Begraben: Montierneuf in Poitiers
2. Sohn des Herzogs
Wilhelm V. der Große von Aquitanien aus seiner 3. Ehe mit
der Agnes
von Burgund, Tochter von Graf Otto Wilhelm
Lexikon des Mittelalters: Band IX Spalte 139
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Wilhelm VIII.(Guy-Geoffroy), Herzog
von Aquitanien 1058-1086
-------------------------------------- Graf von
Poitou als Wilhelm VI.
* um 1024/25, + 25. September 1086
Burg Chize
Begraben: Montierneuf in Poitiers
Sohn Herzog Wilhelms V. und seiner 3. Gemahlin Agnes von Burgund
1. oo 1044 Aina, Witwe Aldeberts II., Graf von Perigord, die er im November 1058 verstieß
2. oo Ende 1058 Mathilde, von der er sich 1068 trennte
3. 1069 Hildegard (Audeardis) von Burgund (* um 1049, + nach 1104)
Er hatte 2 Söhne:
Wilhelm IX. und
Hugo (* nach 1075)
sowie 2 Töchter
namens Agnes, deren erstere (* 1060, 1078) König
Alfons VI. von Kastilien
die zweite (* 1072, + 1097) König
Peter I. von Aragon (+ 1104) heiratete.
Ursprünglich auf den Namen Guy
(Wido) getauft, wurde der bis zur Scheidung seiner Mutter (um
1052) als präsumptiver Erbe am Hofe seines Stiefvaters Gottfried Martel
von Anjou erzogene Wilhelm VIII. Algretin
Gottfried
umbenannt,
bevor er nach dem überraschenden Tod seines Bruders
Wilhelm
VII.
(1058) das Herzogtum Aquitanien übernahm.
Zwei Konflikte bestimmten seine Regierungszeit: der Streit
um den Besitz der Gascogne, die ihm 1044 als Anteil am väterlichen
Erbe zugesprochen worden war, und der Kampf mit den Erben Gottfrieds von
Anjou (+ 1060) um den Besitz der Saintogne. Die Ansprüche Graf Bernhards
II. Tumapaler von Armagnac fand er nach kriegerischen Auseinandersetzungen
1063 durch die Zahlung von 15.000 Solidi ab, konnte die Gascogne jedoch
erst nach dessen Niederlage in der Schlacht von St-Jean de la Castelle
(5. Mai 1070) endgültig seinem Herrschaftsbereich eingliedern. Den
Versuch Graf Wilhelms IV. von Toulouse (1060-1093/94), durch einen Zug
gegen Bordeaux (1060) dort ebenfalls Rechte geltend zu machen, konterte
Wilhelm
VIII. mit der Brandschatzung von Toulouse. Die 1062 nach wechselvollen
Kämpfen gelungene Eroberung der Saintogne sollte zu einer tiefgreifenden
Verstimmung zwischen Fulco 'le Rechin' von Anjou und Wilhelm
führen (27. Juni 1068 Brandschatzung von Saumur), der im Streit der
Brüder um den Besitz der Grafschaft Anjou die Partei von Gottfried
'le Barbu' ergriff. 1064 zeichnete sich Wilhelm
VIII. bei der Belagerung und Eroberung
von Barbastro aus, das zeitweise dem Reich des Königs
Sancho Ramirez von Aragon eingegliedert wurde, der Jahre später
um die Hand der Herzgstochter Agnes
für seinen Thronfolger
Peter I. werben
sollte.
Nach dem Tode seiner zurückgezogen in Notre-Dame
de Saintes lebenden Mutter Agnes (1068)
heiratete Wilhelm VIII. 1069
Hildegard
von Burgund. Dank seiner engen Beziehungen zu den von ihm in jeder
Weise geförderten Cluniazensern (1060 in Maillezais, 1062 in St-Martial
de Limoges, 1070 in St-Maixent, 1073 in St-Jean-d'Angely, 1081 in St-Eutrope
in Saintes) konnte er auf der Synode von Poitiers (24./25. Juni 1075) aufgekommenen
Zweifel an der Gültigkeit seiner 3. Ehe Ende 1076 bei einer Zusammenkunft
mit Gregor VII. in Rom in seinem Sinne klären. Hildegard
erschien bis zum Tode Wilhelms nicht
mehr in der Öffentlichkeit. Wilhelm VIII.
übertrug
die eben gegründete Abtei Montierneuf bei Poitiers Abt Hugo von Cluny,
der ihn auf seiner Romreise begleitet hatte und 1082 Abt Guido mit 18 Mönchen
dorthin entsandte. Wilhelm VIII.war
bei der Krönung König Philipps I. von
Frankreich anwesend und leistete ihm Waffenhilfe gegen den Herzog
der Normandie (Oktober 1076). Er reorganisierte die Verwaltung seines Herzogtums
durch Einsetzung von ihm persönlichen Prevots und die jährliche
Einberufung von Gerichtstagen für Aquitanien und die Gascogne.
