Tochter des Herzogs Liudolf von Sachsen
und der Oda, Tochter von Graf Billing
Glocker Wilfried: Seite 260
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"Die Verwandten der Ottonen"
II, 4 Liutgard
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* c 840/50, + 885 XI 17 (oder XI 30)
oo 866/67 Ludwig III. ("den Jüngeren"), Sohn König
Ludwigs des Deutschen
* 835, + 882 I 20
Liutgard ist als Gemahlin
König
Ludwigs III. des Jüngeren bezeugt bei Regino, während
Widukind sie zur Gemahlin König
Ludwigs des Kindes macht (möglicherweise absichtlich, um auf
dise Weise den Übergang der Königsherrschaft an die LIUDOLFINGER
zu legitimieren.
Wir entnehmen aus Agius, Vita Hathumodae, dass die Ehe
zwischen Liutgard und König
Ludwig dem Jüngeren noch zu Lebzeiten der ersten Gandersheimer
Äbtissin (+ 29.11.874) geschlossen wurde. Insofern ist das von Werner
gegebene Heiratsjahr (876/77) zu berichtigen. Dümmler setzte das Jahr
von Liutgards Eheschließung sogar
schon auf 866/67 an. Wenn wir uns dieses erschlossene Heiratjahr der Liutgard
vergegenwärtigen und mit einbeziehen, dass die Adligen Damen in der
Regel bei ihrer Vermählung nicht älter als 20 Jahre gewesen sind,
dürfen wir das Geburtsjahr Liutgards
gegen Ende der vierziger Jahre des 9. Jahrhunderst vermuten.
Todestag und Todesjahr überliefert der im 12. Jahrhundert
arbeitende Annalista Saxo a. 885. Das Todesjahr ist zutreffend,
da es auch in den Fuldaer Totenannalen bezeugt ist; doch wurde an
Liutgards Begräbnisort Aschaffenburg offenbar der 17.11.
als Todestag gefeiert: dieser lokalen Tradition ist wohl der Vorzug gegenüber
den Angaben des Annalista Saxo zu geben.
Diwald Hellmut: Seite 114
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"Heinrich der Erste"
Von Liutgard wird in den Quellen eigens und etwas betreten vermerkt, dass es sich um eine erklärt herrschsüchtige Dame gehandelt haben soll. Sie lebte nach dem Hingang ihres Gemahls im Jahr 882 auf ihrem Witwensitz Aschaffenburg, dem Ort, an dem sie sich mit Ludwig dem Jüngeren vermählt hatte.
Mühlbacher Engelbert: Seite 370-374
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"Deutsche Geschichte unter den Karolingern"
879 wurden Boten an Ludwig
entsandt, um ihn und dessen Gemahlin - Abt Gauzlin wußte wohl, weshalb
er die ehrgeizige Frau einlud - zu entbieten, sie möchten eilig nach
Metz kommen, wohin er ihnen seine Parteigänger zuführen werde.
Gegen die Abtretung des westlichen Teil Lothringens ließ er sich
von Gauzlins Gegnern zum Abzug bewegen. Er vereinigte damit das gesamte
Lothringen in seiner Hand.
Ludwig durfte mit
seinem Erfolg zufrieden sein: Seine Gemahlin war es nicht. Als er sie in
Frankfurt begrüßte, empfing sie ihn mit Vorwürfen; wäre
sie bei ihm gewesen, sagte ihm die herrschsüchtige Frau
Liutgard
- sie war eine Tochter des edlen Sachsen Liudolf, des Stammvaters
der OTTONEN - so würde er nun im
Besitz des ganzen westfränkischen Reiches sein. Bei ihr suchten auch
Gauzlin und Konrad Zuflucht, sie führten bei ihr Klage, dass sie getäuscht
und geopfert worden seien. Von ihr aufgestachelt, entschloß sich
Ludwig
zu einem neuen Krieg, der ihm das ganze, noch immer königlose
W-Reich erobern sollte.
Während Ludwig noch
in Regensburg weilte, stürzte sein einziger Sohn aus der Ehe mit Liutgard,
noch ein Kind, aus dem Fenster der Pfalz Frankfurt und blieb mit gebrochenem
Genick totliegen. Es war dies, da die Ehe des Schwaben-Königs
KARL kinderlos war, der einzige eheliche Sproß des ostfränkischen
Königshauses.
Kaum war die Jahreswende von 880 überschritten,
noch im Winter rückte Ludwig,
diesmal von seiner Gemahlin begleitet, mit einem Heer ins W-Reich, konnte
aber nur die Bestätigung seines Besitzes in W-Lothringen erreichen.
