Ältester Sohn des Markgrafen
Burchard I. von Rätien und der Liutgard
von Sachsen, Tochter von Liudolf dux
Lexikon des Mittelalters: Band II Spalte 940
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Burchard I., Herzog von Schwaben
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+ 28. oder 29. April 926
War als Angehöriger der HUNFRIDINGER,
die seit der 1. Hälfte des 9. Jh. Markgrafen von Rätien und Grafen
im Thurgau und in Gebieten Innerschwabens waren und zu den führenden
Familien im Südwesten des O-Fränkischen Reiches zählten,
maßgeblich an den Auseinandersetzungen um die Bildung des Herzogtums
Schwaben am Anfang des 10. Jh. beteiligt. Bereits sein gleichnamiger Vater
galt als princeps Alamannorum, traf aber 911 bei dem Versuch, sich als
Herzog weiterreichende Anerkennung zu verschaffen, auf den Widerstand Bischof
Salomos III. von Konstanz und Pfalzgraf Erchangers, der Sachwalter des
Königtums in Schwaben, und kam ebenso wie sein Bruder Adalbert
ums Leben; Burchard I. mußte
damals in die Verbannung gehen.
In der Folgezeit rebellierten zuerst Erchanger, dann
der 914 aus dem Exil zurückgekehrte Burchard
I. gegen König KONRAD I.;
915 siegten sie gemeinsam bei Wahlwies über königstreue Landsleute,
und Erchanger wurde als Herzog ausgerufen. Nachdem dieser 917 auf königlichen
Befehl hingerichtet worden war, setzte Burchard
I. die Empörung gegen KONRAD I.
fort
und beanspruchte für sich das Herzogtum. 919 wehrte
Burchard
I. durch seinen Sieg bei Winterthur
die Gebietsansprüche
König Rudolfs II.
von Hoch-Burgund ab und erkannte im gleichen Jahr die Oberhoheit
des neugewählten deutschen König HEINRICHS
I. an. 922 bekräftigte Burchard
I. den Frieden mit Burgund durch die Verheiratung seiner Tochter
Bertha
mit
König Rudolf. Als
Burchard
I. dessen oberitalienische Politik unterstützte, wurde
er 926 vor Novara erschlagen.
Über Burchards I. Stellung
in Schwaben und in Reichweite seiner Herrschaft sind wir nur knapp unterrichtet:
In Stellvertretung HEINRICHS I. hat
Burchard
I. Rechte gegenüber den Reichskirchen wahrgenommen, wie
seine Eingriffe in die Verhältnisse von St. Gallen und der Reichenau
zeigen; auf einem Hoftag in Zürich 926 urkundete er für die dortige
Fraumünsterabtei. Seine Herrschaft versuchte Burchard
I. über den rätisch-thurgauischen Kernraum hinaus
auch in O-Schwaben (Einfluß bei der Erhebung seines Verwandten
Udalrich
zum Bischof von Augsburg) und im Breisgau (Gründung des Hausklosters
St. Margarethen in Waldkirch zusammen mit seiner Frau Reginlind)
geltend zu machen. Dank seiner erfolgreichen Politik und trotz fortdauernder
Widerstände gegen ihn von seiten seiner Landsleute gelang es Burchard
I., das schwäbische Herzogtum nach den Wirren der Entstehungszeit
auf Dauer zu sichern.
Literatur:
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NDB III, 28 [Lit.] - H. Stingl, Die Entstehung der dt.
Stammesherzogtümer (Unters. zur dt. Staats- und Rechtsgesch. NF 19),
1974 - Th. L. Zotz, Der Breisgau und das alem. Hzm. (VuF Sonderbd 15),
1974 - H.-W. Götz, "Dux" und "ducatus", 1977 - H. Maurer, Der Hzg.
v. Schwaben, 1978.
H 11
Me: 28.4. Burcardus dux + 926 Burchard I., Herzog von Schwaben
(Es.) Der Eintrag in
Merseburg ist heute durch die Beschädigung des Pergaments nicht mehr
ganz zu verifizieren, er gehört jedoch wohl der Ergänzungsschicht
an. Burkhard war
der Großvater mütterlicherseits der Kaiserin
Adelheid.
Diese Verwandtschaft ist wohl der
Grund für seine Eintragung in Merseburg; siehe dazu ausführlich
oben Seite 163f.
