Begraben: St. Erasmuskapelle des Klosters Reichenau
Sohn des Herzogs
Burchard II. von Schwaben und der Regilinde
im Sülichgau, Tochter von Graf Eberhard
Lexikon des Mittelalters: Band II Spalte 941
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Burchard II., Herzog von Schwaben
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+ 11. oder 12. November 973
Begraben: Reichenau
Folgte 954 auf Liudolf,
der wegen des Aufstands gegen seinen Vater,
König
OTTO I., dem schwäbischen Dukat entsagen mußte. Da
Burchard
II. als Sohn Herzog Burchards
I. gelten darf, spielten bei seiner Erhebung offenbar Ansprüche
des hunfridingischen Hauses wie auch
die Verwandtschaft Burchards II. mit
Königin
Adelheid eine Rolle. Die Verbindung zum ottonischen
Königshaus
bekräftigte Burchard II. durch
seine Heirat mit Hadwig,
der Tochter von König OTTOS I.
Bruder Heinrich.
Burchard II. gehörte
zum Gefolge
OTTOS I., 955 beteiligte
er sich mit einem schwäbischen Aufgebot an der Lechfeldschlacht, 962
und 967 begleitete er OTTO auf seinen
Italienzügen und führte 965 im Auftrag des Kaisers Krieg gegen
Adalbert,
König von Italien, und dessen Bruder Wido,
welche die ottonische Oberhoheit nicht
anerkennen wollten.
In Schwaben läßt sich Burchards
II. Herrschaft im Bodenseegebiet und im Breisgau nachweisen:
zeitweise hatte der Herzog die Grafschaft im Thurgau inne, Zürich
und Breisach sind als herzogliche Münzstätten bekannt. Besondere
Förderung ließ Burchard II.
den Klöstern Reichenau und Einsiedeln zukommen, von den süddeutschen
Bischöfen war ihm Hartbert von Chur eng verbunden. In der Burg
Hohentwiel, die als Herzogspfalz fungierte, gründeten Burchard
II. und seine Gemahlin Hadwig ein
Kloster, das als Zentrum des Georgskultes und Stätte der Bildungspflege
dienen sollte. Gleichzeitig tradierten sie das burchardingische
Eigenkloster in Waldkirch an OTTO I.,
behielten aber für Hadwig eine
Nutzung auf Lebenszeit vor.
Durch die Verwandtschaft Hadwigs
mit den bayerischen LIUDOLFINGERN
geriet das schwäbische Herzogtum zur Zeit Burchards
II. unter den starken Einfluß Heinrichs
II. des Zänkers. Das zeigt deutlich die Nachfolgeregelung
für Bischof
Udalrich von Augsburg 973, in der Burchard
II. eine wenig rühmliche Rolle spielte: Gegen den Willen
Udalrichs
und durch Täuschung des Domkapitels betrieb Burchard
II. die Erhebung Heinrichs,
eines Vetters der Hadwig, auf den Augsburger
Bischofsstuhl. Nach dem im selben Jahr erfolgenden Tod des kinderlosen
Burchard II. versuchte
Kaiser
OTTO II., das schwäbische Herzogtum durch die Einsetzung
seines gleichnamigen Neffen wieder stärker an die Krone zu binden.
Literatur:
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Ch. F. Stälin, Wirtembergische Gesch. I, 1841 -
Th. Mayer, Das schwäb. Hzm. und der Hohentwiel (Hohentwiel, hg. H.
Berner, 1957), 88-113 - F. Beyerle, Das Burgkl. auf dem Hohentwiel (ebd.).,
125-135 - Th. L. Zotz, Der Breisgau und das alem. Hzm (VuF Sonderbd. 15),
1974 - H. Maurer, Der Hzg. v. Schwaben, 1978.
H 39
Me: 12.11 Burgardus dux + 973 Burchard II., Herzog von Schwaben
(Es.) Burkhard war
der Gemahl der Hathwig (H 30),
der Tochter Heinrichs I. von Bayern (H
37), gehörte also dem Verwandtenkreis
der bayerischen Linie der OTTONEN
an.
