Jüngerer Sohn des Herzogs
Hugo der Große von Franzien aus seiner 3. Ehe mit der Hadwig
von Sachsen, Tochter von König HEINRICH
I.
Lexikon des Mittelalters: Band IV Spalte 2067
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Heinrich (ursprünglicher Name: Odo), Herzog von
Burgund aus dem Geschlecht der ROBERTINER
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+ 15. Oktober 1002
Pouilly-sur-Saone
Sohn Hugos des Großen, Bruder von Hugo Capet und Otto, Herzog von Burgund
Odo war bereits Kleriker,
als ein Bruder Otto starb. Die burgundischen Großen trugen
Odo
trotz zweifelhafter Erbansprüche die Herzogswürde an, doch fand
er erst nach Fürsprache Erzbischof Bruns
von Köln die Anerkennung König
Lothars (965). Odo nahm
den Namen Heinrich an; er behielt zum Teil das Auftreten eines Klerikers
bei.
Zweimal verheiratet
(1. um 972 Gerberga von Chalon, Witwe König
Adalberts von Italien;
2. Garsendis von Gascogne, die er 996 verstieß),
hatte er keine legitimen Nachkommen (dagegen sind zwei mutmaßliche
Bastarde namentlich bekannt); er adoptierte den Sohn der Gerberga
aus 1. Ehe, Otto Wilhelm.
Heinrich war der
letzte Herzog, dessen Gewalt sich über das gesamte Herzogtum
zwischen Yonne und Saone erstreckte; sein Erbe fiel nach mehrjährigen
Kriegen an seinen Neffen, König Robert II.
VIII. Generation
10-15
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Die Kinder Hugos des Großen
fehlen bei Brandenburg, da er die Historizität von Roberts
Ehe mit Beatrix
aus dem Hause der HERIBERTINER (siehe
oben IV, 4) nicht erkannt hat. Aus ihr ging Hugo
der Große und über ihn die kapetingische
Königsdynastie hervor. Für die Daten Hugo
Capets und seiner Geschwister verweise ich, soweit nicht ausdrücklich
anders vermerkt wird, auf die beiden Werke von F. Lot, Les Derniers Carolingiens,
Paria 1891, und Etudes sur le regne de Hugues Capet, Paris 1903 (vgl. dort
im Register zu den einzelnen Namen).
Zu Beatrix
und ihrer politischen Tätigkeit in Ober-Lothringen, das sie nach dem
Tode des Gemahls regierte, vgl. auch Uhlirz (Register). 987 zuletzt erwähnt,
starb sie an einem 23. September. Das entnehme ich dem Nekrolog von S.-Denis,
HF Obituaires I, 1, 327, wo zu den 9. Kal. des Oktober steht:
Beatrix,
soror Hugonitor (sic). Der Kopist hat
hier die Abkürzung für regis Francorum offenbar
nicht mehr verstanden.
Hugos Schwester Emma
heiratete 960, wie wir durch Flodoard wissen, Herzog Richard I. von Normandie
und wird zuletzte in dessen Urkunde von 968 III 18 (ed. Marie Fauroux,
Recueil des actes des ducs de Normandie, Caen 1961, nr. 3) erwähnt.
Die Ehe blieb jedoch kinderlos; die späteren Herzöge stammen
aus Richards zweiter Ehe mit der Dänin Gunnor.
V, 29 Otto, auch Otto-Heinrich
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c 948, + 1002 X 15;
sollte Kleriker werden, 965 Herzog von Burgund
1. oo NNw
2. oo Gerberga, Witwe König Adalberts von Italien,
Tochter Graf Lamberts von Chalon,
+ (nach 985) am XII 11.
Otto-Heinrich ist
als Sohn Hugos des Großen bei
Flodoarda. 965, S. 156, bezeugt; die weiteren Belege sind von Lot, Derniers
S. 50, Anm. 2. zusammengestellt.
Ebd. S. 334 die Belege zu Otto-Heinrichs
Sterbedatum.
Zu seiner Heirat mit Gerberga
vgl. Pfister, Etudes S. 254, zu Gerbergas
Sterbetag und -jahr siehe Chaume, Bourgogne Bd. 1, S. 458.
Die zweite Ehe Gerbergas
ist auch erörtert bei Wagner, Grafen S. 8 f., und von Werner VII,
47.
Otto Heinrich starb
ohne legitime Nachkommen und soll daher Otto-Wilhelm,
den Sohn seiner Gemahlin Gerberga aus
deren erster Ehe adoptiert haben; vgl. dazu Wagner, Grafen S. 9, Anm. 7,
und kritisch Kienast, Herzogstitel S. 98 f.
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Werner Karl Ferdinand: Seite 512
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"Die Ursprünge Frankreichs bis zum Jahr 1000"
Nachfolger wurde sein Bruder Odo, der als Herzog (965-1002) den Namen Heinrich führte. Von 956 an waren die ROBERTINER praktisch Herrscher über Burgund, das Geschlecht der BOSONIDEN, eine wichtige Stütze der KAROLINGER, war untergegangen.