Allgemein vgl. Biographisches Wörterbuch
1, Spalte 393f.; NDB 3, Seite 28; Zotz, Der Breisgau und das alemannische
Herzogtum, passim (Register, Seite 249); Mauerer, Der Herzog von Schwaben,
passim (Register, Seite 352).
BURKHARD II. VON SCHWABEN
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Necr. B 28.4. "Purchardus dux", Herzog von Schwaben 917-926, + 28./29.4.926
?Necr. B 11.5. "Purchardus dux".
Weitere Necrologbelege: Merseburg, Necr., zum 28.4.: "Burcard dux" (fol. 2r; Seite 11 b 63)
Literatur:
-----------
Hellmann, Der deutsche Südwesten Seite 197ff.; Büttner,
Heinrichs I. Südwest- und Westpolitik, passim; Biograph. Wörterbuch
1 Sp. 393f; NDB 3 Seite 28; Zotz, Der Breisgau, passim; Maurer, Der Herzog
von Schwaben, passim; Althoff, Adels- und Königsfamilien Seite 512f.;
Schmid, Zur amicita Seite 139 und Ders., Die Urkunde Seite 7ff.; Hlawitschka,
Beiträge zur Genealogie Seite 207ff. Zum Todestag: Waitz, Jahrbücher
Seite 84 Anm. 3; BO 12e; Meyer-Marthaler, Rätien Seite 93 Anm. 232;
Maurer, ebd. Seite 176 Anm. 329.
Burkhard, aus dem
Geschlecht der
HUNFRIDINGER, war mit
Reginlind
verheiratet; ihre Tochter Berta war
die Gemahlin König Rudolfs II. von Hoch-Burgund;
der spätere schwäbische Herzog
Burkhard III. wird
heute allgemein als Sohn Burkhards
und Reginlinds angesehen. Obwohl nach Meyer-Marthaler Seite 92 Anm.
231 die Quellen über Burkhards
Herrschaft
nicht sehr zahlreich sind, läßt sich sein Verhältnis zur
Reichenau doch erahnen. So scheint er das um 900 dem Kloster als Eigentum
zugefallene Kloster Zurzach der Reichenau entfremdet zu haben; vgl. oben
Seite 433f., Beyerle, Von der Gründung Seite 112/19, Reinle, Die heilige
Verena von Zurzach Seite 14 und Seite 49; zur Bedeutung Zurzaschs für
den Herzog vgl. Maurer Seite 169f. Außerdem griff er auch in die
Besetzung des Reichenauer Abtstuhles ein: Im Jahre 922 setzte er offensichtlich
den ihm nicht genehmen Abt Heribert (916-922726) ab, trieb ihn mit einigen
Mönchen aus dem Kloster und ernannte den Reichenauer Propst Liuthard
zum neuen Abt; vgl. Herimanni Aug. Chron. Seite 112 ad a. 922, Beyerle,
Von der Gründung Seite 112/19f., Herkommer, Untersuchungen Seite 50f.,
Seite 92f. und oben Seite 301; zu Burkhards generellem Verhältnis
zur alemannischen Kirche siehe Maurer Seite 161ff. und die dort Anm. 212a
genannte Literatur. Trotz dieser schlechten Erfahrungen der Reichenau mit
dem Herzog wurde dieser und seine Familie in das Gebetsgedenken der Inselmönche
aufgenommen, wie nicht nur die Necrologeinträge, sondern auch Gedenkbucheinträge
belegen, vgl. beispielsweise das Reichenauer Verbrüderungsbuch p.
41A/B 3-4; zu diesem Eintrag vgl. unten Seite 448f., zu weiteren Gedenkbucheinträgen
Goetz, Dux Seite 440. Möglicherweise erfuhr Burkhard
nach seinem Begräbnis ein gesteigertes Totengedächtis, wie aufzuzeigen
sein wird. Sein Todestag wird außer in den Reichenauer und Merseburger
Necrologien auch in einer St. Galler Gedenkvereinbarung mit dem 29.4.
angegeben; vgl. Historiae de fratribus conscriptis Seite 13 (I), zu diesen
Verträgen allgemein die bei Maurer Seite 175 Anm. 324 genannte Literatur.