VIII. Generation
37 Guido Gottfried, alsWilhelm VI.
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* c. 1026, + 1086 IX 26
1058 Graf von Poitou
1. oo NNw, Tochter Graf Aldeberts II. von Perigord, verstoßen 1058
2. oo1058/59 Mathilde, verstoßen 1068
3. oo 1068/69 Hildegard, Tochter Herzog Roberts II. von
Burgund
+ nach 1104
Vgl. Brandenburg X, 21.
X. 21 c. Guido Gottfried, als Graf Wilhelm VI.,
Graf von Poitou 1058
* ca. 1044, + 1086 25.IX.
Gemahlinnen: a) ca. 1044 N. Tochter des Grafen Aldebert II. von Perigord, verstoßen 1058
b) 1058/59 Mathilde, verstoßen 1068
c) 1068/69 Hildegard (Aldearde), Tochter Herzog Roberts I. von Burgund
+ nach 1104
Anmerkungen: Seite 133
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(Guido Gottfried) Wilhelm VI., Richard 1, 266f.
Es werden bei Anselme II, 3,512f. noch zwei weitere Schwestern
aus 3. Ehe angeführt:
Agnes, vermählt mit Peter von Savoyen (über
diese siehe XI 33) und Beatrix, vermählt mit Raimund I. von
Mauguion (Melgueil). Für die Abstammung der Gemahlin dieses Raimund
aus dem
Hause POITOU ist mir kein Quellenzeugnis
bekannt.
Ferner nennt Jaurgain, La Vasconie 1, 244, als Tochter
Wilhelms III. aus zweiter Ehe Adelais, die
a) ca. 1011 Gerhard I. Grafen von Armagnac und
b) ca. 1014 Arnald II., Vicomte von Lomagne, geheiratet
haben soll.
Nach den hier angegebenen Daten könnte sie bestimmt
nicht aus der zweiten, sondern höchstens aus der ersten Ehe stammen.
Jedoch scheinen mir die von Jaurgain angeführten Gründe für
ihre Abstammung aus dem Hause POITOU
nicht überzeugend zu sein.
Wilhelm VIII. verwaltete seit 1044 die Gascogne, die er 1058 seinem Stiefneffen, Bernhard II. Tumapaler von Armagnac, überließ, später jedoch mit seinem Besitz vereinigte. Wilhelm unterstützte König Philipp I. von Frankreich, bewahrte sich jedoch eine fast völlige Freiheit von der französischen Krone. Er kämpfte zeitweise in der spanischen Reconquista mit und erwarb als Führer des Kreuzzugsheeres, das das maurische Barbasto eroberte, Kriegsruhm. Wilhelm war ein strenger Haushalter, aber in der Wahl seiner Mittel sehr unbekümmert. Ein Autokrat durch und durch, hielt er die Großen seines Landes in strenger Zucht. Er gewann Saintonge von Anjou zurück und führte als rauher Fehdehahn viele Fehden mit den großen Vasallen und seinen Nachbarn.
Kienast Walter: Seite 217-218
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"Der Herzogstitel in Deutschland und Frankreich (9. bis
12. Jahrhundert)"
Sein Bruder Guymit
Zunamen Geoffroy (1058-1086) führt
in den Urkunden auch den in der Dynastie ständigen Namen
Wilhelm
als derVIII. Herzog von Aquitanien.
Bei der Weihe König Philipps von Frankreich
steht der Herzog der Aquitanier an der Spitze der französischen Großen.
Die Gascogne hatte er anfangs dem nächsten Erbberechtigten [Nach Jaurgain,
Vasc. I, 244, 245 beruht das Erbrecht von Bernhard Tumaplar auf seiner
Abstammung als Enkel der
Prisca,
der Schwester Sancho Wilhelms von der Gascogne und zweiter Gemahlin Wilhelms
V. von Aquitanien. Bernhard soll der Sohn Graf Gerhards von Armagnac
und der Adalais von Poitiers, Tochter Wilhelms
und Priscas,
gewesen sein. Als einzige Stütze dient (Seite 261) die zweifelhafte
Urkunde Bischof Hugos von Agen, siehe Gascogne n. 33.], dem Grafen Bernhard
II. Tumapalar von Armagnac überlassen und sich selbst nur das Bordelais
und Agenais vorbehalten. Später hat er dann - über die näheren
Daten gehen die Meinungen auseinander - dem Armagnac seine Rechte abgekauft.
