Begraben: Martinsabtei Metz
Einziger Sohn des Franken-Königs Dagobert
I. von seiner Nebenfrau Ragnetrudis
Lexikon des Mittelalters: Band VII Spalte 1883
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Sigibert III., merowingischer König von Austrien
633/34-656
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† 1. Februar 656
Begraben: St-Martin de Metz
Sohn des großen MEROWINGERS Dagobert I., wurde im zarten Alter (dreijährig) zum König von Austrien erhoben, um „Autonomiewünsche“ der austrasischen Aristokratie zu befriedigen. Nach dem Tode des Vaters (639) unternahm Sigibert III., gesteuert von seinen Großen, mehrere fehlgeschlagene Versuche zur Erringung der Macht im gesamten Franken-Reich; sein Zug gegen den Dux von Thüringen scheiterte (641). Bedeutend waren dagegen Sigiberts Interventionen zugunsten des heiligen Remaclus (647/48), die zur Gründung eines Monasteriums in den Ardennen führten (Cugnon, dann Malmedy und Stablo). Sigibert III. wurde vom Hausmeier Grimoald I., dem starken Mann der Epoche, zur Adoption von dessen Sohn Childebert genötigt; der von Grimoald nach dem Tode des Königs inszenierte „Staatsstreich“ schlug aber letztlich fehl. - Bei Sigiberts Grabstätte in St-Martin de Metz entwickelte sich ein Kult, der im 11. Jh. durch die von Sigebert von Gembloux verfaßten Viten stark gefördert wurde (im 13. Jh. nur in St-Martin de Metz und Stablo-Malmedy offizielle Verehrung, Kultzentrum und im 16. Jh. Nancy).
Quellen:
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Fredegar, Chron., MGH SRM II, 4, 59-8,150f. - Vitae Sigiberti
BHK 7711-7712 - Halkin-Roland, Les chartresde Stavelot-Malmedy, I, 1909,
1-14
Literatur:
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Bibl. SS XI, 1035-1037 - LCI VIII, 349 - LThK IX 747f.
- REAU III, 3, 1214 - F. Baix, Le souvenir de saint Sigebert a Stavelot-Malmedy,
Gfolklore Stavelot-Malmedy 14, 1950, 5-27 - N. Gauthier, L’evangelisation
des pays de la Moselle, 1980, 261,310f., passim - R. Folz, Les saints roi
du MA en Occident (VI-XIII s.), 1984, 74-76,191 (SubHag 68) - Ausst. Kat.
La Neustrie. Les pays au nord de la Loire de Dagobert a Charles le Chauve
(VII-IX s.), 1985 - Actes du colloque, 2 Bde, 1989.
SIGIBERT III.
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* 630, † 656
Sigibert III. wurde
633 auf Druck des austrischen Adels als König von Austrien-Aquitanien
eingesetzt.
Nach dem Tode seines Vaters mußte er seinen Bruder
Chlodwig
II. in Neustrien
und Burgund als König einsetzen,
da der neustrische Adel gegen eine Vereinigung mit Austrien
war. 641 wurde das Heer König
Sigiberts III. von den Thüringern
unter Herzog Radulf
an der Unstrut besiegt, die de facto unabhängig wurden.
Der
karolingische Hausmeier Grimoald ließ
um 650 seinen Sohn von Sigibert adoptieren.
Während seiner Regierung entstanden die Klöster von Stablo und
Malmedy.
Entsprechend wird man in dem MEROWINGER-König Sigibert, der nach Bericht der Vita mit Gunzos Tochter Fridiburga verlobt war, Sigibert III. (633-656), den Sohn Dagoberts I., sehen. Die Gallus-Vita nennt ihn jedoch den "Sohn Theuderichs" (II.), meint also Sigibert II., der im Sommer 613 für nur wenige Monate über Austrasien und Burgund herrschte. Wichtig erscheint in unserem Zusammenhang, daß der Herzog, als er seine Tochter dem König "mit großem Gefolge" zuführte, diese bis zum Rhein begleitete, wo königliche Begleiter sie übernahmen und an den Königshof nach Metz brachten.
635-650
In Überlingen am Bodensee residiert ein Herzog Gunzo, dessen Tochter Fridiburga dem Franken-König Sigibert III. (?) zur Vermählung bis an den Rhein zugeführt wird.
Hartmann Martina: Seite 74-75
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"Aufbruch ins Mittelalter. Die Zeit der Merowinger."
Fredegars völlig auf Neustrien fixierte Sichtweite
lässt sich hier gut erkennen, denn er verliert kein Wort über
Sigibert
III., den um 630 geborenen ältesten Sohn
Dagoberts, der seit 632 Unter-König
in Austrasien war.
