Begraben: zunächst Abtei Valloire bei Crecy, heute
Kastell an der Saar
Ältester Sohn des Kaisers
HEINRICH VII. VON LUXEMBURG und der Margarete
von Brabant, Tochter von Herzog Johann I.
Lexikon des Mittelalters: Band V Spalte 496
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Johann von Luxemburg, König von Böhmen
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* 10. August 1296, + 26.8.1346 gefallen
bei Crecy
Begraben: zunächst Abtei Altmünster (Luxemburg), im 19. Jh. Mettlach, ab 1874 Kastel (Mosel), seit 1947 Luxemburg, Kathedrale
1. oo 31.8.1310 Elisabeth von Böhmen
Kinder:
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Margareta, * 8. Juli 1313, + 1349
Jutta (Guta, Bonne), * 20. Mai 1315, + 1349
Wenzel, seit 1323 KARL IV., * 14. Mai 1316, + 1378
Anna * 27. März 1323, + 1338
2. oo Beatrix von Bourbon (+ 1383)
Sohn:
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Wenzel, Graf und Herzog von Luxemburg, * 25. Februar
1337, + 1383
Johann ist von der
romanischen Welt im Westen des Reiches geprägt worden. Als sein Vater
1308 zum König gewählt wurde, hat er Johann
mit
der Grafschaft Luxemburg belehnt. Eine mit dem 1307 zum König
von Böhmen gewählten Heinrich von Kärnten
unzufriedene Partei bat HEINRICH VII. um
Hilfe. Der König schlug seinen Bruder Walram
als Kandidaten vor, gab dann aber nach und belehnte am 31. August 1310
zu Speyer seinen Sohn mit Böhmen, der am folgenden Tag Elisabeth,
die Tochter Wenzels
II. und der Guta von Habsburg,
heiratete. Am 13. September wurde Johann
zum
Generalvikar
des nach Rom aufbrechenden Vaters ernannt. Der Zug nach Böhmen unter
dem Mainzer Erzbischof Peter von Aspelt führte zur Vertreibung des
KÄRTENERS und zur Krönung des Paares auf der Prager Burg
am 7. Februar 1311. Mit Unterstützung der Kirche, vor allem der
Zisterzienser, und von Teilen des Adels konnte sich
Johann
gegen opponierende Große unter dem Vizekämmerer Heinrich von
Lipa durchsetzen. Nach dem Tode des Vaters hat Johann
für die Wahl des Jahrs 1314 kandidiert, mußte aber zugunsten
Herzog
Ludwigs von Bayern resignieren, den er bis 1322 gegen HABSBURG
unterstützte. Johanns
Politik
war von sehr divergierenden Ämtern und Funktionen bestimmt: König
von Böhmen mit Anspruch auf die Krone Polens,
Kurfürst,
Bündnispartner, seit 1322 Rivale, seit 1341 Todfeind
LUDWIGS
DES BAYERN, Graf von Luxemburg, seit 1332 für ein
Börsenlehen ligischer Lehnsmann des französischen Königs.
Alle Möglichkeiten dieser Positionen hat Johann
mit viel Phantasie und großem, aber oft rasch verfliegendem Elan
zu nutzen versucht. In Böhmen, das er mehrfach über Jahre hinweg
mied, ist er ein Fremdling geblieben; die Ehe mit der Erbin des Landes
galt als gescheitert. Gleichwohl bemühte sich Johann
seit 1323 intensiv um die Realisierung seiner polnischen Ansprüche.
Dies führte 1335/39 zu einem Ausgleich mit König
Kasimir dem Großen (Verträge von Trentschin, Krakau
u.a.). Johann verzichtete auf seinen
Anspruch auf den polnischen Thron und erhielt dafür - mit Vorbehalten
- die Hoheit über fast alle Fürstentümer in Schlesien.
Im Kampf um das Reich half Johann
DEM BAYERN in der Schlacht von Mühldorf (1322), erhielt
dafür die Pfandschaft Eger auf Dauer, sah sich aber in weiterreichenden
Hoffnungen getäuscht, als LUDWIG
die Mark Brandenburg seinem Sohn übertrug. Unterdessen normalisierte
Johann
die
seit dem Kaisertum des Vaters gestörten Beziehungen zu Frankreich.
1323 schickte er seine Sohn Wenzelnach
Paris, der hier den Namen KARL annahm
und Blanche,
die Tochter Philipps von Valois, heiratete.
Johanns
Tochter Gutawurde
1332 die Frau des
Thronfolgers
Johann; er selbst ehelichte 1334 Beatrix,
die Tochter Herzog Ludwigs von Bourbon.
