SCHOTTLAND


Lexikon des Mittelalters:
********************

Schottland
--------------     
[1] Historische Entwicklung:
Das Königreich von S
chottland entstand aus der Vereinigung (um 850) des Königreiches der Pikten mit dem Königreich Dál Riada und umfaßte die Qkeltisch sprechenden gälische Bevölkerungsgruppen oder Schotten, die seit ca. 500 im südwestlichen Schottland ansässig waren. Geographisch bestand Schottland bis ca. 1018 aus dem Gebiet Britanniens nördlich der Clyde-Forth-Landenge, einschließlich der Northern und Western Isles. Die königliche Dynastie wurde begründet von Kenneth I. Mac Alpin, die bis 1034 vom Bruder auf den Bruder sowie auf Neffen oder Vettern des letzten Herrschers überging, infolge von Herrschaftsformen, die noch nicht völlig geklärt sind. Nach 1018 wurde das Königreich Cumbria (oder Strathclyde) an Schottland angeschlossen, so daß sich die südlichen Grenzen bis zum englischen Lake District erweiterten. Um ca. 950 wurde außerdem die Provinz von Lothian von den Schotten eingegliedert, so daß die östliche Grenze Schottlands zu England nun am River Tweed lag.
Malcolm II. (1005-1034)
war der erste Herrscher des Landes, das wir heute unter S
chottland verstehen, während sein Enkel Malcolm III. Canmore das Gebiet südlich des Solway Firth 1092 an die englische Herrschaft abtreten mußte. Die zweite Frau von Malcolm III. war die hl. Margarete (10. M.), Tochter von Eduard the ætheling, Halb-Bruder von Eduard dem Bekenner. Die Heirat traf zusammen mit der normannischen Eroberung Englands und bekräftigte die Bindungen zwischen Schottland und England. Sowohl Malcolm II. als auch Malcolm III. hatten versucht, die schottische Thronfolgeordnung in Einklang mit der von Frankreich und auch - allerdings unregelmäßig - mit der von England zu bringen. Als bei dem Tod Malcolms III. (1093) konservative schottische Adlige zu der älteren Nachfolgeordnung der Seitenverwandten zurückkehren wollten, zwang der sich daraus ergebende Konflikt drei Söhne Malcolms, Edgar, Alexander I. und David I., Gefolgsleute der normannischen Könige, Wilhelm II. Rufus und Heinrich I., zu werden, aber als Heinrich 1135 starb, schüttelte David I. die letzten Spuren der englischer Oberherrschaft ab und gewann die südlichen Teile von Cumbria zurück, die von Wilhelm Rufus annektiert worden waren.
Während der Regierung Davids I. wurde der militärische Feudalismus, der sich, allerdings mit einigen bedeutenden Unterschieden, eng an anglo-normannischen Vorbildern orientierte, vor allen Dingen im südlichen S
chottland eingeführt, er hielt das Gleichgewicht zu der älteren Organisationsform der Earldoms und thanages im nördlichen Schottland. Das neue System wurde unter den Enkeln Davids I. auf den größten Teil Schottlands ausgedehnt, ausgenommen blieben die nördlichen und westlichen Highlands. Zwischen ca. 1130 und ca. 1230 wurden 26 sheriffdoms oder counties (Grafschaften) eingerichtet, um der Krone Kontaktbereiche zu den Lokalgewalten einzuräumen und die Eintreibung der königlichen Abgaben zu vereinheitlichen. Es gab keine eigentliche »Hauptstadt«, aber Edinburgh, Roxburgh, Stirling, Perth und Aberdeen standen an erster Stelle innerhalb einer Gruppe von 12 oder 15 königlichen burghs, die Stützpunkte der königlichen Macht waren.
Zwischen 1135 und 1237 wurden die anglo-schottischen Beziehungen von den schottischen Ansprüchen beherrscht, das Gebiet zu kontrollieren, in dem die englischen Grafschaften von Northumberland, Cumberland und Westmorland entstanden. König Wilhelm I. der Löwe wurde 1174 gefangengenommen, als er versuchte, sich Northumberlands zu bemächtigen, infolge seiner Unterstützung der Rebellion des ältesten Sohns Heinrichs II. Man zwang ihn zu einer demütigenden Unterwerfung in Falaise, die besagte, daß er Heinrich als Lehnsherrn ausdrücklich in S
chottland anerkennen mußte. 1189 wurde diese Unterwerfung gegen eine Zahlung von 10 000 Mark widerrufen, doch wurde der schottische Anspruch auf die nördlichen Grafschaften bis 1237 erhoben, als der Vertrag von York die anglo-schottische Grenze ungefähr auf die bis heute bestehende festlegte, mit Ausnahme von Berwickupon-Tweed, das noch bis 1482 zu Schottland gehörte.
