Johann der Blinde                          König von Böhmen (1310-1346)
-----------------------                         Markgraf von Mähren (1310-133)
10.8.1296-26.8.1346                      Graf von Luxemburg (1313-1346)
                 Crecy

Begraben: zunächst Abtei Valloire bei Crecy, heute Kastell an der Saar
 

Ältester Sohn des Kaisers HEINRICH VII. VON LUXEMBURG und der Margarete von Brabant, Tochter von Herzog Johann I.
 

Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 496
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Johann von Luxemburg, König von Böhmen
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* 10. August 1296, + 26.8.1346 gefallen
                                bei Crecy

Begraben: zunächst Abtei Altmünster (Luxemburg), im 19. Jh. Mettlach, ab 1874 Kastel (Mosel), seit 1947 Luxemburg, Kathedrale

  1. oo 31.8.1310 Elisabeth von Böhmen

Kinder:
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Margareta, * 8. Juli 1313, + 1349
Jutta (Guta, Bonne), * 20. Mai 1315, + 1349
Wenzel, seit 1323 KARL IV., * 14. Mai 1316, + 1378
Anna * 27. März 1323, + 1338

  2. oo Beatrix von Bourbon (+ 1383)

Sohn:
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Wenzel, Graf und Herzog von Luxemburg, * 25. Februar 1337, + 1383

Johann ist von der romanischen Welt im Westen des Reiches geprägt worden. Als sein Vater 1308 zum König gewählt wurde, hat er Johann mit der Grafschaft Luxemburg belehnt. Eine mit dem 1307 zum König von Böhmen gewählten Heinrich von Kärnten unzufriedene Partei bat HEINRICH VII. um Hilfe. Der König schlug seinen Bruder Walram als Kandidaten vor, gab dann aber nach und belehnte am 31. August 1310 zu Speyer seinen Sohn mit Böhmen, der am folgenden Tag Elisabeth, die Tochter Wenzels II. und der Guta von Habsburg, heiratete. Am 13. September wurde Johann zum Generalvikar des nach Rom aufbrechenden Vaters ernannt. Der Zug nach Böhmen unter dem Mainzer Erzbischof Peter von Aspelt führte zur Vertreibung des KÄRTENERS und zur Krönung des Paares auf der Prager Burg am 7. Februar 1311. Mit Unterstützung der Kirche, vor allem der Zisterzienser, und von Teilen des Adels konnte sich Johann gegen opponierende Große unter dem Vizekämmerer Heinrich von Lipa durchsetzen. Nach dem Tode des Vaters hat Johann für die Wahl des Jahrs 1314 kandidiert, mußte aber zugunsten Herzog Ludwigs von Bayern resignieren, den er bis 1322 gegen HABSBURG unterstützte. Johanns Politik war von sehr divergierenden Ämtern und Funktionen bestimmt: König von Böhmen mit Anspruch auf die Krone Polens, Kurfürst, Bündnispartner, seit 1322 Rivale, seit 1341 Todfeind LUDWIGS DES BAYERN, Graf von Luxemburg, seit 1332 für ein Börsenlehen ligischer Lehnsmann des französischen Königs. Alle Möglichkeiten dieser Positionen hat Johann mit viel Phantasie und großem, aber oft rasch verfliegendem Elan zu nutzen versucht. In Böhmen, das er mehrfach über Jahre hinweg mied, ist er ein Fremdling geblieben; die Ehe mit der Erbin des Landes galt als gescheitert. Gleichwohl bemühte sich Johann seit 1323 intensiv um die Realisierung seiner polnischen Ansprüche. Dies führte 1335/39 zu einem Ausgleich mit König Kasimir dem Großen (Verträge von Trentschin, Krakau u.a.). Johann verzichtete auf seinen Anspruch auf den polnischen Thron und erhielt dafür - mit Vorbehalten - die Hoheit über fast alle Fürstentümer in Schlesien.
Im Kampf um das Reich half Johann DEM BAYERN in der Schlacht von Mühldorf (1322), erhielt dafür die Pfandschaft Eger auf Dauer, sah sich aber in weiterreichenden Hoffnungen getäuscht, als LUDWIG die Mark Brandenburg seinem Sohn übertrug. Unterdessen normalisierte Johann die seit dem Kaisertum des Vaters gestörten Beziehungen zu Frankreich. 1323 schickte er seine Sohn Wenzelnach Paris, der hier den Namen KARL annahm und Blanche, die Tochter Philipps von Valois, heiratete. Johanns Tochter Gutawurde 1332 die Frau des Thronfolgers Johann; er selbst ehelichte 1334 Beatrix, die Tochter Herzog Ludwigs von Bourbon. Seit dem Herbst 1330 versuchte Johann über den Kopf des Kaisers hinweg, im Norden Italiens eine eigene Herrschaft aufzurichten. Er nahm dabei Verbindungen zu den HABSBURGERN auf und verheiratete seinen Sohn Johann mit Margarethe Maultasch, der Tochter des einst von ihm vertriebenen Heinrich von Kärnten und Tirol. Als er 1332 versuchte, den gebannten Kaiser zu bewegen, zugunsten des seit 1328 mit Johanns Tochter verheirateten Heinrich von Nieder-Bayern abzudanken, ließ ihn LUDWIG ins Leere laufen. 1333 mußte Johann auf Verlangen seines Sohnes KARL das italienische Abenteuer abbrechen, dafür ließ er sich auf Kämpfe gegen Brabant ein. Im Bunde mit Philipp VI. hat sich Johann als einziger Kurfürst nicht am Rhenser Kurverein beteiligt. Nachdem er 1337 auf einem Auge erblindet war, unterzog er sich 1340 in Montpellier einer Operation, die ihm die Sehkraft vollends nahm. Ende 1341 wurde Johanns Sohn von seiner mit dem Kaiser verbündeten Gemahlin Margarethe aus Tirol vertrieben, ihre Ehe für nichtig erklärt. Seither steuerten die LUXEMBURGER auf einen Sturz DES BAYERN zu. Dabei kam es zu Spannungen zwischen Johann auf der einen, Balduin von Trier und KARL auf der anderen Seite. Balduinwünschte zur Absicherung seiner Kredite faktisch den Besitz der Grafschaft Luxemburg, die nach Johanns 1340 errichtetem Testament Wenzel, dem Sohn aus 2. Ehe, zugedacht war. Das Problem war nicht gelöst, als KARL mit Hilfe Clemens‘ VI. am 11. Juni 1346 zum König gewählt wurde und dann mit dem Vater dem mit Kaiser LUGWIG verbündeten Philipp VI. zu Hilfe eilte. Johann ließ sich von Heinrich Münch von Basel in die Schlacht führen und fand den Tod.