Ehlers Joachim: Seite 43,45
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"Die Kapetinger"
Nach dem erbenlosen Tod seines Onkels Odo-Heinrich,
des Herzogs von Burgund, im Jahre 1002 gelang es Robert
mit Hilfe Clunys und des Bischofs von Auxerre, seine Erbansprüche
gegen die des Grafen Odo-Wilhelm von Macon,
eines Stiefsohns Odo-Heinrichs durchzusetzen.
Nach Ottos Tod 965
folgte ihm sein Bruder Odo, ein Kleriker,
der als Herzog von Burgund den Namen Heinrich
annahm. Nach dessen Tod kam es zu den bereits geschilderten Veränderungen
in Burgund.
Ehlers Joachim/Müller Heribert/ Schneidmüller
Bernd: Seite 62,65,69
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"Die französischen Könige des Mittelalters.
Von Odo bis Karl VIII. 888-1498."
Der plötzliche Tod Hugo
Magnus war natürlich ein unerwarteter Glücksfall für
Lothar
und Gerberga. Sie sahen sich von einer
erdrückenden Übermacht befreit, zumal
Hugos
Söhne
Hugo,
Otto
und Odo-Heinrich noch minderjährig
waren.
Herzog Otto von Burgund
war am 23. Februar 965 verstorben. Die burgundischen Großen wählten,
ohne sich der Zustimmung Lothars
zu
versichern, Ottos Bruder Odo-Heinrich
zum Herzog, obwohl dieser Kleriker war. Lothar
fühlte sich nicht zu Unrecht in seinen burgundischen Interessen bedroht.
Der Konflikt brach im Spätsommer 965 in aller Schärfe aus. Wie
üblich mußte Brun intervenieren,
um seine Neffen zu versöhnen.
Der Vorstoß Lothars
wurde nur mit der Rückendeckung und asusdrücklichen Zustimmung
der ROBERTINER möglich. Und in
der Tat war das Verhältnis Lothars
zu Hugo Capet und Heinrich
von Burgund
spätestens seit 974 ausgesprochen freundlich.
Die ROBERTINER hatten keinerlei Interessen
in Lothringen, ein mit Annektionsplänen in Lothringen beschäftigter
Lothar
konnte
ihre Kreise in Burgund und in der Francia nicht stören.
Weinfurter, Stefan: Seite 221
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"Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten."
Otto-Wilhelms Stiefvater, der am 15. Oktober 1002 gestorbene capetingische Herzog Heinrich von Burgund (der Onkel König Roberts II.) hatte ihn selbst noch als Erben und Nachfolger im burgundischen Herzogsamt vorgesehen.
Kienast, Walther: Seite 95,96,98
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"Der Herzogstitel in Frankreich und Deutschland (9. bis
12. Jahrhundert)"
Otto ist bereits 965
ins Grab gesunken. Die Großen des Landes wählten seinen Bruder
Heinrich
(auch
Otto-Heinrich
genannt)
(965-1002)
zum Nachfolger.
Sie setzten sich damit über das Recht des Königs hinweg, vielleicht
durch die Zunahme seines Einflusses in Burgund beunruhigt. Es kam zwischen
Lothar und den robertinischen
Brüdern zum Krieg, den Erzbischof Brun von
Köln schlichten mußte. Heinrich,
eine geistliche Natur, war als Regent unbedeutend. Den Beinamen des
Großen, den er in der wissenschaftlichen Literatur führte,
verdankt er einem Übersetzungsfehler. Magnus bedeutet der "Ältere",
zum Unterschied von seinem Großneffen, dem späteren König
Heinrich I., der vorübergehend Herzog von Burgund war.
Um so auffälliger ist es, daß nun, fast mit einem Schlage, der
Graf zum Herzog aufrückt. Wo Heinrich
selbst Urkunden ausstellt oder fremde firmiert, da tritt er, mit einer
einzigen Ausnahme immer als dux, dux Burgundiorum oder dux
Burgundiae auf. Auch seine Gemahlin nennt sich - leider nur in Cartularüberlieferung
- Herzogin. Es ist das früheste Beispiel in Frankreich und, falls
auf das Original zurückgehend, wohl ein Zeichen dafür, daß
Burgund ebenso wie Franzien, zum Unterschied von den übrigen Dukaten,
von der Krone zum Herzogtum erhoben war
[1) 970 Juni Ansedeus, Prou - Vidier, Rec. s. Benolt
145 nr. 59: S. Aynrici ducis Burgundionum.
2) [986/87] April, Deleage, S. Symph. 36 nr. 14: Heyndricus
... ducamine polens. S. H.i ducis.
3) 986 April Bischof Roclemis von Nevers, Lespinasse,
S. Cyr 50 nr. 23: Hr. Burgundia dux
4) 993 März 29 bis Mai 10 Bischof Walther von Autun,
Deleage, S. Symph. 41 nr.16 : S. H.i ducis.