Ihm wurde das Herzogtum 954 auf
Grund des liudolfingischen Aufstands übertragen. Er gilt in der Forschung
als treuer Anhänger
OTTOS DES GROSSEN;
vgl. FW H 7; Zotz, Der Breisgau und das alemannische Herzogtum, passim
(Register. Seite 249); Maurer, Der Herzog von Schwaben, passim (Register,
Seite 352) mit weiteren Hinweisen.
Zum Todesdatum: Uhlirz, Jbb. Ottos
II. und Ottos III., Seite 40 mit Anmerkung 18.
Rappmann Roland/Zettler Alfons: Seite 443-444
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"Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken
im frühen Mittelalter"
BURKHARD III. VON SCHWABEN
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Necr. B 11.11. "Burchardus dux", Herzog von Schwaben 954-973, + 11./12.11.973
Weitere Necrologbelege:
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Einsiedeln, Necr., zum 11.11.: "Burgardus dux" (Seite
361, vgl. Keller Seite 165); St. Gallen, Necr. 2, zum 12.11.: "Obitus ...
Purchardi ducis Alamannorum" (p. 346, Seite 58); Weißenburg, Necr.,
zum 12.11.: "Burghertus dux" (Seite 38); Merseburg, Necr., zum 12.11.:
"Burgardus dux" (fol. 7r, Seite 11 b 63); Einsiedeln, Jahrzeitbuch, zum
November: "Burkhardus dux iunior obiit, qui ut supra patet, cum matre sua
Regelinda dedit Stevegia, Kaltbrunnen et Lindenowa" (Seite 370, vgl. Keller
Seite 162).
Literatur:
-----------
Zotz, Der Breisgau, besonders Seite 133 und Seite 148ff.;
Maurer, Der Herzog von Schwaben, passim; Biograph. Wörterbuch I Sp.
394f.: Die Klostergemeinschaft von Fulda 2,1 Seite 399 H 7; Althoff, Adels-
und Königsfamilien H 39; Zettler, Die frühen Klosterbauten Seite
115 ff. Zum Todestag: Stälin, Wirtembergische Geschichte 1 Seite 459
Anm. 3; Schmid, Die älteste Geschichte 1 Seite 322 Anm. 188; Uhlirz,
Jahrbücher 1 Seite 40 mit Anm. 18, BMi 643a; Keller, Einsiedeln Seite
162 Anm. 86.
Burkhard, der heute
allgemein als Sohn Herzog Burkhards II. von Schwaben und Reginlinds
gilt (vgl. Büttner, Heinrichs I. Südwest- und Westpolitik Seite
43ff.), war mit Hadewig, der Tochter
Herzog Heinrichs I. von Bayern und
dessen Frau Judith, einer Tochter Herzog Arnulfs von Bayern, vermählt.
Die Beziehung Burkhards
zur Reichenau sind uns heute besonders durch die Chronik des Gallus Öhem
Seite 19 überliefert. Der bedeutende Besitz der Reichenau um Schleitheim
(westlich des Randen) geht danach auf Burkhard
III. zurück und nicht etwa auf seinen Vater; vgl. Beyerle,
Grundherrschaft Seite 470, Ders.; Von der Gründung Seite 112/18, Mayer,
Die Anfänge Seite 13 und Maurer, Das Land Seite 51ff.
Hervorzuheben sind die beiden Besuche des Herzogs auf
der Insel in den Jahren 965 und 972; es sind die einzigen nachweisbaren
Aufenthalte des Herzogs im alemannischen Raum überhaupt; vgl. BO 370/71
und BMi 603 und dazu Zotz Seite 148 mit Anm. 178. Darüber hinaus intervenierte
Burkhard für das Inselkloster
( D O I 277) und wurde schließlich auch dort in der Erasmuskapelle
beigesetzt, vgl. Herimanni Aug. Chron. Seite 116 ad a. 973 und dazu Beyerle,
Von der Gründung Seite 112/18 Anm. 100b sowie Maurer Seite 171 und
neuerdings Zettler, die frühen Klosterbauten Seite 115ff.