Quellen und Literatur:
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R. Cazelles, Jean l’Aveugle, 1947 - C. Dumontel, L’Impresa italiana di Giovanni di Luxemburgo, 1952 - Bosl, Böhmische Länder I, 1967, 351ff. [F. Seibt] - O. Pustejowski, Schlesiens Übergang an die böhmische Krone, 1975 - I. Hlavacek, Johann der Blinde (Balduin von Luxemburg, hg. F.-J. Heyen, 1985), 167. [Q. und Lit.] - J. K. Hoensch, Geschichte Böhmens, 1987, 114 ff.



Schwennicke Detlev: Tafel 82
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"Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1"

JOHANN DER BLINDE
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* 10.VIII.1296, + 26.VIII.1346 gefallen
Luxemburg         bei Crecy

Begraben: Abbaye de Valloire, 1346 Luxemburg St. Marien

seit 1340 blind
Speyer 30.VIII.1310 KÖNIG von BÖHMEN
Prager Burg 7.II.1311 mit Gemahlin gekrönt
Titular-König von POLEN
1310 REGENT
1313 Graf von LUXEMBURG
1334 Seigneu de MEHUN-SUR-YERRE
1329 französischer Leutnant der Gascogne

  I. oo Speyer 30.VIII.1310
          ELISABETH VON BÖHMEN
          * 20.I.1292, + 28.IX.1330
          Prag                Wysehrad

Begraben: Königsaal

Tochter von König Wenzel II.

  II. oo (Bois-de-Vincennes XII.1334 Kontrakt, Avignon 9.I.1335 Dispens 3°
            BEATRIX DE BOURBON (CAPET)
            * 1320, + 15.XII.1383
                            Danvilliers

Begraben: Paris aux Jakobins

Tochter von Louis de Clermont Cte de Clermont-en-Beauvaisis

(II. oo um 1347 Eudes VI. Sire de Grancey et de Pierrepont + 27.VII.1389)



Thiele Andreas: Tafel 69
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte"
Band I, Teilband 1 Deutsche Kaiser-, Königs-, Herzogs- und Grafenhäuser I

JOHANN "DER BLINDE"
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* 1296, + 1346 gefallen