Hlawitschka, Eduard: Seite 188,223
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"Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen
Geschichte"
In Sachsen gelingt es während der Regierungsjahre
Ludwigs
des Kindes den dort seit den 70-er Jahren in höchstem Ansehen
stzehenden LIUDOLFINGERN, mit denen
schon Ludwig der Jüngere durch
seine Ehe mit Liutgard, der Tochter
Liudolfs und Schwester Ottos des Erlauchten, in Verwandtschaft getreten
war und aus deren Mitte ARNULF
gerade erst Oda,
die Tochter Otto des Erlauchten, zur Gemahlin für seinen Sohn Zwentibold
vorgeschlagen hatte, sich endgültig als führende Familie zu etablieren.
Die in Creil Eingetroffenen seien darauf von beiden überredet
worden, König Ludwig den Jüngeren von
O-Franken, Ludwigs des Deutschen
Sohn, den Gauzlin in ostfränkischer Gefangenschaft nach der Schlacht
von Andernach (876) kennengelernt hätte und mit dem er fortan freundschaftlich
verbunden geblieben wäre, in ihr Reich einzuladen; denn er würde
ihnen allen mit Freigiebigkeit jene honores gewähren, die sie
bislang nicht hatten erhalten können. Gersandte gingen nach Frankfurt
ab. Ludwig wurde ersucht, eiligst an
die W-Grenze nach Metz zu kommen, wohin ihm alle Bischöfe, Äbte
und Edlen ihres Reiches entgegenkommen könnten.
Ludwig
der Jüngere war dazu sofort
bereit, und ging auch auf eine weitere Bitte, bis nach Verdun vorzurücken,
ein. In Verdun traf er dann - in der zweiten Maihälfte 879 - auf die
Einladenden - aber nicht nur auf sie. Auch diejenigen Großen, die
zu der Versammlung nach Meaux eingeladen hatten, waren ihrerseits nach
Bekanntwerden der in Creil gefaßten Beschlüsse übereingekommen,
Boten an Ludwig den Jüngeren zu
schicken. Sie kamen zur gleichen Zeit in Verdun an, und zwar mit dem Anerbieten,
ihre Großen würden ihm, Ludwig den
Jüngeren, jenen Teil des ehemaligen Reiches Lothars
II., der 870 im Vertrag von Meersen an KARL
DEN KAHLEN gefallen war, überlassen, falls er nach Empfang
dieses Gebietes in sein Reich zurückkherte und das sonstige ErbeLudwigs
des Stammlers dessen beiden Söhnen zugestehe. Ludwig
der Jüngere ging auf das Anerbieten der letzteren ein und
wies andererseits Abt Gauzlin, Graf Konrad und ihre Anhänger mit Schimpf
und Schande davon. Ludwig der Jüngere
selbst kehrte bald nach Frankfurt zurück, um sich für
den Antritt des bayerischen Erbes seines todkranken Bruders
Karlmann
bereitzuhalten. Bei Liutgart, der Gemahlin
Ludwigs
des Jüngeren, fanden Abt Gauzlin und Graf Konrad jedoch
mehr Gehör, sodaß Ludwig schließlich
unter Liutgards Einfluß einen
neuen Einmarsch ins W-Reich plante. Dieser Anfang 880 unternommen, scheiterte
dann aber, als sich die Anhängerschaft Gauzlins rasch aufgelöst
hatte.
Decker-Hauff Hansmartin: Seite 274
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"Die Ottonen und Schwaben"
Nichts liegt näher, als Liutgard, die Mutter der zwischen 883 und 885 geborenen Brüder Burkhard und Udalrich (deren Nachkommen später Aschaffenburg besitzen), die seit 20.1.882 Witwe des Königs Ludwigs des Jüngeren war, einfach gleichzusetzen. Denn dann ist die Vererbung von Aschaffenburg an die schwäbischen Herzoge unkompliziert erklärt: Liutgard hatte aus ihrer ersten Ehe mit dem KAROLINGER Ludwig nur einen in frühester Kindheit wieder verstorbenen Sohn Ludwig und die als Nonne in Chiemsee bezeugte Tochter Hildegard, aus ihrer nun ab Spätsommer 882 anzusetzenden und bis Anfang 885 dauernden zweiten Ehe mit dem HUNFRIDINGER Burkhard aber zwei lange lebende Söhne, Burkhard I. und Udalrich. In Burkhards I. Sippenkreis befindet sich später Aschaffenburg. Der Schluß ist einfach: Liutgard, die Stammutter der BURKHARDINGER, war eine LIUDOLFINGERIN, nämlich Liutgard, die Schwester Ottos des Erlauchten und Witwe König Ludwigs des Jüngeren.