Es zeigt sich aber nicht zuletzt an der im jüngeren
Teil des Reichenauer Verbrüderungsbuches p. 149A1-5/B1-2 enthaltenen
Konventliste des von
Herzog Burkhard
und seiner Frau Hadewig auf dem Hohentwiel gegründeten Burgklosters,
daß sogar eine Beziehung der Reichenau zu der "Herzogspfalz" (Maurer
Seite 51) auf dem Hohentwiel bestanden hat; zu dieser Konventsliste, die
zu Lebzeiten des Herzogs erstellt worden sein soll, vgl. Beyerle; Das Burgkloster
Seite 128ff und Geuenich, Listen. Dagegen muß Franz Beyerle und Hagen
Kellers These, Burkhard sei unter anderem
auch mit seiner Gemahlin in das Reichenauer Verbrüderungsbuch p. 8X2-4
eingetragen worden, eingehender geprüft werden. Neben dem Reichenauer
Necrolog nennt nur das um 1000 entstandene Einsiedler Totenbuch den 11.11.
als Todestag des Herzogs, sonst wird der 12.11. genannt.
An Liudolfs Stelle
übertrug der König das Herzogtum an Burchard
II. (954-973). Vielleicht ein Sohn Herzog Burchards I.
und als solcher Oheim der Königin Adelheid,
in deren Gemeinschaft er einige Male genannt wird, vermählte sich
Herzog Burchardmit der schönen
und reich ausgestatteten Hadwig, Tochter
Herzog Heinrichs I. von Bayern und
Nichte König OTTOS. Das Jahr nach
seiner Einsetzung herrschte in Deutschland wieder schwere Ungarnnot. Ein
gewaltiges Heer, auf mindestens 100.000 Reiter geschätzt, überall
raubend und mordend, überschwemmten die ungarischen Horden Bayern
und Schwaben, allein ihre Hauptschar wurde den 10. August des Jahres unter
der Führung des Königs selbst, welcher nach einem freilich jüngeren
Berichte über Ulm herangezogen kam, in blutiger Feldschlacht aufs
Haupt geschlagen. Der Zusammenstoß erfolgte in der Nähe von
Augsburg, auf dem linken Ufer des Lech, nach der gewöhnlichen Annahme
südlich von der Stadt auf dem Lechfelde. Bei der Aufstellung zur Schlacht,
deren Einzelheiten uns allerdings nicht in der erwünschten Weise bekannt
sind, bildeten die Bayern die drei ersten Abteilungen, die Franken unter
Herzog Konrad die vierte, der König mit den tüchtigsten und zahlreichsten
Scharen unter der Fahne des siegspendenden Erzengels Michael, des Feldzeichens
des Reichs, die fünfte, die Schwaben unter
Herzog
Burchard die sechste und siebente Abteilung des deutschen Heeres,
während die achte, aus 1.000 Böhmen bestehende, im Nachzug das
Feldgerät und den Troß hütete. Allein unvermutet fiel ein
Teil der Ungarn dem deutschen Heer in den Rücken und trieb die Böhmen
sowohl als die Schwaben in die Flucht, so dass es erst dem heldenmütigen
Herzog Konrad gelang, das Treffen wieder zu stellen. An dieses Vorspiel
schloß sich der allgemeine heiße Kampf an, in welchem der König,
mit der heiligen Lanze des Reiches bewehrt, selbst in den Feind eindrang.
Seinem Eidam Konrad wurde durch einen ungarischen Pfeil die Kehle durchbohrt,
als er eben die Riemen des Helmes löste, um Luft zu schöpfen;
auch der Bruder des Bischof Ulrich, der tapfere Graf Dietbald, sowie Graf
Ulrich vom Argengau zählten zu den vielen und schweren Opfern des
glorreichen Sieges, der Deutschland für immer von der Ungarngeisel
befreite.
