Beatrix von Bourbon                     Königin von Böhmen
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um 1320-25.12.1383
               Paris

Begraben: Jakobinerkirche zu Paris
 

Jüngste Tochter des Herzogs Ludwig I. von Bourbon und der Marie von Avesnes-Hennegau, Tochter von Graf Johann II.
 

Thiele, Andreas: Tafel 60
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa"

BEATRIX
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* um 1320, + 1383

  1. oo 1334
           JOHANN VON LUXEMBURG, König von Böhmen
                    + 1346 gefallen

  2. oo 1347
           EUDES II. Seigneur de Grancey
                     + 1389



Veltrup Dieter: Seite 216,217,413,415
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„Zwischen Eherecht und Familienpolitik“

Blancas Stellung in Böhmen wurde bald durch die Ankunft von Johanns  zweiter Frau sehr erschwert. Aus der Tatsache, dass die Markgräfin ihrer Stiefschwiegermutter zur Begrüßung bis Eger entgegengezogen war, könnte man den Schluss ziehen, dass dies über die höfliche Courtoisie hinaus ein Ausdruck ihrer Freude darüber war, die französische Verwandte – die beiden waren Cousinen 2. Grades - in ihrer gemeinsamen neune Heimat begrüßen zu können. Aber zwischen den beiden Frauen scheinen sich bald Spannungen entwickelt zu haben, weil Beatrix die Sympathie der Bevölkerung nicht erringen konnte, die in KARL den Abkömmling der alten Dynastie sah und die Zuneigung, die sie für ihn hegte, auf seine Frau übertrug. Beatrix hingegen war die Gattin des „Fremdlings“; ihr gegenüber zeigte man Gleichgültigkeit. Auch die Tatsache, dass der im folgenden Jahr aus der Ehe des Königs geborene Sohn den Namen des böhmischen Nationalheiligen Wenzel erhielt, vermochte nichts daran zu ändern. Die Misshelligkeiten scheinen sich schließlich durch das Verhalten der Bevölkerung bei der Krönung von Beatrix so verschärft zu haben, dass die Königin bereits wenige Tage später wieder nach Luxemburg abreiste und ihr neugeborenes Kind in Prag zurückließ.
Das Verhältnis KARLS zu seiner ihm etwa gleichaltrigen Stiefmutter blieb zeitlebens kühl; er ignorierte sie so weit, dass er sogar mehrfach, zum Teil nach Intervention Balduins, vom Papst dazu aufgefordert werden musste, ihr den Genuss der ihr von Johannausgesetzten Witwengüter zu ermöglichen. Sie zog sich mit ihrem Sohn nach Frankreich zurück und schloss sich eng ihren dortigen Verwandten an. Mit ihnen sprach sie auch einen Eheplan für Wenzel ab. Im Laufe des Jahres 1351 wurden Abmachungen ratifiziert, die die Bestellung des Leibgedinges für Johanna von Brabant betrafen, das zum Teil aus dem Witwengut der Königin Beatrix bestand, auf das diese verzichtet hatte. Übrigens kamen etliche dieser Übereinkünfte auf Vermittlung des Seigneur Eudo V. de Grancey zustande, eines „minderrangigen Ritters“, den die verwitwete Böhmen-Königin inzwischen geheiratet hatte.

BEATRIX VON BOURBON
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* ca. 1315, + 25.12.1383
                   Damvillers

Begraben: Jakobinerkirche zu Paris

Tochter von Herzog Ludwig I. und der Maria von Hennegau

1.) ~ ... vor 1328

         PHILIPP, Despot von Romanien
          * um 1297, + 17.5.1330

Sohn von Fürst Philipp I. von Tarent und Achaia und seiner 1. Frau Thamar Angelina von Byzanz

  oo Violante von Aragon
 

2.) ~ Bois de Vincennes  12.1334, oo 2. 5.1.1335 (nachträgliche Dispens wegen Verwandtschaft im 3. Grade Avignon 9.1.1335

      JOHANN VON LUXEMBURG (seit 1310 König von Böhmen)
      * 10.8.1296, + 26.8.1346
                            bei Crecy

3.) oo 2. Grandvilliers um 1347

       EUDO V. DE GRANCEY (Witwer der Mechthild von Noyers)
       * ca. 1320/25, + 27.7.1389



Hoensch, Jörg K.: Seite 86,90,99
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"Die Luxemburger. Eine spätmittelalterliche Dynastie gesamteuropäischer Bedeutung 1308-1437."