Seit dem 9. Jh. gelangten Siedler aus Norwegen auf die Northern Isles und die Western Isles (Hebriden), die jedoch (ausdrücklich seit 1098) keinen Teil des schottischen Königreiches bildeten. Die aggressive Politik, welche die schottischen Könige Alexander II. und Alexander III. gegenüber den Western Isles vertraten, war eine Folge ihrer Eingliederung in S
chottland durch den Vertrag von Perth (1266), in dem der König von Norwegen die Oberherrschaft gegen eine jährliche Zahlung abtrat. Die Erwerbung der Inseln (einschließlich von Man) verlieh Schottland Macht genug, um der englischen Monarchie Furcht einzuflößen.
Beim Tod Alexanders III., der keine Söhne hinterließ, ging 1286 mit Zustimmung der Stände die Nachfolge auf seine Enkelin Margarete über, dem einzigen Kind König Eriks II. von Norwegen und Alexanders Tochter Margarete. Die schottischen Magnaten schlossen mit Eduard I. von England den Vertrag von Birgham, der die Heirat des englischen Thronerben, Eduard (II.), mit dem »Maid of Norway« vorsah. Doch starb Margarete bald nach der Bestätigung des Vertrags (1290). Eduard I. kehrte nun zu den alten Ansprüchen auf die englische Oberherrschaft über S
chottland zurück und berief einen Hoftag ein, der die schottische Krone John Balliol zuerkannte. Eduards bedrückendes Verhalten gegenüber dem neuen König trieb die Schotten in einen Vertrag mit König Philipp IV. von Frankreich (Beginn der »Auld Alliance«), worauf Eduard in Schottland einfiel und König John zur Abdankung zwang. Während des ersten War of Independence (»Unabhängigkeitskrieg«) erlebte Schottland dreimal (1296, 1298, 1303-1304) eine englische Invasion, aber eine völlige Eroberung konnte dank eines bedeutenden Widerstands unter der Führung von William Wallace und Robert Bruce (Robert I.) nicht erreicht werden. Nach dem Tod Eduards I. 1307 wurde der englische Druck auf Schottland. unter seinem Sohn Eduard II. fortgesetzt und fand 1314 seinen Höhepunkt in einem größeren englischen Feldzug, der Stirling Castle entsetzen sollte. Roberts Heer besiegte die Engländer entscheidend in Bannockburn, und er erreichte die umfassende Anerkennung Schottlands als unabhängiges Königreich. Der Vertrag von Edinburgh (1328, ein Jahr vor Roberts Tod) sollte die anglo-schottischen Beziehungen wiederherstellen, wie sie vor 1286 gewesen waren, doch wurde er 1332 durch die Invasion von Eduard Balliol gebrochen, der den schottischen Thron als Erbe seines Vaters John beanspruchte. Als Eduard bald vertrieben wurde, nutzte Eduard III. 1333 diese Möglichkeit, um erneut Krieg gegen die Schotten zu führen, und besetzte einen großen Teil des südlichen Schottland nach seinem Sieg in Halidon Hill.