Hingegen läßt sich dem Eintrag zum 11.5. kein Herzog dieses
Namens zuordnen, so bereits Schmid, Die älteste Geschichte 1 Seite
44, Seite 321f Anm. 188 und Dümmler, Geschichte des Ostfränkischen
Reiches 3 Seite 570 Anm. 1. Läßt man den 911 umgekommenen Markgrafen
Burkhard I. von Rätien unberücksichtigt, der auch in den
Reichenauer Totenbüchern nicht vorkommt, so sind in Alemannien nur
zwei mittelalterliche Herzöge dieses Namens bekannt. Es fällt
hingegen auf, daß das jüngere Reichenauer Necrolog vier "duces"
des Namens Burkhard aufführt, von denen sich jedoch nur zwei
eindeutig zuweisen lassen: Herzog Burkhard II.
zum
28.4.
und
Herzog Burkhard III. zum 11.11. Der Necrologbeleg
zum 23.11. kann derzeit nicht zugeordnet werden, wie unten Seite 444f.
zu zeigen sein wird. Auffällig am Eintrag zum 11.5. ist, daß
er von der gleichen Schreiberhand B stammt wie derjenige Herzog
Burkhards II. zum
28.4., was bereits Baumann in seiner
MGH-Edition Seite 275 Note h festgestellt hat. Dies läßt den
Schluß zu, daß dieser Burkhard
etwa zur gleichen Zeit wie Burkhard II. (+ 926),
auf jeden Fall aber vor 954/58, dem Zeitpunkt der Redaktionsarbeit von
Hand B, gestorben sein muß. Für diesen Sachverhalt gibt es nur
drei vernünftige Erklärungsmöglichkeiten: Entweder hat der
gleiche Schreiber versehentlich
Burkhard II.
zu einem falschen Datum eingeschrieben oder der gleiche Schreiber
hat bewußt
Burkhard zum 11.5.
eingetragen, indem er sich zwar auf Burkhard II.,
nicht jedoch auf dessen Todestag, zu dem er ihn ja kurz vorher notiert
hatte, sondern etwa auf den Tag seines Begräbnisses o.ä. bezog.
Es ist zwar nicht bekannt, was mit Burkhards II.
Leichnam nach seinem Tod in der Schlacht von Novara am 28./29.4.926
geschah,
doch könnte er ohne weiteres aus Italien nach Alemannien zurückgeführt
und hier am 11.5. beigesetzt worden sein. Ähnlich wurde ja bekanntlich
auch mit dem Leichnam Herzog Liudolfs von Schwaben
(+ 6.9.957 bei Pombia) verfahren, der nach seiner Überführung
aus Italien feierlich von seinem Halbbruder, dem Erzbischof
Wilhelm von Mainz, in der Mainzer St. Albanskirche bestattet
wurde, vgl. Köpke-Dümmler, Otto der Große Seite 289f. Schließlich
könnte mit Purchard auch dessen Vater Markgraf Burkhard
I. von Rätien gemeint sein, der 911 bei seinem Versuch, in Alemannien
die Herzogswürde zu erlangen, getötet wurde. Zwar wird diesem
Grafen, der in einigen Quellen auch als "dux" bezeichnet wird (vgl. Borgolte,
Grafen Seite 85ff), allgemein der Beleg eines Herzogs Burkhard zum 23.11.
im Reichenauer Necrolog zugeordnet, doch kann nachgewiesen werden, daß
diese Zuweisung falsch ist, siehe unten Seite 445. Der letzte Vorschlag
ist jedoch recht unwahrscheinlich, weil der schwäbische Landtag, auf
dem Burkhard getötet wurde, nach Dümmler, Geschichte des
Ostfränkischen Reiches 3 Seite 569f im Herbst stattgefunden haben
soll, vgl. auch Zeller, Salomo III. Wohl deswegen wurde bisher fälschlicherweise
der Reichenauer Necrologbeleg zum 23.11. herangezogen; eher käme der
5.11. als Todestag in Frage. Aus all diesen Gründen scheint der zweite
Interperetationsvorschlag, der 11.5. sei der Begräbnistag Burkhards
II. gewesen, die größte Wahrscheinlichkeit für
sich zu haben.