Da in der Heimat nunmehr Friede herrschte, unternahm
der König seinen zweiten italienischen, zugleich seinen ersten Römerzug
(vom Herbst 961 bis Frühjahr 965). Unter der Umgebung OTTOS
zu Rom, allwo derselbe am 2. Februar 962 die Kaiserkrone erhielt, erscheint
auch unser Herzog. Hatte der Hinweg durch das östliche Schwaben über
Augsburg geführt, so wurde dem Kaiser bei der Rückkehr über
St. Gallen (18. Januar 965) und Reichenau (23. des Monats) die Freude zuteil,
auf der schwäbisch-fränkischen Grenze zu Heimsheim seine Söhne,
den Thronfolger OTTO, und Wilhelm,
Erzbischof
von Mainz, die ihm bis hierher entgegengekommen, zu begrüßen.
Aber bald nach der Entfernung des Kaisers erhoben sich in der Lombardei
noch im Frühjahr 965 Berengars
Sohn, König Adalbert, dessen Bruder
Wido
und mehrere italienische Große. Diese Unruhen zu dämpfen erhielt
Herzog
Burchard den Auftrag. Er zog mit einiger schwäbischen Mannschaft
über die Alpen, fuhr mit ihr und den treugebliebenen Lombarden den
Po hinab, lieferte den Empörern am 25. Juni des Jahres ein Treffen
und zwang dieselben, soweit sie nicht, wie Wido,
fielen, zur Flucht. So trug er zur Sicherung der kaiserlichen Macht in
Oberitalien wesentlich bei. Nachdem er noch mit seiner Gemahlin das Kloster
auf dem Hohentwiel, vielleicht einem Erbgut seiner Familie, gestiftet hatte,
starb er einige Monat nach
Kaiser OTTO I.
am 11. oder 12. November 973 und wurde in der St. Erasmuskapelle
des Klosters Reichenau beigesetzt.
Uhlirz, Karl: Band I Seite 40
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"Jahrbücher des Deutschen Reiches unter Otto II.
und Otto III."
Angelegenheiten von hoher Bedeutung harrten der Entscheidung durch den Kaiser. Am 11. oder 12. November war Herzog Burkhard von Schwaben gestorben. Wir haben seine Beziehungen zum bayerischen herzogshause, sein Verhalten in der Augsburger Sache kennengelernt. Hatte er da in einer so hohen Untertanen geläufigen Weise das Ansehen des Kaisers für seine Zwecke mißbraucht und dieser sich im Augenblick fügen müssen, so dürfte der Vorgang dem Herrscher doch verstimmt und ihm die Gefahr enthüllt haben, die dem Reich von dieser Seite drohte. Der Tod des Herzogs bot ihm Gelegenheit, ihr vorzubeugen und die Richtung, welche die Entwicklung in S-Deutschland zu nehmen schien abzulenken. Hätte er das Herzogtum der jungen Witwe Hadwig belassen, so wäre die Sekundogenitur zur unmittelbarebn Herrschaft über den ganzen S des Reiches gelangt, ihr Übergewicht hätte die Bischöfe er drückt und sich bald auch der kaiserlichen Gewalt gefährlich erwiesen. Da sich ganz gewiß zu Gunsten Hadwigs mächtiger Einfluß am Hofe geltend gemacht hat, so wird man annehmen dürfen, daß der Entschluß des Kaisers, sie zu übergehen, vor allem durch politische Erwägungen veranlaßt war. Daneben mag man auch daran Anstoß genommen haben, die Herrschaft über ein weites Gebiet einer kinderlosen Witwe zu überlassen, und sehr schwer mag auch ins Gewicht gefallen sein, daß sich in des Kaisers nächster Umgebung, ihm in treuer Freundschaft verbunden ein für das hohe Amt völlig geeigneter Hofgenosse befand, Otto, der Sohn Liudolfs und der Ida, der Enkel des großen Kaisers und des Schwaben-Herzogs Hermann. Ihm verlieh der Kaiser das Herzogtum Schwaben, während Burkhards Witwe nur die Güter ihres Mannes und die Klostervogteien behielt.
