Begraben: Veitsdom Prag
Jüngere Tochter des Grafen
Karl I. von Valois aus seiner 3. Ehe mit der Mathilde von
Chatillon-St. Pol, Tochter von Graf Guido III.
Lexikon des Mittelalters: Band II Spalte 258
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Blanca (Margarethe) von Valois, Markgräfin von Mähren,
dt. und böhm. Königin
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* 1316, + 1348
Prag
Begraben: Veitsdom
Tochter Graf Karls I. von Valois (+ 1325), Onkel des französischen Königs Karl IV. (1322-1328)
1. Gemahlin KARLS IV.
Heirat 1323 in Frankreich, Krönung zur böhmischen
Königin am 2. September 1347 in Prag. Aus der Kinderehe, Teil des
Bündnisses des französischen Königtums mit dem Haus
LUXEMBURG, wohl erst in KARLS
markgräflicher Zeit vollzogen (Blanca
in Prag seit 12. Juni 1334), gingen zwei Töchter hervor (Margarethe
* 1335, Katharina * 1342); sie zeigte
aber in der veränderten Konstellation, zumal nach 1346, kaum mehr
die erhoffte politische Wirkung. Eigener politischer Einfluss
Blancas
ist nicht belegt.
WENZEL
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* Prag 14. V 1316, + Prag 29. XI 1376
Begraben: Prag Veitsdom
1323 KARL IV.
1334 MARKGRAF VON MÄHREN
Rhens 11. VII 1346 zum KÖNIG gewählt
Bonn 26. XI 1346 gekrönt2. IX 1347 KÖNIG VON
BÖHMEN
Frankfurt 17. VI 1349 2. Wahl
Aachen 25. VII 1349 Krönung als KÖNIG
Mailand 6. I 1355 gekrönt als KÖNIG VON ITALIEN
Rom 5. IV 1355 gekrönt als KAISER
Arles 4. VI 1365 KÖNIG VON BURGUND
1. oo Prag 8. I 1329
BLANCHE (MARGUERITE) DE VALOIS (CAPET)
* 1317, + Prag 1. VIII 1348
Begraben: Prag Veitsdom
Tochter von Charles I. von Frankreich Comte de Valois
KARL war 1323 am Pariser
Hof mit Blanca von Valois, einer Cousine
seines Onkels Karl IV. und jüngeren
Halbschwester des jetzt regierenden Königs
Philipp VI., verbunden worden. Vermutlich im April 1330 war
er zusammen mit seiner Frau von seinem französischen Schwager zu seinem
Vater nach Luxemburg geschickt worden. Während KARL
im nächsten Jahr nach Italien ging, lebte Blanca
teils bei ihrer Mutter, teils auf dem Stammsitz seines Geschlechtes in
Luxemburg. Von hier ließ KARL
sie, als er sich 1334 nach Übernahme der Markgrafenwürde in Prag
eingerichtet hatte, zu sich kommen. Am 12. Juni traf sie in der böhmischen
Hauptstadt ein und wurde von der Bevölkerung begeistert empfangen.
