Athanagild                                       westgotischer Prinz
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um 580 nach 600
 

Einziger Sohn des Prinzen Hermegild und der Ingunde von Austrasien, Tochter von König Sigibert I.
 

Thiele, Andreas: Tafel 218
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"Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband"

ATHANAGILD
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Er wurde geächtet und nach Byzanz gebracht.

  oo JULIANA FLAVIA
           

Verwandt mit Kaiser Maurikios
Sie waren die Großeltern von König Erwich ( 15.11.687).



Thiess Frank: Seite 214,220,228
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"Die griechischen Kaiser. Die Geburt Europas."

Tiberios hatte mithin bis zu Hermenegilds Flucht nach Cordoba den König im Glauben gehalten, er werde sich unter Umständen für seinen Sohn einsetzen. Jetzt, da Hermenegild sich in Cordoba befand, hätte es geschehen müssen. Es geschah nicht, sondern man ließ ihn wissen, es sei das beste, sein Spiel aufzugeben. Seine Gattin und sein Söhnchen Athanagild blieben im byzantinischen Gebiet. Er kapitulierte.
So mögen es nicht nur politische Gründe gewesen sein, die Brunichilde veranlaßten, trotz der ihr versagten Rückkehr des Enkels Athanagild aus Kobstantinopel das Bündnis mit Byzanz nicht zerfallen zu lassen.
Daß die fränkische Prinzessin Ingunde, Childeberts Schwester, und ihr Sohn Athanagild (Leovigilds Enkel) sich auuf byzantinischem Boden befanden, gab dem Kaiser im diplomatischen Verkehr mit Austrasien einen Rückhalt.
Nach Hermenegilds mißlungenem Aufruhr war seine Witwe Ingunde mit ihrem kleinen Sohn Athanagild auf byzantinischem Gebiet geblieben. In Karthago erkrankte sie und starb, bald nachdem sie das Schiff bestiegen hatte, in Sizilien. Der Enkel Brunichildes und Leovigilds befand sich als kostbar gehütetes Juwel in Konstantinopel. Viele respektvolle Briefe wurden zwischen beiden Höfen gewechselt, auch die Vermittlung des Patriarchen in Anspruch genommen, aber Maurikios blieb unerbittlich [26 Vgl. Gourbert, L'Occident, Seite 127-147. Tatsächlich wandte Childebert sich an nahezu alle Personen von Einfluß, um den Kaiser zu erweichen, sogar an seinen Vater Paulus und seinen Onkel Domitian, den Bischof von Melitene.].
Die Rückführung Athanagilds an den Hof von Metz wäre einer Vorleistung gleichgekommen, die er sich nicht erlauben durfte.
Das stille Ringen um den jungen Goten-Prinzen ist nicht nur interessant, weil es ein Licht auf die Festigkeit der erbdynastischen Bindungen wirft, sondern weil Athanagild infolge seiner nächsten Verwandtschaft mit dem gotischen wie mit dem austrasischen König als legitimer Erbe jedes dieser Throne weltpolitisch von größter Bedeutung werden konnte. Nur solange Maurikios ihn an seinem Hof in ehrenvoller Haft hielt [27 Diehl, Etudes, Seite 208, nennt ihn kurzerhand "prisonnier a Constantinople", womit er die Lage Athanagilds einseitig vereinfacht. Über die späteren Wege des Goten-Prinzen und seine mutmaßlichen Nachkommen siehe Goubert, Etudes Byzantines, 38/39.], glaubte er der Allianz mit Austrasien sicher zu sein.

Hartmann Martina: Seite 62,167
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"Aufbruch ins Mittelalter. Die Zeit der Merowinger."

Vor seinem Untergang vertraute Hermenegild noch seine Gemahlin Ingunde und seinen Sohn Athanagild dem Schutz des byzantinischen Kaisers an, der die beiden nach Konstantinopel zu bringen befahl. So hatte Kaiser Maurikios (582-602) ein Faustpfand gewonnen, um die Austrasier zur Erfüllung ihrer Bündnisverpflichtung gegen die Langobarden zu zwingen, und Brunichild war sehr an der Erfüllung dieser Forderung gelegen, um ihre Tochter und ihren Enkle zu schützen. Ingunde starb jedoch bereits auf der Reise nach Konstantinopel in Afrika (585), und auch Athanagild kam nie wieder aus Byzanz zurück, sondern starb dort irgendwann nach 588, obwohl seine Großmutter Brunichild die Kaiserin Anastasia selbst in mehreren Briefen um Vermittlung für seine Rückkehr ins Franken-Reich gebeten hatte.
In dieser Briefsammlung finden sich außerdem sehr persönliche Schreiben der Königin Brunichild an die Kaiserin Anastasia mit der Bitte, sich für die Rückkehr des gewissermaßen als Geisel nach Byzanz gebrachten Enkels, des Sohnes der auf dem Weg dorthin verstorbenen Tochter Ingunde († 585), einzusetzen (siehe oben Seite 62), sowie ein Schreiben Brunichilds an den Enkel selbst.
 
 
 
 

  oo Juliana Flavia, Verwandte des Kaisers Maurikios
           
 
 
 
 
 
 
 

Literatur:
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Hartmann Martina: Aufbruch ins Mittelalter. Die Zeit der Merowinger. Primus Verlag 2003 Seite 62, 167 - Offergeld Thilo: Reges pueri. Das Königtum Minderjähriger im frühen Mittelalter. Hahnsche Buchhandlung Hannover 2001 Seite 209 - Thiele, Andreas: Erzählende genealogische Stammtafeln zur europäischen Geschichte Band III Europäische Kaiser-, Königs- und Fürstenhäuser Ergänzungsband, R.G. Fischer Verlag 1994 Tafel 218 - Thiess Frank: Die griechischen Kaiser. Die Geburt Europas. Paul ZsolnayVerlag Gesellschaft mbH Hamburg/Wien 1959 Seite 214,220,228,231,364 -