Beumann, Helmut: Seite 76,100,113
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"Die Ottonen"
Im Dezember konnte im thüringischen Arnstadt bei
einer großen Reichsversammlung der Schlußstrich gezogen werden.
Liudolf
und Konrad mußten förmlich auf ihre Herzogsämter verzichten,
nicht jedoch auf ihre Eigengüter. Um die Schwaben zurückzugewinnen,
verlieh OTTO den Dukat an Burchard
III. aus der einheimischen Dynastie
der HUNFRIDINGER, deren Ansprüche
ebenso berücksichtigt wurden wiedie Verwandtschaft der Königin,
wenn er, wie angenommen wird, Sohn Burchards II. und damit Bruder
Bertas, der Mutter Adelheids,
gewesen ist. Seine Verbindung mit dem Königshaus wurde bald durch
seine Ehe mit
Hadwig, der Tochter Heinrichs
von Bayern, verstärkt. Die Herzogsburg auf dem Hohentwiel
ergänzte er zu einer "Herzogspfalz" durch Gründung eines Klosters,
wo der heilige Georg als Spezialpatron des Herzogspaares bereits unter
Hervorhebung seines Kriegerstandes verehrt wurde - eine auffallende Parallele
zum ottonischen Mauritius-Kult im Magdeburger
"Pfalzkloster".
Im Juni 965 unterlag Adalbert
einem
schwäbisch-italienischen Aufgebot Burchards
III. und zog sich in die Berge, später auf byzantinisches
Gebiet in S-Italien zurück.
Solche Besorgnis fand nur allzubald ihre Bestätigung
in einer wachsenden süddeutschen Opposition gegen den jungen Kaiser,
der mit knapp 18 Jahren dem Vater an der Seite der griechischen Gemahlin
gefolgt war. Schon bei der ersten Bistumsvakanz vermochte er sich nicht
durchzusetzen. Der zum Nachfolger Ulrichs von Augsburg, des verläßlichen
Helfers seines Vaters, erhobene HUNFRIDINGER Heinrich
verdankte sein Amt dem Zusammenspiel des bayerischen und des schwäbischen
Herzogshofes, Heinrichs des Zänkers,
wie ihn schon Zeitgenossen nannten, und seiner Mutter, der LUITPOLDINGERIN
Judith auf der einen, Herzog Burchards III. von
Schwaben und seine Gemahlin Hadwig,
Schwester des Zänkers und Tochter
Judiths, auf der anderen Seite. Als Sohn Burchards,
des Markgrafen der bayerischen Ostmark, und einer Schwester Judiths war
Bischof
Heinrich Exponent der beiden süddeutschen Herzogsdynastien zugleich.
Als im November 973 Burchard
III. kinderlos starb, scheint seine Witwe Hadwig
nach dem Vorbild Reginlindes, der Witwe Burchards II.,
und deren Heirat mit dem KONRADINER
Hermann ihrerseits durch eine neue Heirat die Nachfolge im Herzogtum
nach eigenen Wünschen haben bestimmen wollen.
Eickhoff, Ekkehard: Seite 46
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"Theophanu und der König"
Schmerzlich erfuhr das junge Herrscherpaar den Eigenwillen des hohen Adels mit dessen schwer überschaubaren Bündnissen und Parteiungen, die sich über das ganze Reich erstreckten. Zwei Monate nach OTTOS Regierungsantritt verstarb der heilige Bischof Ulrich von Augsburg. Eine verwegene Intrige der Herzöge Heinrich II. von Bayern und Burchard III. von Schwaben brachte im Widerspruch zur schon erfolgten, kanonischen Wahl ihren Verwandten Heinrich auf den Augsburger Bischofsstuhl Heinrichs Partner in dieser Manipulierung der Augsburger Bischofswahl, Herzog Burchard III. von Schwaben oder Alemannien, starb wenige Monate später kinderlos.