Über ihr Leben zu dieser Zeit ist nicht viel bekannt. Sie nahm im
Februar 1335 in Znaim an der Hochzeit ihrer Schwägerin Anna
teil, die ihr aus der Zeit ihres gemeinsamen Aufenthaltes in Luxemburg
vertraut war. Wenige Wochen später, am 24. Mai, gebar sie ihr erstes
Kind, eine Tochter, die nach der königlichen Urgroßmutter den
Namen Margarethe erhielt. Blancas
Stellung in Böhmen wurde bald durch die Ankunft von Johanns
zweiter
Frau sehr erschwert. Aus der Tatsache, dass die Markgräfin
ihrer Stiefschwiegermutter zur Begrüßung bis Eger entgegengezogen
war, könnte man den Schluss ziehen, dass dies über die höfliche
Courtoisie hinaus ein Ausdruck ihrer Freude darüber war, die französische
Verwandte - die beiden waren Cousinen 2. Grades - in ihrer gemeinsamen
neuen Heimat begrüßen zu können. Aber zwischen den beiden
Frauen scheinen sich bald Spannungen entwickelt zu haben, weil Beatrix
die
Sympathie der Bevölkerung nicht erringen konnte die in KARL
den Abkömmling der alten Dynastie sah und die Zuneigung,
die sie für ihn hegte, auf seine Frau übertrug. Beatrix
hingegen war die Gattin des „Fremdlings“; ihr gegenüber zeigte man
Gleichgültigkeit. Auch die Tatsache, dass der im folgenden Jahr aus
der Ehe des Königs geborene Sohn den Namen des böhmischen Nationalheiligen
Wenzel
erhielt, vermochte nichts daran zu ändern. Die Misshelligkeiten scheinen
sich schließlich durch das Verhalten der Bevölkerung bei der
Krönung von Beatrix so verschärft
zu haben, dass die Königin bereits wenige Tage später wieder
nach Luxemburg abreiste und ihr neugeborenes Kind in Prag zurückließ.
Die Folge dieser Missstimmung zwischen den beiden Frauen war, dass Johann
Blanca anwies, Prag zu verlassen und in Brünn zu leben,
wohin sie mit ihrer kleinen Tochter übergesiedelt sein wird.
Am 1. August 1348 war Königin
Blanca, erst 31-jährig, in Prag gestorben und in dem im
Bau befindlichen Veitsdom begraben worden.
Hoensch, Jörg K.: Seite 63,96,107,116
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"Die Luxemburger. Eine spätmittelalterliche Dynastie
gesamteuropäischer Bedeutung 1308-1437."
Im April 1323 traf dort auch der sieben Jahre alte böhmische
Erbprinz Wenzel zur weiteren Erziehung
ein ein, der bei der Firmung den Namen des königlichen Paten
Karl
annahm, und dem in einer Kinderhochzeit
Blanche/Blanca, eine Tochter des erfolglosen
Thronbewerbers Karl von Valois, angetraut
wurde.
Auf das von Benedikt XII. dem Prager Bischof zugestandene
Privileg, KARL und seine Gemahlin Blanca/Blanche
zu salben und zu krönen, wurde aus Rücksicht auf den blinden
Vater nicht zurückgegriffen.
In Kinderehe mit Blanche/Blanca
von Valois, einer Nichte und Halbschwester französischer
Könige, vermählt, wurde ihm eine gründliche Ausbildung zuteil.
Am 1. August 1348 war seine erste Frau Blanca/Blanche
verstorben, die ihm die beiden Töchter Margarete
und Katharina, aber nicht den ersehnten
Thronfolger geboren hatte.
Pfitzner Josef: Seite 18,27,53
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"Kaiser Karl IV."
Nur in diesen Zusammenhängen gewinnt die noch 1323
erfolgte Vermaälung Wenzels mit
Blanka,
der Tochter Karls von Valois, der der
Bruder des regierenden Königs war, Sinn und Bedeutung. Damit wurden
die verwandtschaftlichen Bande zwischen den französischen Königshause
und den LUXEMBURGERN in einem kaum
mehr steigerungsfähigen Maße verdichtet, wodurch
Johann
der
Einblick in die Geheimnisse französischer Staatskunst weiter geöffnet
wurde.
Sinnfällig wie peinlich äußerte sich
die verschiedene Einstellung des Adels zu Vater und Sohn, als Johann
nach dreijähriger Abwesenheit 1335 mit seiner neuen Gattin, einer
französischen Prinzessin heimkehrte. Der Empfang, den die böhmischen
Großen dem regierenmden König bereiteten, ließ nichts
an Kühle zu wünschen, während sie Jahrs zuvor Blanka,
der französischen Gemahlin KARLS,
bei ihrem Einzuge in Prag begeistert zuugejubelt hatten.
