auf dem Fürstentag zu Quedlinburg vom 18.8.1130 verurteilt und
alle seine Würden und Lehen wurden ihm entzogen. Hermann
mußte
sich
Kaiser LOTHAR III.
als Gefangener
überliefern, weilte ab 1130 jahrelang im Rheinland im Exil und war
möglicherweise zeitweise Kommandant von Segeberg. Er tauchte
ab 1138 als Anhänger
KONRADS III.
wieder
auf und wurde zeitweise Graf von Plesse genannt. Er war mainzischer
Vasall, Gegner der WELFEN
und NORTHEIMER im Thronkrieg, bekriegte beide und söhnte sich
1140 mit letzteren aus und bahnte damit den Erbanfall von 1144 an. Er schloß
sich wieder eng an KONRAD
III. an und wurde dessen Schwager. Er galt seitdem als Reichsfürst,
tauchte stets im engsten königlichen Gefolge auf und war Zeuge in
vielen königlichen Urkunden. Er stritt ständig mit den Bischöfen
von Halberstadt und den Äbten von Corvey wegen vorenthaltener Lehen
und wurde am 8.5.1150 wieder mit der 1130 bei seiner Verurteilung verlorenen
hildesheimischen
Lehenburg Winzenburg belehnt. Er beerbte 1146 seinen
Bruder Heinrich,
besaß damit einen bedeutenden Machtkomplex zwischen Hameln, Hildesheim,
Wolfenbüttel, Göttingen, Goslar und Einbeck und war den WELFEN
in Sachsen an Macht und Einfluß fast ebenbürtig. Er nahm 1147
am erfolglosen "Wendenkreuzzug" Heinrichs
des Löwen teil. In der Nacht vom 29. zum 30. Januar 1152
wurde er mit seiner schwangeren dritten Gemahlin auf seiner Burg Winzenburg
von der Burgbesatzung eventuell auf Veranlassung des Bischofs von Hildesheim,
erschlagen. Sein Besitz fiel nach jahrelangem Erbkrieg an Heinrich den
Löwen.
Hermann wurde von
seinem Nachbarn, dem Grafen Heinrich von Bodenburg, ermordet.
1. oo GERTRUD
VON ÖSTERREICH
+ 1143 (im Kindbett)
Tochter des Markgrafen Leopold III., Halbschwester König KONRADS
2. oo 1147/48
LIUTGARD
VON STADE
+ 1152 auch ermordet
Tochter des Markgrafen Rudolf I. von Nordmark; Witwe König
Erichs III. von Dänemark und geschieden vorher von Pfalzgraf Friedrich
II. von Sachsen
7.VII.1123 (Gudenus cod. dipl. Mog. I. 25b) puer
de Winzenburg, wo puer nichts anderes als "junger" (Graf)
bedeutet
nach 7.XII.1124 de Wizinburc (ohne
puer) (cod. dipl. Anhalt, I. 156.195)
13.VII.1129 "landgravius" (MG.DD.VIII.Nr.21) wahrscheinlich
in Thüringen; läßt den Grafen Burchard von Loccum durch
seine Leute erschlagen, wird deshalb auf dem Fürstentag zu Quedlinburg
18.V.1130 verurteilt und alle seine Würden und Lehen werden ihm entzogen
(MG.SS.6.767;17.755; u.a.m. - MG.SS.16.78;183;17.24 uw.). Uslar bezieht
diese Würden und diese Verurteilung auf seinen Vater Hermann I.
und
läßt ihn als satellitis Kaiser LOTHARS
III. zum Befehlshaber der Burg Segeberg bestellt werden
und 1138 sterben (a.a.O. 96-98), ganz unmögliche Kombinationen.
Hermann II. mußte
sich Kaiser LOTHAR als Gefangener überliefern
(MG.SS.16.104), scheint aber nicht lange in Haft geblieben zu sein; in
den kaiserlichen Urkunden von 1132 und 25.I.1134 (MG.SS.VIII.Nr.42.59)
kommt ein Graf Hermann vor, wenn auch
nicht mit dem Zusatz "von Winzenburg". Ganz bestimmt war er aber
5.VIII.1134 frei, wo er als comes de Vinzellenburch in einer Urkunde
des Erzbischofs Bruno II. von Köln zeugt (Lacomblet Niederrhein. UB.I.Nr.319).