5) 993, Mai 10, Deleage Ebd. 42 nr. 17: H.
... ducamine pollens. Signiert H. dux,
Gersindi ducatrix.
Das Signum der Gersindis, einer Tochter Herzog
Sancho Sanchez' (oder Wilhelm Sanchez'?) von der Gascogne, ist für
unsere Untersuchung in doppelter Hinsicht bedeutsam. Wir haben hier das
früheste Zeugnis dafür, daß die Gemahlin eines französischen
Herzogs nicht als comitissa, sondern als Herzogun signiert. Wir haben hier
ferner ein frühes Zeugnis für die weibliche Form statt des auch
für Herzoginnen verwendeten dux. Vgl. unten cap. 8 zu n. 201-204 c.
Leider ist der Beleg gar nicht sicher, denn der Titel könnte vom Cartularschreiber
eingesetzt sein. Das verlorene Cartular stammt aus dem 12. oder 13. Jahrhundert
und ist in zwei Kopien des 17. und 18. Jahrhunderts erhalten. -
6) [ca 993/94] Graf Hugo von Chalon und Mutter Adeleidis,
Chevalier, Paray 98 nr. 193: S. H.i ducis
und seiner Gattin Gersind.
7) 999 Mai Notitia des Grafen Hugo von Chalon und Bischofs
von Auxerre für Kloster Paray-le-Monial an Cluny, Ch. Cluny III, 565
nr. 2484 = Chevalier, Paray 114 nr. 213: S. Aynrici
ducis, auch im Text mehrfach dux genannt.]. Im Texte von Urkunden
anderer Aussteller heißt er ebenfalls gewöhnlich Herzog. Und
vor allem: die neue Regelung geht offenbar von der Königskanzlei aus.
Nicht erst Heinrichs Bruder und Neffe,
die CAPETINGER Hugo und Robert
II. der Fromme, sondern schon der KAROLINGER
Lothar geben Heinrich den
Titel eines Herzogs von Burgund.
Wie wir bei der Behandlung des Herzogtums Franzien sahen,
haben aller Wahrscheinlichkeit nach die beiden ersten CAPETINGER
in Burgund nicht dem König, sondern ihrem Bruder Hugo
Capet, dem dux Francorum, gehuldigt. Es verdient bemerkt zu
werden, daß also ein Aftervasall vom König den dux-Titel erhält,
dieser also nicht auf Kronvasallen beschränkt war.
Heinrich starb 1002
ohne eheliche Nachkommen. Nach späteren Nachrichten soll er seinen
Stiefsohn Otto Wilhelm, den er mit
Gunstbeweisen überschüttete, adoptiert haben und dieser ihm als
Erbe nachgefolgt sein.
Einige Gedanken zum Thronwechsel 1002
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C Otto Heinrich Herzog von Burgund
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948-15.10.1002
Als Enkel HEINRICHS I. über
seine Mutter Hadwig
und
Neffe
OTTOS
I. wäre
Otto
Heinrich wie viele andere Verwandte der
OTTONEN
bei einer Wahl nach Geblütsrecht durchaus zum Kandidatenkreis der
Thronanwärter zu rechnen gewesen. Sein Anspruch war gegenüber
Heinrich
von Bayern sogar besser, da er nur Enkel
HEINRICHS
I. war und dem Thron somit näher
gestanden hätte als dieser.
Mir ist nichts bekannt bekannt, daß Otto
Heinrich 1002 irgendwo als Kandidat
für den Thron erwähnt wurde.
Wahl nach Geblütsrecht: Negativ
972
1. oo 2. Gerberga von Salins, Tochter des Grafen
Leotald II. von Macon
x
um 940- 986/91
992
2. oo Gersende von Gascogne, Tochter des Grafen
Wilhelms
x
-
998
3. oo 1. Mathilde von Chalon, Tochter des Grafen
Lambert
-
Kinder:
3. Ehe
Aremberge
-
oo Damas I. Seigneur von Semur
- vor 1048
Illegitim
Odo Vizegraf von Beaunne
- nach
1005
Literatur:
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Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer
GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 43,45 - Ehlers Joachim/Müller
Heribert/ Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige
des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München
1996 Seite 62,65,69,75,100 -
Glocker Winfrid: Die Verwandten der
Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik. Böhlau Verlag Köln
Wien 1989 V,29 Seite 289,309 - Holtzmann Robert: Geschichte der
sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München
1971 Seite 210 - Kienast, Walther: Der Herzogstitel in Frankreich
und Deutschland (9. bis 12. Jahrhundert), R. Oldenbourg Verlag München-Wien
1968 Seite 95,96,98 -
Schieffer Rudolf: Die Karolinger. W. Kohlhammer
GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 213 - Weinfurter, Stefan:
Heinrich II. (1002-1024) Herrscher am Ende der Zeiten, Verlag Friedrich
Puset Regensburg 1999, Seite 221 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge
Frankreichs bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH &
Co. KG, München 1995 Seite 512 -