Begraben: St-Nicolas de Poitiers
Tochter des Grafen Otto Wilhelm
von Burgund und der Ermentrud von Roucy, Tochter von
Graf Rainald
Lexikon des Mittelalters: Band I Spalte 213
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Agnes
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* spätestens gegen 1000, + 9. November 1068
Begraben: St-Nicolas de Poitiers
Tochter des Grafen von Macon Otto-Wilhelm
oo Wilhelm VIII. Graf von Poitou und Herzog von Aquitanien (1019)
Seite 1029 Witwe. Agnes heiratete 1032 Geoffroy Martel, mit dessen Hilfe sie nach Ausschaltung von Rivalen (1033-1039) ihren beiden Söhnen, die sie vom Herzog hatte, die Nachfolge in Aquitanien sicherte. Als Gräfin von Anjou (seit 1040) unterstützte sie das Bündnis ihres Gemahls mit dem zukünftigen Kaiser HEINRICH III., indem sie ihre Tochter Agnes mit letzterem verheiratete (1043); sie wurde geschieden (1049/52), als sich das Bündnis auflöste. 1058 gelang es ihr, ihren letzten Sohn, Guy-Geoffroy, in den beiden Herzogtümern Aquitanien und Gascogne die Nachfolge zu sichern.
Literatur:
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M.-L. Bulst-Thiele, Kaiserin Agnes, 1933 - J. Dhoundt,
Henri Ier, 'Empire et l'Anjou, RB 1946/47, 87-109 - Ch. Higounet, Hist.
de l'Aquitanaine, 1971 - O. Guillot, Le comte d'Anjou et son entourage
au XI s, 1972 - W. Kienast, Dtl. und Frankreich in der Kaiserzeit, 1 und
3, 667-669 -
Der junge Herzog, der offenbar eine Vorliebe für
St-Jean d'Angely, seine bevorzugte Residenz, hatte, wurde bald zum Opfer
der Intrigen seiner Stiefmutter Agnes,
der 3. Gemahlin
Wilhelms
V., die bestrebt war, die Nachkommen aus den ersten beiden Ehen
ihres verstorbenen Mannes zugunsten der eigenen Kinder zu verdängen.
Um 1032 ehelichte Agnes den Grafen
Geoffroi Martel von Angers, Sohn von Fulco Nerra, bedeutendsten
Vasallen des Herzogs von Aquitanien.
Seine Mutter (oo 1032 in zweiter Ehe Graf Gottfried
Martell von Anjou, 1040-1060) führte für ihn und seinen
jüngeren Bruder Guy-Geoffroy (Wilhelm VIII.) die Regentschaft
und vermittelte auch die Heirat seiner Schwester Agnes
mit Kaiser HEINRICH III. (1043). Nach
Erreichen der Volljährigkeit wurde Wilhelm VII. Aigret auf einem Hoftag
in Poitiers 1044 die Grafschaft Poitou und das Herzogtum Aquitanien als
väterliches Erbe zugesprochen, während sein Bruder die Gascogne
erhielt. Agnes übte
auch weiterhin bestimmenden Einfluß aus, der sich unter anderem bei
der Förderung und Gründung von Klöstern und Stiften zeigte.
Auch der ihr treu ergebene Adel (die Vizegrafen von Thouar, die Herren
von Parthenay, Lusignan und Rancon) behielt seine entscheidende Stellung
am Hofe bei. Wilhelm VII. Aigret starb, ohne Nachkommen zu hinterlassen,
in einem Krieg gegen Gottfried von Anjou, da dieser Agnes
nach der Scheidung die Herausgabe der Morgengabe verweigerte.
VII. Generation
24 Agnes
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* ca. 995, + 1068 XI 9
1. oo 3. Wilhelm III., Graf von Poitou (seit 996)
* ca. 969, + 1030 I 31
1032 I 1
2. oo Gottfried II. Martel, 1040 Graf von Anjou
* 1006
X 14, + 1060 XI 4
Verstößt sie ca 1050.
Vergleiche zur ersten Vermählung der Agnes
bei Richard, Poitou Bd.1, Seite 177, zur zweiten Vermählung Halphen,
Anjou Seite 57 und 127 mit Anm. 3; im übrigen vgl. Brandenburg IX,
50.
Allgemein informiert der einschlägige Artikel von
Olivier Guillot im Lexikon des Mittelalters Band 1 Spalte 213 siehe vor
allem Nr. 5.