23.V.1139 marchio Herimannus
et
frater ejus Henricus de Asleburc (Posse cod. d. saxon. I/2.94.129,
cod. dipl. Anhalt. I. Nr.262); VII - VIII 1129 comes de Plesse (Mainzer
Lehengut, Görz Mittelrhein.UB.I.1949)
9.IV.1143 comes Hermannus
de Asleburc et frater ejus comes Heinricus (Goslarer
UB. I. Nr.199)
III.1147 Vogt von Corvey (Willmans-Philipp Kais.
Urk. II. Nr.225)
12.VII.1148 Vogt von Gandersheim mit einem Siegel
und der Umschrift:
Herimannus Dei Gratia comes de Wincenburch (cod.
d. Anhalt. I. Nr.340)
8.V.1150 wieder mit der 1130 bei seiner Verurteilung
verlorenen Hildesheimischen Lehenburg Winzenburg belehnt: für
sich, seine Frau Luitgard und
seine damals geborenen zwei Töchter (Goslar.UB.I.Nr.210); erschlagen
in der Nacht vom 29. auf dem 30. Jänner 1152 auf seiner
Burg
Winzenburg mit seiner schwangeren 3. Frau Luitgarde
(Necrol. Kl. Derenburg Zft. d. HarzV. III. 455 = VII.178; Nec. Hildesheim
Leibnitz SSr. Brunsv. I.763; MG. SS. 16,98. Nec. Wisbeck fr. Germ. Böhmer
IV. 496; MG. SS. III. 213; 16, 20; 23,49 usw.).
Gattinen:
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1. 1142, n. Mai,
Elisabeth, Tochter des
Markgrafen Leopold III.
von Österreich (MG.SS. 9. 612).
+ 20.V.1143 (Nec. Klosterneuburg V. MG.SS. 9. 68) im
Kindbett.
2. oder 3. Mitte 1148
Luitgarde, Tochter
des Markgrafen Rudolf I. von Stade (MG.SS. 16.326)
sie war in 1. Ehe mit Graf Friedrich von Sommerschenburg
geschieden und in 2. Ehe Witwe nach dem Dänen-König
Erich Lam (+ 27.VIII. 1146).
Nach einer Vermutung Uslars (182/3) soll Hermann
II. zwischen der 1. und 2. Ehe
noch mit einer neptis verheiratet gewesen, doch die Ehe in kurzem
getrennt worden sein.
Sein Sohn Hermann II.
tritt zum letzten Mal um 1122/23 in Österreich auf, wobei er eine
große Schenkung an Göttweig machte - aber nicht mehr als Vogt!
Ab 1123 nennt er sich nur mehr "von Winzenburg" und 1129 "Landgraf"
von
Thüringen.
Hermann II. von Winzenburg hat
im Jahre 1142 Elisabeth, eine jüngere Tochter Markgraf LeopoldsIII.
geheiratet, die aber schon im Jahr darauf starb. Übrigens wurden dem
Grafen
Hermann von Winzenburg wegen eines Friedensbruches im Jahre
1130 von König LOTHAR seine Würden
und Lehen entzogen, was erst 1134 wieder rückgängig gemacht wurde.
Dem ermordeten WINZENBURGER
war überdies vom Bischof von Hildesheim die Mitbelehnung der Gattin
und die weibliche Erbfolge gewährt worden, vom Erzbischof von Mainz
das gleiche und dazu das Recht, bei Fehlen eines männlichen Erben
einen Nachfolger zu bestimmen.