Althoff, Gerd: Seite 225
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"Adels- und Königsfamilien im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung"
In dieser Argumentationskette werden die LIUDOLFINGER,
das hat die Forschung bisher nicht klar genug gesehen, als die rechtmäßigen
Erben der KAROLINGER ausgegeben, denn
Otto der Erlauchte, so wird argumentiert, war beim Tode König
Ludwigs (des Kindes) der nächste Verwandte der Königin-Witwe
Liutgard, seiner Schwester. Nun sind deise Angaben Widukinds
falsch, denn Liutgard war mit Ludwig
dem Jüngeren und nicht mit Ludwig
dem Kind verheiratet. Es fragt sich jedoch, ob es gennügte,
Widukind in posivistischer Weise einen Fehler anzulasten, oder ob nicht
vielmehr festzusteleln ist, daß Widukind an dieser Stelle die genealogischen
Angaben bewußt veränderte, um so den Anspruch der OTTONEN
auf die Königswürde zu untermauern. Dies läßt sich
mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit behaupten. Angesichts der
genauen Kenntnis, die man in der ottonischen Familie auf Grund des Totengedenkens
von den vorübergehenden Generationen hatte, scheint ein 'Vershen'
ausgeschlossen. So ist denn auch bei Hroswith von Gandersheim die Verwandtschaft
durchaus richtig dargestellt. Auch in einer Urkunde OTTOS
DES GROSSEN für Gandersheim vom 21. April 956 wird die
Heirat Liudgards mit Ludwig
dem Jüngeren erwähnt und es ist kein Zweifel möglich,
daß man diesen durchaus von Ludwig dem Kind
zu unterscheiden wußte.
876/77
oo Ludwig III. der Jüngere König des
Ostfränkischen Reiches
um 835-20.1.882
Kinder:
Ludwig
um 877- November 879
Hildegard
878/81- nach 895
Literatur:
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Althoff, Gerd: Adels- und Königsfamilien
im Spiegel ihrer Memorialüberlieferung, Wilhelm Fink Verlag München
1984, Seite 27,159,225 - Althoff Gerd: Die Ottonen. Königsherrschaft
ohne Staat. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000, Seite 20,24
- Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart Berlin
Köln, Seite 17, 23 - Deutsche Geschichte Band 1 Von den Anfängen
bis zur Ausbildung des Feudalismus Mitte des 11. Jahrhunderts. VEB Deutscher
Verlag der Wissenschaften Berlin 1982, Seite 358 - Dümmler
Ernst: Die Chronik des Abtes Regino von Prüm. Verlag der Dykschen
Buchhandlung Leipzig Seite 73 - Dümmler Ernst: Geschichte des
Ostfränkischen Reiches. Verlag von Duncker und Humblot Berlin 1865
Band II Seite 63,118,120-122,131,166 - Eickhoff Ekkehard: Theophanu
und der König. Otto III. und seine Welt. Klett-Cotta Stuttgart 1996,
Seite 138 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter. Verlag C.H. Beck
München 1994, Seite 59 - Giese, Wolfgang: Der Stamm der Sachsen
und das Reich in ottonischer und salischer Zeit. Franz Steiner Verlag Wiesbaden
1979, Seite 18,69 - Glocker, Winfrid: Die Verwandten der Ottonen
und ihre Bedeutung in der Politik, Böhlau Verlag Köln Wien 1989,
Seite 260 - Hlawitschka Eduard: Lotharingien und das Reich an der
Schwelle der deutschen Geschichte. Anton Hiersemann Stuttgart 1968, Seite
188,223 - Hlawitschka, Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln
der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands.
Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke
Verlag Sigmaringen 1987, Seite 26,34,85 - Holtzmann Robert: Geschichte
der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München
1971, Seite 37 - Konecny Silvia: Die Frauen des karolingischen Königshauses.
Die politische Bedeutung der Ehe und die Stellung der Frau in der fränkischen
Herrscherfamilie vom 7. bis zum 10. Jahrhundert. Dissertation der Universität
Wien 1976, Seite 140 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger.
W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992, Seite 167 - Schmid
Karl: Reich und Kirche vor dem Investiturstreit. Gerd Tellenabch zum 80.
Geburtstag. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1985, Seite 52 - Schnith
Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern
zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990, Seite 65,71,75,113
-
Schulze, Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum.
Ottonen und Salier. Siedler Verlag, Seite 127, 129,136,138 - Widukind
von Corvey: Die Sachsengeschichte. Philipp Reclam jun. GmbH & Co.,
Stutggart 1981, Seite 53 - Wies, Ernst W.: Otto der Große,
Bechtle Esslingen 1989, Seite 40 -