Wies, Ernst W.: Seite 167,245,249
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"Otto der Große"
Schwaben kam wieder in die Hände der HUNFRIDINGER-Familie
zurück. Herzog wurde Burchard II.,
wahrscheinlich ein Sohn Herzog Burchards I., der 926 vor Novara
gefallen war, und ein Bruder der
Berta, Mutter der Königin
Adelheid. Vielleicht wird hier der Einfluß der Königin
sichtbar. Burchard vermählte sich
mit der schönen und später sich als willensstark erweisenden
Hadwig,
der Tochter Heinrichs von Bayern und
der Judith. Damit war die Ansippung der schwäbischen Herzöge
an die Königsfamilie von zwei Seiten her gegeben.
Die sechste und siebente Schar machten die Schwaben aus,
an ihrer Spitze
Herzog Burchard, verheiratet
mit der Tochter des Bruders des Königs.
Über die Verhältnisse in der Lombardei unterrichtet
uns der Continuator Reginonis unter dem Jahr 965:
"In demselben Jahr fallen einige von den Langobarden
in gewohnter Weise vom Kaiser ab und führen Adalbert
nach Italien zurück. Da sandte der Kaiser den Burchard,
Herzog der Alamannen, nach Italien. Der fuhr, um mit ihm zu kämpfen,
wo man ihn auch finden möchte, mit den dem Kaiser treuen Langobarden
und Alamannen zu Schiff den Po hinab und landete in der Gegend, wo sich,
wie er gehört, jener aufhalten sollte. Sofort bei der Landung griff
Adalbert
sie an, dabei fiel sein Bruder
Wido
mit vielen anderen. Adalbert
aber entkam
mit knapper Not durch die Flucht und ging in eine Gebirgsgegend, wo er
sich vor dem Kaiser verbergen wollte. Der Herzog aber, froh über deisen
Sieg, kehrte in seine Heimat zurück und berichtete dem Kaiser, was
ihm begegnet war."
Hier feierte OTTO
mit dem Papst am 31. März 967 das Osterfest und berief einen Reichstag
und zugleich eine Synode ein. Von den weltlichen Herren treffen wir an
des Kaisers Schwager, König Konrad von Burgund,
den Herzog Burchard von Schwaben und
den Pfalzgrafen Otbert.
Pätzold, Stefan: Seite 9
*************
"Die frühen Wettiner. Adelsfamilie und Hausüberlieferung
bis 1221."
Der dritte Ansatz nimmt schließlich die Vermutung
wieder auf, daß die WETTINER von einem Spitzenahn namens Burkhard
abstammten, sucht allerdings ihrer Heimat in Schwaben, da man der Aussage
des Sachsenspiegels folgt, daß die Markgrafen von Meißen nach
schwäbischem Recht lebten. Diese Ansicht wird durch zwei Indizien
gestützt. Zum einen läßt ein Eintrag im Gedenkbuch des
Klosters Pfäfers vermuten, daß um 950 Beziehungen zwischen dem
im Jahre 926 gestorbenen schwäbischen Herzog
Burkhard I. und seinem Sohn Burkhard II.
sowie mehreren sächsischen Adligen aus dem Umfeld der Harzgrafengruppe,
der Rikdag-Sippe und der IMMEDINGER bestanden [Libri Confraternitatum,
Seite 383, Nr. 109. Vgl. dazu Decker-Hauff, Ottonen und Schwaben, Seite
247ff., G. Tellenbach, Adelsgeschichte, Seite 1744ff., R. Wenskus; Stammesadel;
Seite 331f. und zusammenfassend M. Kobuch in den Ergänzungen zu O.