Seit dem Herbst 1330 versuchte
Johann
über den Kopf des Kaisers hinweg, im Norden Italiens eine eigene Herrschaft
aufzurichten. Er nahm dabei Verbindungen zu den HABSBURGERN
auf und verheiratete seinen Sohn Johann
mit Margarethe
Maultasch, der Tochter des einst von ihm vertriebenen
Heinrich von Kärnten und Tirol. Als er 1332 versuchte,
den gebannten Kaiser zu bewegen, zugunsten des seit 1328 mit Johanns
Tochter verheirateten Heinrich von Nieder-Bayern abzudanken, ließ
ihn LUDWIG ins Leere laufen. 1333 mußte
Johann
auf Verlangen seines Sohnes
KARL
das
italienische Abenteuer abbrechen, dafür ließ er sich auf Kämpfe
gegen Brabant ein. Im Bunde mit Philipp VI. hat
sich Johann als einziger Kurfürst
nicht am Rhenser Kurverein beteiligt. Nachdem er 1337 auf einem Auge erblindet
war, unterzog er sich 1340 in Montpellier einer Operation, die ihm die
Sehkraft vollends nahm. Ende 1341 wurde Johanns
Sohn
von seiner mit dem Kaiser verbündeten Gemahlin Margarethe
aus Tirol vertrieben, ihre Ehe für nichtig erklärt. Seither steuerten
die
LUXEMBURGER auf einen Sturz DES
BAYERN zu. Dabei kam es zu Spannungen zwischen Johann
auf der einen, Balduin
von Trier und
KARL
auf
der anderen Seite.
Balduinwünschte
zur Absicherung seiner Kredite faktisch den Besitz der Grafschaft Luxemburg,
die nach Johanns
1340
errichtetem Testament
Wenzel,
dem Sohn aus 2. Ehe, zugedacht war. Das Problem war nicht gelöst,
als KARL mit Hilfe Clemens‘ VI.
am 11. Juni 1346 zum König gewählt wurde und dann mit dem Vater
dem mit Kaiser LUGWIG verbündeten
Philipp
VI. zu Hilfe eilte. Johann
ließ sich von Heinrich Münch von Basel in die Schlacht führen
und fand den Tod.
Quellen und Literatur:
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R. Cazelles, Jean l’Aveugle, 1947 - C. Dumontel, L’Impresa
italiana di Giovanni di Luxemburgo, 1952 - Bosl, Böhmische Länder
I, 1967, 351ff. [F. Seibt] - O. Pustejowski, Schlesiens Übergang an
die böhmische Krone, 1975 - I. Hlavacek, Johann der Blinde (Balduin
von Luxemburg, hg. F.-J. Heyen, 1985), 167. [Q. und Lit.] - J. K. Hoensch,
Geschichte Böhmens, 1987, 114 ff.
JOHANN DER BLINDE
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* 10.VIII.1296, + 26.VIII.1346 gefallen
Luxemburg
bei Crecy
Begraben: Abbaye de Valloire, 1346 Luxemburg St. Marien
seit 1340 blind
Speyer 30.VIII.1310 KÖNIG von BÖHMEN
Prager Burg 7.II.1311 mit Gemahlin gekrönt
Titular-König von POLEN
1310 REGENT
1313 Graf von LUXEMBURG
1334 Seigneu de MEHUN-SUR-YERRE
1329 französischer Leutnant der Gascogne
I. oo Speyer 30.VIII.1310
ELISABETH VON BÖHMEN
* 20.I.1292, + 28.IX.1330
Prag
Wysehrad
Begraben: Königsaal
Tochter von König Wenzel II.