Stälin Paul Friedrich: Seite 174-177
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"Geschichte Württembergs"
Kaum hatte Burchard I. (917-926)
das schwäbische Herzogtum neu gegründet, als König
KONRAD I. im Jahr 918 starb und darauf im Frühjahr 919
zu Fritzlar Herzog Heinrich von Sachsen
insbesondere durch die Franken und die Sachsen zum Könige gewählt
wurde. Ob überhaupt und inwieweit von seiten des schwäbischen
Stammes bei der Wahl mitgewirkt und ob in Schwaben, wie nach einer Nachricht
vermutet wird, eine innere Parteiung durch dieselbe veranlaßt worden,
ist nicht mit Gewißheit zu ergründen; so viel steht jedoch fest,
dass Burchard jedenfalls
seinen Anteil an ihr nahm. Auch war er anfangs nicht gewillt, dem neuen
Reichsoberhaupt sich zu unterwerfen, und sein Trotz wurde noch bestärkt
durch einen Sieg, den er über König
Rudolf II. von Hoch-Burgund im Jahr 919 bei Winterthur erfocht.
Allein HEINRICH schickte sich, wohl
noch im 1. Jahr seiner Regierung, zum Kampf gegen ihn an. In kluger Erwägung
der beiderseitigen Streitkräfte unterwarf sich Burchardmit
seinem ganzen Volk ohne Schwertstreich und scheint so den König vom
Einrücken in Schwaben abgehalten zu haben. Mußte ihm doch selbst
die Aussöhnung mit dem Könige für die Befestigung seiner
Herrschaft von Wert sein. Er erkannte HEINRICH
als König an und blieb dafür in ungestörtem Besitze seines
Herzogtums, wie es scheint in einer etwas loseren Verbindung zum Reiche.
HEINRICH behielt sich wohl insbesondere die Besetzung der Bistümer
im Lande vor, in welcher Hinsicht er zum Beispiel auf Burchards
Betreiben im Jahr 923 dessen Verwandten Ulrich,
den späteren Heiligen, zum Bischof von Augsburg erwählte, und
nahm das Königsgut, soweit er dasselbe nicht anderweitig verlieh,
für sich. Burchard dagegen, der
auch fortan in Urkunden sich den prunkenden Titel "von Gottes Gnaden Herzog
der Alamannen" beilegt und von dem Volke und Lande, das Gott seiner Gewalt
unterworfen habe, spricht, schlichtete auf Landtagen die Streitigkeiten
des Volkes wie ein freier Fürst und führte auf eigene Faust mit
seine Mannen Krieg.
Mit seinem früheren Hauptgegner, dem König
Rudolf von Hoch-Burgund, söhnte sich Burchard
so
gründlich aus, dass letzterer sich sogar mit seiner Tochter
Bertha vermählte, eine Verbindung, welche übrigens
des Herzogs frühes Ende herbeiführen sollte. Mit zahlreicher
Mannschaft zog er im Jahr
926 seinem Schwiegersohn zur Bekämpfung
von dessen Gegner, dem Grafen Hugo von Provence,
in die Lombardei zu Hilfe. Hier wurde er nach einem Plane des Erzbischofs
Lambert von Mailand und anderer italienischer Großen beim Aufbruch
von Novara nach Ivrea durch italienische Scharen meuchlerisch überfallen.
In die Stadt zurückflüchtend, stürzte er mit seinem Pferde
in den Stadtgraben, worauf seine Verfolger ihn allda mit Lanzenstichen
töteten (den 28. oder 29. April des Jahres) und sein Gefolge
niederhieben, König Rudolf
aber
sich nach Burgund zurückzog.
Herzog Burchard wird
als mächtiger, angesehener Fürst geschildert; die Geistlichkeit
jedoch, welche zu seiner Zeit nicht mehr so reichlich bedacht wurde wie
zur KAROLINGER-Zeit, fand sich durch
ihn vielfach in ihren Rechten geschmälert und warf ihm Kirchenraub
und Verteilung der weggenommenen Güter unter seine Krieger vor. Zur
Nachfolge im Herzogtum fähige Söhne scheint er nicht hinterlassen
zu haben; insbesondere beruht sein angeblicher Sohn Adalrich, der Wohltäter
des Klosters Einsiedeln und Klausner auf der Insel Ufnau bei Zürich,
nur auf sagenhafter Überlieferung, während der drittnächste
Nachfolger im Herzogtum, Burchard II., in der Regel und nicht ohne Wahrscheinlichkeit,
als sein zur Zeit seines Todes noch unmündiger Sohn oder wenigstens
als sein Verwandter betrachtet wird.