Die Wiederbelebung der Monarchie durch Robert I. ermöglichte es jedoch dem schottischen Königreich, die Zeit der Minderjährigkeit von Roberts Sohn David (II.) zu überstehen, der aus Sicherheitsgründen zeitweise nach Frankreich gesandt wurde. Fünf Jahre nach seiner Rückkehr ließ er sich auf eine Invasion Englands (1346) ein, die mit seiner Gefangennahme bei der Schlacht von Neville's Cross endete. Die Versuche Eduards III., diese Situation auszunutzen, um die Kontrolle über S
chottland zu gewinnen, scheiterten am nationalen Widerstand. Der Interimsvertrag von Berwick (1357) ermöglichte David II. nach 11 Jahren die Rückkehr nach Schottland, unter der Auflage einer Zahlung von 100 000 Mark. Die letzten 14 Jahre seiner Regierung waren nicht erfolglos. Als er 1371 ohne Erben starb, ging der Thron auf den Träger des erblichen Steward-Titels in Schottland, Robert II., Sohn von Roberts I. ältester Tochter Marjorie und von Walter the Steward, über. Die STEWART-Dynastie bestand bis 1702, wobei der Thron bis 1542 immer vom Vater auf den Sohn vererbt wurde. Die ersten STEWARTS, Robert II. und Robert III., regierten eher wie hohe Adlige denn als Könige, doch nach seiner 18-jährigen Gefangenschaft in England (1406-1424) schuf Jakob I. ein starkes Königtum, das trotz langer Minderjährigkeitsregierungen auch von seinem Sohn und seinem Enkel (Jakob II., Jakob III.) entfaltet wurde. Doch erhielt es die eigentliche Ausprägung erst durch seinen Ur-Enkel Jakob IV., der infolge einer Adelsrevolte auf den Thron berufen wurde. Zwischen Schottland und England herrschte formal von 1357-1502 kein Frieden, doch gab es längere Waffenstillstandsperioden. Schottland konnte sich auf das Bündnis mit Frankreich verlassen, was dazu führte, daß 1385 erstmals ein französisches Expeditionsheer auf schottischem Boden operierte. Doch mußten häufiger schottische Truppen aufgrund der »Auld Alliance« in Frankreich kämpfen, wo während der Gefangenschaft Jakobs I. viele Schotten Berühmtheit erlangten. Das Kriegsglück schwankte zwischen Schottland und England: Die Schotten errangen einen bemerkenswerten Sieg in Otterburn (1388), doch erlitten sie eine schwere Niederlage bei Homildon Hill (1402). Während nördlich des englischen Kanals zwischen 1402 und 1513 (Schlacht bei Flodden) keine größere Schlacht zwischen Schotten und Engländern gefochten wurde, waren viele Schotten vor dem Ende des Hundertjährigen Kriegs in Schlachten auf französischem Boden (Baugé, Verneuil) verwickelt. Die relativ friedvolle Zeit in Schottland selbst führte zu einem allgemeinen Aufschwung, außer in den Grenzbereichen, wo Gesetzlosigkeit an der Tagesordnung war. Jakob III. und Jakob IV. konnten vollenden, was die früheren Könige angestrebt hatten, der erste erwarb die Northern Isles (1468-1469) durch seine Heirat mit Margarete, Tochter König Christians I. von Dänemark (und König von Norwegen), der zweite konnte die Herrschaft über die Western Isles (»Lordship of the Isles«) 1493 für die schottische Krone erringen, die seit dem frühen 14. Jh. unter der MACDONALDS-Familie erstaunlich unabhängig geblieben waren. Jakob IV. heiratete Margarete Tudor (1503), Tochter Heinrichs VII. von England. Diese Heirat trug zu einem beständigen anglo-schottischen Frieden bei.