II. oo (Bois-de-Vincennes XII.1334 Kontrakt, Avignon
9.I.1335 Dispens 3°
BEATRIX DE BOURBON (CAPET)
* 1320, + 15.XII.1383
Danvilliers
Begraben: Paris aux Jakobins
Tochter von Louis de Clermont Cte de Clermont-en-Beauvaisis
(II. oo um 1347 Eudes VI. Sire de Grancey et de Pierrepont
+ 27.VII.1389)
JOHANN "DER BLINDE"
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* 1296, + 1346 gefallen
1310 Graf von Luxemburg, König von Böhmen-Mähren
Johann wurde am 31.8.1310 zum König von Böhmen gewählt, verjagte seinen Schwager, Heinrich von Kärnten, und bestätigte in seiner Wahlkapitulation alle Forderungen des Adels. Er wurde 1310 Reichsvikar, half Kaiser LUDWIG IV. und entschied mit seinem Onkel Balduin1322 die Schlacht bei Mühldorf gegen FRIEDRICH (III.). Er erhielt das Egerland dazu, stritt in Böhmen mit der Frau und dem Adel, besonders den von Lipam, von ROSENBERG-WITIKONEN und von Sternberg, und wurde in Böhmen nie heimisch und beliebt mit seiner Verschwendungssucht und seiner französischen Lebensart. Er gewann nach vielen Kriegen gegen Polen ganz Schlesien und beide Lausitzen für die böhmische Krone. Im Frieden von Visegrad 1335 gewann er mit Glogau 1331 und Breslau 1335 unmittelbaren Besitz in Schlesien. Er versuchte 1324 mit Lothringen und französischer Hilfe Metz zu erobern und verwendete dazu erstmals in Europa Belagerungskanonen. Johann, der zeitweise eine eigene Italienpolitik betrieb, ließ sich zum König der Lombarden krönen und versuchte, in Italien einen Machtkomplex aufzubauen, wurde aber 1333 durch die Guelfen verjagt. Er zog mehrmals nach Preußen, dabei jeweils im Bündnis mit Polen (1328,1337,1345), verlor 1335 den Erbkrieg um Kärnten gegen HABSBURG und geriet auch mehr und mehr gegen LUDWIG IV. und fiel von ihm endgültig ab, als der Sohn aus Tirol verjagt wurde. Er gewann die Schutzhoheit über Verdun und geriet gegen seinen Sohn KARL wegen seiner Verschwendungssucht. Durch die Erhebung Prags zum Erzbistum wurde die kirchliche Abhängigkeit Böhmens von Mainz beseitigt. Johann, seit 1339 total erblindet, fand getreu dem ausklingenden Ritterideal in der Schlacht bei Crecy gegen die Engländer den Tod.
1310
1. oo ELISABETH VON BÖHMEN
* 1292, + 1330
Tochter und Erbin des Königs Wenzel II.
1334
2. oo BEATRIX VON BOURBON
+ 1383
Tochter des französischen Pair Herzog Ludwig
I.
JOHANN VON LUXEMBURG
(seit 1310 König von Böhmen)
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* 10.8.1296, + 26.8.1346
bei Crecy
Begraben: zunächst Abtei Valloire bei Crecy, heute Kastell an der Saar
Sohn von Kaiser HEINRICH VII. und der Margaretha von Brabant
1.) ~ Frankfurt/Main 25.7.1310 1. oo Speyer 31.8.1310
ELISABETH VON BÖHMEN
* 20.1.1292, + 28.9.1330
Prag
Prag
Begraben: Zisterzienserkloster Königsaal bei Prag
Tochter von König Wenzel II. und seiner 1. Frau Jutta von Habsburg
2.) ~ Wien 13.7.1332 (Dispens verweigert [Avignon] 1.5.1333)
ELISABETH VON HABSBURG
* 8.7.1317, + 23.10.1336
Schaffhausen Wien
Begraben: zunächst Kartause Mauerbach bei Wien, später Stephansdom zu Wien
Tochter von FRIEDRICH (III.) DER SCHÖNE dt. König und der Elisabeth (Isabella) von Aragon
3.) ~ Bois de Vincennes 12.1334, 2. oo 5.1.1335 (nachträglicher Dispens wegen Verwandtschaft im 3. Grade Avignon 9.1.1335)
BEATRIX VON BOURBON
* ca. 1315, + 25.12.1383
Damvillers
Begraben: Jakobinerkirche zu Paris
Tochter von Herzog Ludwig I. und der Maria von Hennegau
1334
2. oo Beatrix von Bourbon, Tochter des Herzogs
Ludwig I.
um 1320-25.12.1383
Kinder:
1. Ehe
KARL IV.
14.5.1316-29.11.1378
Johann Heinrich
12.2.1322-12.11.1375
Bona (Jutta)
20.5.1315-11.9.1349
28.3.1332
oo Johann II. König von Frankreich
26.4.1319-8.4.1364
Ottokar
22.11.1318-20.4.1320
Anna
27.3.1323-3.9.1338
Prag
Neuburg
16.2.1335
oo 2. Otto der Fröhliche Herzog von Österreich
23.7.1301-17.2.1339
Elisabeth
27.3.1323-8.1324
Margarete
8.7.1313-11.7.1341
12.2.1328
oo Heinrich der Ältere Herzog von Nieder-Bayern
29.9.1305-1.9.1339
2. Ehe
Wenzel I. Herzog von Luxemburg
25.2.1337-8.12.1383
Literatur:
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Europäische Stammtafeln Neue Folge Band I. 1, Vittorio Klostermann
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