WALLINGFORD
Lexikon des Mittelalters:
********************
Wallingford (Warengeford, Walynford, Walyngford)
----------------------------------------------------------------
borough
in der englischen Grafschaft Berkshire, am westlichen Ufer der Themse,
nordwestich von London
gelegen.
Ähnlich wie Oxford verdankte
Wallingford seinen Ursprung
in römisch-britischer Zeit wohl der verkehrstechnisch
günstigen Furtlage. In Zusammenhang mit Landschenkungen
erwähnt eine Urkunde des Jahres 945 ein castellum in dem als portus bezeichneten Wallingford. Trotz
der Befestigung mit Erdwall und Graben wurde Wallingford
1006 von Sven Gabelbart niedergebrannt.
Das Domesday
Book weist Wallingford
als den größten und wirtschaftlich bedeutendsten
königlichen borough der
Grafschaft aus. Der König bezog dort Einkünfte aus 276
Hausstätten; als weitere maßgebliche Grundherren belegt die
Quellen den Bischof von Winchester sowie den Abt von Abingdon.
Insgesamt sind 384 Häuser erwähnt, was auf eine
Gesamteinwohnerzahl von rund 1200 deutet. Nach der normannischen
Eroberung wurde in Wallingford
eine Burg errichtet, der acht Hausstätten weichen mußten.
Gleichzeitig verzeichnet das Domesday
Book normannische Zuzügler in 22 Häusern. 1066 betrug
der Steuerwert Wallingfords
für die Krone £ 30, im Jahre 1086 war dieser auf £ 60
angestiegen. Das Domesday Book
erwähnt die Verpfändung des Ortes an einen nicht genauer
bezeichneten Stadtherrn für die jährliche Summe von £
80. Der samstägliche Markt ist spätestens seit 1086 belegt.
Der früheste erhaltene Freibrief Wallingfords
datiert aus dem Jahre 1156. In diesem bestätigt Heinrich II. ein Privileg Heinrichs I. und
gewährt den Bürgern Wallingfords
die Rechte und Freiheiten der Bürger von Winchester sowie die
Zollfreiheit im gesamten Königreich. Dieser Freibrief erwähnt
zugleich sowohl einen reeve
als auch eine »Gilda Mercatoria« in Wallingford
(Bestätigungen 1267;1335;1400 [mit Reduzierung der festen
Jahresrente]; 1425;1499). Ein städtisches Gericht ist seit
spätestens 1232 belegt. Während der Herrschaft Heinrichs III. war Wallingford
an Richard von Cornwall
verpfändet; Eduard III. überschrieb
die Einkünfte aus der festen Jahresrente an den Prinzen von Wales und dessen
Nachfolger im Herzogtum Cornwall.
Seit 1295 war Wallingford
mit zwei Abgeordneten im Parliament vertreten. Trotz des
1205 verliehenen Messerechts (viertägige Messe zu Whitsun) setzte
der wirtschaftliche Niedergang Wallingfords
bereits im späten 13. Jh. ein. In der Lay Subsidy des Jahres 1334 wurde Wallingford
noch mit dem städtischen zehnten Teil und £ 9 12s 5d
veranschlagt, doch litt die Stadt besonders unter den Einwirkungen der
Pestzüge im 14. Jh. und versank nach dem Bau zweier Brücken
in der Nähe von Abingdon, die den Verkehrsweg zwischen Gloucester und London von Wallingford
ableiteten, trotz eines erneuten Jahrmarktprivilegs Heinrichs VII. aus dem Jahre
1500 in die wirtschaftliche Bedeutungslosigkeit.