Dieser ging nach mißglückten Aufstandsversuchen, die mit einer
Niederlage in offener Feldschlacht endeten, ins Kloster. Wilhelmvereinigte
somit beide Herzogtümer in seiner Hand, doch liegt das Schwergewicht
seiner Macht auch künftig durchaus im alten Herrschaftsbereich seines
Hauses. Ein strenger Haushalter, der mit dem Eigentum seiner Kirche und
Klöster recht eigenwillig umsprang und zur Entschädigung seina
Vasallen zu frommen Stiftungen nötigte, in der Wahl seiner Mittel
sehr unbekümmert, ein Autokrat durch und durch, der die Großen
seines Landes in strenger Zucht hielt, gewann er Kriegsruhm als Führer
des Kreuzheeres, welches, dem Hilferuf des Grafen von Barcelona folgend,
das maurische Barbasto eroberte und gewaltige Beute davontrug. Er kämpfte
siegreich mit dem Grafen von Anjou, dem er Saintes entriß, und dem
von Toulouse, dessen Stadter niederbrannte. Eine Verständigung mit
Papst Gregor VII. (1076) ersparte ihm die Auflösung seiner dritten
kirchlich anstößigen Ehe mit Audeardis,
der Tochter des Herzogs von Burgund, aus der sein Sohn und Nachfolger (1071)
geboren worden war. Audeardis verschwand
seitdem bis zum Tode ihres Gatten aus den Urkunden. Als Gegenleistung für
das Stillschweigen der Kirche mußte Guy
Geoffroy
das bedeutende Kloster Montierneuf vor Poitiers gründen,
auf das er große Mittel verwandte. Seine Mutter Agnes,
die solange einen maßgebenden Einfluß auf die Geschicke des
Landes ausgeübt hatte, verlebte ihre letzten Jahre im Kloster von
Saintes und starb 1068.
Wilhelm VIII. hat
bis 1086 (+ 25. September) regiert. Wir besitzen von ihm ein ziemlich
reiches Matetrial an Urkunden, obschon im Vergleich mit Wilhelm
V. ihre Zahl nur wenig zugenommen hat, gegenüber dem viel
älteren Wilhelm
IV. sogar zurückgegangen ist.
Black-Veldtrup Mechthild: Seite 53
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"Kaiserin Agnes"
Aus einem vom 10. September 1074 datierten Brief Gregors
VII. an Wilhelm VIII. erfahren wir,
dass Wilhelm sich
auf Befehl des Papstes von seiner 3. Frau trennen sollte. Seine Schwester,
die Kaiserin
Agnes, hatte sich bei Gregor vergeblich dafür eingesetzt,
dass das Ehepaar bis zu einer künftigen Synode zusammenbleiben dürfe;
der Papst hatte diesem Wunsch jedoch nicht stattgegeben.
Wilhelm III. Werghaupt
900/15-3.4.963
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Wilhelm IV. Eisenarm
Adelheid
937- 995/96
950/55- 1004
oo Hugo Capet König von Frankreich
940-24.10.996
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Wilhelm V. der Große
Robert II. der Fromme König von Frankreich
959/70-31.1.1030
20.7.972-20.7.1031
3.
oo Agnes von Burgund, Tochter Otto Wilhelms
995-10.11.1068
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Wilhelm
VIII.
Robert I. Herzog von Burgund
1026-25.9.1086
1007/11-21.3.1076
2. oo 2. Irmgard von Anjou, Tochter Fulcos III.
1018-18./21.3.1076
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Hildegard von Burgund
1049- nach 1104
1059
2. oo Mathilde von Perigord, Tochter des Grafen
Bernhard
- 1069 -
Cousine Annas
1068/69
3. oo Hildegard von Burgund, Tochter des Herzogs
Robert I.
1049- nach 1104
Kinder:
2. Ehe
Agnes von Poitou Königin von Kastilien
1052- 1077
1069
oo Alfons VI. König von Kastilien-Leon
- 1077 1030-30.6.1109
3. Ehe
Wilhelm IX. le Jeune
um 22.10.1071-10.2.1126
Hugo
um 1075- nach 1126
Beatrix
um 1075- 1110
1108
oo Alfons VI. König von Kastilien-Leon
1036-30.6.1109
Agnes von Poitou Königin von Aragon
- 1097
1086
oo Peter I. König von Aragon-Navarra
1069-28.9.1104
Literatur:
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Black-Veldtrup, Mechthild: Kaiserin Agnes (1043-1077)
Quellenkritische Studien, Böhlau Verlag Köln 1995, Seite 53,61,
322,323 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller
Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis
Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 116 - Kienast
Walter: Der Herzogstitel in Deutschland und Frankreich (9. bis 12. Jahrhundert).
R. Oldenbourg Verlag München - Wien 1968 Seite 217-229 - Koehnle,
A.: Abt Hugo von Cluny, 1049-1109 1993 - Mexandeau Louis: Die Kapetinger.
Editions Rencontre Lausanne 1969 Seite 117 -