Beumann, Helmut: Seite 30,34-37,40
***************
"Die Ottonen"
Noch im gleichen Jahr wurde der HUNFRIDINGER
Burchard II., dem das Bluturteil des Königs des Weg gebehnt
hatte, von seinen Standesgenossen zum Schwaben-Herzog erhoben, während
Arnulf nach Bayern zurückehrte.
Von den in Fritzlar fehlenden süddeutschen Herzögen
war Burchard II. von Schwaben gerade
durch Abwehrkämpfe gegen Rudolf II. von Burgund
gebunden, während sich Arnulf seinerseits, nach Liudprand von Cremona
"von Bayern und Ostfranken" zum König erheben ließ. Bei der
Aufgabe, sein Königtum in S-Deutschland durchzusetzen, hat HEINRICH
in Schwaben, am Punkt des geringsten Widerstandes, angesetzt. In seiner
Herzogswürde allein auf die Gefolgschaft von "Mitlandleuten" gestützt,
bedurfte Burchard II., von außen
obendrein durch Rudolf von Burgund
bedrängt, des Rückhalts am Reichs- und Reichskirchengut und damit
am König. Schon eine gelinde Machtdemonstration bewog ihn zur Huldigung.
Die Kirchenhoheit scheint ihm HEINRICH
formell nicht zugestanden zu haben, wohl aber freie Hand, im Namen des
Königs nach seinem Willen zu entscheiden. So urkundete Burchard
924 für die Klosterfrauen von Zürich zwar "mit Lizenz des Königs",
zugleich aber, wie bereits Arnulf von Bayern gleich einem Vizekönig,
als "von Gottes Gnaden Herzog der Alemannen".
Bevor HEINRICH zu
einem zweiten, erfolgreichen Zug gegen Arnulf von Bayern aufbrach, schloß
er mit
Karl dem Einfältigen einen
Waffenstillstand und sah im November 920 Herzog
Burchard II. bei seinem Hogftag zu Seelheim (ostw. Marburg).
Den Schwaben verbanden mit dem König die burgundische und die
durch das westfränkische Vordringen gegen den Oberrhein geschaffene
elsässische Frage.
Bevor Rudolf der
Einladung nach Italien folgte, sicherte er sich den Rücken durch ein
Ehebündnis mit Burchard von Schwaben,
der ihn 919 bei Winterthur besiegt hatte, und heiratete dessen Tochter
Berta.
Ein weiteres Thema des Wormser Tages bildete die schwäbische
Herzogswürde.
Burchard II. war
an der Seite seines burgundischen Schwiegersohnes Rudolf
II., dessen Königsherrschaft in Italien zu wanken begonnen
hatte, über die Alpen gezogen und am 29. April bei Novara gefallen.
Brühl Carlrichard: Seite 145
***************
"Die Geburt zweier Völker. Deutsche und Franzosen."
Einen weiteren großen Erfolg errang HEINRICH I., als er die Nachfolge Burchards von Schwaben nach seinem Willen regeln konnte. Dieser hatte sich 922 mit seinem "Erbfeind" Rudolf II. von Burgund ausgesöhnt und diesem seine Tochter Berta zur Frau gegeben, was Rudolfs Italienpolitik erst ermöglichte. Burchard stürzte sich in die Auseinandersetzung, um seinen Schwiegersohn Rudolf zu unterstützen, und kam vor Novara am 29. April 926 ums Leben. Als Rudolf die Todesnachricht erhielt, räumte er kampflos das Feld. Für HEINRICH I. bot sich so - Burchard war ohne Leibeserben geblieben - die einzigartige Chance, in Schwaben einen Herzog seiner Wahl einzusetzen. Dies gelang ihm in der Tat auf dem Reichstag zu Worms im November 926. Die Zustimmung Arnulfs von Baiern konnte offenbar durch Konzessionen im bairisch-alamannischen Grenzraum erkauft werden. Rudolf II. erhob wohl im Namen seiner Frau Berta Ansprüche auf Teile des Allodialbesitzes Burchards und erschien persönlich in Worms. Man nimmt wohl mit Recht an, daß die berühmte Heilige Lanze, die zuvor in Rudolfs Besitz war, an HEINRICH I. übergeben wurde, womit Rudolf die Oberhoheit HEINRICHS formell anerkannte.
