COVENTRY
Lexikon des Mittelalters:
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Coventry
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1. Coventry,
Stadt in Mittel-England (Co. Warwick), östlich von Birmingham.
Am
Anfang der sehr komplexen Stadtentwicklung stehen eine ca. 1003 belegte
Kirche (St. Nikolaus/St. Nicholas) und ein Nonnen-Kloster,
das 1016 von Eadric Streona,
dem Ealdorman von Mercien und
damaligen Verbündeten König
Knuts,
geplündert wurde.
1043 stifteten Leofric,
der nächste Earl, und seine Gemahlin Godgifu (Godiva) eine
Benediktiner-Abtei, die
vielleicht an der Stelle des früheren Nonnen-Klosters lag, und
statteten sie mit reichem Besitz aus. Nach der normannischen Eroberung Englands (1066) wurden Godgifus Güter dem Earl von Chester
verliehen. Der Bischof von
Chester (ehemals von Lichfield)
verlegte seinen Sitz 1102 nach Coventry,
machte sich zum Abt und verstand es, mit Hilfe gefälschter
Urkunden seine Ansprüche auf den Besitz der nördlichen
Hälfte der Stadt durchzusetzen. Der südliche Teil der Stadt
entwickelte sich im 12. Jh. zum Zentrum der Textilverarbeitung; er
wurde von der Burg des Earls
sowie von Wall und Graben geschützt;
neben diesen befand sich ein Tiergehege des Earl.
Der Earl verlieh den
Bürgern im Jahre 1140 ein Statut, das an die Privilegien von
Lincoln angelehnt war. Im
Zuge des wirtschaftlichen und demographischen
Wachstums der Stadt wurde das Gelände der Burg für die
Bebauung mit Häusern freigegeben. Im 13. Jh. erlebte die
Tuchproduktion dann auch im nördlichen Teil der Stadt ihre
Blüte, wo vor allem das berühmte blaue Tuch von Coventry
(Coventryblue), das mit Waid gefärbt wurde, eine Rolle spielte.
Aufgrund der Auflösung des Earldoms
von Chester gelang es dem Prior
des Klosters, seine Kontrolle auf die bisher dem Earl unterstehende
Stadthälfte auszudehnen. Ein Abkommen zwischen der Königin,
den Bürgern und dem Prior im Jahre 1355 vereinigte die Gesamtstadt
unter der Oberhoheit des Priors. Die Bürger nahmen nun ein
ehrgeiziges Befestigungsprogramm in Angriff; diese Bewehrung der Stadt
war erst nach 1500 abgeschlossen. Der drei Meilen lange Mauerring
besaß zwölf Tore und 20 Abschnittstürme. Innerhalb der
Mauern lagen der Prioratsbezirk, die beiden Pfarrkirchen, zwei
Bettelordenskonvente (Karmeliter, Franziskaner) und mehrere
Hospitäler und Gildehallen, die von Zünften oder
religiösen Bruderschaften unterhalten wurden. Die
Handwerkszünfte waren auch berühmt durch ihre
Aufführungen der großen Mysterienspiele (Coventry Plays).
Die Straßen des mittelalterlichen Coventry
waren von reich dekorierten Fachwerkhäusern gesäumt. Seit dem
14. Jh. war Coventry nach
London, Bristol und York die größte und
reichste der
englischen Städte. Am Ende des 15. Jh. begann der Verfall des
Woll- und Tuchhandels von Coventry,
welcher die Grundlage der Prosperität und kulturellen Blüte
der Stadt im Spät-Mittelalter gewesen war.
M.W. Barley
2. Coventry,
Bistum
® Lichfield
Lichfield
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Stadt (Staffordshire, Mittel-England) und Bistum 669 berief Erzbischof Theodorus von Canterbury Chad
(Ceadda), den er zugunsten von Wilfrid
als Bischof von York abgesetzt hatte, auf das vakante mercische Bistum
und übertrug ihm Lichfield,
einen geeigneten Missionsstützpunkt, als Bischofssitz. Obwohl die
Diözese ihre entfernt liegenden Gebiete 679 verlor, blieb sie
umfangreich. Als Mercien im 8. Jh. seine Macht ausdehnte, stieg
auch die Bedeutung Lichfields
als kirchliches Zentrum im mercischen Königreich. Auf der
sogenannten Streitsynode von Chelsea 787 löste König Offa einen Teil des
Metropolitanbereichs des Erzbistums Canterbury ab und unterstellte ihn
dem Bischof von Lichfield
mit Metropolitangewalt. Diese Veränderung wurde von Papst Hadrian I. 788 bestätigt,
und Lichfield wurde zum
Zentrum eines Erzbistums, das von der Themse bis zum Humber reichte.
Nach Offas
Tod wurden die Metropolitanrechte von Canterbury wiederhergestellt, und
die Synode von Clovesho löste 803 das Erzbistum von Lichfield
auf. 822 wurde die Kanonikergemeinschaft der Kathedrale auf 20
Mitglieder festgelegt.
1075 erfolgte die Verlegung des Bischofssitzes
von Lichfield (villa exigua bei Wilhelm von
Malmesbury) nach Chester, 1102 nach Coventry. Trotz seines
Funktionsverlustes als Bischofssitz entwickelte sich Lichfield
im 12. Jh. zu einem kirchlichen Zentrum, wo die normannischen
Bischöfe die Kathedrale erneut aufbauten, den Kirchhof befestigten
und ein Kapitel nach normannischen Regeln einrichteten, das an den
Bischofswahlen von 1161 beteiligt war. Der Bischofssitz gelangte wohl
zeitweise erneut an Lichfield,
als das Priorat von Coventry 1143 in eine Burg umgewandelt wurde.
Erst
1228 erhielt Lichfield
seine Stellung als Bischofssitz endgültig zurück, als Papst Gregor IX. den Anspruch des
Kanonikerkapitels von Lichfield
anerkannte, die Bischofswahlen mit dem Mönchskapitel von Coventry
zu teilen. Künftig sollten beide Kapitel wählen und sich
abwechselnd in Coventry und Lichfield
zur Wahl versammeln. Bischof
Alexander Stavensby
(1224-1238)
legte den Titel eines Bischofs von Coventry ab und gab sich selbst den
Titel eines Bischofs von Coventry und Lichfield,
den die Bischöfe bis zum Episkopat von John Hacket (1661-1670)
führten, der den
Titel in Bischof von Lichfield.
und Coventry abänderte. - Der heutige Kathedralbau, der vor allem
aus dem 13. Jh. stammt, besitzt eine bedeutende Westfront.
A.J. Kettle