Jordan Karl: Seite 34,45
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"Heinrich der Löwe"
Das Erbe der BOYNEBURGER trat zunächst jene
Dynastie an, die neben ihnen im südlichen Sachsen eine starke Machtposition
besaß. Das waren die Grafen im Leinegau, die ursprünglich südlich
von Göttingen in Reinhausen und auf den Gleichen saßen, die
sich aber seit Anfang des 12. Jahrhunderts meist nach der Winzenburg
nannten, die sie von den Bischöfen von Hildesheim zu Lehen trugen.
Der führende Kopf des Geschlechts war damals Graf
Hermann II., der seit den Tagen Kaiser
LOTHARS III. in der Reichspolitik eine wichtige Rolle spielte,
dabei aber zwischen STAUFERN
und WELFEN wiederholt die Partei wechselte.
Sein jüngerer Bruder Heinrich
von Assel vermählte sich bald nach Siegfrieds Tod mit
dessen Witwe Richenza
und erhielt dadurch einen Teil der Erbgüter. Den weitaus größten
Teil des Nachlasses hat aber Hermann,
der über große Mittel verfügte, von Siegfrieds Erben
käuflich erworben. Auch die umfangreichen Lehen des BOYNEBURGERS
brachten beide Brüder in ihre Hand. König
KONRAD übertrug ihnen noch im gleichen Jahr die Grafschafts-
und Vogteirechte, die Siegfried vom Reich zu Lehen besessen hatte,
um dadurch die WINZENBURGER
fest an
die Krone zu binden. Ebenso konnten diese sich auch die Lehen sichern,
die Siegfried vom Erzstift Mainz und anderen Kirchen innegehabt
hatte. Wie wichtig ihnen vor allem die Mainzer Lehen waren, ergibt sich
daraus, dass sie dem Erzbistum dafür ihr Hauskloster Reinhausen und
das Kloster Northeim, das sie erworben hatten, abtraten. Hatte KONRAD
III. in der Frage der STADER Erbschaft nachgeben müssen,
so konnte er die Regelung der territorialen Verhältnisse im südlichen
Sachsen nach dem Aussterben der BOYNEBURGER als einen Erfolg verbuchen.
Die WINZENBURGER bildeten hier fortan
ein gutes Gegengewicht gegen die WELFEN.
In der Nacht vom 29. zum 30. Januar 1152 wurde
Hermann
II. von Winzenburg zusammen mit seiner Gemahlin Liutgard
von Stade, die nach dem Tode des
Königs
Erich Lamm von Dänemark mit ihm ihre 3. Ehe eingegangen
war, von Angehörigen seiner Ministerialität, bei der er wegen
seines herrischen Wesens verhaßt war, auf seiner Burg ermordet.
Sie hinterließen nur zwei kleine Töchter. Hermanns
Bruder
Heinrich
von Assel war schon vorher gestorben. Die Erbansprüche seines
mutmaßlichen Sohnes Otto
wurden aus uns nicht bekannten Gründen ebenso wie die der beiden Töchter
Hermanns
übergangen.
Pätzold, Stefan: Seite 34,250
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"Die frühen Wettiner. Adelsfamilie und Hausüberlieferung
bis 1221."
1131 wurden in Goslar Konrads politische Interessen in
doppelter Hinsicht berührt: Wahrscheinlich bei dieser Gelegenheit
übertrug
der König Ludwig I., dem Sohn Ludwigs des Springers, die Grafschaft
Hermanns II. von Winzenburg und erhob ihn zum Landgrafen von
Thüringen.
Die Pegauer Annalen überliefern schließlich,
daß Wiprecht von Groitzsch und Hermann von Winzenburg zu den
Nachfolgern Heinrichs II. gemacht wurden. Wiprecht starb jedoch bereits
im Jahre 1124. Als Hermann von Winzenburg dann 1130 abgesetzt wurde,
machte LOTHAR III. Konrad von Wettin
zum Markgrafen von Meißen. Da angeblich der WINZENBURGER bis
1130 in Meißen amtierte, kommt als Gebotsgebiet nur die Mark Lausitz
in Frage, die der GROITZSCHER jedoch nach der Pegauer Darstellung bereits
seit 1117 beherrschte. Darüber hinaus ist der WINZENBURGER
in keiner anderen Quelle als meißnischer Markgraf belegt.