Da seine ersdte Gattin Blanka
soeben gestorben war, beeilte er sich, seine Hand möglichst nutzbringend
zu vergeben. Diesmal schloß er eine ebenso hochpolitische wie menschlich
erfreuliche Heirat mit Anna, der kaum
zwanzigjährigen, bildschönen Tochter des Pfalzgrafen bei Rhein,
die eine außerordentlich wertvolle politische Mitgift einbrachte.
Seibt Ferdinand: Seite 106,117,120,161
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"Karl IV. Ein Kaiser in Europa 1346 bis 1378."
Gegen die Schachzüge LUDWIGS
schloß sich Johann um so fester
an die französische Politik. Zur Ehe zwischen seinem Sohn KARL
und
der Schwester des regierenden französischen
Königs Philipp VI. aus dem Jahre 1323 trat jetzt, 1332,
eine Ehe zwischen dem französischen Thronfolger
Johann mit Guta von Luxemburg,
seiner Tochter. Drei Jahre später band sich Johann
durch
seine Ehe mit Beatrix von Bourbon noch
einmal selber an die französische Königsfamilie. Diese zweite
Frau überlebte ihn und alle seine Kinder, ja selbst ihren eigenen
Sohn Wenzel, den sie 1337 zur Welt
brachte. Während sie zunächst mehr als ein Jahrzehnt gemeinsam
mit Blanca von Valois, der Gemahlin
KARLS, in den böhmischen Ländern als Königin
residierte,
war der französische Einfluß bei Hofe durch die beiden häöchsten
Damen der Dynastie in doppelter Weise wirksam.
Die Pariser Kinderzeit ging zu Ende mit der Reise
KARLS und seiner Gemahlin 1330 nach Luxemburg.
Im Sommer 1348 war seine erste Frau gestorben,
Blanche
von Valois.
Stoob Heinz: Seite 22,27,52,64
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"Kaiser Karl IV. und seine Zeit."
Die LUXEMBURGER blieben
passiv, doch heiratete eben damals Johanns
Schwester den letzten KAPETINGER, Karl
IV., wobei zugleich der nun siebenjährige
Wenzel den Namen seines französischen Ohms bekam und mit
dessen achtjähriger Base Blanka von Valois
verlobt wurde.
Auf die schon länger bestehende Verlobung der dritten
Halbschwester Blanka folgte noch in
Philipps
erstem Herrschaftsjahre deren Hochzeit mit KARL
VON LUXEMBURG, dem späteren Kaiser.
Aber schon seit 1232 war er mit dessen Nichte
Blanka von Valois verlobt, und kaum hatte deren Bruder Philipp
den französischen Thron bestiegen, da wurde 1329 die Heirat des Dreizehnjährigen
und der Zwölfjährigen im Beisein des Vaters
Johann von Böhmen festlich vollzogen. Als
Johann sich 1333 aus N-Italien zurückziehen mußte,
ließ er den 17-jährigen KARL nicht
zu dessen Frau Blanka nach Luxemburg
zurückgehen, sondern wies ihm über Tirol und Niederbayern die
Straße nach Prag. Da er im Gegensatz zum Vater als Enkel Wenzels
auch
das przemyslidische Geblütsrecht auf seiner Seite hatte, fand
er schon deshalb günstigeren Boden. Als 1334 Blanka
aus
Luxemburg nach Prag hinüberzog, wurde sie begeistert empfangen, während
Johann
und seine zweite Frau Beatrix von Bourbon
bei der Ankunft im folgenden Jahre auf kühle Zurückhaltung
stießen.
Über Linz kehrte KARL nach
Prag zurück, wo er seine inzwischen verstorbene Frau Blanka
im Dom beisetzte. Aus der Ehe lebten nur zwei Töchter, doch starb
die Ältere von ihnen, die mit Ludwig von
Ungarn verheiratete Margarethe,
bereits ein Jahr nach ihrer Mutter im Alter von 14 Jahren im Kindbett oder
an der Pest.
Katalog zur Ausstellung 15. Juni-15. Oktober 1978: Seite
45
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"Kaiser Karl IV."
