Nach dem Tode seines Vaters fiel Reims an
Sigibert I. Die Champagne Sigiberts
(Reims, Chalons) wurde abgerundet durch Laon, das 511 dem Reichsteil Soissons
zugeschlagen worden war. Dem König von Reims verblieben außerdem
sämtliche Erwerbungen östlich des Rheins und südlich der
Donau. Sigibert von Reims erhielt aus
dem Erbe seiner Reimser Vorgänger die Auvergne mit dem Velay sowie
die civitates Rodez und Javols. In die wirtschaftlich besonders wichtige
Provence teilten sich Gunthram
(Arles) und Sigibert (Marseille).
Chilperich
fiel
bald nach der Teilung in die Lande Sigiberts
ein, als dieser gegen einen neu auftretenden äußeren Feind,
die Awaren, zu Felde zog, wurde aber
von Sigibert in die Schranken gewiesen.
Durch die Gründung des Awaren-Reiches an der Donau
und die langobardische Invasion in Italien wurde die politische Lage in
Italien und Mitteleuropa von Grund auf verändert. Die Awaren
bedrohten sowohl das merowingische
Teilreich von Reims wie das Imperium. Durch den Einmarsch der Langobarden
in Nord-Italien verlor der noch schwelende Gebietskonflikt zwischen dem
Reimser König und dem Kaiser vorerst jede Bedeutung. Zudem machten
wachsende Spannungen unter den MEROWINGERN
eine militärische Intervention in Italien unmöglich.
So machte denn
Sigibert von Reims 571
seinen Frieden mit dem Kaiser, vermutlich behielt er sich die Regelung
der strittigen Fragen zu einem späteren Zeitpunkt vor.
Der labile Friede unter den MEROWINGERN
war durch den frühzeitigen Tod Chariberts
I. von Paris im November oder Dezember 567 schwer erschüttert
worden. Die Teilung des Erbes unter die drei überlebenden Brüder
war äußerst kompliziert. Man gliederte die Erbmasse in drei
Länderblöcke - Francia, Aquitania, Noempopulana (Gascogne) -
von denen jeder Bruder einen Anteil erhielt. An
Sigibert fielen Meaux, Avranches, Chateaudun, Vendome und Tours
(Francia), Poitiers und Albi (Aquitania), Aire, Couserans und Bayonne (Novempopulana).
Diese Zerstückelung des Charibert-Erbes
führte bald zum Ausbruch eines bellum civile (Gregor von Tours).
Der Konflikt wurde verschärft durch eine Familientragödie, die
in die Nibelungensage einging. Sigibert von Reims
hatte
566 Brunichild,
eine Tochter des Westgoten-Königs
Athanagild,
geheiratet. Chilperich heiratete bald
darauf Gailswinth,
eine Schwester
Brunichilds,
die er jedoch 569/70 auf Anstiftung seiner Konkubine Fredegunde
ermorden ließ. Gunthram schaltete
sich als Vermittler ein, konnte aber den Ausbruch der Fehde zwischen den
Königen von Reims und Soissons nicht mehr verhindern.
Chilperich
entsandte ein Heer zur Eroberung von Tours und Poitiers,
Sigibert besetzte Paris, griff den Bruder im Kern seines Reichsteils
an und zwang ihn zum Rückzug auf Tournai. In diesem entscheidenden
Augenblick wurde er in Vitry (Artois) im Dezember 575 ermordet.