[2] Kirchengeschichte:
Der erste Nachweis des Christentums in S
chottland. stammt von ca. 400, doch nach weiteren anderthalb Jahrhunderten, für die wir nur aus der Überlieferung und aus archäologischen Funden unser Wissen schöpfen können, beginnt die kontinuierliche Geschichte einer organisierten Kirche mit der Mission bei den nördlichen Pikten durch den irischen Mönch Columba (Colum Cille, 563) und mit der Nachricht von Missionspredigern und christlichen Siedelgemeinschaften im Süden im 6. und 7. Jh. (Galloway, Cumbria und Lothian). 710 übernahm der piktische König Nechtan die reformierte Form der Osterfestberechnung, die in der northumbrischen Kirche auf der Synode von Whitby (664) eingeführt worden war. 716 wurde sie auch in dem columbanischen Zentrum Iona übernommen. Während des 8. Jh. herrschten northumbrische und kontinentale Einflüsse in der piktischen Kirche vor, sie führten zur Gründung eines bedeutenden Klosters, das dem Apostel Andreas geweiht wurde und einen Schrein mit angeblichen Reliquienteilen des Apostels beherbergte, an einem Ort an der Küste der Grafschaft Fife, der Kinrimund und später St. Andrews genannt wurde. Nach der Vereinigung des Piktenlandes mit Dál Riada wurden die columbanischen Einflüsse unter Kenneth Mac Alpin und seinen Nachfolgern wiederhergestellt, und Dunkeld entwickelte sich zu einem wichtigen religiösen Zentrum, das Reliquien des hl. Columba beherbergte. Obwohl der irische Einfluß wiederbelebt wurde und die Einführung vieler charakteristischer Merkmale der irischen Kirche erfolgte, erhielt sich die dominierende Stellung von St. Andrews. Die Anfänge eines Diözesansystems sind vor dem Ende des 11. Jh. erkennbar. Die hl. Margarete, Gemahlin Malcolms III., betrachtete es nach ca. 1070 als ihre Aufgabe, in die schottische Kirche die Gewohnheiten des kontinentalen Christentums einzuführen, wie sie bereits in England nach der normannischen Eroberung Einzug gehalten hatten. Mit Hilfe des Erzbischofs Lanfranc von Canterbury berief sie Benediktiner nach Dunfermline, wo sie und ihr Gemahl eine Kirche gegründet hatten, die 1128 Abtei wurde. Margarete beeinflußte nachhaltig ihre Söhne Edgar, Alexander I. und besonders David I. Unter der Regierung Davids (1124-1153) wurde vor allen Dingen auf Initiative des Königs eine umfangreiche Neuordnung der schottischen Kirche durchgeführt. Neun Diözesen auf dem Festland wurden bestätigt oder neu gegründet, wobei St. Andrews an erster Stelle fungierte, gefolgt von Glasgow, Dunkeld, Aberdeen, Moray, Brechin, Dunblane, Ross und Caithness. Argyll wurde um 1190 hinzugefügt, während Galloway (Whithorn), das seit dem 8. Jh. bestand, von der Kirchenprovinz von York um 1355 übertragen wurde. Die Insel-Diözese nördlichder Isles und von Orkney wurden um 1350 bzw. 1472 Teil der schottischen Kirchenprovinz. Innerhalb jeder Diözese ließ David I. den tithe (schottisch teind) erheben, der die Errichtung zahlreicher Pfarrkirchen ermöglichte (fast 1000 um 1500).
Die Könige des 12. Jh. versuchten an der päpstlichen Kurie, die Erhebung von St. Andrews zum Metropolitansitz zu erreichen, doch wurde dieses Privileg erst 1472 gewährt. Dafür erklärte Papst Coelestin III. (»Cum universi«, 1192) die »Ecclesia Scoticana« für unmittelbar dem römischen Stuhl unterstellt und wies so Ansprüche Canterburys und besonders Yorks auf die Oberherrschaft über die schottische Kirche ab. Viele der neueren Mönchsorden wurden im 12. Jh. in S
chottland eingeführt, besonders unter der Regierung Davids I. Erfolgreich waren die Benediktiner von Tiron (zum Beispiel Kelso, Kilwinning, Arbroath, Lindores), die Zisterzienser (zum Beispiel Melrose, Newbattle) und die Augustiner-Chorherrn (zum Beispiel Holyrood, Cambuskenneth, Inchcolm, Scone; Kathedralpriorat v. St. Andrews). Die seltene burgundische Kongregation von Val-des-Choux kam in den 30-er Jahren des 13. Jh. nach Schottland, ebenso die ersten Vertreter der Bettelorden, die Dominikaner und Franziskaner. Es gab zahlreiche Hospitäler, die vorwiegend Alte und Kranke beherbergten. Eine enge Verbindung bestand zwischen der Kirche und dem Erziehungs- und Bildungswesen, seitdem man die ersten Schulen den wichtigsten Klöstern, die vor 1100 bestanden, angliederte. Seit dem 12. Jh. wurde es üblich, Schulen in Verbindung mit Pfarrkirchen der bedeutendsten burghs zu gründen. Für weiterführende Studien mußten Schotten bis 1410 auf Universitäten in anderen Ländern ausweichen; am häufigsten wurden aufgesucht: Oxford, Paris, Bologna (Rechtsstudium), Montpellier (Medizinstudium) und in späterer Zeit Köln, Orléans und Löwen. Johannes Duns Scotus (99.J.), der in Oxford, Paris und Köln lehrte, war mit ziemlicher Sicherheit in Schottland geboren. 1410 kehrte eine Gruppe von Schotten, die in Paris gelehrt hatte, nach Schottland zurück und gründete unter dem Schutz von Bischof Henry Wardlaw die erste schottische Universität in St. Andrews, ihrem Beispiel folgte man in Glasgow (1451) und Aberdeen (1495).