Der hierbei erneut zutage getretene Vorteil enger familiärer Bindungen an den Pariser Hof bestimmte wohl auch die Entscheidung Johanns, Ende Dezember 1334 mit Beatrix von Bourbon eine Cousine des Königs zu ehelichen. Obgleich sich sein Vorhaben, zur Finanzierung der Hochzeit und als Mitgift Philipp VI. die Herrschaft über Lucca für 180.000 fl. zu verkaufen, aufgrund der von der Kurie unterstützten Proteste Roberts von Neapel nicht realisieren ließ, stand er bei Philipp in hohem Ansehen. Die Ehe aus der am 25. Februar 1337 als einziges Kind der Sohn Wenzel hervorging, war von gegenseitiger Wertschätzung getragen und verlief offensichtlich glücklich. Da aber auch die Krönung von Beatrix am 18. Mai in St. Veit bei den Pragern keine rechte Freude auslöste, schickte Johann Gemahlin und Sohn nach Luxemburg voraus und folgte ihnen am 8. Juli nach.
In einem fragwürdigen Rechtsakt haben sich König Johann und seine Gemahlin auf Drängen KARLS dann doch noch am 3. Juni zum Verkauf ihrer Städte und Burgen Echternach, Grevenmacher, Bitburg und Remich verpflichtet, um Balduin die als Anzahlung für den Erwerb der Kölner Kurstimme benötigten 30.000 fl. zu ersetzen.

Seibt Ferdinand: Seite 106,347
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"Karl IV. Ein Kaiser in Europa 1346 bis 1378."

Drei Jahre später band sich Johann durch seine Ehe mit Beatrix von Bourbon noch einmal selber an die französische Königsfamilie. Diese zweite Frau überlebte ihn und alle seine Kinder, ja selbst ihren eigenen Sohn Wenzel, den sie 1337 zur Welt brachte. Während sie zunächst mehr als ein Jahrzehnt gemeinsam mit Blanka von Valois, der Gemahlin KARLS, in den böhmischen Ländern als Königin residierte, war der französische Einfluß bei Hofe durch die beiden höchsten Damen der Dynastie in doppelter Weise wirksam.
KARLS schlechtes Verhältnis zu seinem Halbbruder ist im übrigen bekannt. Es ist wohl schon im konkurrierenden Taufnamen dieses neuen Wenzel angelegt und dann genährt durch die Erziehung des Spätlings am Hof seiner Mutter Beatrix im Westen.
 
 
 
 

   1334
  1. oo 2. Johann der Blinde König von Luxemburg-Böhmen
             10.8.1296-26.8.1346

    1347
  2. oo 2. Eudes II. Seigneur de Grancey
              ca. 1320/25- nach 27.7.1389
 
 
 
 

Kinder:
1. Ehe

  Wenzel I. Herzog von Luxemburg
  25.2.1337-8.12.1383
 
 
 
 

Literatur:
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Hoensch, Jörg K.: Die Luxemburger. Eine spätmittelalterliche Dynastie gesamteuropäischer Bedeutung 1308-1437. Verlag W. Kohlhammer 2000 Seite 86,90,99,138 - Palacky Franz: Geschichte von Böhmen 1842 Band III Seite 214 - Seibt Ferdinand: Karl IV. Ein Kaiser in Europa 1346 bis 1378 Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH&Co. KG München 1994 Seite 106,165,347 - Stoob Heinz: Kaiser Karl IV. und seine Zeit. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 53,121,166,269 - Sütterlin, Klaus: König Johann. Ritter auf dem Schauplatz Europa. Verlag Markus Knecht 2003 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band II, Teilband 1 Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser I Westeuropa, R.G. Fischer Verlag 1993 Tafel 60 -
Veldtrup, Dieter: Zwischen Eherecht und Familienpolitik. Studien zu den dynastischen Heiratsprojekten Karls IV., Studien zu den Luxemburgern und ihrer Zeit Verlag Fahlbusch/Hölscher/Rieger Warendorf 1988 -