Doch bereits im gleichen Jahr 632 musste er als Konzession
an den austrischen Adel seinen 630 geborenen Sohn Sigibert
zum
Unter-König in Austrien machen und 634 den in diesem Jahr geborenen
Sohn Chlodwig zum Nachfolger
in Neustrien und Burgund bestimmen.
In Austrien übernahm nun noch einmal - wie für
Dagobert
I. im Jahr 623 - der Hausmeier Pippin
der Ältere eine wichtige Funktion, diesmal als Regent
für
Dagoberts Sohn Sigibert III.
(639-656/57), zusammen mit Bischof Kunibert von Köln
(ca. 623-663). Unter ihrer Aufsicht wurde auch der Schatz Dagoberts
zwischen seinen beiden Söhnen und der Königin Nanthild
geteilt. Als Pippin bereits kurz nach Dagobert
starb
(639/40), hatte dies ungünstige Auswirkungen, denn es entbrannte ein
Streit um die Nachfolge seines Sohnes Grimoald im Amt des austrasischen
Hausmeisters. Die rechtsrheinischen Gebiete wie auch Thüringen entglitten
der Zentralgewalt immer mehr, nachdem die PIPPINIDEN
und ihre Anhänger, darunter Chlodulf
und Ansegisel,
die Söhne Bischof Arnulfs
von Metz, sowie die Herzöge von Alemannien und der Auvergne
einen Feldzug gegen Radulf und die Thüringer erzwungen hatten,
mit dem nicht alle Austrasier einverstanden waren und der mit einer Niederlage
endete (641). Der Alemannen-Herzog Leuthari
sorgte 642 für die Ermordung Ottos,
des
Erziehers Sigiberts III., der
Grimoals Erhebung zum Hausmeier im Wege gestanden hatte.
Im Alter von ca. 15 Jahren, wie bei den MEROWINGER-Königen
üblich, heiratete Sigibert III. 645/46
Chimnechilde,
über die wir nichts wissen. Die Ehe blieb in den folgenden Jahren
kinderlos und möglicherweise war der König auch nicht sehr gesund,
sodass der austrasische Adel eine Nachfolge seines "neustrischen Halbbruders"
Chlodwig II. fürchtete. So jedenfalls
erklärt man sich, dass es Grimoald in diesen Jahren gelungen
sein muss, seinen eigenen Sohn von Sigibert
adoptieren zu lassen, der dann den MEROWINGER-Namen
Childebert erhielt. Wohl zwischen 650
und 655 gebar Chimnechilde dann doch
noch zwei "Königskinder", nämlich Bilichild
und Dagobert,
wobei die Wahl des Mädchennamens erstaunt, war dies doch der Name
der Gemahlin Theudeberts II., die
von ihrer Schwiegermutter als Sklavin gekauftt und von ihrem Mann schließlich
umgebracht worden war (610).
Sigibert III. erkrankte
schließlich im Januar 656 oder 657 schwer und starb am 1. Februar
des betreffenden Jahres im Alter von nur 22-24 Jahren. Der tote König
wurde nach Metz gebracht und dort in der von ihm gegründeten Martinsbatei
vor den Toren der Stadt beigesetzt. Bischof von Metz war Chlodulf,
der älteste Sohn Arnulfs von Metz.
646
oo Chimnechild
um 630/32
† nach 654
Kinder:
Dagobert II.
652 † 23.12.679
ermordet
Bilchilde
† 675 ermordet
oo Childerich II.
† 675 ermordet
Literatur:
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- Deutsche Geschichte Band 1 Von den Anfängen bis zur Ausbildung
des Feudalismus. VEB Deutscher Verlag der Wissenschaften Berlin 1982, Seite
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Seite 128,131,137,142-146,157,159,162-164, 181,183,195,199,202,205
-
Geuenich, Dieter: Geschichte der Alemannen. Verlag W. Kohlhammer Stuttgart
Berlin Köln 1997, Seite 98,158 - Hartmann Martina: Aufbruch
ins Mittelalter. Die Zeit der Merowinger. Primus Verlag 2003 Seite 26,
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Eduard: Adoptionen im mittelalterlichen Königshaus, in: Schulz Knut:
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Eduard: Lotharingien und das Reich an der Schwelle der deutschen Geschichte.
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Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen
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Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen
Geschichte Band I, Teilband 1, R. G. Fischer Verlag Frankfurt/Main 1993
Tafel 3 - Werner Karl Ferdinand: Die Ursprünge Frankreichs
bis zum Jahr 1000. Deutscher Taschenbuch Verlag München 1995, Seite
349,356 -