Da die »Ecclesia Scoticana« als die »besondere Tochter« des römischen Stuhls angesehen wurde, waren ihre Beziehungen zum Papsttum eng. Jeder schottische Bischof mußte entweder für seine Weihe oder zur Bestätigung in seinem Amt zum Papst reisen. Am ausdrucksvollsten zeigt sich der Standpunkt der schottischen Unabhängigkeit in einem Brief an Papst Johannes XXII. (1320), bekannt als »Declaration of Arbroath«. Beim Ausbruch des Abendländischen Schismas 1378 war es für die Schotten selbstverständlich, sich - wie ihre französischen Verbündeten - für die avignonischen Päpste zu erklären, denen sie bis 1418 anhingen, als nur noch S
chottland und Portugal Papst Benedikt XIII. anerkannten. Häufig wandten sich Schotten an die päpstlichen Gerichtshöfe, besonders an die Rota (Audientia sacri palatii).

[3] Wirtschaft:
Am Ende des 11. Jh. herrschte in S
chottland die Weidewirtschaft vor, die von Viehzucht und -nutzung (Rinder, Schafe, Schweine, Ziegen) abhängig war. Getreidearten wie Gerste und Hafer wurden angebaut, besonders im östlichen Teil Schottlands, wo das Land flacher war und intensiver entwässert wurde. Die Fischerei spielte eine bedeutende Rolle, sowohl auf den Süßwasserseen und in den Flüssen als auch in den Flußmündungen und auf dem Meer. Es gab wenig Industrie: Eisenverarbeitung, Erzgewinnung und Töpferei bewegten sich auf einem relativ niedrigen Niveau.
Erst im 12. Jh. erfolgte ein großer Wandel:
Die Klöster sorgten für einen Aufschwung der Landwirtschaft durch eine Verbesserung der landwirtschaftlichen Methoden (Entwässerung, größere Pflüge, größere Vielfalt der Getreidesorten, auch Anbau von Erbsen und Bohnen, effektivere Getreidemühlen), während die größeren weltlichen Lords diesem Beispiel folgten. Es entwickelte sich ein umfangreicher Exporthandel mit Wolle, vor allem mit Flandern. Im heimischen Handel wurden Salzgewinnung und Kohleabbau im Tagebau entlang der Meeresküste und von Halden im Binnenland, die von Abteien in Fife und Lothian betrieben wurden, bedeutend.
Die entscheidendste Veränderung erfolgte mit der Gründung von burghs, städtischen Gemeinden, denen Handelsprivilegien von Königen, Adligen und Bischöfen erteilt wurden. Im 12. Jh. stellten wahrscheinlich den größten Teil der Stadtbevölkerung Einwanderer aus England, Flandern und dem nördlichen Frankreich, die Gewerbezweige nach S
chottland. brachten, die bisher dort kaum entwickelt oder unbekannt waren, zum Beispiel Tuchherstellung, Färberei, Gerberei und Lederverarbeitung, Steinmetzhandwerk, Metallverarbeitung, einschließlich von Goldschmiedehandwerk und Münzprägung. David I. errichtete die ersten schottischen Münzstätten, die Silberpfennige (sterlings) prägten, die bis in die 50-er Jahre des 14. Jh. den englischen sterlings gleichwertig waren (Münze, Münzwesen, B. III, 4). Auf der Grundlage der erhaltenen Zeugnisse können keine genauen quantitativen Aussagen über das Vermögen Schottlands gemacht werden, doch muß es aufgrund von Einzelbelegen (Lösegeld für Wilhelm dem Löwen, Auszahlung von £ 20 000 an England innerhalb von drei Jahren nach dem Vertrag von Edinburgh [1328], Lösegeld für David II. etc.) relativ hoch gewesen sein. Die jährlichen Einnahmen der Krone im späten 14. Jh. und im frühen 15. Jh. schwankten schätzungsweise zwischen £ 4.000 und £ 10.000.
G.W.S. Barrow