1310 Graf von Luxemburg, König von Böhmen-Mähren

Johann wurde am 31.8.1310 zum König von Böhmen gewählt, verjagte seinen Schwager, Heinrich von Kärnten, und bestätigte in seiner Wahlkapitulation alle Forderungen des Adels. Er wurde 1310 Reichsvikar, half Kaiser LUDWIG IV. und entschied mit seinem Onkel Balduin1322 die Schlacht bei Mühldorf gegen FRIEDRICH (III.). Er erhielt das Egerland dazu, stritt in Böhmen mit der Frau und dem Adel, besonders den von Lipam, von ROSENBERG-WITIKONEN und von Sternberg, und wurde in Böhmen nie heimisch und beliebt mit seiner Verschwendungssucht und seiner französischen Lebensart. Er gewann nach vielen Kriegen gegen Polen ganz Schlesien und beide Lausitzen für die böhmische Krone. Im Frieden von Visegrad 1335 gewann er mit Glogau 1331 und Breslau 1335 unmittelbaren Besitz in Schlesien. Er versuchte 1324 mit Lothringen und französischer Hilfe Metz zu erobern und verwendete dazu erstmals in Europa Belagerungskanonen. Johann, der zeitweise eine eigene Italienpolitik betrieb, ließ sich zum König der Lombarden krönen und versuchte, in Italien einen Machtkomplex aufzubauen, wurde aber 1333 durch die Guelfen verjagt. Er zog mehrmals nach Preußen, dabei jeweils im Bündnis mit Polen (1328,1337,1345), verlor 1335 den Erbkrieg um Kärnten gegen HABSBURG und geriet auch mehr und mehr gegen LUDWIG IV. und fiel von ihm endgültig ab, als der Sohn aus Tirol verjagt wurde. Er gewann die Schutzhoheit über Verdun und geriet gegen seinen Sohn KARL wegen seiner Verschwendungssucht. Durch die Erhebung Prags zum Erzbistum wurde die kirchliche Abhängigkeit Böhmens von Mainz beseitigt. Johann, seit 1339 total erblindet, fand getreu dem ausklingenden Ritterideal in der Schlacht bei Crecy gegen die Engländer den Tod.

      1310
  1. oo ELISABETH VON BÖHMEN
           * 1292, + 1330

Tochter und Erbin des Königs Wenzel II.

    1334
  2. oo BEATRIX VON BOURBON
                 + 1383

 Tochter des französischen Pair Herzog Ludwig I.



Veldtrup Dieter:
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„Zwischen Eherecht und Familienpolitik“

JOHANN VON LUXEMBURG (seit 1310 König von Böhmen)
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* 10.8.1296, + 26.8.1346
                      bei Crecy

Begraben: zunächst Abtei Valloire bei Crecy, heute Kastell an der Saar

Sohn von Kaiser HEINRICH VII. und der Margaretha von Brabant

1.) ~ Frankfurt/Main 25.7.1310 1. oo Speyer 31.8.1310

      ELISABETH VON BÖHMEN
      * 20.1.1292, + 28.9.1330
       Prag         Prag

Begraben: Zisterzienserkloster Königsaal bei Prag

Tochter von König Wenzel II. und seiner 1. Frau Jutta von Habsburg

2.) ~ Wien 13.7.1332 (Dispens verweigert [Avignon] 1.5.1333)

      ELISABETH VON HABSBURG
      * 8.7.1317, + 23.10.1336
      Schaffhausen Wien

Begraben: zunächst Kartause Mauerbach bei Wien, später Stephansdom zu Wien

Tochter von FRIEDRICH (III.) DER SCHÖNE dt. König und der Elisabeth (Isabella) von Aragon

3.) ~ Bois de Vincennes  12.1334, 2. oo 5.1.1335 (nachträglicher Dispens wegen Verwandtschaft im 3. Grade Avignon 9.1.1335)

      BEATRIX VON BOURBON
      * ca. 1315, + 25.12.1383
                   Damvillers

Begraben: Jakobinerkirche zu Paris

Tochter von Herzog Ludwig I. und der Maria von Hennegau


  21.8.1310
  1. oo Elisabeth von Böhmen, Tochter des Königs Wenzel II.
           20.1.1292-28.9.1330

    1334
  2. oo Beatrix von Bourbon, Tochter des Herzogs Ludwig I.
           um 1320-25.12.1383
 
 
 
 