Black-Veldtrup Mechthild:
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"Kaiserin Agnes"
Bereits um 1050 hatte Herzogin Agnes von Aquitanien in Poitiers ein Stift S. Nicolas gegründet. Dass noch in den 60-er Jahren eine enge Beziehung zwischen Agnes und ihrer Tochter, der Kaiserin Agnes, bestand und dass die Gründung der älteren Agnes die Gründung der jüngeren entscheidend beeinflußt hat, das belegt außer der Wahl des Patroziniums die Intervention der Kaiserin in einem Privileg Papst Alexanders II. für S. Nicolas in Poitiers, das zwischen ihrer Ankunft in Rom Mitte 1065 und dem 9. November 1068, ausgestellt sein muß. Mutter und Tochter hatten erfolgreich darum gebeten, dass der Papst das Nikolausstift in Poitiers - das offenbar als Familiengrablege der aquitanischen Herzogsfamilie geplant war; denn hier, wo ihr Sohn Wilhelm VII. (Peter Wilhelm) bereits begraben lag, sollte später auch Herzogin Agnes beigesetzt werden - in seinen Schutz nehme, hatten also einen Rechtsstatus angestrebt, der dem von St. Simon und Juda in Goslar ähnlicher war als der des Passauer Stifts.
Schnith Karl: Seite 124,128,146
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"Frauen des Mittelalters in Lebensbildern"
Wilhelms VI. Nachfolge in Aquitanien versuchte nämlich
seine Stiefmutter,
Agnes' Mutter, mit
Unterstützung ihres zweiten Mannes Gottfried von Anjou
zugunsten ihrer eigenen Söhne zu verhindern. Man könnte erwägen,
ob Agnes in diesem Machtkampf als eine
Art Geisel fungierte. Während der Gefangenschaft
Wilhelms hatten Eustachia
und
Agnes wohl Zuflucht in einem
Kloster gefunden.
Aber auch Agnes'
Mutter, die politisch sehr aktiv war, die Herrschaft ihrer Söhne rigoros
gegen ihre Stiefsöhne durchsetzte und deswegen bei den Chronisten
nicht sehr positiv beurteilt wurde, arbeitete weiterhin mit Odilo
von Cluny zusammen, machte seinem Kloster Schenkungen und gründete
selbst mehrere Klöster; nachdem sich ihr zweiter Gemahl Gottfried
von Anjou von ihr getrennt hatte, zog sie sich in ein Kloster zurück.
Nach der Geburt des ersten Kindes kam übrigens Agnes'
Mutter nach Goslar zu Besuch.
Von Unterstützung für die Anliegen ihrer Verwandten
zeugt übrigens auch eine Intervention in Rom zugunsten des Kanonikerstifts
Saint Nicolas in Poitiers, das ihre Mutter gegründet hatte und das
nun unter den Schutz des heiligen Stuhles gestellt werden sollte.
vor 1019
1. oo 3. Wilhelm V. der Große Herzog von
Aquitanien
959-31.3.1030
1.1.1032
2. oo Gottfried II. Martell Graf von Anjou
-1049 14.10.1006-9./14.11.1067
Kinder:
1. Ehe
Wilhelm VII. Aigret
1023- 1058
Wilhelm VIII.
um 1026-25.9.1086
Agnes
1024-14.12.1077
1043
oo 2. HEINRICH III. König des Deutschen Reiches
28.10.1017-5.10.1056
Beatrix
- um 1109
oo Raimund I. Graf von Melgueil
- vor 1079
Literatur:
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Black-Veldtrup, Mechthild: Kaiserin Agnes (1043-1077)
Quellenkritische Studien, Böhlau Verlag Köln 1995, Seite1,4,159,310,320,321,
329,331,334,340,346 - Boshof Egon: Die Salier. W. Kohlhammer GmbH
Stuttgart Berlin Köln 1987 Seite 116, 156 - Ehlers Joachim:
Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite
52 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd:
Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII.
888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 104,106 - Glocker
Winfrid: Die Verwandten der Ottonen und ihre Bedeutung in der Politik.
Böhlau Verlag Köln Wien 1989 VII,24 Seite 320 - Kienast
Walter: Der Herzogstitel in Deutschland und Frankreich (9. bis 12. Jahrhundert).
R. Oldenbourg Verlag München - Wien 1968 Seite 667-669 - Schnith
Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien
Köln 1997 Seite 122,124,128,141,146 - Schnith Karl Rudolf:
Mittelalterliche Herrscher in Lebensbildern. Von den Karolingern zu den
Staufern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 195 -