30-34 Kaiser Karl IV. und seine Gemahlinnen
Prag, um 1374-1378
Dornbauhütte von St. Veit unter Peter Parler
Sandstein, lebensgroß
Großfotos nach den Porträtsbüsten im
unteren Chortriforium des Prager Veitsdomes
Der singuläre Zyklus von 21 Porträtbüsten
im unteren Chortriforium, entstanden etwa zwischen 1374 und 1385, umfaßt
die kaiserliche Familie, ihr gleichgeordnet Prager Erzbischöfe, Baurektoren
und Architekten von St. Veit. Darüber sind im oberen Triforium die
Büsten von Christus, Maria und acht böhmischen Landesheiligen
angebracht. Die Plazierung entspricht der Rangabfolge: im Choroberhaupt
rechts die Büste des Kaisers mit der charakteristischen, breit angelegten
Kopfform, den großen Augen wie beim Altstädter Brückenturm;
die Krone ist wie bei den anderen Büsten bis auf den Reif abgeschlagen.
Gegenüber seine damalige vierte Frau, Elisabeth
von Pommern (vermählt 1363, gest. 1393). Im oberen Triforium
nehmen die Plätze über dem Kaiserpaar die Büsten von Christus
und Maria ein. Nach Norden folgen im Chorpolygon Anna
von Schweidnitz (vermählt 1353, gest.
1362), deren gerühmte Schönheit in der zarten Anmut der
Büste anschaulich wird; gegenüber
Anna
von der Pfalz (vermählt 1349, gest.
1353), ähnlich der Anna von Schweidnitz
mit
kräftig modelliertem Gesicht und wellig fließendem, langem Haar;
schließlich an der anderen Seite des Pfeilers die erste Frau, Blanche
von Valois, die Schwester
Philipps
VI. von Frankreich (als Kind vermählt 1324, gest. 1348).
Der Porträtcharakter erscheint hier weniger ausgeprägt, die Zöpfe
entsprechen der Haartracht am französischen Hof.
1329
oo 1. KARL IV. Deutscher König
14.5.1316-29.11.1378
Kinder:
1. Ehe
Margarete
24.5.1335- 1349
1338
oo Ludwig I. König von Ungarn
5.3.1326-11.9.1382
Katharina
August 1342-26.4.1395
Prag
Wien
13.7.1357
1. oo Rudolf IV. Herzog von Österreich
1.11.1339-27.7.1365
Wien Mailand
1366
2. oo Otto V. Markgraf von Brandenburg
1340/42-15.11.1379
Literatur:
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Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller
Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis
Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 269 - Hoensch,
Jörg K.: Die Luxemburger. Eine spätmittelalterliche Dynastie
gesamteuropäischer Bedeutung 1308-1437. Verlag W. Kohlhammer 2000
Seite 63,75,96,107,116 - Kaiser Karl IV. Katalog zur Ausstellung
15. Juni-15. Oktober 1978 Prestel Verlag München Seite 45 - Palacky
Franz: Geschichte von Böhmen 1842 -
Pfitzner Josef: Kaiser Karl IV. Akademische Verlagsgesellschaft
Athenaion Potsdam 1938 Seite 18,19, 24,27,53 - Seibt Ferdinand:
Karl IV. Ein Kaiser in Europa 1346 bis 1378 Deutscher Taschenbuch Verlag
GmbH&Co. KG München 1994 Seite 106,117,120,161,175,327 - Stoob
Heinz: Kaiser Karl IV. und seine Zeit. Verlag Styria Graz Wien Köln
1990 Seite 22,27,52,64 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische
Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band I, Teilband 1, R. G.
Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993 - Veldtrup, Dieter: Zwischen
Eherecht und Familienpolitik. Studien zu den dynastischen Heiratsprojekten
Karls IV., Studien zu den Luxemburgern und ihrer Zeit Verlag Fahlbusch/Hölscher/Rieger
Warendorf 1988 Seite 215-218,304 -