Waitz, Georg: Seite 84
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"Jahrbücher des Deutschen Reiches unter König
Heinrich I."
926
In diesem Jahr zog Herzog Burchard
von Alamannien seinem Schwiegersohn, dem Burgunder-König
Rudolf, zu Hilfe nach Italien, wo dieser die ihm übertragene
Herrschaft gegen den Grafen Hugo von der Provence
zu verteidigen hatte, der von einer anderen Partei als König aufgestellt
war. Eine zahlreiche Mannschaft begleitete den Herzog und Pläne einer
Machterweiterung auch für ihn sollen sich darn geknüpft haben.
Aber er fand einen gewaltsamen Tod, durch Hinterlist, wie erzählt
wird, des Mailänder Erzbischofs, in der Nähe von Novara, den
28.
oder 29. April.
Hlawitschka Eduard: Seite 65-67
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"Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte
des 11. Jahrhunderts und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich
klärende Forschungen um „Kuno von Öhningen“
Daraus wiederum hat schon Clavadetscher gefolgert: "Wenn
wir bedenken, daß der HUNFRIDINGER Adalbert
III. ein cognatus (das heißt ein über die mütterliche
Seite Verwandter) Wolfins war und (wie schon einmal sein Vater Adalbert
II.) von dessen Vater Gozbert das Rückkaufsrecht eingeräumt erhielt,
so dürfte er der Erbe oder einer der nächsten Erben Gozberts
und Wolfins gewesen sein. Er (= Adalbert III.) starb, soweit bekannt, ohne
direkten Erben, so daß sein Erbe und seine Ansprüche an seinen
Neffen Burkhard II. fielen, also an
keinen Geringeren als den 917 zum Herzog in Alemannien aufgestiegenen Sohn
des 911 gescheiterten (gleichnamigen) Prätendent
Burchard I."
[O.P. Clavadetscher, a.a.O. Seite 162 - Für den Fall der Vertragsauflösung
erst nach 911 kam sofort Burchard II.
in Frage. Was Clavadetscher außer acht gelassen hat, aber eventuell
doch beachtenswert sein könnte, ist das Faktum, daß
Herzog
Burchard II. auch einen Bruder
Udalrich
hatte. Vgl. Annales
Alamannici ad 911, MG SS I Seite 55.]. Burchard
II. war also der Erbe nicht nur seines Vaters
Burchard I. und seines mit diesem zusamemn 911
ums Leben gekommenen Onkels
Adalbert III., sondern über die Erbansprüche
des letzteren auch noch der Erbe Wolfins geworden. Alles andere liegt nun
offen vor uns. Wir können anhand der genealogischen Tafel ohne weiteres
den Weg, den die Besitzungen der Rheinauer Gründerfamilie weiter nahmen,
verfolgen.
Burchard II. brachte sie
in seine Ehe mit Reginlind ein. Beider Erbe war ihr Sohn, der 973
verstorbene Herzog Burchard III. [Zum Nachweis der lange Zeit unbekannten
Filiation (vgl etwa E. Dümmler, Jahrbücher der Deutschen Geschichte,
Kaiser Otto der Große, Leipzig 1876, Seite 242) vgl. H. Keller, Kloster
Einsiedeln im ottonischen Schwaben, Freiburg i.Br. 1964; Seite 161, nach
dem Jahrzeitbuch des Liber Heremi: 19. VIII. D. Regelinda
cum filio suo Burcardo duce dederunt Steveia, Kaltbrunnen
et Lindowa. Bestätigung des Schenkungsgutes in MG D O II, 24.
Vgl. auch die Einsiedler Traditionsnotiz
Burkardus iunior dux Alamannorum
et mater sua domina Regelinda dedderunt Stevegia;
Esselingen, Lindowa et huobam in Mänidorf; ebd. Seite 161 Anm.
70.], der beim Tode Burchards II.
926 vor Novara in Oberitalien offenbar noch minderjährig
gewesen war und durch die Heirat Reginlinds mit dem KONRADINER
Hermann I. (926-949) den Anspruch auf die Herzogswürde
an letzteren verloren hatte.
