Sohn des domesticus Uro
Lexikon des Mittelalters: Band VI Spalte 1580
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Otto, Erzieher König Sigiberts III.
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†
642/43
König Dagobert hatte Otto, den Sohn des Domnesticus Uro, und nicht Pippin den Älteren zum baiolus für seinen älteren Sohn Sigibert III. bestimmt. Als Pippin 640 starb, erwuchs seinem Sohn Grimoald in Otto ein Rivale um die Nachfolge im austrasischen Hausmeieramt. Grimoald verbündete sich mit Bischof Kunibert von Köln und veranlaßte den Alemannen-Herzog Leuthari, Otto zu erschlagen. Daraufhin trat Grimoald das Hausmeieramt an. Der in der Zeit seltene Name Otto (Kurzform für Audoin) könnte auf Verwandtschaft mit dem Gründerkreis von Weißenburg und dem Thüringer-Dux Radulf (gemeinsame Gegnerschaft zu PIPPINIDEN) deuten (Ewig, vorsichtiger Ebling).
Quellen:
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Fredegar IV, 86-88 (MGH SRM II)
Literatur:
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H. Ebling, Prosopographie der Amtsträger des Merowingerreiches,
1974, 66f. - E. Ewig, Spätantikes und frk. Gallien, I, 1976, 199f.,
204f.
Gemeinsam mit Herzog Adalgisel übernahm Kunibert
von Köln die Leitung von "Pfalz und Reich", als 633/34 der unmündige
Sohn Dagoberts, Sigiberts
III. zum König von Austrien erhoben wurde. Aber mit dem
jungen König kamen erneut auch Große der anti-arnulfingischen
Partei an den Metzer Hof: Fredulf, der domesticus, und Otto
(baiolos), der Sohn des domesticus Uro und Erzieher
Sigeberts.
Sie warteten in der Austria nur auf die Gelegenheit, ihre Ansprüche
auch hier durchzusetzen. Diese kam, als bald nach dem Tode Dagoberts
(639) eine politische Neuordnung des Reiches einsetzte. Pippin der
Ältere, der sofort nach Metz zurückgekehrt war und seine
alte Stellung als Hausmeier eingenommen hatte, erschien noch gemeinsam
mit Kunibert von Köln bei der Teilung des Reichsschatzes in
der neustrischen Pfalz Compiegne, wo ihnen auf Weisung der Königin
Nanthilde
und Chlodwigs
II. Aega
den für Austrien bestimmten Anteil übergab, aber kurz darauf
starb (640). Jetzt machte der im königlichen Palast unangreifbare
Otto (baiolos), der Sohn Uros von Paris, Pippins
Sohn Grimoald die Nachfolge im Majordomat streitig. Obwohl
Grimoald der Hilfe Kuniberts sicher sein konnte, wagte er
nicht, gegen Otto
vorzugehen, zumal sich diesem zwei mächtige
Bundesgenossen an die Seite stellten, Radulf von Thüringen
und Fara, der Sohn des Chrodoald.
Fara war nach der Ermordung seines Vaters nicht
zu König Chlothar II., der die
Trierer Mordtat weder hatte verhindern noch die Schuldigen bestrafen können,
gegangen, sondern hatte sich in rechtsrheinische Gebiete begeben. Im Grenzraum
zwischen den Dukaten Alemannien, Thüringen und Bayern konnte er seinen
Einfluß am wirksamsten zur Geltung bringen und die stets latente
Opposition der Amtsherzöge gegenüber den austrasischen MEROWINGERN
verstärken. In welch fatale Lage jene allerdings durch seine Niederlage
und die Deportation seines 'Volkes' gerieten, zeigt die Tatsache, dass
sich jetzt der alemannische Herzog Leuthari, um seine eigene Position
zu retten, dazu verstand, faccione Grimoaldi, Otto (baiolos)
zu töten. Auf diese Weise erreichte der ARNULFINGER
den Majordomat, obwohl der weitere Feldzug gegen Radulf mit
einer großen Niederlage endete.
Zur Sippe des Gundoin gehörte nach einer
gut begründeten Vermutung Ewigs der Radulf- und Fara-Freund
Odo/Otto
(baiolos), der Sohn Uros, den der ARNULFINGER Grimoald
erschlagen ließ.
Literatur:
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Dahn Felix: Die Völkerwanderung. Germanisch-Romanische
Frühgeschichte Europas. Verlag Hans Kaiser Klagenfurt 1977 Seite 452
- Ewig Eugen: Die Merowinger und das Frankenreich. W. Kohlhammer
GmbH Stuttgart Berlin Köln 1988 Seite 143,195 - Friese Alfred:
Studien zur Herrschaftsgeschichte des fränkischen Adels. Der mainländisch-thüringische
Raum vom 7. bis 11. Jahrhundert. Klett-Cotta Stuttgart 1979 Seite 22,27,28
- Geuenich, Dieter: Geschichte der Alemannen. Verlag W. Kohlhammer
Stuttgart Berlin Köln 1997, Seite 99,159 - Hartmann Martina:
Aufbruch ins Mittelalter. Die Zeit der Merowinger. Primus Verlag 2003 Seite
74 - Jarnut Jörg: Agilolfingerstudien. Anton Hiersemann Stuttgart
1986 Seite 76 - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum
Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover
2001 Seite 243,244,246,281, 186 - Riche Pierre: Die Karolinger.
Eine Familie formt Europa. Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co.
KG, München 1991 Seite 34 - Schieffer Rudolf: Die Karolinger.
W. Kohlhammer GmbH Stuttgart Berlin Köln 1992 Seite 19 -