Begraben: Martinsabtei vor Autun
Jüngere Tochter des Westgoten-Königs
Athangild
und
der Godiswintha
Lexikon des Mittelalters: Band II Spalte 761
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Brunichild, fränkische Königin
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†
613
Tochter des westgotischen Königs Athanagild
1. oo 566/67 Sigibert I. König des fränkischen Ostreichs (Reims)
2. oo 576 Merowech († 577), Sohn Chilperichs I.
Bestimmendes Motiv für die Politik der frühen Brunichild war Rache für die Ermordung ihrer Schwester Galswintha durch deren Gatten Chilperich wegen dessen Frau vor und nach Galswintha, Fredegunde. So war Brunichild die treibende Kraft im Kampf Sigiberts gegen Chilperich. Gemeinsam mit zumindest einem Großen, gestützt auf die gentes Sigiberts konnte Brunichild 575 die Herrschaft ihres unmündigen Sohnes Childebert im ostfränkischen Reich seines Vaters durchsetzen. Die Unmündigkeit Childeberts war Anlaß für den Machtkampf zwischen den ostfränkischen Großen und dem Königtum, vertreten durch König Gunthramm, Brunichild und dem unter ihrer tuitio stehenden Childebert; er endete mit der Zurückdrängung der Großen und führte zum Vertrag von Andelot (587/86), der eine Stärkung des Königtums bedeutete und an dem Brunichild maßgeblichen Anteil hatte. Childebert († 596) folgten dessen unmündige Söhne Theudebert II. in Austrien und Theuderich II. in Burgund "cum avia B." (Vita Columbani, I, 18; MGH SRM IV, 86). 598/99 wurde Brunichild von den Austriern vertrieben und nahm seitdem in Burgund eine ähnliche Position ein wie unter Childebert in Austrien. Durch sie gelangten Romanen in höchste Ämter. Mit der Ermordung des Hausmeiers Protadius durch Burgunder wurde deren Opposition zu Brunichild zum ersten Mal deutlich. Wegen der Legitimität der Söhne Theuderichs von concubinae geriet Brunichild in Konflikt mit Columban. Kämpfe zwischen den Enkeln Brunichilds führten zum Tod Theudeberts (612). Nach Theuderichs Tod (613) ließ Brunichild dessen unmündigen Sohn Sigibert II. unter Ausschluß seiner Brüder zum König erheben. Die Opposition der Großen gegen Brunichild wuchs in beiden Reichen. Nachdem die Austrier Chlothar II. eingeladen hatten, verließen auch die Burgunder Brunichild, die 613 grausam getötet wurde. Die zum Teil verzerrte Darstellung Brunichilds in den Quellen täuscht nicht darüber hinweg, daß sie Vorkämpferin eines mächtigen Königtums gegenüber den Großen und Verfechterin der Reichseinheit war.
Literatur:
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G. Kurth, La reine Brunehaut (Etudes franques I, 1919),
265-356 - M. Brion, Fredegonde et Brunehaut, 1935 - E. Ewig, Die frk. Teilungen
und Teilreiche (511-613), AAMz, 1952, Nr. 9, 681ff., 712ff. - H. Grahn-Hoek,
Die frk. Oberschicht im 6. Jh. Stud. zu ihrer rechtl. und polit. Stellung
(VuF, Sonderbd. 21), 1976.
Bertelsmann: Seite 124
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"Lexikon Geschichte"
Brunhilde, Brunichilde, fränkische Königin westgotischer
Herkunft
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†
613
Gemahlin des MEROWINGERS
Sigibert I. (561-575) und
Mutter Childeberts II., seit
595 Regentin für ihre unmündigen Enkel. Bestrebt, die
Rechte des Königtums gegenüber dem Adel zu wahren, unterlag sie
bei dem Versuch, von einem mit Burgund vereinigten Austrien aus die Führung
des Reiches zu übernehmen, dem hohen Adel und
Chlothar
II., der sie hinrichten ließ.
SIGIBERT I.
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* 535/36, + ermordet Ennde 575
561/75 König in REIMS
oo Frühjahr 566
BRUNICHILD
* 545/50, + 613
Begraben: Autun St-Martin
Tochter von Athanagild, König der Westgoten
(II. oo MEROWECH, Sohn von König Chilperich I. in
Soissons, + 577)
Ewig Eugen: Seite 51
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"Die Merowinger"
Die Königin
Brunichild handelte rasch. Sie ließ ihren Urenkel Sigibert
II., den ältesten Sohn Theuderichs,
zum König erheben. Aber die Austrasier gingen zu Chlothar
II. über. Die aristokratische Opposition regte sich bald
sogar in den Reihen der Frankoburgunder. Das gegen Chlothar
mobiliserte
Heer löste sich ohne zu kämpfen in Chalons sur Marne auf. Brunichild
wurde
in Orbe (beim See von Neuchatel) vom frankoburgundischen Hausmeier festgenommen
und Chlothar ausgeliefert. Die düstere
dynastische Tragödie nahm ein schreckliches Ende. Chlothar
ließ die alte Königin, der er die Schuld an allen seit 575 begangenen
Bluttaten aufbürdete, in grausamer Weise vierteilen. Er verschonte
von der Familie
Theuderichs nur sein
Patenkind Merowech.
Seite 96
Die Bestattung in einer Basilika konnte man, wie es scheint,
selbst dem ärgsten Feind nicht verwehren. So hat Chlothar
II. offenbar toleriert, daß die 613 in Reneve sur Vingeanne
so grausam hingerichtete Königin
Brunichild in der von ihr gegründeten Martinsabtei vor
Autun zur letzten Ruhe geleitet wurde.
567
1.oo Sigibert I. König von Austrasien
um 535 † 575 vor 8.12. ermordet
576
2. oo Merowech, Sohn Chilperichs I.
† 577
Kinder:
Ingunde
um 568 † 585
579
oo Hermenegild westgotischer Prinz
um 550 †
13.4.585
Childebert II.
570 † 596
Chlodosinda (Chlodoswinth)
†
Literatur:
-----------
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