Offenbar brachte der Pegauer Annalist, dem im übrigen unbekannt war,
daß es zwei WINZENBURGER namens Hermann gab, von denen
der ältere 1122 starb und der jüngere 1130 als thüringischer
Landgraf gefangengesetzt wurde, die Geschichte dieser Grafenfamilie
fälschlicherweise mit den Ereignissen im Markengebiet in Verbindung
[W. Bernhardi, Lothar, Seite 834-836].
1142
1. oo Elisabeth von Österreich, Tochter des
Markgrafen Leopolds III.
x 1124-20.5.1143
2. oo seine Nichte ?
1148
3. oo 3. Liutgard von Stade, Tochter des Grafen
Rudolf I.
um 1110-29./30.1.1152 ermordet
Kinder:
3.Ehe
Tochter
1149- vor 1204
1170
1. oo Heinrich III. Graf von Schwarzburg
-26.7.1184
2. oo 1. Ulrich I. Graf von Wettin
-28.9.1206
Tochter
1150-
oo Magnus Boris von Dänemark
- Großneffe König
Erichs
Hedwig Pröpstin von Gandersheim
1151-
Literatur:
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Annalen von
Hildesheim - Annalen von Magdeburg
- Annalen von Pöhlde - Annalista
Saxo: Reichschronik. Seite 147 - Assing Helmut: Brandenburg,
Anhalt und Thüringen im Mittelalter. Askanier und Ludowinger beim
Aufbau fürstlicher Territorialherrschaften. Böhlau Verlag Köln
Weimar Wien 1997 Seite 238,290,300,303-304 - Ay, Karl-Ludwig/Maier,
Lorenz/Jahn Joachim: Die Welfen. Landesgeschichtliche Aspekte ihrer
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Wilhelm: Jahrbücher der Deutschen Geschichte Konrad III., Verlag
von Duncker & Humbolt Leipzig 1883 Seite 921- Bernhardi, Wilhelm:
Jahrbücher der Deutschen Geschichte Lothar von Supplinburg, Verlag
von Duncker & Humbolt Leipzig 1879 Seite 834-836 - Boshof Egon:
Die Salier und das Reich, Verlag W. Kohlhammer Suttgart Berlin Köln
1987 Seite 274 - Chronik
des Albert von Stade ad a. 1144 - DIE SALIER UND DAS REICH.
Gesellschaftlicher und ideengeschichtlicher Wandel im Reich der Salier.
(Hg.) Stefan Weinfurter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1991 Band I Seite
361 - Fenske, Lutz: Adelsopposition und kirchliche
Reformbewegung im östlichen Sachsen. Vandenhoeck & Ruprecht
Göttingen 1977, Seite 162 A. 344,176 A. 405,366,369 - Giesebrecht
Wilhelm von: Geschichte der deutschen Kaiserzeit. Vierter Band Staufer
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Königschronik - Lechner Karl: Die Babenberger. Markgrafen
und Herzoge von Österreich 976-1246, Böhlau Verlag Wien-Köln-Weimar
1992, Seite 135,139,151,347 A 69;353 A 30 - Moritz,
Joseph: Die Grafen von Formbach, Lambach und Pütten, Abhandlung
der baierischen Akademie der Wissenschaften München 1803 Seite 125-128
- Partenheimer Lutz: Albrecht der Bär.
Gründer der Mark Brandenburg und des Fürstentums Anhalt.
Böhlau Verlag Köln Weimar Wien 2001 Seite 71-76,94,98,103,108,118,122,146,
218,229,249,251-253,276,281,289,298,300,302 - Patze, Hans: Die Entstehung
der Landesherrschaft Thüringen, Böhlau Verlag Köln/Graz
1962 Seite 582-601 - Pätzold, Stefan: Die frühen Wettiner.
Adelsfamilie und Hausüberlieferung bis 1221, Böhlau Verlag Köln
1997 Seite 34,250,294 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft
und Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite
211 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln
zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag
Frankfurt/Main 1993 Tafel 172 -