Posse Genealogie Tafel 1, Nachträge Seite 2.]. Zum anderen legt das
Eindringen der ursprünglich in Sachsen nicht vorkommenden Namen Burkhard
und Wieldrut in das Namensgut der immedingischen Liesgaugrafen,
die wohl in das Umfeld der Harzgrafen gehörten, eine Verbindung der
schwäbischen und der sächsischen Verwandtengruppen nahe. So ist
zum Jahre 965 im Liesgau ein Graf
Burkhard bezeugt. Daraus leitet man die Vermutung ab, daß
die WETTINER von den schwäbischen BURKHARDINGERN
abstammten, wobei es als denkbar angesehen wird, daß der Liesgau-Graf
Burkhard und Dietrich I. die Söhne von BurkhardII.waren,
der in erster Ehe eine Frau aus der immedingisch-harzgräflichen
Verwandtengruppe geheiratet hatte [Vgl. dazu R. Wenskus, Stammesadel, Seite
333: "So wie sich die Quellen auf diese Weise zusammenordnen, wird man
daher auf folgende Vermutung geführt. Burkhard
II. wurde nach dem Tod seines Vaters 926 nach Sachsen verbracht
und dort mit einer IMMEDINGERIN vermählt, um die Kreise des
neuen Herzogs Hermann in Schwaben nicht zu stören. Der 'Sachse' Burkhard
mag sein Sohn gewesen sein, der dann 965 als Graf im Liesgau bezeugt ist.
Er ist mit seinem Bruder Dedi (Dietrich), der seinen Namen von der
immedingischen Mutter vermittelt erhielt, 982 in Calabrien gegen die
Araber gefallen".].
1. oo IMMEDINGERIN Wieltrud
-
954
2. oo Hadwig von Bayern, Tochter des Herzogs Heinrich
I.
x 940/45-26.8.994
Kinder:
1. Ehe
Bertha
-
oo IMMEDINGER Waldered
-
Dedi (Dietrich)
-13.7.982
Burchard Graf im Liesgau
-13.7.982
Hermann
-
Hamelrich
-
Literatur:
-----------
Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im
Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der
Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 158,384
H 39 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart
Berlin Köln, Seite 76,100,113 - Borgolte Michael: Geschichte
der Grafschaften Alemanniens in fränkischer Zeit. Vorträge und
Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1984 Seite 82,83,84
-
Eickhoff,
Ekkehard, Theophanu und der König, Klett-Cotta Stuttgart 1996, Seite
46,186,375,450,519 - Hlawitschka Eduard: Untersuchungen zu den Thronwechseln
der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands.
Zugleich klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke
Verlag Sigmaringen 1987, Seite 50,65,67,74,105,158,164,171 - Holtzmann
Robert: Geschichte der sächsischen Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch
Verlag München 1971 Seite 156,158, 171,202,205, 241 - Maurer,
Helmut: Der Herzog von Schwaben. Grundlagen, Wirkungen und Wesen seiner
Herrschaft in ottonischer, salischer und staufischer Zeit, Jan Thorbecke
Verlag Sigmaringen 1978 - Pätzold, Stefan: Die frühen
Wettiner. Adelsfamilie und Hausüberlieferung bis 1221, Böhlau
Verlag Köln 1997 Seite 9 - Rappmann Roland/Zettler Alfons:
Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im frühen
Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998 Seite 434,436,439,442,447-449,518
- Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa. Deutscher
Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite 303 - Schneidmüller,
Bernd/Weinfurter Stefan/Hg): Otto III. – Heinrich II. Eine Wende?, Jan
Thorbecke Verlag Sigmaringen 1997 Seite 287, 369,371 - Schnith Karl
Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern
zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 133,146 -
Schulze
Hans K.: Das Reich und die Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und
Salier. Siedler Verlag, Seite 192,194 - Uhlirz, Karl: Jahrbücher
des Deutschen Reiches unter Otto II. und Otto III. 1. und 2. Band. Verlag
Duncker & Humblot Berlin 1967 Seite 40 - Wies, Ernst W.: Otto
der Große, Bechtle Esslingen 1989, Seite 167,169,176,180,195,245,249
-