Kinder:
1. Ehe

  KARL IV.
  14.5.1316-29.11.1378

  Johann Heinrich
  12.2.1322-12.11.1375

  Bona (Jutta)
  20.5.1315-11.9.1349

28.3.1332
   oo Johann II. König von Frankreich
        26.4.1319-8.4.1364

  Ottokar
  22.11.1318-20.4.1320

  Anna
  27.3.1323-3.9.1338
  Prag         Neuburg

16.2.1335
  oo 2. Otto der Fröhliche Herzog von Österreich
          23.7.1301-17.2.1339

  Elisabeth
  27.3.1323-8.1324

  Margarete
  8.7.1313-11.7.1341

12.2.1328
  oo Heinrich der Ältere Herzog von Nieder-Bayern
       29.9.1305-1.9.1339

2. Ehe

  Wenzel I. Herzog von Luxemburg
  25.2.1337-8.12.1383
 
 
 
 

Literatur:
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Benker Gertrud: Ludwig der Bayer. Ein Wittelsbacher auf dem Kaiserthron. Eugen Diederichs Verlag München 1997 Seite 58,77,80,82,95,106,114,116,118,127,134,174,178,183,192,195,219,223,229,238, 254,256 - DEUTSCHE FÜRSTEN DES MITTELALTERS. Fünfundzwanzig Lebensbilder. Edition Leipzig 1995 Seite 316-318,325,333,368 - Ehlers Joachim: Die Kapetinger. W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 2000 Seite 238 - Ehlers Joachim/Müller Heribert/Schneidmüller Bernd: Die französischen Könige des Mittelalters. Von Odo bis Karl VIII. 888-1498. Verlag C. H. Beck München 1996 Seite 245,254,257, 262,267,285,289 - Fischer Otto: Karl IV. Deutscher Kaiser König von Böhmen, Angelsachsen-Verlag Bremen 1941 - Hoensch, Jörg K.: Die Luxemburger. Eine spätmittelalterliche Dynastie gesamteuropäischer Bedeutung 1308-1437. Verlag W. Kohlhammer 2000 Seite 26,38,48,51-104,107-110,119,125,139,162,185,236 - Hoensch, Jörg K.: Kaiser Sigismund. Herrscher an der Schwelle zur Neuzeit 1368-1437. Verlag C.H. Beck München 1996 Seite 18,32 - Hoensch, Jörg K.: Premysl Otakar II. von Böhmen. Der goldene König. Verlag Styria Graz Wien Köln 1989 Seite 107,195,263 - Hundt, Barbara: Ludwig der Bayer. Der Kaiser aus dem Hause Wittelsbach Bechtle Verlag Esslingen München 1989 Seite 17,66,86,88,107,109,112,116,120,126,167,209,219, 233,236,253,273,285,301,309,314,318,320,325,330,333 - Kaiser Karl IV. und die Kultur und Kunst seiner Zeit. Artia Verlag Prag 1978 Seite 10,15,40,50,81,104,126,164,166,212,234,235,236,237, [154] - Klauser, Heinrich: Lexikon deutscher Herrscher und Fürstenhäuser, Kiesel Verlag Salzburg 1982 Seite 119 - Kuthan, Jiri: Premysl Ottokar II. König, Bauherr und Mäzen. Höfische Kunst im 13. Jahrhundert, Böhlau Verlag Weimar 1996 Seite 118,189 - Palacky Franz: Geschichte von Böhmen 1842 - Pfitzner Josef: Kaiser Karl IV. Akademische Verlagsgesellschaft Athenaion Potsdam 1938 Seite 7,8,10,12-22,24-28,30-33,36,40,42,51,52,54,55,65,76,84,101,110,115-117,119 - Prinz Friedrich (Hg.): Deutsche Geschichte im Osten Europas. Böhmen und Mähren. Siedler Verlag Seite 34,113,122,126, 132,134,144 - Schnith Karl: Frauen des Mittelalters in Lebensbildern. Verlag Styria Graz Wien Köln 1997 Seite 300,302-308,311-315,356 - Schwennicke Detlev: Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann GmbH Frankfurt am Main 1998 Tafel 82 - Seibt Ferdinand: Karl IV. Ein Kaiser in Europa 1346 bis 1378 Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1994 46-327 - Stoob Heinz: Kaiser Karl IV. und seine Zeit. Verlag Styria Graz Wien Köln 1990 Seite 11,14, 18,22,25,28,31,33,36,42,48,50,52-55,58,67,82,87,90-93,99,101,105,116,121,177,180,209,254,260, 333,377,401 - Sütterlin, Klaus: König Johann. Ritter auf dem Schauplatz Europa. Verlag Markus Knecht 2003 -