904
oo 1. Regilinde im Sülichgau, Tochter des
Grafen Eberhard und der Gisela
um 888- nach 959
Kinder:
Burchard III.
um 906-11.11.973
Gisela Äbtissin von Waldkirch
um 905-26.10.
923/25
oo Hermann Graf im Pfullichgau
- nach 954
Hicha
um 905- nach 950
919/20
oo Werner V. Graf von Herrenberg
um 899- um 935
Bertha
um 907-2.1.961
921/22
1. oo Rudolf II. König von Burgund
-11.7.936
Adalrich der Heilige Mönch in Einsiedeln
- nach 973
Literatur:
-----------
Althoff Gerd: Adels- und Königsfamilien im
Spiegel ihrer Memorialüberlieferung. Studien zum Totengedenken der
Billunger und Ottonen. Wilhelm Fink Verlag München 1984, Seite 158,163,377
H 11 - Beumann, Helmut: Die Ottonen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart
Berlin Köln, Seite 30,34-37,40,51,76,113 - Borgolte Michael:
Die Grafen Alemanniens in merowingischer und karolingischer Zeit. Eine
Prosopographie. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1986 Seite 27,81,85,99,111,268
- Borgolte Michael: Geschichte der Grafschaften Alemanniens in fränkischer
Zeit. Vorträge und Forschungen Sonderband 31 Jan Thorbecke Verlag
Sigmaringen 1984 Seite 77,205,206 - Brühl Carlrichard: Die
Geburt zweier Völker. Deutsche und Franzosen Böhlau Verlag GmbH
& Cie, Köln Seite 145 - Diwald Helmut: Heinrich der Erste.
Die Gründung des Deutschen Reiches, Gustav Lübbe Verlag Bergisch
Gladbach 1994, Seite 121-509 - Ennen, Edith: Frauen im Mittelalter.
Verlag C.H. Beck München 1994, Seite 81 - Giese, Wolfgang:
Der Stamm der Sachsen und das Reich in ottonischer und salischer Zeit.
Franz Steiner Verlag Wiesbaden 1979, Seite 84,88 - Hlawitschka Eduard:
Untersuchungen zu den Thronwechseln der ersten Hälfte des 11. Jahrhunderts
und zur Adelsgeschichte Süddeutschlands. Zugleich klärende Forschungen
um „Kuno von Öhningen“, Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1987, Seite
47,65-67,71,105 - Holtzmann Robert: Geschichte der sächsischen
Kaiserzeit. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1971 Seite 42,63,65,72,76,79,82,98,103,142,156,242
- Maurer, Helmut: Der Herzog von Schwaben. Grundlagen, Wirkungen
und Wesen seiner Herrschaft in ottonischer, salischer und staufischer Zeit,
Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1978 Seite 132,136 - Meyer-Marthaler,
Elisabeth: Rätien im frühen Mittelalter. Eine verfassungsgeschichtliche
Studie, Verlag Leemann Zürich 1948 - Pätzold, Stefan:
Die frühen Wettiner. Adelsfamilie und Hausüberlieferung bis 1221,
Böhlau Verlag Köln 1997 Seite 9 - Rappmann Roland/Zettler
Alfons: Die Reichenauer Mönchsgemeinschaft und ihr Totengedenken im
frühen Mittelalter. Jan Thorbecke Verlag Sigmaringen 1998 Seite 186,301,412,424,434,437-439,442-444,448,
483,517 - Riche Pierre: Die Karolinger. Eine Familie formt Europa.
Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1991 Seite
267,271,284 - Schneidmüller Bernd: Die Welfen. Herrschaft und
Erinnerung. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 83,84,117
- Schnith Karl Rudolf: Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern.
Von den Karolingern zu den Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln
1990 Seite 108,114-117,133 - Schulze Hans K.: Das Reich und die
Deutschen. Hegemoniales Kaisertum. Ottonen und Salier. Siedler Verlag,
Seite 126,129,144-148,170,249 - Stingl, Herefried: Die Entstehung
der deutschen Stammesherzogtümer am Anfang des 10. Jahrhunderts, Scientia
Verlag Aalen 1974 - Waitz, Georg: Jahrbücher des Deutschen
Reiches unter König Heinrich I., Wissenschaftliche Buchgesellschaft
Darmstadt 1963 - Wies, Ernst W.: Otto der Große, Bechtle Esslingen
1989, Seite 34,46,51,132,167 -